Süddeutsche Zeitung - 30.10.2019

(C. Jardin) #1
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Die beiden Schöpfer der Serie „Game of
Thrones“, David Benioff und D. B. Weiss,
werden doch keine „Star Wars“-Filme für
die Walt Disney Company produzieren. Ur-
sprünglich sollten die Filmemacher, um
die fast alle Hollywoodstudios und Strea-
mingdienste mit luxuriösen Angeboten ge-
buhlt haben, für Disney eine neue Trilogie
konzipieren. Für die drei Kinofilme, die ab
2022 anlaufen sollten, wollten sie sich eine
neue Geschichte innerhalb des Sternen-
krieguniversums ausdenken. Ein Kreativ-
schub, den Disney dringend brauchen
könnte, denn die „Star Wars“-Euphorie
lässt von Jahr zu Jahr nach.
Das heiß umworbene Duo Benioff und
Weiss, 49 und 48, nennt einen übervollen
Terminkalender als Grund für die Absage
des bereits 2018 ausgehandelten Deals.
„Star Wars“ sei für sie beide prägend gewe-
sen und ihr Enthusiasmus für die Saga
„grenzenlos“, sagten die beiden dem On-
line-PortalDeadline– aber leider habe der
Tag nun mal nur 24 Stunden. Die Arbeit
für Disney lasse sich unmöglich mit ihrem
anderen Superdeal in Einklang bringen.
Die beiden haben seit Kurzem nämlich
auch einen Vertrag mit Netflix.
Dass sie Disney dafür ausgerechnet
jetzt einen Korb geben, ist peinlich für das
Unternehmen. Denn in wenigen Wochen
startet in den USA der Streamingdienst Dis-
ney+, mit dem die Firma in den kommen-
den Jahren weltweit expandieren möchte.
Der Plan: Netflix im erbitterten Vertei-
lungskampf der amerikanischen Unterhal-
tungsindustrie zu attackieren. Wer daraus
als Sieger hervorgehen wird, entscheidet
sich auch damit, wer die besten Talente
unter Vertrag nehmen kann. Benioff und
Weiss, die dem Bezahlsender HBO seit
2011 mit „Game of Thrones“ Millionen ein-
gebracht haben, gehören in dieser Hin-
sicht zu Hollywoods absoluter A-Liga.
Und während Disney mit Märchen-Re-
makes, Marvel-Action und Pixar-Animati-
onsfilmen im Kinobereich immer noch
Klassenprimus ist, hat sich die „Star
Wars“-Reihe ein bisschen zum Sorgenkind
entwickelt. Schon mehrere Regisseure und
Autoren schmissen entnervt hin, weil sie
sich mit der Produzentin Kathleen Kenne-
dy überwarfen, die die Reihe für Disney
betreut. Auch die Boxoffice-Erfolge der
letzten Filme, besonders der Flop von „So-
lo: A Star Wars Story“ vergangenes Jahr,
führten zu Unruhe im Disney-Konzern.
Kennedys Job wird jetzt vermutlich daran
hängen, welche Branchenstars sie als Er-
satz organisieren kann. david steinitz

von doris kuhn

Ö


fter mal die Klappe halten. Den Rat-
schlag sollte man befolgen, nicht
bloß in den sozialen Medien son-
dern auch im Umgang mit seinen Freun-
den. Wenn man nämlich bei einem gemein-
samen Abendessen herumtrötet, dass man
keine Geheimnisse hat und auch keine in
seinem Smartphone verbirgt, ja dass man
dessen Inhalt sogar jederzeit offenlegen
würde, kann man womöglich beim Wort ge-
nommen werden. Gerade von Freunden,
die können das mit besonderer Vehemenz
durchsetzen. Die verlangen dann den Ehr-
lichkeitsbeweis.
So geschieht es in Bora Dagtekins Komö-
die „Das perfekte Geheimnis“. Für die Dau-
er einer Dinnerparty müssen die Handys
der sieben Teilnehmer auf den Tisch, jede
Nachricht, die reinkommt, wird laut vorge-
lesen, jedes Telefonat über Lautsprecher
geführt. Nicht zu vergessen die Fotos – alle
sehen, was nur für einen Teilnehmer ge-
dacht war. Die Idee des Films zündet so-
fort, auf unterschiedliche Weise. Als voyeu-
ristisch veranlagter Zuschauer findet man
sie fantastisch. Man weiß, dass es skanda-
löse Enthüllungen geben wird, weil man
sein eigenes Handy kennt.

