Neue Zürcher Zeitung - 06.11.2019

(Michael S) #1

2INTERNATIONAL Mittwoch, 6. November 2019


RasmiyaAwad is tbei einer RazziaSicherheitskräfte nindie Hände gefallen. AP

Türkei nimmtBaghdadis Schwester fest


pab, Istanbul· DieSchwester des getöte-
ten Anführers derTerrormiliz Islami-
scher Staat, AbuBakr al-Baghdadi, ist
laut türkischen Berichten am Montag-
abend im türkischkontrollierten Nord-
westenSyriens festgenommen worden.
RasmiyaAwad ist im Ort Azaz, 20 Kilo-
meter nordöstlich von Afrin, bei einer
Razzia Sicherheitskräften in die Hände
gefallen.Baghdadi hat sich vergangene
Woche selbst in die Luft gesprengt, als
amerikanische Spezialkräfte in seinVer-
steck in derRegion Idlib vordrangen.
Türkische Behördenvertreter erklär-
ten, sie erhofften sich vonAwad weit-
reichende Informationen zum IS.
Inden vergangenenTagen waren er-
neutVorwürfean dieTürkei laut gewor-

den, dem Kampf gegen den IS nicht die
gebotene Bedeutung zukommen zu las-
sen.BaghdadisVersteck lag nur wenige
Kilometer von der türkischen Grenze
entfernt inRebellengebiet.Kurz nach
demTodBaghdadis wurde der Spre-
cher des IS Abu al-Hassan al-Muhajir in
einem Ort unweit der türkischkontrol-
lierten StadtJarablus durch einen ame-
rikanischen Luftangriff getötet. DieTür-
kei ist sichtlich bemüht, dem Eindruck
der Untätigkeit entgegenzuwirken. Der
Kommunikationsdirektor des türkischen
Präsidenten Erdogan,Fahrettin Altun,
erklärte amDienstag perTwitter, die
Festnahme vonBaghdadis Schwester sei
ein weiterer Beweis für den Erfolg des
türkischen Kampfesgegen denTerror.

Irakis che Regierung
stellt Internet ab
(dpa)·Bei der seitTagen laufenden Sitz-
blockade in der Hafenstadt Umm Kasr
im Irak haben Sicherheitskräfte scharfe
Munition undTr änengas gegen Demons-
tranten eingesetzt. Mindestens vier von

IN KÜRZE Israels höchstes Gericht
bestätigt Ausweisung
(dpa)·Israels höchstes Gericht hat die
Ausweisung von Omar Shakir, dem
Regionalchef der Menschenrechtsorga-
nisation Human RightsWatch, bestä-
tigt. Shakir muss dasLand innerhalb
von 20Tagen verlassen, wie es im Ent-
scheid des Gerichts inJerusalem vom
Dienstag heisst. Innenminister Arie Deri
hatte dieAusweisung Shakirs 2 01 8 an-
geordnet, weil er einen Boykott Israels
unterstütze – was Shakir bestreitet. Bis
zur Klärung durch das oberste Gericht
durfte er in Israel bleiben. Shakir ist bei
Human RightsWatch für Israel und die
palästinensischen Gebiete zuständig.


Streit um russische
Einmischung beim Brexit
(dpa)·Die Opposition in Grossbritan-
nien wirft derRegierung vonPremier-
minister BorisJohnson vor, einen Be-
richt über eine mögliche Einmischung
Russlands in das Brexit-Referendum
2016 zurückzuhalten.Damit wolle Dow-
ning Street vermeiden, dass die britische
Öffentlichkeit vor derParlamentswahl am


  1. Dezember möglicherweise brisante
    Details aus demReport des parlamenta-
    rischen Geheimdienstausschusses erfahre.
    Auch Mitglieder derKonservativen for-
    derten dieFreigabe desPapiers. Europa-
    Staatssekretär Christopher Pincher wies
    dieVorwürfe imParlament als politisch
    motiviert zurück.Es gebekeine Beweise,
    die nahelegten, dass es eine erfolgreiche
    EinmischungRusslands in britischeWah-
    len oder Abstimmungen gegeben habe.


