Die Welt - 02.11.2019

(Brent) #1

28


02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-HP


  • Zeit:----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
02.11.1902.11.1902.11.19/1/1/1/1/LW2/LW2 DSCHWENK 5% 25% 50% 75% 95%

28 DIE LITERARISCHE WELT DIE WELT SAMSTAG, 2. NOVEMBER 2019


An dieser Stelle erscheint monatlich die
Empfehlungsliste mit der größten Ver-
breitung im deutschsprachigen Raum.
Medienpartner sind LITERARISCHE
WELT, WDR 5, „NZZ“ und Österreich 1.
Experten küren zehn Sachbücher (keine
Fachbücher) aus Geistes-, Natur-, Sozial-
und Wirtschaftswissenschaften. Im No-
vember geht es um den unglücklichen
Friedrich Hölderlin, den angeblich zivili-
sierenden Effekt der Todesstrafe, die Ge-
burt der Wissenschaft aus dem Geist der
Antike und die dunklen Geheimnisse des
Vatikan.


  1. Rüdiger Safranski: Hölderlin. „Komm!
    Ins Offene, Freund!“Biografie. Hanser,
    336 S., 28 €.

  2. Philipp Ther: Das andere Ende der
    Geschichte.Über die Große Transforma-
    tion. Suhrkamp, 199 S., 16 €.

  3. Volker Reinhardt: Die Macht der
    Schönheit.Kulturgeschichte Italiens.
    Beck, 651 S., 38 €.

  4. Carlo Rovelli: Die Geburt der Wissen-
    schaft.Anaximander und sein Erbe. Ro-
    wohlt, 230 S., 22 €.

  5. Richard Wrangham: Die Zähmung des
    Menschen.Warum Gewalt uns friedli-
    cher gemacht hat. DVA, 496 S., 28 €.

  6. Kwame Anthony Appiah: Identitäten.
    Die Fiktion der Zugehörigkeit. Hanser
    Berlin, 336 S., 24 €.


7.-8. Harry G. Frankfurt: Alternative
Möglichkeiten und moralische Verant-
wortung.Reclam, 95 S., 6 €.

Frédéric Martel: Sodom.Macht, Homo-
sexualität und Doppelmoral im Vatikan.
Fischer, 671 S., 26 €.


  1. Julia Ebner: Radikalisierungsmaschi-
    nen.Wie Extremisten die neuen Techno-
    logien nutzen und uns manipulieren.
    Suhrkamp, 335 S., 18 €.

  2. Thomas Pletzinger: The Great No-
    witzki.Das außergewöhnliche Leben des
    großen deutschen Sportlers. Kiepenheu-
    er & Witsch, 512 S., 26 €.


Die Jury: Tobias Becker, „Spiegel“; Kirstin
Breitenfellner, „Falter“; Eike Gebhardt;
Daniel Haufler; Jochen Hörisch; Günter
Kaindlstorfe; Otto Kallscheuer; Petra
Kammann, „Feuilleton Frankfurt“; Elisa-
beth Kiderlen; Jörg-Dieter Kogel; Ludger
Lütkehaus; Herfried Münkler; Marc
Reichwein, WELT; Thomas Ribi, „Neue
Zürcher Zeitung“; Sandra Richter; Wolf-
gang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer,
„Telepolis“; Frank Schubert, „Spektrum
der Wissenschaft“; Norbert Seitz; Joa-
chim Treusch; Andreas Wang; Michael
Wiederstein, „Schweizer Monat“; Harro
Zimmermann; Stefan Zweifel

DIE BESTENLISTE


Mit Ernest Hemingway verheiratet gewesen, die Olympischen Spiele 1936 gesehen,
an Bord eines Schiffes die Invasion der Alliierten in Frankreich erlebt, über den
Eichmann-Prozess berichtet, Romane und Kriegsreportagen geschrieben: Martha
Gellhorns wildes Leben scheint kaum zu fassen, weswegen man ihre Reportagen le-
sen sollte, zum Beispiel die in diesem Band versammelten. MARA DELIUS

Martha Gellhorn: Der Blick von unten. Reportagen aus sechs Jahrzehnten
(1934–1959). Band 1. Edition Tiamat, 360 S., 28 €.

JUDGE A BOOK BY ITS COVER


Denise war zu Fuß vom Bahnhof Saint-
Lazare gekommen, wo sie und ihre Brü-
der nach einer auf der harten Bank eines
Wagens dritter Klasse verbrachten Nacht
einem Zug aus Cherbourg entstiegen wa-
ren. Sie hielt Pépé an der Hand, und Jean
folgte ihr, alle drei waren erschöpft von
der Reise, verwirrt und wie verloren in
dem riesigen Paris, blickten an den Häu-
sern empor und fragten an jeder Straßen-
kreuzung nach der Rue de la Michodière,
in der ihr Onkel Baudu wohnte.

