Die Welt - 13.11.2019

(Martin Jones) #1

ENTSPANNTE


WINTERZEIT


Stressfrei durch die kalte Saison


4 AUSGABEN


IM JAHR


JETZT IM HANDEL


UND ALS


E-PAPER


D


erartige Paketberge sind
kaum mehr vorstellbar:
In der Weihnachtszeit im
Dezember wird die Deut-
sche Postan jedem Werk-
tag im Durchschnitt elf Millionen Pake-
te zustellen. Gegenüber den durch-
schnittlich fünf Millionen Sendungen
im Rest des Jahres entspricht dies mehr
als einer Verdoppelung. Rund 12.
zusätzliche Paketwagen hat der Bonner
Konzern für die Weihnachtswochen an-
gemietet, gut 10.000 Mitarbeiter kom-
men als Saisonkräfte zur Belegschaft
hinzu.

VON BIRGER NICOLAI

Bereits jetzt im November liegen die
täglichen Paketmengen nach Angaben
der Post deutlich über dem Jahresmit-
telwert. Und auch im Januar 2020 wird
sich daran vermutlich wenig ändern.
WWWegen der hohen Zahl erwarteter Re-egen der hohen Zahl erwarteter Re-
touren rechnet der Konzern dann mit
einem „signifikant höheren Paketvolu-
men“.
Und trotzdem, das räumte Post-Fi-
nanzchefin Melanie Kreis jetzt bei einer
Telefonkonferenz ein, verdient das Un-
ternehmen im Jahresendmonat nicht
das meiste Geld. „Der Dezember ist
nicht unser bester Monat. Ganz im Ge-
genteil, wir müssen aufpassen, dass wir
die Kosten in der Zeit im Griff behal-
ten“, sagte Kreis.
In der Vergangenheit habe dies nicht
immer zu 100 Prozent gepasst. Das soll
heißen: Die Post fährt zwar Rekord-
mengen an Paketschachteln an die

Haushalte aus und erhöht deutlich den
Konzernumsatz. Der erhöhte Aufwand
drückt jedoch den Gewinn und lässt ihn
nicht proportional steigen.
Trotz des Ansturms der Versender
und der Folgen für die Kosten geht die
Post einen anderen Weg als einige Kon-
kurrenten. Wettbewerber wie Hermes
und GLS haben in den vergangenen
Jahren Großkunden darüber infor-
miert, dass sie in den Dezemberwochen
keine über die zuvor vereinbarten Men-
gen hinausgehenden Aufträge anneh-
men würden.
„Für uns ist das keine Lösung. Wir
werden keine Pakete stehen lassen“, sag-
te Kreis. Um das Problem in den Griff zu
bekommen, habe die Post in den vergan-
genen Monaten mit Großkunden an
einer „Starkverkehrsplanung“ gearbei-
tet. Darin geht es vor allem darum, die
zu erwartenden Paketmengen genau ab-
schätzen und Kapazitäten entsprechend
anpassen zu können.
Bislang war dieses Geschäft das Sor-
genkind der Post. Doch nun hat der
Konzern den Bereich Brief und Paket
umgebaut, hat Preiserhöhungen im Pa-
ketversand wie auch in der Briefzustel-
lung durchgesetzt und Kosten auch
durch Stellenabbau gesenkt. Für diese
Restrukturierungen wendet die Post
fffast 400 Millionen Euro auf. ast 400 Millionen Euro auf.
AAAuf das Gesamtjahr 2019 gesehen, er-uf das Gesamtjahr 2019 gesehen, er-
wartet der Konzern daraus eine deutli-
che Ergebnisverbesserung. Das Vor-
steuerergebnis dieses Bereichs soll zwi-
schen 1,1 Milliarden Euro und 1,3 Milliar-
den Euro betragen. Das wäre eine Ver-
doppelung gegenüber dem Vorjahr.

Im Wesentlichen hängt diese Steige-
rung mit höheren Versandpreisen zu-
sammen, die die Post vor allem bei
Großkunden wie Amazon durchge-
setzt hat. Nach den Angaben steigt
seither der durchschnittliche Umsatz
pro Paket. Im dritten Quartal wuchs
die Paketmenge um sechs Prozent, der
Umsatz erhöhte sich jedoch um zehn
Prozent. Nach eigenen Angaben ge-
winnt der Postkonzern Marktanteile
hinzu und nimmt der Konkurrenz Ge-
schäft ab. Seit Jahren schon legt der
Paketversand in Deutschland wegen
immer mehr bestellter Onlinepakete
um hohe einstellige Prozentraten zu.
Preiserhöhungen beim Paket soll es in
Zukunft regelmäßig geben. Kreis
sprach von einem „Regelmechanis-
mus“, durch den die Versandpreise an-
gehoben werden sollen. Je nach der
Höhe, wie sich die Kosten in der Zu-
stellung etwa für das Personal oder
den Betrieb der Fahrzeuge entwickeln,
will die Post die Preise bei den Versen-
dern anpassen.
Im Briefversand ist dies vor wenigen
Monaten geschehen: Zum vergangenen
Juli hat die Post das Briefporto um zehn
Cent auf nun 80 Cent für den Standard-
brief angehoben. Die zuständige Bun-
desnetzagenturhat dem Postkonzern
über alle Briefsendungen hinweg eine
Preiserhöhung um knapp elf Prozent
zugestanden. Rein rechnerisch ergibt
sich daraus ein zusätzlicher Umsatz
von rund 300 Millionen Euro auf der
Basis eines Geschäftsjahres – was wie-
derum auch den Gewinn dieses Be-
reichs entsprechend erhöht.