Mindestens eine Todsünde steckt da be-
stimmt drin. Deshalb stößt die Idee auch
bei manchen Protagonisten dieser Ge-
schichte auf wenig Begeisterung. Aber
noch während die einen versuchen, sich
aus der Sache rauszuwinden, zeigen die an-
deren schon ihre Smartphones vor. Die Ehr-
lichen. Vermutlich.
Bora Dagtekin zeigt also schon in den
ersten zehn Minuten, dass er dem Prinzip
treu bleibt, das seine Filme so erfolgreich
macht. Er erzählt dem Publikum Geschich-
ten aus Situationen, die wirklich jeder
kennt. Er bringt eine abstrakte Idee in eine
zugespitzte Form, an die jeder mit seinen
eigenen Erfahrungen anknüpfen kann.
Das war bei den drei Teilen der „Fack ju
Göhte“-Comedy-Reihe so, mit ihrem über-
drehten Porträt der Schule. Das ist jetzt
auch bei „Das perfekte Geheimnis“ so, ei-
ner Gesellschaftskomödie, die sich um
Smartphones dreht. Und die sind vermut-
lich noch mehr Zuschauern vertraut als die
Schulbank.
Die Mitspieler an diesem Abend sollen
natürlich Abenteuer versprechen, Kon-
trast, unterschiedliche Welten. Dagtekin
hat bei seinen Protagonisten von Schülern
zu Erwachsenen gewechselt, drei Paare
mehr oder weniger mittleren Alters, be-

rufstätig, Eltern. Eigentlich vier Paare,
aber ein Gast kam ohne seine neue Freun-
din. Die Paare sind Prototypen bestimmter
Milieus, es gibt das wohlsituierte Arzt-The-
rapeutin-Paar, das hochemanzipierte Wer-
ber-Paar, das hippieske Taxifahrer-Tierho-
möopathin-Paar und den Lehrer.
Die Beziehungen untereinander sind er-
freulich kompliziert. Die Männer kennen
sich seit der Kindheit, früher mal beste
Kumpels forever, jetzt mehr im Modus des
Quartalsabendessens, das die Vertrautheit
stabil halten soll. Die Frauen sind die An-
hängsel. Man kennt sich notgedrungen,
man schätzt sich nicht unbedingt. Das
macht die Loyalitäten unsicher, auf Allian-
zen wird gehofft, meist umsonst. Zwei der
Paare haben sichtlich keine glückliche Pha-
se, das verschärft das Minenfeld, als kleine
Dreingabe zu den Telefonen auf dem
Tisch. Leider sind es hauptsächlich die
Frauen, die schlecht wegkommen. Sie sind
streng, zu sich selbst wie zu ihren Part-
nern. Das macht sie nicht sympathischer,
aber wenigstens stehen sie zu dem, was sie
tun. Die Männer hingegen halten sich für
fröhliche Lausbuben, sie glauben nicht an
Konsequenzen. Die müssen von den Frau-
en durchgesetzt werden, und am Ende ha-
ben sich deren Beziehungen verändert, so-

fern sie noch bestehen. Jedes Geheimnis
kostet sie ein Stück Liebe.
Selbstverständlich handeln die Geheim-
nisse von Sex, da liegt das meiste Konflikt-
potenzial. Der Film tut so, als ob der bürger-
liche Mittelstand bis zu den Ohren in eroti-
schen Verwicklungen steckt, aber das meis-
te entpuppt sich als relativ harmlos. Dagte-
kin will nicht auf außerehelichen Sex hin-
aus, sondern auf den Mangel an Kommuni-
kation. Es geht um den peinlichen Moment
der Enthüllung, um die Rechtfertigung,
die den Betroffenen überhaupt keinen
Spaß macht, dem Zuschauer hingegen
schon. Die Pannen der andern auskosten,
das ist der Klassiker unter den Komödien.

