Handelsblatt - 30.10.2019

(Barry) #1
Die portugiesischen Universitäten
reagieren ebenfalls auf den Trend
und versuchen, die Innovationskraft
ihrer Studenten durch eine enge Ko-
operation mit den Unternehmen zu
befeuern. An der öffentlichen Nova-
Universität in Lissabon etwa können
IT-Studenten in einem Forschungsla-
bor zusammen mit Experten aus den
Entwicklungsteams von Tech-Unter-
nehmen gemeinsam an Lösungen ar-
beiten. Zudem ist in den Semesterfe-
rien ein sechswöchiger Kurs in Unter-
nehmertum Pflicht, in dem die
Entwickler etwa das Basis-Know-how
für Unternehmensgründung und
Marktforschung lernen.
„Unsere IT-Absolventen haben
zahlreiche Start-ups gegründet, ent-
weder im Rahmen der Uni oder
später allein“, sagt Isabel Rocha, Pro-
rektorin der Nova-Universität. Das
leuchtendste Beispiel ist der App-
Baukasten Outsystems, der 2001 aus
einem Projekt an der Nova-Universi-
tät entstand und heute eines der drei
portugiesischen Unicorns ist – aller-
dings mit Sitz in den USA.
„Solche Erfolgsgeschichten, aber
auch der Web-Summit, der viel Auf-
merksamkeit auf die Start-up-Szene
lenkt, hat zu einer steigenden Nach-
frage nach IT-Studienplätzen und
Gründungsinitiativen geführt“, sagt
Rocha. An ihrer Uni ist die Zahl der
IT-Studenten seit dem Jahr 2010 um
4 3 Prozent gestiegen auf rund 4000
Studenten im laufenden Semester –
ordentlich Nachwuchs für die Grün-
derszene.

Metro-Tochter


Die Zerschlagung von Real beginnt


Edeka will eine hohe


zweistellige Zahl von


Real-Märkten übernehmen.


Nun muss das Kartellamt


entscheiden.


Florian Kolf Düsseldorf


D


er Lebensmittelhändler Ede-
ka hat jetzt beim Bundeskar-
tellamt angemeldet, dass er
Märkte des Konkurrenten Real über-
nehmen möchte. „Es geht um eine
hohe zweistellige Zahl von Standor-
ten“, bestätigte ein Sprecher der
Wettbewerbsbehörde dem Handels-
blatt auf Nachfrage. In der jüngsten
Vergangenheit war in der Branche
von bis zu 90 Märkten die Rede. Ede-
ka wollte sich auf Nachfrage nicht da-
zu äußern.
Damit beginnt mit langer Verzöge-
rung die Zerschlagung von Real. Die
Metro AG hatte nach schwierigen Ver-
handlungen beschlossen, die defizitä-
re Verbrauchermarktkette an den Im-
mobilienentwickler Redos zu verkau-
fen. Diesen Verkauf hatten Redos
und Metro Anfang Oktober beim Kar-
tellamt angemeldet. Die Behörde hat
ihn nach kurzer Prüfung ohne Aufla-
gen genehmigt.
Redos will die Metro-Tochter ge-
meinsam mit Morgan Stanley Real
Estate und dem Shoppingcenterbe-
treiber ECE übernehmen. Zum Paket
gehören nicht nur der operative Be-
trieb, sondern auch zahlreiche Immo-
bilien. 80 Gebäude an 65 Standorten
befinden sich im Eigentum von Real.

Metro will sich ganz auf
Großhandel konzentrieren
Das Konsortium hatte aber von An-
fang an klargemacht, dass es nur ei-
nen kleinen Teil der Standorte behal-
ten und unter der Marke Real weiter-
führen will. Die Rede war von etwa
60 der 277 verbliebenen Häuser. An
der Gesellschaft, die den Kern von
Real weiterführen soll, bleibt Metro
vorläufig mit 24,9 Prozent beteiligt.
In drei Jahren erst kann der Konzern
dann komplett bei Real aussteigen
und sich wie geplant ganz auf den
Großhandel konzentrieren.
Der Rest der Häuser soll an Kon-
kurrenten wie etwa Edeka weiterge-
geben oder geschlossen werden. Bis
zu 40 Standorte sind den Plänen zu-
folge von der Schließung bedroht.
Es wird damit gerechnet, dass in
Kürze weitere Lebensmittelhändler
öffentlich ihr konkretes Interesse an
einer Übernahme von Real-Standor-
ten von Redos bekunden. Dies muss
jeweils separat beim Kartellamt ange-
meldet werden. Angesichts der ho-
hen Konzentration in der Branche
soll jeder Antrag sorgfältig geprüft
werden. Als Interessenten gelten un-
ter anderem Rewe und Kaufland.
Auch die Kette Globus, die in der Ver-
gangenheit schon Real-Standorte
übernommen hatte, wird als mögli-
cher Kandidat gehandelt. Metro hatte
vor zwei Wochen mitgeteilt, dass ent-
sprechende Angebote eingegangen
seien und ausgewertet würden.
Klaus Gehrig, der Chef des Kauf-
land-Eigentümers Schwarz-Gruppe,
hatte ursprünglich gesagt, sein Unter-
nehmen wolle rund 100 Real-Stand-
orte übernehmen und unter dem Na-
men Kaufland weiterführen. Kauf-
land war jedoch Teil eines
Konsortiums rund um das Immobi-
lienunternehmen x+bricks, das in

Konkurrenz zu Redos für das gesam-
te Real-Portfolio geboten hatte. Eine
Kaufland-Sprecherin sagte deshalb
auf Nachfrage des Handelsblatts:
„Wir haben kein Angebot abgegeben.
Unser strategischer Partner ist
x+bricks.“ Es gilt jedoch als nicht aus-
geschlossen, dass Kaufland sich doch
noch anders entscheidet und eine Of-
ferte nachreicht.
Rewe wollte sich auf Nachfrage
nicht dazu äußern, ob das Unterneh-
men in Verhandlungen mit Redos ist.
In Unternehmenskreisen war aber zu
erfahren, dass Interesse an maximal
fünf bis sechs Standorten bestehen
könnte. Bisher hat Rewe nichts beim
Bundeskartellamt angemeldet.
„Wenn jetzt die Anmeldungen für
einzelne Standorte eingehen, werden
wir die regionalen Absatzmärkte ge-
nauer prüfen“, beschrieb der Kartell-
amtssprecher das weitere Prozedere.
Dazu würden Auskunftsgesuche an
alle Marktteilnehmer rausgehen, um
das valide bewerten zu können.

Metro hatte im September 2018 an-
gekündigt, sich von Real trennen zu
wollen, und in der Folge mit zahlrei-
chen Investoren über einen Verkauf
gesprochen. Ursprünglich hatte Me-
tro-Chef Olaf Koch gesagt, er wolle
den Deal bis zum Frühjahr abschlie-
ßen. Doch die Verhandlungen hatten
sich immer weiter verzögert. Im Mai
schließlich hatte der Großhändler
dann mit Redos Exklusivität für wei-
tere Verhandlungen vereinbart. Seit-
dem suchen die Beteiligten nach ei-
ner gemeinsamen Lösung.
Bis es Klarheit für alle Beteiligten –
und insbesondere für die mehr als
30 000 Beschäftigten – gibt, dürfte es
aber noch etwas dauern. Denn nur
ein Teil der Real-Standorte gilt als
wirklich attraktiv für Konkurrenten,
weshalb es für viele Märkte zunächst
keine Offerte geben dürfte. Deshalb
gibt es auch Überlegungen, Häuser
mit großer Fläche zu unterteilen und
in Fachmarktzentren für mehrere
Mieter umzubauen.

Wenn die


Anmeldun -


gen für


einzelne


Standorte


eingehen,


werden wir die


regionalen


Absatzmärkte


genauer


prüfen.


Kay Weidner
Kartellamtssprecher

Ricardo Marvão: Der Mitgründer
von beta-i bringt Gründer und
Investoren zusammen.

Beta-i



 


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Unternehmen & Märkte
MITTWOCH, 30. OKTOBER 2019, NR. 209

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