Irannimmt Urananlage


wieder in Betrieb


(dpa)·Der iranische Präsident Hassan
Rohanihat einen weiterenTeilausstieg
aus demWiener Atomabkommen an-
gekündigt und damit international Be-
sorgnis ausgelöst. Inder viertenPhase
desAusstieges werde seinLand vom
Mittwoch an in der AtomanlageFordo
Urangas in bisher inaktive 1044 Zen-
tri fugen einführen.Das sagteRohani
am Dienstag.Nach dem internationa-
len Atomabkommen von 20 15 sollte die
AnlageFordo nur für wissenschaftliche
Projekte genutzt werden – die Zentrifu-
gen dort durften lediglich getestet wer-
den.Rohani betonte, die Internationale
Atomenergieagentur sei von der Absicht
inKenntnis gesetzt worden. Die Mass-
nahmen seien jederzeit umkehrbar. «So-
bald die Gegenseite das Atomabkom-
men voll und ganz umsetzt, werden auch
wir dies umgehend tun», sagte er.


AUFGEFALLEN


Ein Alarmzeichen


in Japan


MartinKölling,Tokio·Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche,
Taifune, Starkregen, Überschwemmungen, Erdrutsche –Japan
ist anVerwüstung gewöhnt. Doch nach drei Naturkatastro-
phen in einem Monat merken erstmals auch die Einwohner
der HauptstadtregionTokio, dassderrasante Bevölkerungs-
schwund eine neue Phase der Desasterbekämpfung eingeläu-
tet hat: Grassierender Arbeitskräftemangel bremst inzwischen
di eAufräumarbeiten immer bemerkbarer.
An einigen Strassen in den Überschwemmungsgebieten in
Tokios Umgebung stapelt sich schon seit zweiWochen der zer-
störte Hausrat. Die überlastetenBaufirmenkonzentrieren sich
zuerst auf dasReparieren von Deichen, Infrastruktur und das
Flicken von Hausdächern.Ja pans Katastrophenschutz müsste
alarmiert sein. Denn die Abfallberge lassen Schlimmes für den
Wiederaufbau nach dem erwartetenMegabeben unter der
Hauptstadt befürchten. Bis jetzt sehen die Pläne vor, dass der
Strom innerhalb einerWoche wieder in die meisten Haushalte
fliessen soll,Wasser nach einem und Gas nach zwei Monaten.
Die Annahmen stammen aus einer Zeit,in der dasLand
nochkeinen Mangel an Arbeitskräften kannte. Inzwischen lei-
det jedoch ausgerechnet dieBauindustrie mit mehr als fünf
offenen Stellen pro Bewerber stark unter dem schrumpfen-
den Angebot an Arbeitnehmern. Zudem lässt sich das Pro-
blem nicht durch Lohnerhöhungen aus derWelt schaffen,da
die gesamteWirtschaft betroffen ist.Laut demWirtschafts-
forschungsinstitutTeikokuDatabank sucht rund die Hälfte
der Unternehmen händeringend nachVollzeitbeschäftigten.
Selbst die bisher während 24 Stunden geöffneten Mini-Super-
markt-Ketten schliessen inzwischen Hunderte ihrerLäden
über Nacht, weil sie nicht genügendVerkäufer finden.
Dies ist erst der Anfang der demografischenWende. Nach
einer Studiekönnte der Arbeitskräftemangel inJapan zwischen
2020 und 2030 von 3,8 auf 6,4 Millionen Menschen steigen. So-
gar diekonservativeRegierung ist daher zu einerWendebe-
reit. Sie ziehtin Betracht,Japansrestriktive Einwanderungs-
politikzulockern, um mehr Arbeitskräfte insLand zu holen.

ProminenteKolumnistin
klagt gegenTrump
(afp)·Die bekannte amerikanische
Kolumnistin E.JeanCarroll hat am
Montag in NewYork eineVerleum-
dungsklage gegen Präsident Donald
Tr ump eingereicht. Carroll, dieTr ump
beschuldigt, sie vor 20Jahren vergewal-
tigt zu haben, wehrt sich damit gegen
AnschuldigungenTr umps, sie habe ihre
Vorwürfe erfunden.Tr ump hatte Car-
rollsVergewaltigungsvorwurf imJuni
mit denWorten zurückgewiesen: «Sie
ist nicht meinTyp.» «Als ich den Mut
aufgebracht habe, dieVergewaltigung
öffentlich zu machen,hater meinen
Charakter verunglimpft, mich der Lüge
bezichtigt und mich sogar wegen meines
Erscheinungsbildes beleidigt», erklärte
Carroll zu ihrer Verleumdungsklage. Die
heute75-Jährige wirftTr ump vor, sie vor
über zweiJahrzehnten in der Umkleide-
kabine eines NewYorker Kaufhauses
vergewaltigt zu haben.