„Das perfekte Geheimnis“ ist ein Re-
make der italienischen Komödie „Perfetti
sconosciuti“ von 2016, die mittlerweile in
über zehn Ländern nachgedreht wurde,
was viel über ihren Unterhaltungswert
sagt. Aber der Film ist nicht nur Wortwitz
und Slapstick. Dagtekin sorgt durchge-
hend für einen Wechsel zwischen privaten

Themen und denen, die auf Allgemeingülti-
ges zielen, auf Toleranz meistens, oder den
Mangel daran im Berufs- und Familienle-
ben. Manchmal hat man Angst, dass die
Konversation richtig ins Hässliche kippt,
aber dann fängt zum Glück die Küche an
zu brennen oder der Blutmond geht auf.
Dazu ist ein Staraufgebot an Schauspie-
lern zu sehen. Dagtekin kombiniert zum
Beispiel Elyas M’Barek mit Frederick Lau,
was zu einer Betrachtung der verschiede-
nen Schulen der Lässigkeit einlädt: immer
weltgewandt der eine, immer nah am Proll
der andere. Die Kamera verweilt ausrei-
chend auf den Gesichtern, überhaupt fin-
det sie ihren Weg so geschickt um den
Tisch, dass niemals die Orientierung verlo-
ren geht, was nicht leicht ist bei einem
Kammerspiel mit sieben Leuten. Die sind
am Ende froh, dass der Film ihnen die Mo-
ral erspart, die kennen wir ja alle. Stattdes-
sen setzt Dagtekin auf die Freundschaft,
ein anderes Mittel, kein schlechteres, um
das Gewissen aufzurütteln.

Das perfekte Geheimnis , Deutschland 2019 – Re-
gie, Drehbuch: Bora Dagtekin. Mit Karoline Her-
furth, Elyas M'Barek, Frederick Lau, Jella Haase, Flo-
rian David Fitz. Constantin Film, 111 Minuten.

Das Design verkauft sich ja gerne als hand-
feste Schwester der hehren Kunst: strah-
lend schön und pathosschwer aufgeladen
durch die Handschrift eines genialen
Schöpfers, aber eben nicht nur einmal, son-
dern in vielfacher Ausführung zu besitzen.
Dass zum Design auch der Müll gehört –
schon bei der Herstellung und spätestens
wieder bei der Entsorgung – genauso wie
prekäre Anstellungsverhältnisse, sind da-
gegen zwei Aspekte, die im Storytelling
des Designs eher ungern Erwähnung fin-
den.
Nicht so auf der ersten Ausgabe der Por-
to Design Biennale – Kunststück bei dem
Titel, den Hauptkurator José Bártolo für
die Vielzahl an Ausstellungen, Talks, Sym-
posien und Workshops im portugiesischen
Porto und der angrenzenden Nachbarstadt
Matosinhos gewählt hat: „Post Millenni-
um Tension“. Ein Großteil der Designer
aus der ganzen Welt, die hier ihre Projekte
vorstellen, gehört der Generation der Mil-
lennials an. Und die hält offensichtlich we-
nig vom Verschweigen der Schattenseiten
ihres eigenen Metiers. Was nicht groß ver-
wundert bei jemandem, der den Karriere-
start mitten in der Krise erlebt hat. Eine
Festanstellung dürfte für die meisten so
fern sein wie eine Welt ohne Computer,
schnelles Internet und Billigflüge. Nicht zu
vergessen der globalen Klimakrise. Das
prägt. „Auf der Biennale geht es weniger
um Hochglanzobjekte als um die Art und
Weise, wie die Millennials arbeiten und
welchen Blick sie auf die Welt haben“, sagt
denn auch die Vizedirektorin Magda Sei-
fert. Diese Generation ist nicht durch einen
gemeinsamen Stil verbunden, sondern
durch gemeinsame Krisen – und durch ihr
Netzwerk, für das Ländergrenzen keine
Rollen mehr spielen.
So präsentiert in der zentralen Ausstel-
lungen „New Millennium Design“ das nie-
derländische Design-Duo Studio Forma-
fantasma seine Forschungsergebnisse,
was aus den elektronischen und gerne
formschön entworfenen Geräten wird,
wenn wir sie aus der Hand legen – in Form
von Interviews, Essays, Videos oder auch
Objekten, die alle auf der digitalen Platt-
form „Ore Streams“ frei zugänglich sind.
Ziel des drei Jahre andauernden Projekts
sei es, der Frage nachzugehen, „wie Design
ein wichtiger Faktor für einen verantwor-

