Berliner Zeitung·Nummer 255·2./3. November 2019–Seite 9*
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Berlin
EinÄrgernismehr–DieDeutscheWohnenhatNebenkostenzuhochberechnetSeite 13
EineGroßbaustelleweniger–DieStaatsbibliothekistsaniertSeiten 10 und 11
E
sgibtHoffnungfürdenLan-
desparteitag der Berliner
AfD.Der ist für nächstes
Wochenende angesetzt,
drohte aber zu scheitern,weil die
Rechtspopulisten bisher keinen
Raum fanden.Wiedie Berliner Zei-
tungausParteikreisenerfuhr,sollsich
das nun geändertund die Partei ei-
nen Saal in Aussicht haben–aller-
dings nicht in derHauptstadt, son-
derninB randenburg.Manstehe in
Verhandlungenundseioptimistisch,
warteabernochaufGenehmigungen
vonder zuständigenGemeinde.Ein
Standardverfahren, hieß esweiter,
weil ab einer bestimmtenGröße der
Veranstaltung andereSicherheitsbe-
stimmungen einzuhalten seien.Auf
demParteitagam9.und10.Novem-
berwilldieBerlinerAfDturnusmäßig
aucheinenneuenVorstandwählen.
AmDienstagnochhattederAfD-
LandesvorsitzendeGeorgPazderski
aufeinereigenseinberufenenPresse-
konferenz gegeißelt, dassVermieter,
diederAfDRäumeanböten,bedroht
würden, und kündigte an, dass der
Parteitag vermutlich abgesagtwer-
denmüsse.
DieAfDrechnetaufihremPartei-
tagmit rund450 Teilnehmern.Dasist
viel–unddürftedieRaum-
suche zusätzlich erschwert
haben. Mitglieder kritisie-
renaußerdem scharf, dass
derVorstand zu spät ange-
fangen habe,zus uchen.
Für möglich halten einige
auch, dassPazderski sich
absichtlich nicht sonder-
lichbemühe–umd ieVor-
standswahlzuvermeiden.
AndereBerliner Par-
teienkommeninderRegelmitmaxi-
mal 250Plätzen aus.Sie laden nicht
alle Mitglieder ein, sondernlassen
vorabind en Bezirken Delegierte
wählen,diedannzumParteitagent-
sandt werden. Dieses Delegierten-
prinzipgiltabeinergewissenMitglie-
derzahl aus Organisationsgründen
als unumgänglich, ist aber durchaus
umstritten.EinfacheParteimitglieder
haben dadurchwenig Möglichkeit,
direkt mitzubestimmen.DieAfD ist
dieeinzigeBerlinerPartei,dieesan-
dershält–undiststolzdarauf.Sielädt
alle Mitglieder zu Landes-
parteitagenein,beiderVor-
standswahl sind sie auch
alle stimmberechtigt.Zur-
zeit hat derBerliner Lan-
desverband1500 Mitglie-
der.Mit Blick auf vorange-
gangeneParteitagerechnet
man mit circa einemDrit-
tel,daserscheint.
Dieses Drittel wir dvor-
aussichtlich entscheiden,
ob der Berliner Landesverband sich
ander Spitzeganzneuaufstellt.Dis-
kutiertwirdnach Informationen aus
Parteikreisenauch,obmanstatteines
alleinigenVorsitzendeneineDoppel-
spitzeeinrichtensoll.Derzurzeitam-
tierende elfköpfigeVorstand will bis
aufBeisitzerin Sarah-EmanuelaGrö-
ber erneut wieder kandidieren.Und
ererhä lteine MengeKonkurrenz.Ins-
gesamt rund 30 Kandidaten für den
Vorstand haben sich bereitsweit im
Voraus gemeldet. Schließlich ist das
dieletzteWahlvorderAbgeordneten-
hauswahl 2021–und viele
Parteimitglieder wollen
sichingünstigePositionen
für denSprung ins Parla-
mentbringen.
DieinteressantestePer-
sonaberhat–ganzoffiziell
–noch keinInteressebe-
kundet: Gottfried Curio,
AfD-Bu ndestagsabgeord-
neter ausSteglitz- Zehlen-
dorf .Zwar hältCuriosich
zurzeitbedeckt,mitderPresse willer
nicht sprechen, er sei „terminlich
sehr starkeingespannt“, teilt eine
Mitarbeiterin mit. DochKandidaten
für den Vorstand können sich auch
amTagderWahlselbstnochspontan
melden.UndgleichmehrereWegbe-
gleiter Curios versichern: „Der wird
antreten, das ist sicher.“Der59-jäh-
rige Curiozog 2016 insAbgeordne-
tenhaus,2017dannindenBundestag
ein.Ergiltalshochintelligent,habili-
tierteanderHumboldt-Universitätin
Physik,f orschtejahrelangzurString-
Theorieundschlossaußer-
dem einStudiumi nKir-
chen musi kand er Berliner
HochschulederKünsteab.
Curioist für scharfe,
grenzüberschreitende Re-
denbekannt. Im Abgeord-
netenhaus bezeichnete er
verschleierteFrauenschon
als „schwarzerSack, ein
Sack,derspricht“.
Im Bundestagspracher
in einerRede zur doppeltenStaats-
bürgerschaftvoneinem „entarteten
Doppelpass“, derStaat undDemo-
kratieuntergrabe,undnanntedieIn-
tegrationsbeauftragte derBundesre-
gierung Aydan Özoguz (SPD) ein
„Musterbeispiel misslungener Inte-
gration“.DieKritik aus den anderen
Parteien fiel lautstarkaus: fremden-
feindlichundgeprägtvonNazi-Voka-
bular („entartet“) seiCurios Rede.
Doch was dieGrünen zumKochen
bringt,löstbeiderAfD-BasisBegeis-
terung aus–das weiß auchCurio
ganzgenau.
Curioisteinsta rkerGegenspieler
für GeorgPazderski undvermut-
lichaucheinGegenentwurfzud es-
sen Vision für dieBerliner AfD:
Dennder68-jährigePazderski,der
mehrals40JahrelangBerufssoldat
war,versucht immer wieder,den
Berliner Landesverband als liberal
undgemäßigtzuverk aufen.
Beim letzten Landesparteitag
2017holteersonoch78,8Proz entder
Stimmen.ObesdiesesMaldafürrei-
chenwir d–fraglich.
Annika Leister
ist gespannt, wie sich die
Berliner AfD entwickelt.
Georg
Pazderski
DPA
Gottfried
Curio
IMAGO IMAGES
2018 hatte diePartei noch einen Raum in Berlin gefunden. DPA/GREGOR FISCHER
ParteisuchtAsyl
DieAfDsuchtnochimmernacheinem
geeignetenOrtfürihrenLandesparteitag.
JetztsetztmansogarHoffnungaufBrandenburg
VonAnnika Leister
Der letzte
Teil unserer
Seriezum Ruhestand:
LiebeimAlter
Seite 12
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