Ex-Botschafterin der USA
in Kiew fühlte sich bedroht
(afp)·Die frühere amerikanische Bot-
schafterin in Kiew, MarieYovanovitch,
hat sich nach eigenen Angaben nach
dem brisantenTelefonat von Präsident
DonaldTr ump mit seinem ukrainischen
Kollegen Selenski vomJuli diesesJahres
bedroht gefühlt.Das geht aus der Mit-
schrift ihrerAussage zur Ukraine-Affäre
hervor, die am Montagvonden Demo-
kraten veröffentlicht wurde. Demnach
gabYovanovitch an, über die Inhalte
desTelefonats «schockiert» gewesen zu
sein.Als sie die veröffentlichte Mitschrift
des Anrufs gelesen habe, sei sie«sehr be-
sorgt» gewesen, sagteYovanovitch aus.
Tr ump hatte imVerlauf des Gesprächs
gesagt,die Botschafterin werde «einige
Dinge durchmachen».DieFrage eines
Ermittlers, ob sie sich bedroht gefühlt
habe, bejahte die ehemalige Diplomatin.

Brisante Aussage in der
Ukraine-Affäreveröffentlic ht
(dpa/afp)·In der Ukraine-Affäre nimmt
der Druck auf Präsident DonaldTr ump
weiter zu. Ein amerikanischer Botschaf-
ter bestätigte, dass seineRegierung die
Auszahlung einer Militärhilfe für Kiew
direkt von ukrainischen Ermittlungen
gegenJoe Biden und dessen Sohn ab-
hängig gemacht hat. Dies geht aus dem
am Dienstag veröffentlichtenProtokoll
von Gordon SondlandsAussage vor
Kongressausschüssen hervor. Demnach
räumte der Botschafter bei derEUin sei-
nerAussage am17. Oktober ein, dasser
den Zusammenhang zwischen der Mili-
tärhilfe und den vonTr umpgewünsch-
ten Ermittlungen in einem Gespräch mit
einem ukrainischenRegierungsberater
hergestellt hatte. Sondland habe einem
Mitarbeiter des ukrainischen Präsidenten
die Botschaft überbracht, dass dieAus-
zahlung der Militärhilfe «wahrschein-
lich» nicht erfolgen werde, solange die
Ukraine nicht öffentlich eine «Anti-Kor-
ruptions-Erklärung» abgebe.

ihnen kamenAugenzeugen zufolge am
Dienstag ums Leben. Die Aktion istTeil
der seit Anfang Oktober laufenden Pro-
teste im Irak. Die irakischeRegierung
ihrerseits stellte das Internet nach An-
gaben der Organisation Netblocks ab. Nur
mehr etwa zwanzigProzentder Nutzer
hätten Zugang, Millionen inBagdad und
anderenLandesteilen seien vom Internet
abgeschnitten,teilte die Organisation mit.

Regierung in Jemen und
Separatisten einigen sich
(dpa)·Die international anerkannte
RegierungJemens und Separatisten im
Süden des Bürgerkriegslandes haben
sich nach monatelangen Kämpfen auf
einenFriedensplan geeinigt. Die Eini-
gung sei ein wichtiger Schritt, um bei
einer friedlichen Lösung desJemen-Kon-
flikts voranzuschreiten, teilte der Uno-
Sondergesandte fürJemen, Martin Grif-
fiths, am Dienstagmit. Die Einigung sieht
unter anderem vor, dass dieRegierung
wieder ihren Sitz in der HafenstadtAden
nimmt und die Separatisten in dieregu-

lären Streitkräfte eingegliedert werden.
Zudem solle eineRegierung mitVertre-
tern aus dem Nordenund dem Süden
Jemens gebildet werden.

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