tungsbewussteren Umgang mit Ressour-
cen sein kann“. Alles, was auf den Müllhal-
den oder gerne auch in den Gewässern die-
ser Welt landet, wurde irgendwann einmal
designt. Nur wer schon beim Entwurfspro-
zess daran denkt, welches Nachleben sein
Produkt später haben kann, wird den Res-
sourcenverbrauch reduzieren.

Die Grafikdesigner Martin Gnadt, Pas-
cal Schönegg und Denis Yilmaz haben da-
gegen Praktikanten aus internationalen
Grafikdesignbüros dieselben Fragen ge-
stellt – wie ihr erster Tag verlief, nach wel-
cher Hierarchie das Studio funktioniert
oder wie ihr erster Gehaltsscheck aussah –
und diese dann in Posterform antworten
lassen. Stilistisch sind die Resultate höchst
unterschiedlich – wenn man mal von der
Vorliebe für Neonfarben absieht – die Er-
fahrungen aber ähneln sich. Und sind wich-
tig für eine Generation, die sich nach dem
Praktikum oft in der (Schein-)Selbststän-
digkeit einzurichten hat.

Wie weit sich das Design vom Produkt
entfernt, zeigt dann ein Projekt wie „Real-
Time History“ von Foundland Collective,
das 2012 entstand und 2018 weitergeführt
wurde: Durch Fundstücken aus sozialen
Medien versucht das syrisch-südafrikani-
sche Design-Duo Berichte zum Syrienkon-
flikt zu verifizieren oder als Falschmel-
dung zu enttarnen. Damit arbeiten die bei-
den Designerinnen ganz ähnlich wie die
weltweit agierende Gruppe Forensic Archi-
tecture seit Jahren. Klar wird dabei, dass
die Welt von Heute durchdesignt ist, egal
ob es sich um Kriegsberichterstattung
oder Instagram-Stories handelt.
In gewisser Weise ist auch die Porto De-
sign Biennale Ergebnis dieses erweiterten
Design-Verständnisses. Denn seit einigen
Jahren setzt Porto im Stadtmarketing auf
Design, auch um sich endlich aus dem
Schatten der Hauptstadt Lissabon zu be-
freien. Als vor zwei Jahren das Ende von Ex-
perimenta Design, der Designbiennale von
Lissabon, bekannt wurde, ergriff Porto die
Chance. Die Ausgangslage ist nicht
schlecht: Mit der ESAD, der Escola Superi-
or de Artes e Design, kann die Stadt eine in-
ternational angesehene Hochschule für
Kunst und Design vorweisen, die nun mit

