Neue Zürcher Zeitung - 14.11.2019

(Marcin) #1

2INTERNATIONAL Donnerstag, 14. November 2019


Nachdem Fototermin machen sichTrump undErdoganauf ins Oval Office. AP

Tories im Umfragehoch


nach Farages Teilrückzug


(sda)·Die britischenKonservativen von
Premierminister BorisJohnson sind nach
dem teilweisenRückzug von Kandidaten
der Brexit-Partei aus demWahlkampf im
Umfragehoch. In einer aktuellen Befra-
gung des Meinungsforschungsinstituts
Yougov imAuftrag der«T imes» führten
dieTories mit einemVorsprung von 14
Prozentpunkten vor der oppositionellen
Labour-Partei.DieKonservativen kämen
demnach derzeit auf 42 Prozent der Stim-
men, währendLabour nur bei 28 Pro-
zent läge. Könnten dieTories diesenVor-
sprung bis zumWahltag am 12. Dezem-
ber halten, wäre eine satte Mehrheit für
Johnson wahrscheinlich.Weniger freuen
dürfte den Premierminister aber dieTat-
sache, dass auch dieLabour-Partei von
dem teilweisenVerzicht der Brexit-Par-
tei profitierte, wenn auch nicht so stark
wie dieKonservativen.


IN KÜRZE US-Gericht beschränkt die
Durchsuchung von Geräten
(dpa)·Amerikanische Grenzbeamte
dürfen die Inhalte elektronischer Ge-
räte bei der Einreise in die USA nicht
ohnekonkretenVerdacht durchsuchen.
Das geht aus einer Entscheidung des
Bundesgerichts in BostonvomDiens-
tag hervor.Die Bürgerrechtsorganisa-
tionenAclu und EFF hatten wegen der
zunehmenden Zahl vonDurchsuchun-
gen gegen das Ministerium für Inland-
sicherheit und gegen zwei Grenzschutz-
behörden Klage eingelegt.LautAclu hat
die Grenzschutzbehörde 20 18 mehr als
33000 Geräte untersucht, fastviermal so
viele wie noch vor dreiJahren.


Brasiliens Präsident will
eine neue Partei gründen
(Reuters)·Der brasilianische Präsident
Jair Bolsonaro will seine zerstrittene
rechtsgerichtete Sozialliberale Partei
(PSL) verlassen und bis März 2020 eine
neuePartei ins Leben rufen. Die Neu-
gründung gabendie PSL-Abgeordneten
Daniel Silveira und Bia Kicis nach einem
Tr effen mit dem Präsidenten bekannt.Es
ist unklar, wie viele der 53Vertretersei-
ner bisherigenPartei seinemAufruf fol-

Polens Opposition stellt
Präsidentendes Senats
(dpa)·Einen Monat nach derParla-
mentswahl inPolen ist der Opposition
ein symbolischer Erfolg im Ringen mit
der nationalkonservativenRegierungs-
partei PiS gelungen.In derkonstituie-
renden Sitzung des Senats wählten die
Senatoren am Dienstag den 61-jährigen
Tomasz Grodzki von der liberalen Bür-
gerkoalition (KO)zum neuen Senats-
präsidenten. Er kam auf 51 Stimmen,
der bisherige Amtsinhaber und PiS-Kan-
didat Stanislaw Karczewski erhielt nur
deren 48.

