Z
uletzt lief es ja nicht mehr
so rund. Das trotzige Aus-
stellungshaus, das seit Hit-
lers Zeiten einen schweren
Steinschlaf schläft und sich
wie im Traum alle Wechsel der voran-
stürmenden Kunstgeschichte gefallen
lassen muss, produziert seit Jahren
Schlagzeilen, dass man mit dem Proto-
koll gar nicht mehr nachkommt. Erst
ging es nur um Bäume, die weg sollten,
um umstrittene Sanierungskonzepte
des Büros Chipperfield. Dann wurde
Okwui Enwezor krank. Dann schied der
charismatische Direktor aus. Auch der
Hauptkurator Ulrich Wilmes ging. Mit-
arbeiter wurden als Scientologen ver-
dächtigt, andere sexueller Übergriffe
bezichtigt.
VON HANS-JOACHIM MÜLLER
Allmählich war die Liste amtlich be-
glaubigter Verfehlungen komplett und
Bernhard Spies, der kaufmännische Di-
rektor, fast allein. Was ihm umso mehr
Mut machte, das Enwezor-Erbe ent-
schlossen abzutragen. Die Übernahme
einer Joan-Jonas-Ausstellung von der
Tate ließ er geradeso absagen wie Adri-
an Piper, die ihre Moma-Schau in Mün-
chen zeigen wollte. Unlängst warf er
noch höchstselbst Ai Weiwei aus dem
Haus, als er den Künstler beim unange-
meldeten Solidarprotest gegen die an-
gedrohten Mitarbeiter-Kündigungen
antraf.
Soweit der Lagebericht aus München.
In der Zwischenzeit weiß man zumin-
dest, wie es weitergeht. Andrea Lissoni
soll die verfahrenen Münchner Dinge
richten. Der 49jährige Mailänder war
lange an der Tate in London, wo er auch
die Joan-Jonas-Ausstellung verantwor-
tet hat, die sie in München nicht mehr
wollten.
Nun hat er bis zu seinem Amtsantritt
im April nächsten Jahres Zeit, über die
bestmögliche Rehabilitation des leicht
verkommenen Hauses nachzudenken.
Bis dahin ist auch Bernhard Spies noch
ein bisschen da. Und vor allem ist Bern-
hard Spies’ Hinterlassenschaft da – eine
wuchtige Markus-Lüpertz-Ausstellung
als auftrumpfender Joan Jonas-Ersatz,
wie ihn Okwui Enwezor nie auf seiner
Agenda geduldet hätte.
Also noch einmal die hallenden Mar-
morfliesen auf und ab, über die schon so
viele Reitstiefel marschiert sind. Eige-
ner Eingang, eigenes Motto („Über die
Kunst zum Bild“), Festschrift, Mauso-
leums-Stille. Vermutlich gibt es keine
höheren Museumssäle in Deutschland.
Lüpertz’ dreiteiliges Hochformat „Ca-
nyon – dithyrambisch“ aus dem fernen
Jahr 1968 misst, wenn es sich ganz auf-
richtet, neunmeterachtzehn. Passt ge-
rade rein.
Selbst über den Portalen und Durch-
lässen ist noch genügend Platz für Bil-
der im Mammutformat. Von tief unten
schaut man nach oben. Denn so hat es
der Maler gewollt, dass man immerzu
aufschaut zu ihm. Und wenn doch ein-
mal die unwahrscheinliche Zeit kom-
men sollte, die vor seinen Bildern lieber
die Augen niederschlägt, der Name wird
bleiben als ehernes Größenmaß.
Weshalb man nicht kleinlich sein will,
aber den Eindruck muss man schon los-
werden. Es ist eine seltsame Nostalgie-
Veranstaltung – mit diesem komischen
Odeur, das Wintermäntel an sich haben,
die man aus der Sommereinlagerung
holt. Als sei man bei einer feierlichen
Depot-Eröffnung. Das Werk war lange
weg, bis es jetzt im Herbst des Hauses
der Kunst wiederbelebt werden soll. Al-
les Bilder, mit denen man einmal aufge-
wachsen ist, und die mit uns getreulich
älter geworden sind.
