Die Welt - 31.10.2019

(lily) #1

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8 POLITIK DIE WELT DONNERSTAG,31.OKTOBER


I


mpeachment – kein anderes
Schlüsselwort prägt derzeit mehr
die innenpolitische Debatte in den
USA. Mit der für Donnerstag er-
warteten Abstimmung über erwei-
terte Impeachment-Ermittlungengeht
das amerikanische Repräsentantenhaus
einen weiteren Schritt auf dem Weg zu
einer möglichen Amtsenthebung Do-
nald Trumps. Die den Abgeordneten
vorliegende achtseitige Resolution sieht
vor, die Ermittlungen der drei Aus-
schüsse des – von der Demokratischen
Partei dominierten – Repräsentanten-
hauses künftig öffentlich abzuhalten.
Damit einher geht das Recht der repu-
blikanischen Minderheit, ebenfalls Zeu-
gen vorzuladen. Außerdem wird der Ge-
heimdienstausschuss zu einem Bericht
der Ermittlungen verpflichtet.

VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON

Mit der anberaumten Abstimmung
erhöhen die Demokraten so einerseits
den Druck auf Präsident Trump, ande-
rerseits kommen sie dessen Partei ent-
gegen. Führende Republikaner nämlich
hatten in den vergangenen Wochen im-
mer wieder kritisiert, die bislang vorge-
ladenen Zeugen würden nur hinter ver-
schlossenen Türen vernommen. Unge-
recht und unrechtmäßig sei das, klagten
die Republikaner, von Geheimprozes-
sen im Sowjetstil war die Rede. Das bis-
herige Verfahren sei ein „illegitimer
Schwindel“, sagte Stephanie Grisham,
Trumps Sprecherin. Die Republikaner
konzentrieren dabei ihre Kritik auf den
Demokraten Adam Schiff, den Vorsit-
zenden des Geheimdienstausschusses.
Ihm werfen sie, teilweise zu Recht, un-
korrekte Aussagen vor. Präsident
Trump sieht in den Untersuchungen ei-
ne „Hexenjagd“ – so hatte er schon die
Russland-Ermittlungen des Sonderbe-
auftragten Robert Muelleretikettiert.
Die Demokratin Nancy Pelosi, die
machtbewusste Sprecherin des Reprä-
sentantenhauses, hatte Ende Septem-
ber Untersuchungen für ein mögliches
Impeachment-Verfahren angekündigt.
Auslöser dafür war der Bericht eines
anonymen Whistleblowers über Präsi-
dent Trumps Telefonat mit seinem
ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr
SelenskSelenskSelenskyj vom 25. Juli. Darin hatteyj vom 25. Juli. Darin hatte
Trump diesen um einen „Gefallen“ ge-
beten – nämlich Korruptionsuntersu-
chungen zu ermöglichen, die Joe Biden,
seinen möglichen Herausforderer bei
der Wahl 2020, in Bedrängnis bringen
sollten. Die Demokraten werfen Trump
vor, er habe eine vom Kongress zuvor
bewilligte Militärhilfe für die Ukraine
als Druckmittel eingesetzt.

Lange hatte Nancy Pelosibeim Thema
Impeachment gezögert. Auch als die Ru-
fffe in ihrer Partei für ein solches Verfah-e in ihrer Partei für ein solches Verfah-
ren immer lauter wurden, mehrere Prä-
sidentschaftsbewerber dieses verlangten
und am Ende sogar die Mehrheit ihrer
Fraktionskollegen, blieb sie zurückhal-
tend. Ihre Sorge war stets, die eigene
Partei könnte sich zu sehr auf das Thema
Impeachment stürzen und im Gegenzug
andere politische Fragen – etwa die Ge-
sundheitspolitik – vernachlässigen. Der-
art von Trump in eine Falle gezwungen,
fffürchtete Pelosi, könnte sich ihre Parteiürchtete Pelosi, könnte sich ihre Partei
um die Chancen bei der Präsident-
schaftswahl in gut einem Jahr bringen.
Erst der Bericht über das Telefonat vom
2 5. Juli ließ Pelosi umdenken und in die
Offensive gehen. Ausländische Hilfe an-
zufordern, um die eigenen Chancen bei
der Wahl 2020 zu erhöhen – das verbie-
tet nicht nur die Verfassung, es war auch
fffür Pelosi das ultimative No-Go.ür Pelosi das ultimative No-Go.
Gleichwohl gibt es nach wie vor Stim-
men in der Demokratischen Partei, die
vor dem Thema Impeachment warnen.
So äußern sich vor allem solche Abge-
ordnete, die bei den Zwischenwahlen
2018 erfolgreich waren, deren Wahldis-
trikte aber bei der Präsidentschaftswahl
zwei Jahre zuvor mehrheitlich für
Trump gestimmt hatten. Da die Demo-
kraten im Repräsentantenhaus eine mit
235 von 435 Abgeordneten komfortable
Mehrheit haben, kann sich ihre Fraktion
einige Abweichler erlauben. Die Repu-
blikaner wollen mit Nein stimmen. Soll-
ten die Impeachment-Ermittlungen
scheitern, wäre das ein empfindlicher
Rückschlag für die Demokraten. Die für
Donnerstag geplante Abstimmung ist
noch nicht das eigentliche Votum über
eine Amtsenthebung des Präsidenten.
Darüber sollen die Abgeordneten wohl
erst im Dezember entscheiden. Im Re-
präsentantenhaus genügt dafür eine