AUFGEFALLEN


Haarige Ideen


gegen Nashorn-Wilderer


Markus Spörndli, Nairobi·Das Geschäft mit dem Horn von
Nashörnern blüht. Über 30 000 Franken zahlenKunden in
China oderVietnam für ein Kilogramm des begehrten Stoffs.
Er soll fiebersenkend und potenzsteigernd wirken.Reiche
Männer stellen das noch intakte, phallische Objekt als Status-
symbol aus und ziehensichTeile davon in pulverisierterForm
durch die Nase. Über dieAuswirkungen des illegalen Handels
gibt eseinige Studien. So weissman zum Beispiel, dass auf dem
afrikanischenKontinent allein in denletztenfünfJahren über
5800 Tiere erlegt wurden und dassdeshalb etwa das Spitzmaul-
nashorn akut vomAussterben bedroht ist.
Erforscht wurden auch die häufigstenVerwendungsarten
des Stoffs.Was allerdings noch fehlt, ist eine Umfrage, ob den
Kunden bewusst ist, dass es sich dabei um nichts anderes als
nach oben wachsende, mit einem Sekret verklebte Haare han-
delt – dass sie sich also, nüchtern betrachtet, genauso gut die
eigenen Haare oderFingernägel verabreichenkönnten. Die-
sesFaktum haben sich Zoologen der Universität Oxford zu-
nutze gemacht: Sie haben aus Schwanzhaaren eines Pferdes
und einem aus Seide gewonnenen Klebstoff ein Nashorn-
Horn nachgebaut.Dadas Pferd eng mit dem Nashorn ver-
wandt sei,könne man dieFälschung selbst mit aufwendigen
Analysemethoden nur schwer vom Original unterscheiden,
schreiben dieForscher in einerrenommierten wissenschaft-
lichen Zeitschrift.
Der illegale Markt solle nun mitFälschungen geschwemmt
werden, fordern die Oxford-Zoologen. Zwischenhändler und
Kunden würden dadurch verunsichert und verlören ihre Be-
reitschaft zum Zahlen exorbitanter Preise.Dann würde sich
auch dieWilderei nicht mehr lohnen. Ökonomen sind weni-
ger hoffnungsvoll. Die Nachfrage nach dem Originalkönnte
sogar noch zunehmen,und Händler, die imRufstünden, ech-
tesHorn zu liefern,könnten noch höhere Preise erzielen.Viel-
leicht hat derVorstoss aber einen positiven Nebeneffekt: Mög-
licherweise begreifen nun einigeKundenmehr, dass es sich
selbst beim Original nur um verklebtes Nasenhaar handelt.

Über tausendFestnahmen
bei Kundgebungenin Chile
(dpa)·In Chile ist es amRande von
Massenkundgebungen erneut zu schwe-
renAusschreitungen gekommen. Insge-
samt wurden in Santiago de Chile und
anderen Städten in der Nacht von Diens-

gen werden. Es wird nicht erwartet, dass
dieAuflösung der PSL die brasilianische
Wirtschaftsreform-Agenda beeinflussen
wird, die imKongressreichlich Unter-
stützung geniesst. Aber die Gründung
einerneuenParteikönnte Bolsonaro
politisch schwächen. Der Präsident war
während seiner 28Jahre imKongress ins-
gesamt Mitglied von achtParteien, bevor
er im vergangenenJahr der PSL beitrat.

Autobombe in Kabul
fordert zahlreicheOpfer
(dpa)·Nur einenTag nach der Ankün-
digung des afghanischen Präsidenten
Ghani, drei hochrangigeTaliban freizu-
lassen, detonierte am Mittwochmorgen
in Kabul eineAutobombe. Bei dem An-
schlag wurden mindestens zwölf Men-
schen getötet, unter ihnen auch drei Kin-
der. Mindestens zwanzig weitere Men-
schen seien verletzt worden, unter ihnen
vier ausländische Staatsbürger, teilte das
Innenministeriumam Mittwoch mit. Der
Sprengsatz habe ein gepanzertesFahr-
zeug einer kanadischen Sicherheitsfirma
getroffen. Die vier verletztenAusländer
seien Mitarbeiter derFirma. Die Explo-
sion ereignete sich am frühen Morgen
(Ortszeit) in einer Strasse an derRück-
seite des Innenministeriums. Zunächst
bekannte sich niemand zu dem Angriff.
Die militant-islamistischenTaliban be-
stritten eine Beteiligung an derTat. Die
Autobombe ist der 21.grössere Anschlag
in Kabul in diesemJahr.Dabei sind bisher
insgesamt mindestens 250 Menschen ge-
tötet und mehr als 1100 verletzt worden.

tag auf Mittwoch laut Innenministerium
114 Geschäfte geplündert, 30 Gebäude in
Brand gesetzt und 20Polizeireviere an-
gegriffen. Es seien 347Polizisten und 46
Demonstranten verletzt und 1020 Men-
schen festgenommen worden. An den
Kundgebungen nahmen nachPolizei-
angaben 250 000 Menschen teil, 80 000
alleinin Santiago de Chile.Alle Opposi-
tionsparteien forderten am Dienstag in
einer gemeinsamen Erklärung dieRegie-
rung dazu auf, eine verfassungsgebende
Versammlung einzuberufen.