ihrem Forschungsteam die Kuratoren-
schaft der Biennale übernommen hat. Da-
zu besitzt Porto eine vitale Designszene.
Außerdem sind die wichtigsten Firmen
Portugals im Norden des Landes angesie-
delt, sprich in der Nähe von Porto.
Das macht auch die Ausstellung „Portu-
gal Industrial“ deutlich. Die Auswahl
reicht vom windschnittigem Kajak über
Schuhsohlen der Firma Procalçado, die 50
Prozent des europäischen Marktes belie-
fert, bis zu edlen Bleistiften von Viarco, der
ältesten Stiftefabrik des Landes. Nicht zu
vergessen der geschwungene Metallstuhl,
der in keinem portugiesischen Café fehlt
und schlicht als „portugiesischer Stuhl“ be-
kannt ist. „Wir wollten das Klischee bre-
chen, dass es bei portugiesischem Design
entweder um Kork und Keramik geht oder
um teure Designmöbel“, sagt Megan Dini-
us, eine der beiden Kuratorinnen der Aus-
stellung. Sie vergleicht das Portfolio portu-
giesischer Firmen mit einem Schweizer-
messer: „Sie machen alles, mit einer hohen
Funktionalität und einer eher zurückhal-
tenden Gestaltung.“ Bei der Recherche zur
Ausstellung fand Dinius bemerkenswert,
wie viele Firmen, etwa Viarco, durch die
Wirtschaftskrise der vergangenen Jahren

eher gestärkt hervorgingen, statt daran zu-
grunde zu gehen. „Sie fingen an, anders
über ihr Produkt nachzudenken.“ Steter Be-
standteil des firmeninternen Neustarts:
ein klares Bekenntnis zu Design.
Dass Krisen tatsächlich produktiv sein
können, zeigt auch „Frontiers“ im Casa do
Design in Matosinhos, und zwar ohne die-
se zu beschönigen. Die Ausstellung wid-
met sich zeitgenössischen Designpositio-
nen aus Italien, das wird schon mit dem
Auftakt klar: Dort ist eine Fotoarbeit von
Francesco Pistilli zu sehen, die zeigt, wie
ehemals Geflüchtete das süditalienische
und nahezu aufgegebene Dorf Riace zu
neuem Leben erwecken. Im Anschluss wer-
den Produkte vorgestellt, die aus der Zu-
sammenarbeit von italienischen Desig-
nern und Immigranten hervorgegangen
sind. „Talking Hands“ aus Treviso haben
ihre farbenfrohen Spielplatzentwürfen
mitgebracht, der Mailänder Giulio Vinac-
cia zeigt, wie er Kunsthandwerker aus är-
meren Regionen der Welt in ihrer Designfä-
higkeit schult. Ganz ähnlich gehen auch
die jungen Designer vor, die versuchen,
Kunsthandwerk und alte Herstellungstra-
ditionen aus dem Süden Italiens und den
Inseln mit einem designgeschulten Ansatz
wiederzubeleben. War bislang die Design-
szene Italiens fast ausschließlich im Nor-
den, speziell in Mailand beheimatet, än-
dert sich das gerade. Mit überraschendem
Ergebnis, egal ob es sich um Geschirr, Tep-
piche oder Textilien handelt.
„Wir haben versucht zu zeigen, wie De-
sign mit einer Tradition wie in Italien auf
die Krise reagiert hat und sich auch in länd-
lichen Regionen entwickeln kann“, sagt ei-
ne der Kuratorinnen. Portugal könnte da-
von lernen. Lange Zeit abgeschnitten von
der Welt und an der Peripherie Europas ge-
legen, hätten hier noch alte Techniken und
traditionelles Kunsthandwerk überdauert.
Doch vielfach würden die Jungen die Tradi-
tion nicht mehr fortführen wollen. Dass da-
bei nicht nur Altes bewahrt, sondern auch
ganz Neues geschaffen werden kann, zei-
gen die italienischen Designer des Millen-
niums. laura weissmüller