einfache Mehrheit. Im – republikanisch
dominierten – Senat hingegen ist eine
Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich, um
den Präsidenten infolge von Amtsverge-
hen aus dem Sessel zu heben. Eine sol-
che Mehrheit ist, Stand heute, ange-
sichts der weitgehend Trump-hörigen
Republikanischen Partei, wenig wahr-
scheinlich.
Die fehlende Aussicht auf einen Er-
folg des Impeachment-Verfahrens und
womöglich langwierige Ermittlungen
waren für viele Demokraten lange der
Grund, eine entsprechende Forderung
nicht zu erheben. Man solle sich darauf
konzentrieren, Trump regulär, also bei
der Präsidentschaftswahl am 3. Novem-
ber 2020, aus dem Amt zu vertreiben,
lautete eine gängige Argumentation.
Nun hingegen heißt es bei den Demo-
kraten immer wieder, der Präsident ha-
be so offensichtlich seine Macht miss-
braucht, dass keine Alternative bleibe.
Erhebliche strategisch-taktische Erwä-
gungen schwingen bei dem Agieren der
Demokraten mit. Der Termin der ange-
setzten Abstimmung soll dazu dienen,
das Momentum der Ermittlungen gut
einen Monat nach deren Beginn zu nut-
zen. Um noch in diesem Jahr voranzu-
kommen und den Prozess nicht weit in
das kommende Wahljahr zu schleppen,
müssen sie ihn jetzt beschleunigen. In
der nächsten Woche tagt das Repräsen-
tantenhaus nicht. Ende November, rund
um Thanksgiving, gewissermaßen der
höchste amerikanische Familienfeier-
tag, steht das Land, selbst das politische
Washington, still. Gleiches gilt für die
Phase um Weihnachten.
Auf Basis der vorliegenden Resoluti-
on würde zunächst der Geheimdienst-
ausschuss öffentliche Ermittlungen
durchführen. Mancher der Zeugen, die
bereits hinter verschlossenen Türen
ausgesagt haben, dürften abermals vor-
geladen werden. Es ist gut möglich, dass
die Republikaner Ex-Vizepräsident Joe
Bidenoder dessen Sohn Hunter Biden
als Zeugen hören wollen. Hunter Biden
hatte in der Spitze eines ukrainischen
Gaskonzerns gesessen, während sein
Vater als US-Vizepräsident die Ukraine-
Politik maßgeblich mitgestaltete. Am
Ende seiner Untersuchungen verfasst
der Geheimdienstausschuss dann einen
Bericht. In einer weiteren Phase würde
der Justizausschuss übernehmen und
womöglich weitere Zeugen vorladen.
Fraglich ist, wie sich das Weiße Haus
künftig verhalten wird. Die bisherigen
Ermittlungen werden von dessen Füh-
rung blockiert.
Umso schmerzhafter ist für Trump
die Tatsache, dass mit Oberstleutnant
Alexander Vindman, dem Top-Ukraine-
Experten im Nationalen Sicherheitsrat,