Streit um S-400 bleibt ungelöst


Beim russischen Fliegera bwehrsystem finden Trump und Erdogan keine Einigung


PETER WINKLER,WASHINGTON

Während im Capitol das erste öffent-
li che Hearing in der Impeachment-
Untersuchung gegen ihn begann,
hat sich der amerikanische Präsi-
dent DonaldTr ump am Mittwoch im
Weissen Haus einem anderen heiklen
Thema gestellt: demVerhältnis zurTür-
kei. Er empfing den türkischen Präsi-
dentenRecepTayyip Erdogan trotz
deutlichen Misstönen, die ihm aus dem
Kongress entgegenschlugen.
Es ist nicht nur die türkische Mili-
täroperation im NordenSyriens, die
laut Berichten ethnische «Säuberun-
gen» unter denKurden auslöste, die
diese Beziehung belastet. Es ist auch
der Kauf des russischen Fliegerabwehr-
systemsS-400: Er bedroht einerseits die
türkische Mitgliedschaft im Programm
für das neue amerikanische Kampfflug-
zeug F-35 und rückt anderseits die
Möglichkeit empfindlicherWirtschafts-
sanktionen in Griffweite.
Im Gegensatz zur Impeachment-
Untersuchung herrscht imKongress
bedeutend grössere Einigkeit darüber,
dass Erdogan nicht mit besonders viel
gutemWillenrechnen kann. Die Ab-
geordneten und die Senatoren werden
ihrem Präsidenten genau auf dieFinger
schauen wollen, zumalTr ump auch am
Mittwoch wiederunterstrich, er sei ein
grosserFan Erdogans. Dem gegenüber
steht natürlich die Erkenntnis auch im
Capitol, dass Ankara im Nahen Osten
eine wesentlicheRolle spielt, wie auch
derrepublikanische Mehrheitsführer
im Senat Mitch McConnell unterstrich.

Offensichtlich blieben die Erfolge
spärlich. Dies wenigstens liess sich
aus der abschliessenden Pressekonfe-
renz ablesen, die Erdogan mit länge-
ren Deklarationen, offensichtlich vor
allem an sein Heimpublikum gerichtet,
völlig dominierte.Trump erklärte zur
Frage der S-400 nur, die Präsidenten
hätten vereinbart, ihreAussenminister
und ihre nationalen Sicherheitsberater
zu weiterenVerhandlungen abzukom-
mandieren.
ZuSyrien hobTr ump hervor, dass
derWaffenstillstand dort halte – ohne
irgendwelche weiteren Ziele anzuspre-

chen. Erdogan war bedeutend pessimis-
tischer und unterstrich, die«Terroris-
ten» – gemeint waren kurdische Be-
waffnete ausSyrien und derTürkei –
würden die türkischenTr uppen unter
dem Schutz desWaffenstillstands wei-
terhin angreifen.
Erdogan sagte auch, dass er Kämp-
fer derTerrormiliz Islamischer Staat
verstärkt in ihreHeimatstaaten zurück-
schaffen wolle. DerRest war, im gros-
sen Ganzen, eineVariation von diplo-
matischenFormeln, die denWillen zu
anhaltender und vertiefter Zusammen-
arbeit ausdrücken sollten.

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Dieses 9MonatealteMädchenhat in ihremLebennur Gewalt undKrieg gekannt.
Sielebt zusammen mitihrer Familieine inem vomIKRKunter stützten Lager für
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