den, 28 Prozent würden das bis
zu 80 Prozent des Preises tun,
und 15 Prozent würden die Immo-
bilie auch komplett fremdfinanzie-
ren. „Das zeigt, dass die potenziellen
Immobilienkäufer trotz der gestiegenen
Immobilienpreise nach wie vor auf eine
solide Finanzierung mit einem hohen Ei-
genkapitalanteil Wert legen“, so Schleweis.
Jedenfalls mehrheitlich.
Die Sorgen um die deutsche Volkswirtschaft
spiegeln sich in der Einschätzung der eigenen fi-
nanziellen Situation der Bundesbürger noch nicht
wider. Der Anteil derjenigen, die sich sehr zufrie-
den äußern, hat sich innerhalb von 15 Jahren von
20 auf 43 Prozent mehr als verdoppelt. Im Ver-
gleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von zwei
Prozentpunkten. 29 Prozent der Befragten rech-
nen zudem mit einer weiteren Verbesserung ihrer
finanziellen Lage.
Zufriedenheit auf dem Land geringer
Die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation
hängt allerdings stark von der Wohnlage ab, wie
das Vermögensbarometer zeigt. Erstmals haben
die Forscher die Antworten nach Wohnlage auf-
geschlüsselt, und zwar mit den Kategorien „In-
nenstadt“, „Vorstadt“, „ländlich, aber in Stadtnä-
he“ sowie „ländliche Gegend, weitab von der
nächsten Stadt“. Während die Zufriedenheit in
den ersten drei Kategorien zwischen 43 Prozent
und 44 Prozent liegt, gibt es zum Land hin einen
starken Abfall. Auf dem Land stufen nur 31 Pro-
zent ihre finanzielle Situation als gut oder sehr
gut ein. Und auf dem Land rechnet auch nur je-
der Fünfte mit einer Verbesserung seiner finan-
ziellen Situation, in der Stadt jeder Dritte. „Wir
befürchten, dass sich diese Ungleichheit in den
nächsten Jahren verfestigt“, sagte Sparkassenprä-
sident Schleweis. Die Unterschiede zwischen den
neuen und alten Bundesländern seien dabei we-
niger ausgeprägt als die Differenzierung nach der
Wohnlage, heißt es in der Umfrage.
Sparkassenpräsident Schleweis appellierte an
die Politik, die Vermögensbildungsgesetze zu mo-
dernisieren, um die Sparkultur zu stärken. Auch
Erleichterungen beim Wertpapiersparen wären
ein wichtiges Signal. Den Bundesverband der
Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
(BVR) weiß Schleweis dabei an seiner Seite. Der
BVR fordert eine deutliche Anhebung der Förder-
höchstgrenze für die Riester-Rente. Auch sollten
für Bezieher der Grundsicherung im Alter die
Freibeträge für Einkommen aus der privaten Al-
tersvorsorge erhöht werden.
„Es ist beachtlich, dass immerhin mehr als 50
Prozent der Menschen mit einem Nettoeinkom-
men von bis zu 1000 Euro angeben, dass sie re-
gelmäßig monatlich sparen“, bemerkte BVR-Vor-
stand Andreas Martin. Die Politik sollte Anreize
geben, auch Haushalte mit niedrigem Einkom-
men zu stärken. Nach einer Umfrage des BVR ge-
ben 73 Prozent der Bundesbürger an, jeden Mo-
nat regelmäßig Geld zur Seite legen zu können.
Das ist auch für die Altersvorsorge nötig, da mit
den Rentenzahlungen in Zukunft kaum mehr der
Lebensstandard gehalten werden kann. Im Bun-
desdurchschnitt blieb die Sparquote von 10,4
Prozent auf Vorjahresniveau – die Quo-
te gibt an, wie viel vom verfügba-
ren Einkommen gespart wird.
Auf politischer Ebene ist
von Sparanreizen für Ver-
braucher bislang nichts zu
sehen. Mit Blick auf die an-
stehende Finanztransakti-
onssteuer – künftig sollen
Aktientransaktionen einer
Steuer von 0,2 Prozent des
Wertes unterworfen werden
- scheint die Bundesregie-
rung eher andere Prioritäten
zu setzen. „Eine Finanztransak-
tionssteuer, welche letztlich die
private Altersvorsorge in Aktien und In-
vestmentfonds zusätzlich belasten würde, geht
in eine völlig falsche Richtung“, schimpft BVR-
Vorstand Martin.