ein eigener Mitarbeiter am Dienstag
nichtöffentlich im Kongress aussagte.
Vindman sprach in Uniform samt Or-
den zehn Stunden lang mit den Abge-
ordneten. Er äußerte unter anderem
seine große Besorgnis über Trumps Te-
lefonat mit Selenskyj im Juli, das er im
Lagezentrum des Weißen Hauses live
mitgehört hatte. Als „nicht angemes-
sen“ habe er den Inhalt des Telefonats
erachtet, sagte Vindman, mit Blick da-
rauf, dass Trump seinen ukrainischen
Amtskollegen zu Ermittlungen gegen
einen innenpolitischen Rivalen aufgeru-
fen hatte. Dies untergrabe die nationale
Sicherheit der USA. Er habe seine Ein-
schätzung damals einem Vorgesetzten
zur Kenntnis gegeben.
In dem vom Weißen Haus Ende Sep-
tember veröffentlichten „Memoran-
dum“ zu dem Telefonat fehlten essen-
tielle Teile des Gespräches, sagte Vind-
man weiter. Er habe seinerzeit den Ent-
wurf jenes Dokuments ergänzt, die Än-
derungen seien indes nicht berücksich-
tigt worden. Vindman kritisierte zudem
das Agieren des amerikanischen Bot-
schafters bei der EU, Gordon Sondland,
in der Sache. Dieser habe bei einem in-
ternen Treffen am 10. Juli darauf ge-
drungen, dass die Ukraine Ermittlun-
gen zu den Bidens vorantreibe. Sond-
land ist ein Großspender für Trumps
Kampagne. So üblich es immer war, dass
Präsidenten politische „Freunde“ zu
Botschaftern machten, hat deren Zahl
bei Trump einen Rekord erreicht.
Wütend reagierte der Präsident auf
die Aussagen von Oberstleutnant Vind-
man. Er bezeichnete diesen als einen
„Never Trumper“, also als jemanden,
der stets gegen ihn gearbeitet habe.
Vindman selbst hatte im Ausschuss jede
parteipolitische Intention seiner Aussa-
ge zurückgewiesen. Die Tatsache, dass
ein erfahrener und dekorierter Militär
wie er, unter anderem verwundet bei ei-
nem Einsatz im Irak, nun gegen Trump
aussagt und von diesem attackiert wird,
macht die Sache für die Republikaner
höchst heikel. Liz Cheney aus der repu-
blikanischen Fraktionsführung im Re-
präsentantenhaus forderte bereits, man
möge Vindmans Patriotismus und
Ernsthaftigkeit nicht in Abrede stellen.
Vindman verkörpert eine amerikani-
sche Bilderbuchbiografie. Der heute 40-
Jährige war im Alter von drei Jahren mit
seinem Zwillingsbruder, seinem Vater
und der Großmutter aus Kiew in die
USA eingewandert. Vindman wurde
Soldat, er studierte in Harvard und wur-
de Ukraine-Experte im Nationalen Si-
cherheitsrat. Gut möglich, dass Vind-
man in den nächsten Wochen wieder als
Zeuge vorgeladen wird – dann vor lau-
fenden Kameras.

Es reicht: Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat lange gezögert. Aber seit der Ukraine-Affäre will sie das Amtsenthebungsverfahren


VIA REUTERS

/WHITE HOUSE

Ein wichtiger Schritt in


Richtung IMPEACHMENT


Künftig sollen Zeugen


bei den Ermittlungen


gegen Trump im


Repräsentantenhaus


öffentlich aussagen.


Die Demokraten


wollen so die Kritik


der Republikaner


entkräften,


Geheimprozesse im


Sowjet-Stil abzuhalten


E


igentlich, so sollte man meinen,
ist nichts leichter, als Donald
Trumpin den Präsidentschafts-
wahlen im kommenden Herbst zu schla-
gen. Der Mann hat nie auch nur die ge-
ringste Anstrengung unternommen,
seine Gegner für sich zu gewinnen. Ob-
wohl es den Amerikanern wirtschaftlich
relativ gut geht, bleibt er laut allen Mei-
nungsumfragen zutiefst unpopulär. Als
er neulich in Washington bei einem
Baseballspiel auftrat, erreichten die
Buhrufe 100 Dezibel; manche Sportfans
stimmten spontan den Sprechchor
„Lock him up!“ (Sperrt ihn ein!) an – ei-
ne Retourkutsche für die Sprechchöre,
die auf Kundgebungen seiner Anhänger
zu vernehmen sind.