Kreis verwies darauf, dass der Kon-
zern eine Gehaltserhöhung von drei
Prozent bei den Briefträgern verkraften
müsse. Zudem sinke die Briefmenge im
Jahresdurchschnitt um etwa zwei Pro-
zent. „Die Portoerhöhung hilft uns, den
Kostenanstieg vernünftig abfedern zu
können“, sagte die Managerin. Im Vor-
fffeld der Genehmigung hatte es Diskus-eld der Genehmigung hatte es Diskus-
sionen darüber gegeben, wie stark die
Bundesregierung auf die Belange und
WWWünsche des Postvorstands eingeht.ünsche des Postvorstands eingeht.
Demnächst könnte es zu einer weiteren
und für die Kunden spürbaren Verände-
rung im Briefversand kommen. Die
Bundesregierung arbeitet gerade an
einem neuen Postgesetz. Die bislang
darin enthaltene Zustellungspflicht von
sechs Wochentagen könnte auf fünf Ta-
ge verringert werden. Zumindest ist
dies eine der diskutierten Neuheiten.
„Es ist gut, dass die Politik das verän-
derte Kommunikationsverhalten der
Menschen registriert“, sagte Kreis. Jetzt
müsse entschieden werden, was zeitge-
mäß sei und was die Menschen wollten.
Eine Verringerung der Zustelltage wür-
de für die Post erheblich weniger Zu-
stellarbeit bedeuten. Die Gewerkschaft
VVVer.dier.dierwartet, dass dann mehr als
1 0.000 Postangestellte ihre Arbeit ver-
lieren könnten. In allen Geschäftsberei-
chen zusammen hat die Post Umsatz
und Gewinn im dritten Quartal 2019 er-
höht. Wesentlicher Treiber darin ist der
Expressversand der Tochtergesellschaft
DHL. In diesem vergleichsweise teuren
VVVersand eiliger Briefe und Pakete arbei-ersand eiliger Briefe und Pakete arbei-
tet der Konzern mit einer Gewinnmarge
vor Steuern von fast elf Prozent.

Selbst die durchaus ambitionierte Zustellung im brandenburgischen Spreewald ist für die Post ein Leichtes im Vergleich zu dem, was jetzt kommt


PICTURE ALLIANCE / DPA

/DPA PICTURE-ALLIANCE / PATRICK PLEUL

Stress im


DEZEMBER


Elf Millionen Pakete pro Tag liefert die


Post vor Weihnachten aus – mehr als


doppelt so viel wie im übrigen Jahr.


Doch das Geschäft lohnt sich kaum


12


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12 WIRTSCHAFT *DIE WELT MITTWOCH,13.NOVEMBER


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J


etzt soll sie so richtig beginnen,
die fleischfreie Revolution. Der
Fast-Food-Riese Burger King wagt
das große Experiment, den Kunden, die
Fleisch mögen, einen Burger zu verkau-
fen, der kein Fleisch enthält, aber da-
nach schmeckt.

VON NANDO SOMMERFELDT
UND HOLGER ZSCHÄPITZ

Ausgerechnet die Fast-Food-Konzer-
ne könnten damit den neuen Ernäh-
rungstrend in der Masse etablieren.
Marktführer McDonald’s hat seit April
den „Big Vegan TS“ auf der Karte. Das
„Vegane“ im Namen schmeckt man
auch. Er ist das, was Veganer oder Vege-
tarier wollen: Einen echten Fleischge-
schmack besitzt er nicht. Der Burger –
von Nestlé hergestellt – geht deshalb an
der sogenannten Flexitarier-Idee vor-
bei. Diese besagt nämlich, dass die neue
Zielgruppe der fleischfreien Produkte
nicht die Vegetarier oder Veganer sind.
Es sind die, die weiterhin gern Fleisch
essen wollen, damit aber ein immer grö-
ßeres moralisches und ökologisches
Problem haben.
Burger King geht die Sache schon
beim Namen anders an. Die ewige Num-
mer zwei schickt den „Rebel Burger“ ins
Rennen. Weder lässt der Name auf eine
vegetarische Bulette schließen noch der
Geschmack, wie ein WELT-Test offen-
bart. Der Burger ist so groß, wuchtig
und schwer, dass schnell deutlich wird,
dass die Zielgruppeder opulent zupa-
ckende Fleischesser ist.
Von außen ist dem Burger nichts Un-
gewöhnliches anzusehen. Die Bulette
erscheint etwas dünner, dafür aber

deutlich flächiger. Wer den Burger „auf-
klappt“, sieht dann allerdings eine recht
blasse Frikadelle, die nichtsdestotrotz
wie eine solche aussieht. Die rosafarbe-
ne Blutoptik, wie sie der bekannte
Fleischlos-Konkurrent Beyond Meat
bietet, gibt es beim „Rebel Burger“
nicht. Auch vom Geruch fällt der Neue
von Burger King nicht weiter auf, an-
ders als etwa der „Next Level Burger“,
den der Discounter Lidl im Programm
hat. Das typische Bissgefühl im Mund

mit der leicht gummiartigen Konsistenz
fühlt sich durchaus fleischig an. Die Bu-
lette könnte lediglich etwas mehr Wür-
ze vertragen. Hier ist Beyond Meat et-
was durchschlagender, und auch Lidls
„Next Level“-Exemplar ist zwar pikan-
ter, wenngleich auf eine etwas platte
würzige Art.
Nun zerlegt der gemeine Fast-Food-
Fan natürlich nicht das Gesamtensem-
ble, sondern konsumiert Bulette mit
Brötchen, Ketchup, Majo, Zwiebel, Salat
und Käse in einem. Und da dürfte der
Rebell unter den Burgern die Kunden
durchaus überzeugen. Denn er
schmeckt kaum anders als der klassi-
sche Whopper. Darin sind sich die
WELT-Tester einig. Was auch daran
liegt, dass das durchs Grillen erzeugte
Röstaroma auch bei der fleischfreien
Variante wirkt. Während Beyond Meat
überwiegend aus Erbsenpüree und der
Lidl-Burger aus Pilzen besteht, setzt
der „Rebel Burger“, der von der Unile-
ver-Tochter The Vegetarian Butcher
hergestellt wird, auf Soja. Jedoch hat die
Bulette optisch und haptisch nichts mit
dem bröselnden Soja-Würstchen zu
tun, wie man es von früher kennt.
Der „Rebel“-Whopper dürfte McDo-
nald’s gehörig unter Druck setzen.
Denn geschmacklich ist der Marktfüh-
rer mit seinem „Big Vegan TS“ noch
nicht im neuen Zeitalter angekommen.
Das Pflanzliche dominiert das kulinari-
sche Empfinden, was bei der Konkur-
renz von Burger King, Beyond Meat und
Lidl nicht mehr der Fall ist. Wenn ein
Flexitarier zwischen Burger King und
McDonald’s vergleicht, wird er mit gro-
ßer Sicherheit dem „Rebel Burger“ den
Vorzug geben. Diesen systemischen
Nachteil muss McDonald’s sehr wahr-
scheinlich schnell wettmachen. In den
USA steht der Konzern offenbar kurz
vor der flächendeckenden Einführung
mit Pattys von Beyond Meat. Auch in
Übersee ist Burger King mit dem

mit Pattys von Beyond Meat. Auch in
Übersee ist Burger King mit dem

mit Pattys von Beyond Meat. Auch in
„Im-
possible Burger“, der in Deutschland
nicht verkauft wird, vorangegangen und
kooperiert mit der US-Firma Impossi-
ble Foods. McDonald’s hingegen befin-
det sich noch in einer Testphase mit
Beyond-Meat-Produkten, die in einzel-
nen Filialen in Kanada ausprobiert wer-
den. Zwar ist das Feedback der Kunden
durchaus positiv, allerdings soll es nach
Recherchen des Analysehauses Bern-
stein Research noch nicht zum ganz
großen Durchbruch beim Fleischlos-
Burger gekommen sein.
In Deutschland wird der „Vegan TS“
in der aktuellen Konsistenzwahrschein-
lich keine große Zukunft haben und von
einem gelungeneren Flexitarier-Produkt
abgelöst werden. Das alles zeigt aber
auch: Der Fleischlos-Trend gewinnt an
Tempo. Die Produkte werden immer
besser, die Kundschaft immer größer.

KKKonkurrenz für den „Big Vegan TS“: onkurrenz für den „Big Vegan TS“:
fffleischfreier Burger-King-Burgerleischfreier Burger-King-Burger

BURGER KING

/

Der fleischfreie Whopper ist


fffür McDonaldür McDonald’s ein Problem


Burger King bringt „Rebel Burger“ auf den Markt


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