Die Welt - 13.11.2019

(Martin Jones) #1

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DIE WELT MITTWOCH, 13. NOVEMBER 2019* POLITIK 7


gerechtes-netz.eu


Die journalistische Arbeit anderer


zum Nulltarif nutzen und damit


europäisches und – wie aktuell


in Frankreich – nationales Recht


bewusst ignorieren:


NICHT OK GOOGLE


Kann sich keine


Demokratie leisten:


Pressefreiheit zum


Nulltarif.


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F


ür einige Minuten ver-
schwindet die Warschauer
Skyline hinter dichtem
Qualm. Überall auf dem zen-

Skyline hinter dichtem
Qualm. Überall auf dem zen-

Skyline hinter dichtem


tralen Dmowski-Kreisver-
kehr in der Nähe des Hauptbahnhofs
zünden Männer Nebelkerzen an, Zehn-
tausende singen aus voller Brust die
polnische Nationalhymne. Einige Meter
vom Eingang des „Novotel“ entfernt
schwingen Maskierte nicht nur weiß-ro-
te Fahnen, sondern auch die des ONR,
des Nationalradikalen Lagers, einer
rechtsextremen Organisation.

VON PHILIPP FRITZ
AUS WARSCHAU

47.000 Menschen sind laut War-
schauer Rathaus an diesem 11. Novem-
ber, dem Nationalfeiertag, zum Unab-
hängigkeitsmarsch erschienen. Laut
Veranstaltern sind es 150.000. Wie viele
es tatsächlich sind, lässt sich nicht sa-
gen, in jedem Fall sind die Straßen voll.
Eigentlich wird am polnischen Natio-
nalfeiertag der Wiedererlangung polni-
scher Staatlichkeit 1918 nach 123 Jahren
der Fremdherrschaft gedacht. Es gibt
offizielle Ansprachen und Sondersen-
dungen im Fernsehen.
Seit einigen Jahren aber dominieren
die Bilder eines ausgerechnet von
rechtsextremen Gruppen ins Leben ge-
rufenen Marsches diesen für viele Polen
so wichtigen Tag. Die Veranstaltung gilt
heute als größtes Zusammentreffen
Rechtsextremer in Europa.
Einige Besucher glauben, es handle
sich beim Marsch um das offizielle,
staatliche Gedenken. Dass sich Präsi-
dent Andrzej Duda im vergangenen Jahr
an die Spitze des Marsches stellte, ver-
stärkt diesen Eindruck nur. Auch hoch-
rangige Mitglieder der Regierungspartei
Recht und Gerechtigkeit (PiS) nahmen
teil. In diesem Jahr hielten sie sich aller-
dings fern. Das hat einen Grund.
Die Bewegung, die den Marsch maß-
geblich mitorganisiert, wurde vor einem
Monat ins Parlament gewählt. Konfede-
racja setzt sich aus mehreren rechtsex-
tremen Parteien zusammen und übt
Druck auf die PiS aus, weil sie ür eine
noch radikalere Politiksteht. Das ist ei-
ne neue Konkurrenz für die erfolgsver-
wöhnten Nationalkonservativen. Wenn
die Regierenden sich nicht klar von der

Konfederacja abgrenzen, dann droht
Polen noch weiter nach rechts zu rü-
cken. Bisher weiß die PiS nicht, wie sie
sich zur rechtsextremen Opposition im
Parlament verhalten soll, so wenig, wie
sie eine Antwort auf den Unabhängig-
keitsmarsch der Rechtsextremen hat,
die scheinbar das Feiertagsgedenken ka-
pern konnten. Der Marsch steht für das
Dilemma der Partei, denn die PiS wirbt
mit ihrer turbopatriotischen Rhetorik
eben auch um national gesinnte Grup-
pen – die jedoch zu weiten Teilen die
Konfederacja gewählt haben.
Mit 6,8 Prozent der Stimmen konnte
die Konfederacja ins Parlament einzie-
hen. Mehr als 20 Prozent der unter 29-
Jährigen haben sie gewählt. Alleine des-
wegen hat sie Potenzial, sie ist die Opti-
on der Jungen. Tatsächlich sitzt mit ihr

nun rechts der PiS eine weitere Grup-
pierung. Für die PiS wird das zum Pro-
blem, eine politische Kraft zu ihrer
Rechten wollte ihr mächtiger Vorsitzen-
der Jaroslaw Kaczynskinie hinnehmen.
Wird die PiS sich abgrenzen oder gar
mit der Konfederacja zusammenarbei-
ten? Bildungsminister Jaroslaw Gowin
hat das für das Regierungslager erst mal
ausgeschlossen.
Die Konfederacja ist rassistisch, anti-
semitisch, fordert unter anderem einen
Austritt Polens aus der EU, die Wieder-
einführung der Todesstrafe und ein to-
tales Verbot von Abtreibungen, sogar
nach einer Vergewaltigung. Die PiS, die
im europäischen Ausland oft bereits als
radikal wahrgenommen wird, kommt
im Vergleich zur Konfederacja rüber wie
eine Partei von Gemäßigten und EU-

Freunden. Damian Kita, einen der Orga-
nisatoren des Unabhängigkeitsmar-
sches, freut das. „Natürlich habe ich die
Konfederacja gewählt“, sagt er. Kita ist
eines der Gesichter des Unabhängig-
keitsmarsches und ein Unterstützer der
Konfederacja. Mit demonstrativer Höf-
lichkeit fragt er, ob der Platz genehm
sei. Der Wirtschaftsstudent empfängt
in einem Restaurant im Warschauer
Stadtteil Praga.
Hier, auf der Ostseite der Weichsel,
so heißt es, seien die Menschen ur-
sprünglicher und rauer. Letzteres zu-
mindest trifft auf den 24-jährigen Kita
nicht zu. Er ist so förmlich-freundlich
wie Männer, die gerne Zeiten nachtrau-
ern, als Umgangsformen noch ein Wert
an sich waren. Kita weiß, dass für viele
Teilnehmer der Marsch nicht mehr als

ein nationales Happening ist. Ihnen ist
egal, dass sie mit Rechtsextremen, die
antisemitische Banner hochhalten oder
schwulen- und ausländerfeindliche
Sprechchöre anstimmen, durch die
Straßen laufen. „Was uns eint, ist unser
abendländisches Erbe“, sagt er stolz.
Von elf der ausschließlich männlichen
Abgeordneten der Konfederacja stam-
men zwei aus dem Organisationsteam
des Marsches. Krzysztof Bosak, der ge-
rade für die Konfederacja ins Parlament
eingezogen ist, besteigt während des
Unabhängigkeitsmarsches eine Bühne.
Er ist einer von ihnen. „Uns ist egal, was
sie im Ausland über uns denken“, ruft
er. Wenig später brüllt die Menge:
„Gott, Ehre, Vaterland!“ Ein kleines
Kind sitzt auf den Schultern eines Teil-
nehmers und brüllt mit, dahinter, auf
dem Dach einer Bushaltestelle, zünden
zwei Maskierte Nebelkerzen und stre-
cken ihre Fäuste Richtung Himmel.
Während ein Besucher auf Englisch
einen Mann in Soldatenuniform an-
spricht und fragt, was hier los sei, geht
eine Familie schnellen Schrittes zurück
ins „Novotel“. „Dieses Jahr haben wir
keine Gruppen aus dem Ausland einge-
laden“, bestätigt Organisator Kita. Ge-
kommen sind sie offenbar trotzdem.
Vor dem „Novotel“ wehen Fahnen der
italienischen Rechtsextremen. Der Un-
abhängigkeitsmarsch ist beileibe nicht
für alle eine Wohlfühlveranstaltung.
Bisher war es die PiS, die mit nationa-
lem Pathos Wahlen gewonnen hat. Auch
ihre Mitglieder behaupten immer wie-
der, die alten, korrupten Eliten aus ih-
ren Ämtern jagen zu wollen. Die größte
Oppositionspartei Bürgerplattform
(PO) konnte sie so klein machen; regie-
rungsnahe Medien diffamierten sie als
Organ „europäischer oder deutscher In-
teressen“. Mit der Konfederacja indes
tun die Regierenden sich schwer. Zwar
hat die PiS im Oktober ihre absolute
Mehrheit im Parlamentverteidigt, mit
dem Einzug der Konfederacja aber
könnte sie in Zukunft in bestimmten
Sachfragen auf Abgeordnetenstimmen
aus anderen Fraktionen angewiesen
sein: Das Regieren wird schwieriger.
Kita hat sich einen Gerstenkaffee be-
stellt. Im Hintergrund im Restaurant
laufen polnische Schlager der 70er- und
80er-Jahre. Neben dem Eingang steht
eine kleine Büste von Roman Dmowski,

der Ikone der polnischen Nationalisten
der Zwischenkriegszeit. „Gute Gesell-
schaft“, sagt Kita und lächelt. Der Ein-
druck drängt sich auf, dass er diesen Ort
nicht zufällig für ein Gespräch gewählt
hat. „Die anderen Parteien stehen doch
alle nur für die Krankheiten des alten
Systems“, schiebt er nach.
Die Konfederacja stellt auch eine Ge-
fahr für die Nationalkonservativen dar,
weil abzusehen ist, dass sie Themen in
die Debatte einbringen wird, die sogar
der PiS zu extrem sind, zu denen sie
aber Stellung wird beziehen müssen.
Jakub Kulesza könnte sie dazu zwin-
gen. Der Konfederacja-Parlamentarier
steht in der Lobby des Hotels für polni-
sche Abgeordnete unter der aus sozia-
listischen Zeiten stammenden Decken-
beleuchtung. Das Gebäude befindet sich
direkt neben dem polnischen Parla-
ment. Kulesza freut sich schon auf die
Oppositionsarbeit. „Für uns ist die PiS
keine konservative Partei, wirtschafts-
politisch sind sie sozialdemokratisch,
und ihre weltanschaulichen Verspre-
chen lösen sie nicht ein“, sagt er.
Kulesza ist davon überzeugt, dass die
Konfederacja von Konservativen ge-
wählt wird, die Probleme mit den Sozi-
alprogrammen der PiS haben, wie etwa
mit dem Kindergeldprogramm „Familie
500+“. Kulesza möchte möglichst gerin-
ge Steuern, möglichst wenig Umvertei-
lung. „Die PiS betrachtet Nationalismus
nur als ein Mittel zum Zweck, ihre Rhe-
torik ist nicht authentisch“, so Kulesza
weiter. Bei Themen wie Abtreibung
oder künstlicher Befruchtung will Ku-
lesza die PiS stellen, die ihm eindeutig
zu lasch ist. Die Konfederacja bringt die
PiS in Bedrängnis, weil sie nicht zu weit
nach rechts driften kann. Die Regie-
rungspartei ist auch auf die Stimmen
gemäßigter Konservativer und der poli-
tischen Mitte angewiesen – diese Mi-
lieus wiederum schreckt die Konfede-
racja ab. Mit Grzegorz Braun sitzt für
sie nun jemand im Parlament, der offen
antisemitisch ist; und Janusz Korwin-
Mikke, ein weiterer Abgeordneter, be-
hauptet regelmäßig, Frauen seien weni-
ger intelligent als Männer. Als Mitglied
des Europaparlaments zeigte er auch
schon mal den Hitlergruß im Plenar-
saal. Ob dieser Stil nun die Parlaments-
debatten in Polen prägen wird, hängt
auch von der Reaktion der PiS ab.

„Gott, Ehre, Vaterland!“


Die ultranationale Partei Konfederadcja hat den Marsch zum


Nationalfeiertag gekapert. Rutscht Polen noch weiter nach rechts?


Damian Kita vom Organisationsteam des Marsches zum polnischen Unabhängigkeitstag


PHILIPP FRITZ

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