VON HANNES STEIN

Die Unterstützung für das Amtsent-
hebungsverfahren, das die Demokraten
im Repräsentantenhaus gegen diesen
Präsidenten eingeleitet haben, ist quasi
über Nacht nach oben geschnellt. An
diesem Donnerstag soll das Parlament
darüber entscheiden. Nicht nur Demo-
kraten, auch Unabhängige und sogar ei-
ne Handvoll Republikaner unterstützen
das Impeachment(oder wenigstens An-
hörungen dazu). Trumps Beschluss, die
amerikanischen Truppen aus Syrien
weitgehend zurückzuziehen und die
kurdischen Verbündeten im Stich zu
lassen, wurde nicht nur von Demokra-
ten, sondern auch von Republikanern
scharf verurteilt. Man müsste sich also
schon richtig Mühe geben, um Trump
nächstes Jahr gewinnen zu lassen. Aller-
dings sieht es so aus, als wären die De-
mokraten fest entschlossen, just diese
Anstrengung zu unternehmen.
Betrachten wir die Liste der 18 demo-
kratischen Präsidentschaftsanwärter,
die gern gegen Trump antreten würden.
Streichen wir zunächst jene, die in Um-
fragen nahezu null Prozent der Stim-
men bekommen (Leute wie Marianne
Williamson, die Autorin spiritueller
Ratgeberbücher, oder den Unternehmer
Tom Steyer). Dann bleiben folgende
Kandidaten übrig: Joe Biden, Elizabeth
Warren, Bernie Sanders; dann Pete But-
tigieg und Kamala Harris; ferner auch
noch Andrew Yang, Beto O’Rourke, Amy
Klobuchar, Cory Booker.
Es ist eine ziemlich katastrophale Lis-
te. Fangen wir von hinten an und arbei-
ten uns nach oben durch. Also: Yang,
O’Rourke und Booker haben keine ernst-
hafte Chance. Cory Booker, der ehemali-
ge Bürgermeister von Newark und jetzi-
ge Senator des Bundesstaates New Jer-
sey, ist ein netter Mensch, aber es ist ihm
nie gelungen, sich zu profilieren. An-
drew Yang ist ein absoluter Außenseiter,
der interessante Dinge über Mindestein-
kommen und die Automatisierung sagt,
aaaber nie verstanden hat, wie Politikber nie verstanden hat, wie Politik
fffunktioniert. Beto O’Rourke würde gernunktioniert. Beto O’Rourke würde gern
alle halb automatischen Waffen be-
schlagnahmen, was wahrscheinlich ver-
nünftig wäre, aber im heutigen Amerika
nicht durchsetzbar ist.
Bleibt Amy Klobuchar, die Senatorin
aus Minnesota, die sich als Kandidatin
der Vernunft, der Mitte und der Mäßi-
gung empfiehlt. Ein politischer Vollpro-
fi mit Sinn für Humor. Das kleine Pro-
blem ist, dass sie außerhalb von Minne-
sota kaum jemand kennt – deswegen
dümpelt sie in Umfragen um die zwei
Prozent. Außerdem kam ans Tageslicht,
dass sie ihre Mitarbeiter wie ein kleiner
Tyrann beherrscht. Sollte sie jemals
weiter aufsteigen, was möglich ist, wür-
de ihr dies vermutlich noch extreme
Sorgen bereiten. Pete Buttigieg und Ka-
mala Harris gehören zu den interessan-
teren Kandidaten. Buttigieg ist ein offen
schwuler Bürgermeister aus dem Mitt-
leren Westen, ein Veteran des Afghanis-
tankrieges, der viele Sprachen spricht
und über außenpolitischen Sachver-
stand verfügt. Kamala Harris, der Jung-
senatorin aus Kalifornien, die sich als
Staatsanwältin in San Francisco einen
Namen gemacht hat, wäre zuzutrauen,
dass sie den moderaten mit dem pro-
gressiven Parteiflügel der Demokraten
versöhnt.Außerdem würde sie – als
schwarze Frau, die noch ziemlich jung
ist – die jungen wie auch die schwarzen
Amerikaner begeistern; im Vorfeld wur-
de sie häufig „der weibliche Obama“ ge-
nannt. Allerdings ist es weder Buttigieg
noch Harris gelungen, berühmt zu wer-
den. Namentlich die Wahlkampagne
von Kamala Harris, die so schwungvoll
begann, scheint als Fehlzündung zu en-
den. Damit bleiben drei Spitzenkandi-
daten übrig: Biden, Warren, Sanders.
Über diese drei ist zunächst zu sagen,
dass ihr Alter – zusammengerechnet –