DAS RÄTSEL


In dieser Woche suchen wir ein Meister-
werk des Naturalismus. Wie heißt der
Roman? Und wie heißt sein Verfasser?
Lösungsvorschläge bitte an die Redak-
tionsadresse oder an weltlitera-
[email protected] der vergangenen Woche
suchten wir Friedrich Hölderlins Gedicht
„Heidelberg“. Gewonnen hat Claudia
Güssmer aus Leipzig.

Vielleicht sind sie nicht die Ersten, an die
man denkt, wenn man die Aufnahmen der
furchtbarenFeuer in Kaliforniensieht,
aber auch Buchhandlungen sind von den
Verheerungen betroffen. Allein das groß-
flächige Kinkade-Feuer hat zwanzig von
ihnen lahmgelegt. Doch Amerika, kein
Land, das für sein soziales Netz berühmt
wäre, ist eine spendenfreudige Nation.
Tatsächlich hat sich bereits 1996 mit der
Book Industry Charitable Foundation
(Binc)eine Stiftung gegründet, die spe-
ziell in Not geratenen Buchhändlern hilft.
Und eine Binc-Vertreterin hat sich in die-
ser Woche gegenüber dem Branchenma-
gazin „Publisher’s Weekly“ geäußert. We-
nigstens hundert Buchhandlungen, gab
sie an, seien mittlerweile evakuiert. Drei
habe man bereits mit Mitteln ausgestat-
tet. Zwölf weitere hätten entsprechende
Anträge gestellt.

DER BETRIEB


Brecht (siehe die vorangegangene Seite) kannte sie noch nicht, aber der lebte ja auch eine Verkehrswende
früher – als man vom Pferd auf den Verbrenner umsattelte und nicht vom Verbrenner auf die Lithium-
Ionen-Batterie, jenem Energiespeicher, der dem Elektromobilisten die Reichweitenangst überhaupt erst
beschert: Schaffe ich es noch bis zum nächsten Schnelllader? Und gibt es – weil schnell ja relativ ist –
einen Kaffeeautomaten dort? Seit 2016 übrigens hat die Reichweitenangst (engl. range anxiety) einen ei-
genen Wikipedia-Eintrag, in dem es allein um Elektromobilität geht. Dabei ist Reichweitenangst lange,
bevor es Akkus gab, das prägende Gefühl von Schriftstellern gewesen, die um ihre Auflage bangten.

UNWORT DER WOCHE


}


PROLEGOMENA


*

*PROLEGOMENA: „EINLEITUNG, WELCHE GEMEINGLICH VORGÄNGIG NÖTHIG IST, DER VÖLLIGEN UNTERWEISUNG EINER WISSENSCHAFT VORHERGESETZT ZU WERDEN, DAMIT DER LESER DIESELBE BESSER FASSEN MÖGE“ (ZEDLERS UNIVERSAL-LEXICON, 1754).

UVerantwortlich: Mara Delius Redaktion:Wieland Freund, Philipp Haibach, Marc Reichwein Gestaltung: Matthias WahrenU 1 0888 Berlin, Axel-Springer-Straße 65, [email protected]

Wir sind uns gar nicht so sicher, was wir
von Hörbüchern halten, und gewiss ist
nicht jeder Roman fürs Hörspielge-
macht, dieser aber, wir sind uns sicher,
schon: In John Dos Passos’ Urbild des
modernen Romans „Manhattan Trans-
fer“wimmelt schließlich die Stadt New
York in tausend Stimmen. Deshalb, kurz
bevor der 340 Minuten lange Director’s
Cut des Hörspielsam 3. November um
18.05 bei SWR2beginnt: Schnell einen
Manhattan mixen (Whisky, Wermut, An-
gostura und Orangenbitter). Und dran
denken: Damals war noch Prohibition.

DIE EMPFEHLUNG


Patricia Highsmith hat sich den Ruf einer Sphinx erworben. Figuren wie den un-
durchsichtigen Tom Ripley erfindet man nicht ungestraft. Highsmith war ein ruhe-
loser Geist, berühmt auch für ein tumultöses Liebesleben. Ein Nachricht also ist es
allemal, dass 2021 ihre Tagebücher erscheinen, pünktlich zu Highsmiths 100. Ge-
burtstag. Gefunden hätten die 56 Notizbücher Highsmiths Lektorin und ihr damali-
ger Verleger, teilte der Diogenes-Verlag mit. Highsmith, die 1995 starb, hatte sie hin-
ter Bettwäsche und Handtüchern in ihrem Haus im Tessin versteckt.