Dass in den nichtchronologischen
Werkdurchgang auch manche Arbeiten
jüngeren Datums untergemischt sind,
trägt zur Atelierfrische kaum bei. Und
mit dem burschikosen „Markus“-Signet
werden die Bilder auch nicht jünger. So
deutlich jedenfalls ist er noch nie aufge-
fallen, dieser Lüpertz-Hang zur willent-
lichen Frühvergreisung. Als gelte es, al-
les daran zu setzen, die Geschichte der
Bilder, ihre Dramen des Gelingens und
Scheiterns schnellstens zu versiegeln.
Kaum zu glauben, dass die moosgrü-
nen Stahlhelme, die der Meister aus
Deutschland dereinst in Serie auf den
Markt warf, für politische Aufregung ge-
sorgt haben, so naturtrüb und fallobst-
mäßig, wie sie heute vor einem liegen.
Markus Lüpertz war ein Maler der sieb-
ziger und achtziger Jahre. Damals war
er ein Star und sagte es laut, dass er ein
Star sei. Der Kunstmarkt huldigte sei-
nem brachialen Ich-Kult, und der
Kunsthändler Michael Werner rührte
unermüdlich die Trommel. Der Ausstel-
lungsbetrieb indes ließ sich vom Genia-
litätsversprechen nie recht beeindru-
cken. Und wenn man die letzten vier
Jahrzehnte Revue passieren lässt, dann
ist es recht einsam geworden um Lü-
pertz und die Lüpertziana.
Fast erschreckend, wie die Zeit über
das Werk hinweggegangen ist, und der
ganze aufgestylte Bilder-Corpus irgend-
wann aus der Geschichte gefallen sein
muss. Im Rückblick kommt einem diese
ins Gigantische spielende Kunstan-
strengung vor wie eine einzige Insze-
nierung kolossaler Leere. Ohne Höhe-
punkte, ohne die Fieberkurve, die eine
Werkphase einmal glühen lassen würde.
Womöglich hat diese Malerei ja nie
etwas mit jetzt und heute zu tun haben
wollen. Das würde man ihr nicht einmal
anrechnen, wenn man in den Irgend-
wie-Allusionen auf eine Irgendwie-Anti-
ke außer hoch angesetzten Tönen noch
irgendetwas fände, was einen interes-
sieren könnte. Figuren, Szenen, Gegen-
stände – aber was wollen sie sagen? Ma-
lerei als Beschwörung des Verlorenen,
für das es keine Sehnsucht mehr gibt.
Pamela Kort, die Kuratorin, entdeckt
einen „kinematografischen Blick“ im
Werk. Dass er ein Filmfan sei, hat Lü-
pertz ja selbst immer wieder von sich
erzählt. Und dass seine Serien, seine
„Dithyramben“, die Rhythmen des
bacchantischen Mythos, die der Maler
immer wieder zitiert, auch auf visuelle
Eigenschaften der bewegten Bilder an-
spielen könnten, ist zwar nicht offen-
sichtlich, aber tapfer gedacht. Jedenfalls
stimmt es, dass sich Lüpertz, als er sich
in den frühen sechziger Jahren noch in
der freien Luft der Abstraktion aufhielt,
ungleich zugehöriger ausnahm. Aber
das eben ist lange her, und der kinema-
tografische Blick muss bald einmal trü-
be geworden sein.
Manche Senioren aus der Lüpertz-
Generation in den Sälen. Aber auch vie-
le junge Gesichter. Ratlos. Alle mit Au-
dioguides an den Ohren. Man möchte
nicht wissen, was ihnen da erzählt wird.
Es ist ja nicht das Altweißmännliche al-
lein. Das auch, natürlich. Die Medici-ar-
tige Selbstaufrüstung, der Dünkel, mit
der der bald achtzigjährige Künstler sei-
ne Teilhabe an der Gottbegnadeten-Li-
ga zur Schau stellt, das alles muss einer
Generation mit und ohne Hipsterbart
vorkommen, als sei einer aus einem der
alten Porträtschinken an der Museums-
wand aus seinem Rahmen gestiegen und
tapse mit seinem Gehstock durch ein
fremdes Jahrhundert.
