damit mehr als der Konkurrent Ex-
xon Mobil in den vergangenen vier
Jahren zusammen.
Vor zwei Wochen wurde der IPO
noch einmal verschoben. Drohnenat-
tacken haben den Riesenkonzern
Mitte September belastet. Dabei wur-
den die weltgrößte Ölaufbereitungs-
anlage Abqaiq und das Ölfeld Khurais
getroffen. Aramco musste den Ausfall
von 5,7 seiner 9,9 Millionen Barrel
Tages-Ölförderung verkraften. Die
Anlagen mussten repariert und die
Ölproduktion wieder auf das norma-
le Niveau hochgefahren werden.
Institutionell hat sich auch einiges
geändert: Er sei Aramco-Chairman
geworden, damit der Konzern nicht
mehr dem Ölminister unterstehe,
sagte PIF-Chef al-Rumayyan in Riad.
Er räume so einen Interessenkonflikt
aus und stelle die Interessen aller Ak-
tionäre sicher. Dennoch, so berichten
saudische Unternehmer, werde mas-
siv Druck auf reiche Familien im
Land und Fonds aus der Golfregion
ausgeübt, Aramco-Aktien zu kaufen.
Hunderte Unternehmer, Minister,
Beamte, Militärs und Industrielle
wurden im Rahmen einer Antikor-
ruptionskampagne des Kronprinzen
2017 festgenommen und teilweise
monatelang in Riads Ritz-Carlton-Lu-
xushotel inhaftiert – dort, wo derzeit
das FII-Forum tagt. Sie mussten Fir-
menanteile, Bargeld und Wertsachen
für mehr als 100 Milliarden Dollar
dem Staat übertragen. Nun sollen sie
Aramco-Aktien kaufen, wird berich-
tet. Gleichzeitig erfolgt eine massive
Werbekampagne: Patrioten sollen
die Papiere des Ölriesen kaufen.
Aber die Rahmenbedingungen
könnten besser sein. Der Ölpreis ist
seit Jahresbeginn um etwa ein Fünf-
tel gefallen. Saudi-Arabien muss im
Rahmen der mit dem Ölkartell Opec
und Russland vereinbarten Förder-
mengenbegrenzung seine Produkti-
on erheblich reduzieren. Die Aktien-
kurse an Riads Börse sind in den ver-
gangen drei Monaten um rund 4,5
Prozent gefallen. Die Liquidität dort
gilt zudem als zu gering für einen Me-
ga-Börsengang.
Die von US-Präsident Donald
Trump angezettelten Handelskriege
belasten die Märkte zudem. Saudi-
Arabiens Wirtschaft und Haushalt
stehen erheblich unter Druck. Der In-
ternationale Währungsfonds (IWF)
und Ratingagenturen haben ihre
Prognosen für das Land reduziert.
Der Währungsfonds rechnet für 2019
mit nur noch 0,2 Prozent statt der zu-
vor erwarteten 1,9 Prozent Wirt-
schaftswachstum. Das alles macht
den Börsengang nicht leichter.
Girokonten
Wirecard
macht N26
Konkurrenz
Katharina Schneider Frankfurt
D
er Zahlungsdienstleister
Wirec ard tauchte in den ver-
gangenen Monaten häufig in
kritischen Schlagzeilen auf. Zuletzt
brachte die „Financial Times“ den
Verdacht der Bilanzfälschung auf,
woraufhin das Unternehmen die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
KPMG mit einer unabhängigen Unter-
suchung beauftragte. Am Dienstag
hat Wirecard eine Banking-App mit
Girokonto gestartet. Das Angebot
ähnelt dem der Smartphonebanken
N26, Revolut oder Tomorrow. Die ge-
planten Funktionen gehen teilweise
aber deutlich darüber hinaus.
Als Smartphone- oder Neobanken
wird eine neue Generation von Geld-
instituten bezeichnet. Wie Onlineban-
ken verzichten sie auf Filialen und
bieten meist kostenlose Girokonten
an. Neu ist jedoch ihr Fokus auf eine
benutzerfreundliche App für das
Smartphone. Prominentester Anbie-
ter in Deutschland ist die Bank N26,
die seit 2015 mehr als 3,5 Millionen
Kunden in 26 Ländern gewonnen hat.
Das Angebot von Wirecard heißt
„Boon Planet“. Unter dem Namen
„Boon“ hatte die Firma bisher eine
virtuelle Prepaid-Mastercard angebo-
ten. Boon Planet soll ein „vollwerti-
ges Bankkonto“ sein. Zum Start steht
es nur Nutzern mit Android-
Smartphone zur Verfügung, „dem-
nächst“ soll eine Version für Apple-
Geräte folgen. Das Girokonto ist kos-
tenlos, auf Wunsch erhalten Kunden
auch eine kostenlose physische Kre-
ditkarte. Wer damit am Automaten
Bargeld abhebt, zahlt pro Transakti-
on zwei Euro.
Ähnlich wie bei N26 und Co. gibt
es eine Finanzübersicht, in der die
Ausgaben in Kategorien geordnet
werden. Zusätzlich verspricht Boon
Planet eine Multibanking-Funktion,
mit der Konten von anderen Banken
angezeigt werden können. Das bieten
N26 und Revolut nicht – aber die
Banking-Apps mancher traditioneller
Banken. Innovativ erscheinen Wire-
cards Pläne für ein Prämienpro-
gramm und die geplante Einbindung
von Mobilitätsdiensten – Kunden sol-
len künftig aus der App heraus etwa
ein Taxi bestellen können.
Märkte
Die Fed wird liefern
Die US-Notenbank wird die
Erwartungen der Anleger mit
einem Zinsschritt erfüllen.
Offen ist aber, was sich für die
Zeit danach abzeichnet.
Frank Wiebe Frankfurt
D
ie US-Notenbank (Fed) wird
die Geldpolitik am Mittwoch
voraussichtlich weiter lo-
ckern. Die meisten Experten erwar-
ten die dritte Senkung des Leitzinses
in diesem Jahr um einen Viertelpro-
zentpunkt auf eine Spanne zwischen
1,5 und 1,75 Prozent. Diesen Schritt
haben die Kapitalmärkte schon weit-
gehend vorweggenommen. Die Anle-
ger werden daher vor allem auf jedes
Wort von Fed-Präsident Jerome Po-
well achten.
Die entscheidende Frage lautet:
War es das, oder sind noch weitere
Senkungen zu erwarten? Eine klare
Antwort darauf dürfte Powell nicht
geben. Umso wichtiger ist es, jeden
kleinen Hinweis zu registrieren.
Der Ökonom Ebrahim Rahbari
von der Citigroup vergleicht drei
mögliche Varianten. Eine klare Aus-
sage Powells, abwarten zu wollen –
„wait and see“ lautet die Kurzformel
–, wäre seiner Meinung nach Aus-
druck einer relativ harten Haltung.
Eine ausführlichere Darstellung,
dass die US-Wirtschaft weiterhin gut
läuft, aber auch die Risiken zu be-
rücksichtigen sind, wäre auch noch
„hawkish“, entspräche also im Ver-
gleich zu den Markterwartungen ei-
ner ebenfalls noch harten Haltung:
„Hawks“, also „Falken“, sind im Ge-
gensatz zu „Tauben“ Anhänger einer
strengen Geldpolitik. Drittens wäre
ein Hinweis Powells auf wachsende
Risiken eher als „dovish“ zu werten,
also in Richtung der geldpolitischen
„Tauben“.
Entsprechend wären die Marktre-
aktionen zu erwarten: je mehr Härte,
desto mehr Druck auf Aktien und An-
leihen, dagegen eher eine Stabilisie-
rung des US-Dollars. Die Betonung
von Risiken könnte dagegen der Bör-
se jenseits der Währung Rückenwind
geben. Schon lange reagieren die
Kurse häufig nach dem Schema
„Schlechte Nachrichten sind gute
Nachrichten“, weil eine entsprechen-
de Reaktion der Fed gleich mit ein-
kalkuliert wird.
Insgesamt ist also sehr deutlich ein
Zinsschritt zu erwarten, aber relativ
offen, was sich für die Monate da-
nach andeuten wird. Diese Sichtwei-
se teilt auch Fed-Experte Michael Fe-
roli von JP Morgan. Er erwartet eben-
falls eine Zinssenkung – und danach
ein etwas härteres Statement als in
den letzten beiden Sitzungen, als Po-
well ja auch praktisch jeweils eine
weitere Zinssenkung angekündigt
hatte. Laut Feroli wird Powell wahr-
scheinlich über Risiken sprechen,
aber auch darauf hinweisen, dass sie
durch die bisherigen Zinssenkungen
schon weitgehend aufgefangen seien.
Didier Saint-Georges von der
Fondsgesellschaft Carmignac glaubt,
dass die Börsenentwicklung bis zum
Jahresende weitgehend von der Geld-
politik bestimmt wird. Zwar spielen
seiner Einschätzung nach auch der
Handelskrieg zwischen China und
den USA sowie der Brexit – der Aus-
stieg Großbritanniens aus der Euro-
päischen Union (EU) – eine Rolle.
Aber er glaubt bei diesen Themen
nicht an eine endgültige Klärung.
Als möglichen Wendepunkt nennt
er dagegen den 11. Oktober. An dem
Tag hat die Fed angekündigt, dass sie
bis mindestens zum zweiten Quartal
2020 wieder Zinspapiere kaufen will,
und zwar für 60 Milliarden Dollar
pro Monat. Sie hat dies zwar aus-
drücklich nicht als geldpolitische
Maßnahme im engeren Sinn einge-
stuft; stattdessen will sie mit dieser
Geldspritze überraschend aufgetrete-
ne Liquiditätsengpässe im US-Finanz-
system bekämpfen. Aber letztlich
komme das Geld den Märkten zugute
und werde besonders den Schwellen-
ländern helfen, schreibt Saint-
Georges.
Fed-Chef Jerome
Powell: Von ihm sind
nur sehr vorsichtige
Andeutungen zu
erwarten.
AFP
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Private Geldanlage
MITTWOCH, 30. OKTOBER 2019, NR. 209
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