Focus - 02.11.2019

(Barré) #1

DIE KULTUR-MACHER


98 FOCUS 45/2019


P


aris erhält ein neues, feines Museum. Es entsteht in der alten Handelsbörse, der
Bourse de commerce im Stadtteil Les Halles. Den Rundbau aus dem 18. Jahrhun-
dert hat der japanische Star-Architekt Tadao Ando für den französischen Milliardär
François Pinault gestaltet. Die Restaurierung der historischen Fresken und des Glasdachs
sowie der Einbau eines minimalistischen Betonzylinders haben mehr als 160 Millionen
Euro gekostet. Rund um den Lichthof sind 3000 Quadratmeter große Ausstellungsflächen
gruppiert. Unter dem Dach liegt ein Restaurant. Eröffnung ist im Juni.

Schurke aus Mexiko Schatz aus der Küche


S


ie hat Opern inszeniert und unzählige
Rollen gespielt. Jetzt brilliert Katharina
Thalbach an der Berliner Kleinkunstbühne
Bar jeder Vernunft. Als Schurke José Piñata
singt (oder raunt) sie in der Western-Kla-
motte „Die 5 glorreichen Sieben“ mit Meret
Becker, Anna Fischer, Anna Mateur und
Andreja Schneider jeden aus dem Sattel.

J


ahrzehntelang hing das 20 mal 25 Zen-
timeter kleine Bild wenig beachtet über
der Küchenzeile einer inzwischen 90-jäh-
rigen Französin. Kürzlich erkannte eine
Kunsthändlerin darin ein Werk des italieni-
schen Malers Cimabue aus dem 13. Jahrhun-
dert. Jetzt wurde „Die Verspottung Christi“
für gut 24 Millionen Euro versteigert.

Newcomer Dinnertalk

Bild der Woche

Neue alte Kunst-Börse


Bald ein Museum
Die Bourse de commerce
in Paris

Das neue Wilco-Album heißt
„Ode To Joy“. Sind Sie Beetho-
ven-Fan? Ich weiß nicht, ob ich
jemandem vertrauen könnte,
der keiner ist. Wie das? Er ist
der Grand Canyon. Beethoven
gehört zu einer Welt, die für
mich selbstverständlich ist,
obwohl es keine Verbindung zu
meiner Musik gibt. Hatten Sie
eine Klassikausbildung? Nein,
gar nicht. Es ist nur Ihr Herz?
Ja, meine persönliche Bildung.
Sie haben gerade in Deutsch-
land gespielt. Haben Sie da als
Jude eigentlich Bedenken in
Zeiten von wachsendem Anti-
semitismus? Den gibt es doch
überall. Ich bin ja vor allem des­
halb konvertiert, weil ich mich zu
meiner Familie bekennen wollte.
Meine Frau ist jüdisch, dadurch
sind es auch die Kinder, und ich
wollte nie infrage stellen, wo
ich stehe, falls es schrecklich
wird. Keine Vorbehalte gegen
Deutschland? Ehrlich gesagt
macht man sich angesichts
der Familiengeschichte meiner
Frau schon Gedanken, wenn
man hier unterwegs ist. Das
kriegt man einfach nicht aus
dem Kopf. Aber es gibt genauso
schlimme Entwicklungen in
Amerika, wo Leute zu Sünden­
böcken gemacht werden,
nicht nur Juden, sondern auch
Latinos und generell Farbige.
Sind für Sie die Songs auf
„Ode To Joy“ nun freudvoller?
Nein, sie reflektieren eher den
inneren Kampf, Freude an­
zunehmen. Auch ange sichts
der Dinge, die wir
gerade anspra­
chen. hap

7 Fragen an Wilco-Leader

Jeff Tweedy


Indie-Ikone
Wilco-
Chef Jeff
Tweedy,
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