Bulle & Bär
Zinslos,
aber nicht
sinnlos
D
er Weltspartag wirkt in einer Welt
ohne Zinsen angestaubt. Es mutet
seltsam an, mit Sparschweinen
und Stofftieren dafür zu werben, sein
Geld aufs Konto zu legen, wenn das nichts
mehr einbringt. Angesichts anhaltender
rekordtiefer Zinsen kann es für immer
mehr private Sparer sogar Geld kosten, et-
was auf die hohe Kante zu legen. Hat der
historische Tag Ende Oktober nach 94
Jahren also ausgedient?
Gerade mal vier Prozent der Deutschen
planen an dem Tag, bei einer Bank oder
Sparkasse vorbeizugehen. Das ergab eine
repräsentative Onlineumfrage der Markt-
forscher von Yougov und Sinus unter gut
2 000 Erwachsenen in Deutschland.
Gleichwohl schätzen die Deutschen den
Tag: Knapp zwei Drittel von ihnen beto-
nen, der Weltspartag sei nach wie vor
wichtig, um Kindern die Bedeutung des
Sparens beizubringen. Und der Tag weckt
offenbar Nostalgie: Sechs von zehn Deut-
schen wünschen sich, der Weltspartag
hätte wieder eine so große Bedeutung wie
in ihrer Kindheit. Allerdings hat alle Nos-
talgie offenbar Grenzen: Verlangten Ban-
ken und Sparkassen tatsächlich in der
Breite Strafzinsen auf Spargeld, würden
gut drei Viertel von ihnen ihr Geld eher in
die Matratze stopfen, als es bei der Bank
liegen zu lassen.
Seinen Sinn behält der historische Tag
aber unabhängig von der Höhe des Zinses
für Erspartes: Jeder sollte ihn als Erinne-
rung betrachten, regelmäßig etwas zu-
rückzulegen, um sich für schwierige Zei-
ten zu wappnen. Den persönlich passen-
den Anlagemix zu finden ist dabei
leichter, als es oft aussieht: Für jemanden,
der langfristig Kapital bilden will, ist die
Beteiligung an internationalem Produktiv-
vermögen über einen Fonds mit Aktien
ein wichtiger Baustein. Je nach Ge-
schmack, Zeithorizont und Risikoempfin-
den gehören andere große Anlageklassen
dazu. Als Puffer für Schwankungen am
Aktienmarkt können etwa Immobilien
und andere alternative Anlagen dienen.
Anleihen bergen im Zinstief dagegen vor
allem ein Verlustrisiko.
Immerhin ist der Umfrage zufolge
knapp die Hälfte der Deutschen bereit,
sich mit Alternativen zum Sparbuch zu be-
fassen. Nähmen sie den Weltspartag als
Anlass, dies in die Tat umsetzen, wäre der
historische Tag aktueller denn je.
Der tägliche Kommentar
des Handelsblatts analysiert
die Entwicklung
an den Finanzmärkten.
Von Anke Rezmer
Mehr Risiko in Niedrigzinszeiten
Welche Geldanlageformen halten Sie
in der Niedrigzinsphase für geeignet?
Angaben in Prozent
2019; *Angabe „Es geht“ nicht dargestellt
HANDELSBLATT • Quelle: Kantar Added Value im Auftrag des
Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes
17 %
31 %
20 %
37 %
18 %
41 %
18 %
43 %
2016 2017 2018 2019
Sehr gut/gut Eher schlecht/schlecht
Sparbuch, Sparkonto
Tagesgeld
Festgeld, Termingeld
Sparverträge, Sparbriefe
Lebensversicherungen
Staatsanleihen
Gold, Edelmetalle
Immobilien
Investment-, Immobilienfonds
Aktien, Wertpapiere,
Direktinvestitionen
Geldanlageform
- 56
-17
-14
-4
-3
-1
+7
+17
+29
2019
-53
-11
-7
-03
-2
-03
+7
+31
+26
+24 +42
2018
Wie beurteilen Sie Ihre gegenwärtige
finanzielle Situation?*
Angaben in Prozent
Saldo aus Besser geeignet/Weniger geeignet
Zwar sind die Zinsen
gering. Doch attraktive
Wohnlagen werden
immer teurer.
Helmut Schleweis
Sparkassenpräsident
Private Geldanlage
MITTWOCH, 30. OKTOBER 2019, NR. 209
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