Berliner Zeitung - 02.11.2019

(nextflipdebug5) #1
Familie im 21.Jahrhundert:so bunt wie das
Leben in Berlin.Auf„grosse koepfe.de“ bloggen
die Eltern über Kinder,Kulturund Hausbau. Die
älteste Tochter Luna (12) hatschonihren eige-
nen Blog,„einevon80Millionen.de“.DerSohn ist
acht, die kleineTochter drei Jahrealt.

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Frau Kitzerow,inI hrem Blog schreiben Sie sehr
lebensnah über die Irrungen und Wirrungen des
Hausbaus mit Kindern.Warum selbst bauen?
Es gibt in Berlin keinen bezahlbarenWohn-
raum für eine Familie mit mehr als zwei Kin-
dern.Als dasdritte Kind kam, wurde unsere
3,5-Zimmer-Wohnung in Friedrichshain de-
finitiv zu klein.Wirhaben dann sehr lange
gesucht und nichts gefunden. Da kamen wir
auf die Idee zu bauen.

Seit August leben Sie im selbst gebauten Haus
in Pankow.Wie lange hat der Bau gedauert?
Das Grundstück haben wir schon Anfang
2017 gekauft, im Oktober 2018 mit dem
Bau begonnen. DasBauamt brauchte an-
derthalb Jahre für die Genehmigung.

Wie hat das mit dem Bau geklappt?
Die Kinder waren mit auf der Baustelle–am
Wochenende. Alle bautechnischen Dinge ha-
ben wir der Hausbaufirma überlassen und
uns nur um den Gartenbau gekümmert.

Waswar das Anstrengendste?
Hausbau mit Kindern ist vor allem Logistik
und furchtbar anstrengend. Oft kamen An-
rufe von Handwerkern: „Da ist was zu klä-
ren, kommen Sie schnell auf die Baustelle.“
Nicht so einfach, wenn man drei Kinder hat.

Haben Sie jetzt deutlich mehr Platz?
Wirhaben 140 Quadratmeter,aufgeteilt in
sechs kleine Zimmer.Das war uns wichtig:
dass jeder von uns einen Raum hat, dieTür
hinter sich zumachen kann. In derWohnung
hatten wir keine Rückzugsmöglichkeiten.

Sind die Kinderzimmer anders eingerichtet?
Weniger ist mehr!Wirhaben 50 Prozent
der Sachen aussortiert, damit dieKinder
im Zimmer genug Luft zum Atmen haben.
Die Räume sind freundlich,nicht zu dunkel.
Kinder brauchen das Gefühl, zu Hause zu
sein. Sie brauchen Sicherheit.

Wie war das für Sie, als Sie eingezogen sind?
In der ersten Zeit kamen wir uns vor wie
in einem Ferienhaus, wollten nichts dreckig
machen. Zumindest wir Erwachsenen. Die
Kinder haben sich sofort eine Stempelkiste
geschnappt und dieWände vollgestempelt.
So haben sie den Raum in Besitz genommen.

Wasist noch anders geworden?
Unsere Mobilität hat sich verändert.Früher,
in Friedrichshain, haben wir viel die öffent-
lichenVerkehrsmittel genutzt. Aber in Pan-
kow sind wir jetzt leider doch mehr auf das
Auto angewiesen.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den
Lesern Ihres Blogs „grossekoepfe.de“?
Unsere Leser sind Eltern. Sie fühlen sich ver-
standen, weil wir ganz alltägliche Probleme
beschreiben. Schule und digitale Erziehung
sind große Themen.„Wieviel gucken eure
Kinder?“, werden wirimmer wieder gefragt
–also was und wie lange wir die Kinder auf
dem Computer oder Fernseher schauen las-
sen.Wirhandhaben das ganz individuell. Da
kann es keine starren Vorschriften geben.
Wichtig ist, mit den Kindern im Gespräch zu
bleiben über das, was sie da sehen.

Das Interview führte Ingrid Bäumer

Bilder:grossekoepfe.de


Bild:grossekoepfe.de

Anne-Luise„Alu“ Kitzerow,37, und Konstantin „Konsti“
Manthey, 39,sind original Berliner Pflanzen. Siekommt
vomPrenzlauer Berg, er ausPankow.

Bauen mit Kindern: Die Bloggervongrossekoepfe.de sind darinExperten. Nicht unbedingt ausLeidenschaft,sondernweil der Berliner
Wohnungsmarktsie dazu machte. Hier erzählt die Mutter, Alu Kitzerow,von ihrenoftanstrengenden, aber auch lustigenErfahrungen

IM GESPRÄCH MIT ALU KITZEROW

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