Porto Design Biennale: Post Millennium Tension ,
in Porto und Matosinhos, verschiedene Ausstel-
lungsorte. Infos: http://www.portodesignbiennale.pt

DEFGH Nr. 251, Mittwoch, 30. Oktober 2019 9


Der Film ist eine Remake
der italienischen Komödie
„Perfetti sconosciuti“

Nein danke


„Game of Thrones“-Macher
kündigen „Star Wars“-Deal

Die Umweltbewegung „Extinction rebelli-
on“, kurz XR, fordert radikale Maßnahmen
gegen das Artensterben und den Klimawan-
del. Im neuen Buch „Hope dies, Action be-
gins – Stimmen einer neuen Bewegung“
(Transcript), das von der XR-Ortsgruppe
Hannover herausgegeben wird, klingen die
Ratschläge zur Lebensführung für den mo-
dernen Öko-Revolutionär erstaunlicher-
weise allerdings manchmal wie das Gerede
neoliberaler Selbstverbesserungs-Gurus:

„Sich bei XR zu engagieren ist kein Sprint,
sondern ein Marathon. Um auf lange Sicht
nicht auszubrennen, um einer andauern-
den Erschöpfung vorzubeugen, braucht es
Selbstfürsorge von Anfang an. Nur ein sich
auch um sein eigenes Selbst sorgender Ak-
tivist ist ein guter Aktivist. Die Strategien
der Selbstfürsorge sind so unterschiedlich
wie die Aktivisten selbst. Doch Achtsam-
keit, Zeitmanagement, sportliche Betäti-
gung, Freundschaften pflegen, zur Ruhe
kommen und Entspannung gehören für je-
de/n dazu, um auf Dauer einsatzfähig zu
bleiben. Auch die bewusste Wahrnehmung
von Musik, Kunst und der Natur können
helfen, gesund zu bleiben. Nach Jon Kabat-
Zinn: ,Die Vergangenheit ist schon vorbei,
die Zukunft noch nicht eingetreten, die Ge-
genwart ist das Einzige, was wir wirklich
zur Verfügung haben, um uns lebendig zu
fühlen.‘ Dazu gehören (. ..) gemeinsame
Strategien, um mögliche Traumatisierun-
gen (.. .) frühzeitig zu erkennen (.. .). Es
braucht ein Problembewusstsein darüber,
wie zehrend die Arbeit bei XR sein kann,
und ein Interesse an Selbstreflexion, um
sich auf Dauer nachhaltig engagieren zu
können.“ sz

Feuilleton
Meister der Moderne: Hermann
Glöckner in der Graphischen
Sammlung München 10

Literatur
Der schwarze Exodus:
William Melvin Kelleys Roman
„Ein anderer Takt“ 12

Wissen
Hilft Bio-Landwirtschaft dem
Klima? Nur unter Umständen,
laut einer britischen Studie 14

 http://www.sz.de/kultur

Alle Handys auf den Tisch


Nach dem Erfolg seiner „Fack ju Göhte“-Trilogie widmet sich Regisseur Bora Dagtekin in der Filmkomödie
„Das perfekte Geheimnis“ den erotischen und logistischen Komplikationen von Paarbeziehungen im Smartphone-Zeitalter

Kinder der Krise


Die erste Design-Biennale im portugiesischen Porto untersucht den Gestaltungswillen in der Generation der Millennials


Das Design entfernt sich immer
weiter vom Produkt – das spiegelt
diese Biennale

FEUILLETON


Dunkel war's, das Smartphone schien helle: Die Protagonisten von „Das perfekte Geheimnis“ beim Pärchendinner. FOTO: CONSTANTIN

GEHÖRT, GELESEN,
ZITIERT

Selbstfürsorge


HEUTE


Auf der Plattform „Ore Streams“ zeigt das Studio Formafantasma, wie Elektrogeräte verschrottet werden. FOTO: FORMAFANTASMA
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