DAS FUNDSTÜCK


Ein warmer Sonntag im Juli oder August


  1. In Ahrenshoop, dem Fischerdorf auf
    dem Darß, tummeln sich die Erholungs-
    suchenden und genießen das Zusammen-
    spiel von Bade- und Kulturfreuden. Ende
    des 19. Jahrhunderts bereits hatte sich
    hier um Paul Müller-Kaempff, Elisabeth
    von Eicken und Fritz Grebe eine Künst-
    lerkolonie gebildet, und gleich nach dem
    Zweiten Weltkrieg schickte man sich an,
    diesen Ruf fortzuführen und „im schöns-
    ten Land der Welt“ (Uwe Johnson) ein
    „Bad der Intelligenz“ zu etablieren. Maß-
    geblichen Anteil daran hatte der 1945 aus
    dem Moskauer Exil heimgekehrte Johan-
    nes R. Becher. Als Präsident des kurz da-
    rauf gegründeten Kulturbundes zur de-
    mokratischen Erneuerung Deutschlands
    machte er sich daran, Schriftsteller,
    Künstler und Wissenschaftler an die Ost-
    see zu locken. Ein „Intelligenz-Sammel-
    punkt“ mit weiter Ausstrahlung sollte
    sich auf diese Weise bilden.
    Becher selbst fand früh Wohlgefallen
    an Ahrenshoop, spielte mit dem Gedan-
    ken, ein Anwesen, das heutige Dünen-
    haus, zu erwerben, und hoffte auf Inspi-
    ration für sein eigenes Schaffen. 1950 je-
    doch musste er seine Sommerfrische jäh-
    lings abbrechen. Eine Sommerliebschaft
    drohte seine Ehe zu gefährden, es kam zu
    offenem Zwist am Urlaubsort, und von da
    an reiste er immer seltener nach Ahrens-
    hoop. Im Sommer 1951 freilich ließ er es
    sich nicht nehmen, im weißen Leinenan-
    zug den Strand entlang zu schreiten, den
    er – anders als der meist in seiner Ferien-
    wohnung hockende Bertolt Brecht – gern
    aufsuchte. Zuvor hatte er in der Ortsmit-
    te, in der Bunten Stube, nach dem Rech-
    ten gesehen und seine Werke unauffällig
    in die vorderste Reihe gerückt.
    Binnen weniger Sekunden verdüsterte
    sich seine Stimmung. Becher galt als er-
    klärter Gegner der Freikörperkultur, die
    in der ostdeutschen Bevölkerung keines-
    wegs, wie heute oft behauptet, von An-
    fang an leidenschaftlich praktiziert wur-
    de, empörte sich beim Anblick provokativ
    zur Schau gestellter „deformierter Kör-
    per“ und wollte das allein „im Interesse
    der Ästhetik“ nicht dulden. Und was
    kommt ihm da, am Strand Richtung
    Wustrow, unter die Augen? Eine splitter-
    nackte Frau um die fünfzig gibt sich hem-
    mungslos der Sonne hin, lediglich ihr
    Antlitz schützt sie vor der Hitze mit einer
    Zeitung, genauer: mit einem Exemplar
    des „Neuen Deutschland“.
    Becher vermag es nicht, seine Erre-
    gung zu zähmen, stürzt auf die Nackte zu
    und sorgt so für eine Ansprache, die als-
    bald in den Anekdotenschatz der Weltli-
    teratur einging. „Schämen Sie nicht, Sie
    alte Sau?“, soll Sonettspezialist Becher
    der ahnungslos Ruhenden zugerufen ha-
    ben – eine pointierte Frage, die in Pein-
    lichkeit umschlägt, als die Angesproche-
    ne die Zeitung entfernt. Es ist Anna Seg-
    hers, die Grande Dame der DDR-Litera-
    tur. Beide verstummen, man wechselt ein
    paar belanglose Worte, tut so, als wäre
    nichts vorgefallen, und wünscht sich ei-
    nen schönen Tag. Brecht und Hanns Eis-
    ler, die diesen Sommer ebenfalls in Ah-
    renshoop verbringen, sollen von dieser
    Szene nichts mitbekommen haben.
    Allein das wäre schon eine feine Ge-
    schichte, doch sie erfährt eine zusätzliche
    Pointe, als Anna Seghers wenige Wochen
    später in der Deutschen Staatsoper zu
    Berlin der Nationalpreis erster Klasse der
    DDR verliehen wird. Überreicht wird ihr
    die Auszeichnung vom späteren Kultur-
    minister Becher, der mit einem zarten
    „Meine liebe Anna ...“ ansetzt. Diese hat
    indes den verbalen Zwischenfall von Ah-
    renshoop nicht vergessen und zischt ihm
    ein „Für dich immer noch die alte Sau“ zu



  • in einer Lautstärke, die die verdutzten
    Festgäste in den ersten Reihen an diesem
    Dialog partizipieren lässt. RAINER MORITZ


Alles Schriftstellerleben sei Papier, heißt
es. In dieser Reihe treten wir den Gegen-
beweis an.

ACTIONSZENEN DER
WELTLITERATUR

Becher und


die alte Sau


© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-11-02-ab-22 7064c6e0a695d62b5be87fbd5ada200d

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf