Berliner Zeitung - 02.11.2019

(nextflipdebug5) #1

WarumdieIAA


nachBerlinmuss


BerlinkönntedieInternationale


Automobil-Ausstellungneupositionieren.


UnddabeidieVorteilederHauptstadt


ausspielen–alsInnovationstreiber


undalsOrtfürZukunftsdebatten


E


skönnte einWendepunkt
für eine der wichtigsten
Auto-MessenderWeltsein.
Undesi st eine Chance für
dieseStadt.DieInternationaleAuto-
mobil-Ausstellung,kurzIAA,soll von
FrankfurtamM ain nachBerlin zie-
hen. Dafür haben derRegierende
BürgermeisterMichaelMüller(SPD)
und Messe-Chef Christian Göke am
Freitagabend bei einemGespräch
mit demBranchenverbandVDA ge-
worben.Details wurden nicht be-
kannt. DochBeobachternist klar,
dass dieMesse nur dann überlebt,
wennsiesichneuprofiliert–alsMo-
bilitätsmesse.SiemussindieHaupt-
stadt, und sie muss sich dringend
wandeln,mahnteeinKennerderAu-
toindustrie.„EinUmzug der IAA
nachBerlinwär eeinegute Entschei-
dung“,sagteFerdinandDudenhöffer
vonderUniversität Duisburg-Essen.
DieKraftfahrzeugbranche ist im
Umbruch. NeueHerstellertrumpfen
auf, Debatten über dieAuswirkun-
gendes Autoverk ehrssetzendeneta-
blierten Unternehmenzusätzlichzu.
In GroßstädtengewinnenneueMo-
bilitätskonzeptewieSharingmodelle
anBedeutung,fürjungeLeuteistder
Kauf eines privatenAutos oft kein
Konzept mehr.Die Turbulenzen in
der Branche betreffen auch die IAA,
dielangeeinOrtstolzer Repräsenta-
tion undSelbstvergewisserung war.
Wir,dasAutolandDeutschland!
Als Produktschau sei dieMesse
„langweilig“ geworden, meinteFer-
dinand Dudenhöffer.„DasThema


AutohatfürvieleMenschenanEmo-
tionverloren“,soderLeiterdesCen-
ter for AutomotiveResearch. „Die
IAAbrauchteinneuesFormat“–im
Zeichen der Digitalisierung, die
heutedieGefühleanspricht.Fürdie
Neuausrichtung wäreBerlin gut ge-
eignet. Zumeinen, weil es hier mit
derIF AbereitseineMessemitvielen
Digitalthemen gebe.Zum anderen,
weilBerlinattraktivseiundinterna-
tionaleinegroßeAusstrahlunghabe.

Besucherzahlgehtzurück
„Frankfurtsteht in keinerWeise für
Autos –allenfalls fürBanken“, sagte
Dudenhöffer.DagegenseiBerlineta-
bliertals Bühne fürPolitiker und
Wirtschaftschefs,sich weltweit zu
präsentieren.Er ist sich sicher,dass
diebesondereAttraktivitätAutoher-
stellerdazubewegenkönnte,zurIAA
zurückzukehren.„SoeinAuftrittkos-
tet 50 bis 100Millionen Euro.Da
überlegteinUnternehmengenau,in
welchemKontextessichdarstellt.“
Weniger Besucher,weniger Aus-
steller:Darunter leidet die IAA in
Frankfurt.Experten führen denAb-
wärtstrend auch aufDiskussionen
zurück, bei denen dasAuto im Zei-
chen des Klimawandels infrage ge-
stelltwird.„DieIAAinihrerjetzigen
Formistein Dinosaurier“,sagteBer-
lins Wirtschaftssenatorin Ramona
Pop. „Immer größer,schwerer und
protziger–dasistdieVergangenheit.
DieIAA musssich revolutionieren,
dannpasstsieauchzuBerlin“,sodie
Grünen-Politikerin.„SiedarfdieVer-

VonPeter Neumann

kehrswendenichtverschlafen,sonst
ist der Automotive-Standort
DeutschlandinGefahr,weiterabge-
hängt zu werden.“ Dagegen wäre
einemoderneIAA,beiderdieneuen
Mobilitätserfordernisse Sauberkeit,
Freiheit vonfossilen Brennstoffen
und Digitalisierung in denVorder-
grund gestelltwerden, ein Gewinn
fürBerlinundfürdieAutoindustrie.
Auch Verkehrssenatorin Regine
Günther mahnte eine grundsätzli-
cheNeuaus richtungan.„BerlinsVer-
kehrspolitik stellt denMenschen in
den Mittelpunkt–nicht die autoge-
rechteStadt“,sagtedieGrünen-Poli-
tikerin. „Wir wollen eineMobilität,
diewenigerPlatzbenötigt,dieweni-
ger Lärm,Kohlendioxid undLuft-
schadstoffeverursacht, dafür aber
mehr Sicherhe it und deutlich mehr
Lebensqualität bringt.Jede Messe,
die eine solche integrierteMobilität
thematisiertunddie Zukunftlebens-
werterMetropolenimBlickhat,wäre
inBerlinher vorragendaufgehoben.“
Dass sichBerlins rot-rot-grüne
Koalition nicht autofreundlich gibt,
wärekeinWiderspruch, sagteFrank
Jahnke(SPD).InBerlinarbeitenviele
Firmen undForschungsstätten an
ZukunftsthemenderBranche–etwa
an energieschonenden und schad-
stoffarmen Antrieben. Hier hätten
nichtnurDaimleroderBMWStand-
orte: „Hier sind die bedeutendsten
Zulieferer für die neue,intelligente
MobilitätzuHause,zumBeispielIA V,
Continental sowie viele Hidden
Champions“,soderAbgeordnete.

„Die Herausforderungen,vorde-
nen dieBranche steht, sind in der
Metropole Berlindirekterlebbar,die
Testfelder für zukunftsweisende
Ideen lägen imUmfeld“, sagte IHK-
Chef JanEder.„In Berlin gibt es mit
derILA,derInnotransundnichtzu-
letztderFormulaEthematischeAn-
knüpfungspunkte.Die IAA inBerlin
wäreeinGewinn.“

MassiverWiderspruchzuerwarten
„WirkönnenunsdieIAAalseineArt
Schaufenster derMobilität vorstel-
len,dasüberdasMesseg eländehin-
aus laufende und geplanteProjekte
präsen tiert“,hießesbeimADAC.
DerBranchenverbandVDAbrau-
che einen„Reset“, forderte Andreas
Knie vomWissenschaftszentrum
Berlin. „Eine Neuaus richtung der
IAAwäreeine Möglichkeit, dies zu
dokumentieren.“Stattimmergröße-
rerSUV müsse dieMesseLösun gen
fürMobilitätsproblemezeigen.
Dasheiße auch, dassHersteller
Motorfahr zeugeneu denken–als
Teil multimodaler Mobilität, sagte
TilmannHeuser vomBundfürUm-
welt und NaturschutzDeutsc hland.
„Dass dies gelingt, da habe ich so
meine Zweifel. Eine IAA inBerlin
kann aber dieImpulse für diese Art
vonDiskussion und politischem
Handeln auslösen.“Konzepte ,die
primär auf denPrivat-Pkw setzen,
selbst wenn er elektrisch angetrie-
ben wird, lösten hier massivenWi-
derspruchaus.„ReibungsetztEner-
giefrei“ –eineChancefürdieIAA.

ImGespräch:DerIslamwissenschaftlerRalphGhadbanüberarabischeClans–Magazin


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AM WOCHENENDE


„Die IAA in ihrer jetzigenForm ist ein


Dinosaurier.Immer größer,schwerer


und protziger–das ist dieVergangenheit.


DieIAA muss sichrevolutionie ren,


dann passt sie auch zuBerlin.“


RamonaPop(Grüne), Senatorin fürWirt schaft, Energie und Betriebe

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