224 Jahre beträgt. Bernie Sanders (78)
bezeichnet sich selber als Sozialisten.
Besonderes Kennzeichen: eine vom
Brüllen heisere Stimme. Neulich erlitt
er einen Herzinfarkt; seine Hauptaufga-
be bei einer Debatte, die kurz danach im
Fernsehen übertragen wurde, bestand
in dem Beweis, dass er gesundheitlich
wieder auf dem Damm sei.
Sanders’ Anhänger, von denen viele
jung sind, schwören auf ihn wie auf ei-
nen Guru. Manche von ihnen werden
2020 für den Fall, dass Sanders nicht
der Präsidentschaftskandidat wird (was
ziemlich wahrscheinlich ist) die Wahl
aussitzen. Elizabeth Warren (70) hat
Sanders bei den linken Demokraten
mittlerweile den Rang abgelaufen. Ihr
besonderes Kennzeichen ist der Slogan:
„I have a plan for that“(Ich habe einen
Plan dafür). Aus unerfindlichen Grün-
den möchte die Senatorin aus Massa-
chusetts vor allem für eine Bürgerversi-
cherung kämpfen (anstelle von Obama-
care, das ihr nicht weit genug geht). Al-
lerdings konnte sie nie erklären, wie sie
eine solche Bürgerversicherung denn
bezahlen möchte.
Teuer käme dieser Akt des Radikalis-
mus sie auch politisch zu stehen: Oba-
macare führte direkt zur Gründung des
rechten Tea Party Movement und koste-
te die Demokraten das Repräsentanten-
haus und den Senat. Eine Bürgerversi-
cherung würde einen noch wütenderen
Gegenschlag zur Folge haben. Eine Prä-
sidentin Warren käme danach nicht
mehr dazu, sich auch noch um andere
Themen zu kümmern – sei es der Klima-
schutz, sei es eine Reform der amerika-
nischen Waffengesetze.
Elizabeth Warrens schwerstes Handi-
kap ist aber, dass sie die schwarzen Ame-
rikaner (und andere Minderheiten) kalt-
lässt. Neulich hatte sie eine Wahlkampf-
veranstaltung in New York. Die Stim-
mung war gut, aber man sah in der Men-
ge kaum ein Gesicht, das nicht weiß ge-
wesen wäre. Dabei sind Schwarze und
Latinos in New York längst in der Mehr-
heit. Alles spitzt sich somit auf Joe Biden

(76) zu. Obamas ehemaliger Vizepräsi-
dent kann sowohl bei Weißen im Mittle-
ren Westen als auch bei Schwarzen in
den amerikanischen Innenstädten punk-
ten. Seine tragische Familiengeschichte


  • Bidens erste Frau und seine kleine
    Tochter starben bei einem Autounfall;
    sein Sohn Beau erlag einem Krebsleiden

  • verleiht ihm die Fähigkeit, mit großer
    Empathie auf Leute zuzugehen, die vom
    Schicksal gebeutelt wurden. Das Pro-
    blem beginnt, wenn er den Mund auf-
    macht und vom vorgeschriebenen rheto-
    rischen Pfad abweicht: Er tritt dann re-
    gelmäßig in Fettnäpfe.
    Das linke „New York“-Magazin hat
    ihm gerade eben eine gehässige Titelge-
    schichte gewidmet, in der es ihn als Kan-
    didaten des Establishments porträtiert.
    Das Magazin zitiert David Axelrod, jenen
    Politikberater, der Barack Obama ins
    Präsidentenamt gehievt hat. Axelrod
    sagt, Bidens Wahlkampfmanager seien
    vor allem darauf bedacht, ihn zu be-
    schützen: „Wenn du Angst hast, wenn
    dein Kandidat mit einem Reporter redet,
    dann ist das ein schlechtes Zeichen.“
    Das Aufgebot, das die Demokrati-
    sche Partei gegen Donald Trump ins
    Rennen schickt, ist also insgesamt
    kläglich – zu alt, zu weiß, zu abgehoben
    von der Realität. Damit wird das Un-
    denkbare denkbar: dass Donald Trump
    das Amtsenthebungsverfahren über-
    lebt und dann gegen den Willen der
    Mehrheit mithilfe des Electoral Col-
    lege wiedergewählt wird.


TTTrump taumelt – aber seinerump taumelt – aber seine


Gegner sind ein Witz


Der US-Präsident scheint nicht mehr unbesiegbar.


Doch die Demokraten überzeugen nicht


REUTERS

/ SAM WOLFE

Die demokratischen Präsidentschafts-
kandidaten Joe Biden (oben) und
Elizabeth Warren

REUTERS

/ AARON JOSEFCZYK

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