So wenig Lüpertz’ Bilder oder Skulp-
turen ein Publikum für sich einnehmen
konnten, so wenig haben sie auch seine
Kollegen interessiert. Lüpertz war nie
ein Künstler-Künstler. Die Spuren, die
er als Düsseldorfer Akademie-Direktor
hinterlassen hat, sind die eines rabiaten
Prinzipals, der keinem markigen Auf-
tritt auswich. Aber dass er als Maler
Schule gemacht hätte, könnte man
schwerlich behaupten. Tragisch? Viel-
leicht ist es ja auch tragisch, wie da ei-
ner nicht in Ehren ergraut, sondern in
der aufgeblasenen Bedeutungslosigkeit
verschwunden ist.
Das Haus der Kunst als Edel-Gruft?
Es wäre nicht ganz fair, wenn man nur
von weg gezerrten Grabplatten berich-
ten würde. Die noch von Okwui Enwe-
zor konzipierte Ausstellung des in Gha-
na geborenen Künstlers El Anatsui ha-
ben über 200.000 Leute sehen wollen.
Der gerade abgeschlossene Werkbericht
der fabelhaften Miriam Cahn war ein
großer Erfolg. Und neben Markus Lü-
pertz – doch hermetisch abgetrennt, da-
rauf hat der alte Mann bestanden – hat
der dreißig Jahre jüngere Thaster Gates
eine Installation aufgebaut, für die man
keinen Audioguide braucht.
Man setzt sich aufs Original-Sofa, das
für die vom afroamerikanischen Verle-
ger John Johnson gegründete Publi-
shing Company in Chicago entworfen
worden ist. Auf einem Plakatwechsler
rauschen Mode-Fotografien aus den
Johnson-Magazinen „Ebony“ und „Jet“
auf und ab. Man steht vor Vitrinen vol-
ler afrikanischer Masken und kunst-
handwerklicher Gegenstände. Man geht
in den Nebenraum mit den Video-Se-
quenzen und der Plattensammlung des
legendären Leichtathleten Jesse Owens,
der 1936 bei der Nazi-Olympiade in Ber-
lin vier Goldmedaillien holte – und hat
in der bildmächtigen Versammlung der
dramaturgischen Teile längst die Sym-
bolik schwarzer Identität entdeckt.
Marmorfliesen da und dort. Ge-
mischte Gefühle. Friedhofsruhe und le-
bendiger Diskurs. Das Haus der Kunst
wird auch das Interregnum bestehen.
Und womöglich kommt ja doch einmal
die Zeit, in der einem nicht mehr die ge-
spenstischen Reitstiefel im Ohr hallen.
MAXIMILIAN GEUTER
KOLOSSALE Leere
Seit Jahren liefert das Münchner Haus der
Kunst nur Problemschlagzeilen. Bis der neue
Direktor kommt, behilft man sich mit Lüpertz.
Über ein seltsames Interregnum
Markus-Lüpertz-Schau „Über die Kunst zum Bild“
VG BILD-KUNST, BONN 2019
/ MAXIMILIAN GEUTER
Neuer Leiter des Hauses
der Kunst: Andrea Lissoni
DPA/PETER KNEFFEL
22
- Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:
DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
31.10.1931.10.1931.10.19/1/1/1/1/Kul2a/Kul2aMWAHREN 5% 25% 50% 75% 95%
22 FEUILLETON DIE WELT DONNERSTAG,31.OKTOBER2019
MyZeil.
MyAstor.
5 Kinosäle
Komfortable Sessel
Service am Platz
Garderobe
Perfekter Sound
frankfurt.premiumkino.de
Endlich wieder
Premiumkino
in Frankfurt
KINO
ANZEIGE
Wie entgeht man der Versuchung des
Kulturpessimismus? Die wächst ja
mit dem Alter.
