Die Welt - 31.10.2019

(lily) #1

B


rutale Angriffe gegen
Schiedsrichter und Spielab-
brüche häufen sich in letz-
ter Zeit. Vereine beklagen
mangelnden Respekt, eine
sinkende Hemmschwelle gegenüber
dem Einsatz von Gewalt und einen Ver-
fall der Sitten insgesamt – Fair Play
scheint eine Tugend von gestern zu
sein. Auf dem Fußballplatz gilt man-
cherorts offensichtlich das Faustrecht.

VON MARTIN LUTZ

Im hessischen Münster sorgte Hayri
G. (28) bundesweit für Schlagzeilen,
weil er einen Schiedsrichter bei einem
Fußballspiel der C-Liga am vergange-
nen Sonntag mit einem heftigen Faust-
schlag ins Gesicht niederstreckte. Der
Tatverdächtige, Mitglied einer kurdi-
schenGroßfamilie aus dem Kreis Darm-
stadt-Dieburg, war der hessischen Poli-
zei nach WELT-Informationen bereits
als Gewalttäter bekannt – vor einigen
Jahren fiel er unter anderem mit dem
Delikt „Körperverletzung“ auf. Das Ver-
fahren gegen ihn führt jetzt die Staats-
anwaltschaft in Darmstadt.
Das Opfer, Schiedsrichter Nils C.,
hatte einige Minuten bewusstlos am Bo-
den gelegen. Der 22-jährige Unpar-
teiische erlitt eine Gehirnerschütterung
und musste mit einem Rettungshub-
schrauber in ein Krankenhaus geflogen
werden. Auslöser des Angriffs war nach
ersten Ermittlungen der Polizei eine
Gelb-Rote Karte des Schiedsrichters,
mit welcher der Kicker überhaupt nicht
einverstanden war. Bis heute hat sich
der Übeltäter nicht für seine Prügelat-
tacke entschuldigt.
Für den Vorsitzenden der Gewerk-
schaft der Polizei (GdP), Oliver Mal-
chow, zeigt der Vorfall in Hessen, dass
die Konfliktlösungskultur in der gesam-
ten Gesellschaft nicht mehr ausgeprägt
sei. Dies spiegele sich auch beim Ama-
teurfußball wider. „Der Respekt in der
Gesellschaft nimmt weiter ab – auch auf
dem Fußballplatz. Die Aggressionen
zwischen Spielern und gegen den
Schiedsrichter wachsen an“, sagte Mal-
chow im Gespräch mit WELT.
Das erklärt er damit, dass der Res-
pekt insbesondere gegenüber Funkti-
onsträgern in den vergangenen Jahren
deutlich abgenommen habe. Seine The-

se lautet: „Nach Polizisten, Rettungs-
kräften und Feuerwehrleuten sind jetzt
Schiedsrichter in Amateurklassen da-
von zunehmend betroffen.“
Wer angegriffen werde, müsse Schutz
erhalten. „Da sind die Vereine und ihre
Ordner ebenso gefragt wie Trainer und
Mitspieler, aber auch die Zuschauer. Die
Vereine müssen sich deutlich von Ge-
walttätern distanzieren. Sie müssen
klarstellen: Wir wollen gewaltfreie Spie-
le und keine Tätlichkeiten, weder vor
dem Anpfiff, noch im Spiel oder nach
dem Abpfiff“, so Malchow.

Hessens Innenminister Peter Beuth
(CDU) sah sich die Bilder von der Prüge-
lattacke selbst an und zeigte sich ange-
sichts der Brutalität schockiert. „Der
Schiedsrichter hat sich ehrenamtlich da-
für eingesetzt, dass ein fairer und regel-
konformer Spielablauf in der Amateurli-
ga stattfinden kann. Für diesen Einsatz
wurde er bewusstlos geprügelt“, sagte
Beuth am Dienstag. Eine solche Tat
müsse von allen Verantwortlichen im
Fußball klar geächtet werden. Nach An-
sicht des Ressortchefs könne dabei nur
eine lebenslange Sperre für den organi-

sierten Fußball herauskommen. Beuth
will seine Forderung nach einer lebens-
langen Sperre für prügelnde Spieler und
die besondere Achtung der Schiedsrich-
ter kommende Woche auf der Sportmi-
nisterkonferenz einbringen. „Davon er-
hoffe ich mir, dass deutschlandweit ein
Signal an die Sportfamilie ausgesendet
wird: Solche Prügelattacken gehören
vom organisierten Sport geächtet. Eine
besondere Vorbildfunktion kommt da-
bei dem Profifußball zu. Was dort vorge-
lebt wird, spiegelt sich in den unteren
Ligen wider“, sagte der Minister. Res-

pekt gegenüber Schiedsrichtern müsse
auch in der Bundesliga vorgelebt und
vom Deutschen Fußball-Bund (DFB)
eingefordert werden.
Der DFB hatte im September 2018
mitgeteilt, dass 99,51 Prozent aller Spie-
le im Amateurfußball komplett stö-
rungsfrei verliefen. Das ergab demnach
eine Auswertung der Onlinespielberich-
te der Schiedsrichter. Nur fünf von
10.000 Spielen wurden demzufolge we-
gen Gewalt oder Diskriminierung abge-
brochen. Doch bei den geschätzten
80.000 Spielen pro Wochenende wären
dies umgerechnet immerhin 40 Spiele
an jedem einzelnen Wochenende der
Saison. Eine Zahl, die nicht gering ist.
In einem Offenen Brief kündigte die
DFB-Führung nun ihre volle Unterstüt-
zung für die Unparteiischen an. „Die
zahlreichen Gewalttaten, Respektlosig-
keiten und Übergriffe gegen Schieds-
richter auf den Amateurplätzen scho-
ckieren auch uns, wir sind bestürzt, fas-
sungslos und betroffen. Jeder Vorfall ist
einer zu viel, jede Form von Gewalt ist
nicht akzeptabel“, hieß es in dem Brief,
der von DFB-Präsident Fritz Keller, den
Vize-Präsidenten Rainer Koch und Ron-
ny Zimmermann sowie-Generalsekretär
Friedrich Curtius unterschrieben war.
Vereine registrieren: Wenn Mann-
schaften mit verschiedenen Nationali-
täten gegeneinander antreten müssen,
tragen sie ihre Feindseligkeiten mitun-
ter auf dem Fußballplatz aus. Auch
wenn Spieler mit unterschiedlichem
Migrationshintergrund aufeinander-
treffen, würden sie manchmal übergrif-
fig, sagen die Vereine. Genaue Zahlen
dazu gibt es bundesweit jedoch nicht.
AAAls erste Reaktion auf die Tat vonls erste Reaktion auf die Tat von
Hayri G. hat der Verein FSV Münster
seine Mannschaft aus dem laufenden
Spielbetrieb abgemeldet. Stefan Reuß,
der Präsident des Hessischen Fußball-
VVVerbandes, verurteilte den Angriff auferbandes, verurteilte den Angriff auf
den Schiedsrichter scharf: „Leider rei-
ßen die Meldungen von verbaler und
körperlicher Gewalt gegen Schiedsrich-
ter in jüngster Zeit nicht ab.“ Der Ver-
band sei schockiert über diesen neuerli-
chen Vorfall körperlicher Gewalt. Die
Obleute der Landesverbände wollen
sich am 16. und 17. November in der
DFB-Zentrale treffen, um die Gewalt auf
Fußballplätzen stärker zu bekämpfen –
nicht nur die gegen Schiedsrichter.

Schärfste Waffe der Schiedsrichter: die rote Karte. Die Reaktionen auf die Entscheidungen der Unparteiischen sind zunehmend aggressiv


ZGB

/

Polizei sieht ein


neues ZIEL


von Gewalttätern


Auf Fußballplätzen


gilt offensichtlich


das Faustrecht:


In Hessen schlug


ein Spieler den


Schiedsrichter


bewusstlos – er war


der Polizei bekannt


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DIE WELT DONNERSTAG,31.OKTOBER2019 GESELLSCHAFT 19


#MERZMEINT


Die Kolumne von Friedrich Merz in WELT AM SONNTAG.


Jeden


Sonntag


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