Ich bin aus einem ganz simplen Grund
kein Kulturpessimist: weil Kultur für
mich ein Nullsummenspiel ist. Es gibt
immer unendliche Gewinne und Verlus-
te. Nehmen Sie so etwas Simples wie das
Internet. Ich finde, das ist eine traum-
hafte Welt, die sich eröffnet. Für mich
als jemand, der gerne forscht und eine
habituelle Neugier hat, ist das phantas-
tisch. Gleichzeitig gibt es Idiotismen,
von denen man vermuten könnte, sie
wären vor fünfzig Jahren noch durch so-
ziale Kontrolle in Schach gehalten wor-
den. Ich habe gewisse laiensoziologische
Überlegungen, die mich bei Anwandlun-
gen des Kulturpessimismus trösten.
Wenn man etwa traurig ist über die Fas-
sade, die Berlin abgibt, oder wenn man
guckt, wer so im Sommer alles am
Schlachtensee herumliegt, dann kann
man sich mit dem Gedanken trösten: Ja,
die liegen hier herum, aber das wirkt auf
dich nur deshalb so bedrückend, weil
mindestens doppelt so viele gerade in ih-
ren Büros sitzen und arbeiten. Das gilt
für alle Formen des politischem Pessi-
mismus, auch angesichts von Merkel und
ihren Folgen. Da sage ich mir: Guck dir
doch mal die letzten Jahrzehnte an. Wir
haben die DDR aufgekauft, wir haben
mehr oder minder Griechenland geret-
tet, wahrscheinlich werden wir bald Ita-
lien retten. Wir haben eine Million Syrer
durchfinanziert. Warum? Weil wir einen
Mittelstand und eine Industrie haben,
die einfach fantastisch sind und nicht
aufhören, fantastisch zu sein. Trotz aller
Unkenrufe. Es gibt unendlich viele Leu-
te, die noch alle Tassen im Schrank ha-
ben und die produktiv und kreativ sind.
Nicht in der Philosophie und Literatur,
aber im Business, und die halten die Welt
am Laufen. Die Ingenieure, die Program-
mierer, die Techniker: Das sind die Un-
sichtbaren, aber nur, weil die sich nie
kulturell artikulieren. Es gibt keinen
Grund für Dekadenzprognosen.
Vermuten Sie, dass es heute zu Pro-
testen käme, wenn Sie akademisch
noch in Erscheinung träten?
Das habe ich aus einem ganz simplen
Grund nie erlebt: Mein Interesse für
das, was da bei irgendwelchen Kollo-
quien passierte, ging immer schon ge-
gen Null. Deshalb bin ich da nie hinge-
gangen, und deshalb wurde ich auch nie
ausgeladen. Die einzige explizite Kon-
frontation gab es eigentlich ganz zum
Schluss. Ich glaube, das war fünf Wo-
chen vor meiner Pensionierung. Da hat
mich der Rektor der TU Berlin zu sich
gebeten und mich um Auskunft gebeten
über meinen Twitter-Account. Er war
unheimlich nett, so dass ich sofort das
Gefühl hatte, er hat das gewissermaßen
im Auftrag von anderen Leuten ge-
macht. Er hat auch nur wie im Mittelal-
ter die Folterwerkzeuge gezeigt, aber
nicht angewandt. Ich habe ihn dann
trösten können und gesagt: Wahr-
scheinlich wissen Sie es noch gar nicht,
aber ich werde in fünf Wochen pensio-
niert. Damit war das erledigt.
Es gibt viele Menschen, die das, was
Sie twittern, richtig schlimm finden.
Das Magazin „Vice“ hat sogar einen
Artikel darüber geschrieben.
Ja. Aber es ist ja nie jemandem so richtig
gelungen, mir nachzuweisen, dass ich
nichts kann. Ich habe immer das Gefühl
gehabt, die Leute sind vor allen Dingen
deshalb so wütend, weil sie das eben
nicht hinkriegen. Die Bücher sind zu
schlau und die Tweets sind zu durch-
dacht, um zu sagen, das ist Propaganda.
FORTSETZUNG VON SEITE 21
© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-10-31-ab-22 84569b31a73b6a1f0a9e3c36192fd5b1
UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws