Süddeutsche Zeitung - 31.10.2019

(Chris Devlin) #1
von felicitas wilke

A


lena Schneider war Anfang 30
und hatte gerade Zwillinge zur
Welt gebracht, als sie ihren gut
bezahlten Job als Unterneh-
mensberaterin aufgab. „Eigent-
lich wollte ich schnell zurückkehren“, erin-
nert sie sich. Doch ihr Mann habe damals
noch besser verdient als sie, ihre Chefin ha-
be sie beim Wiedereinstieg auch nicht son-
derlich unterstützt – und als Beraterin mit
zwei Babys durch die Republik zu reisen
ist schwierig. Also blieb Schneider doch zu
Hause. Zwei Kinder, zwei Autos, ein schö-
nes Haus, aber kein eigenes Einkommen
mehr. Und keinen Cent für ihre Altersvor-
sorge. Als ihre Kinder im Grundschulalter


waren, verließ ihr Mann sie. Durch die
Scheidung häufte die Betriebswirtin Schul-
den an, zog zwischenzeitlich sogar zurück
zu ihren Eltern. 158 Bewerbungen vergin-
gen, bis sie nach acht Jahren wieder einen
Job fand. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich
aus einer solch privilegierten Situation
heraus so tief fallen kann“, sagt Schneider
heute. Ihren echten Namen möchte sie
nicht in der Zeitung lesen.
Noch immer machen sich in Deutsch-
land viele Frauen finanziell abhängig von
ihrem Partner. Zwar sind inzwischen drei
Viertel der Frauen zwischen 20 und 65 Jah-
ren erwerbstätig, allerdings arbeitet
knapp die Hälfte davon in Teilzeit. Da Frau-
en auch noch in tendenziell schlechter be-
zahlten Branchen oder in Minijobs ihr
Geld verdienen, bekommen sie in Deutsch-
land im Schnitt nur 47 Prozent der Alters-
bezüge von Männern. Diese Zahl bezieht
sich nicht nur auf die gesetzliche, sondern
auch auf die betriebliche und private Al-
tersvorsorge. Dabei zeigt sich ein weiteres
Dilemma: Fast ein Drittel aller Frauen
sorgt überhaupt nicht privat für später vor



  • und riskiert damit, im Alter nicht genug
    Geld zu haben. Laut einer Studie im Auf-
    trag des Familienministeriums sind gut
    zwei Drittel der teilzeitbeschäftigten Frau-
    en sicher, von ihrer Rente nicht leben zu
    können. Ein düsterer Blick in die Zukunft.


Es ist also etwas zu tun. Nicole Lamping
ist Finanzberaterin bei der Verbraucher-
zentrale Niedersachsen und empfiehlt
Frauen, noch vor der Altersvorsorge eine
Notfallreserve von drei Nettogehältern auf
einem Tagesgeldkonto anzusparen. Da-
nach sei es sinnvoll, mithilfe eines Spar-
plans in Indexfonds (Exchange Traded
Funds, ETF) zu investieren, die am besten
Aktienindizes nachbilden. Denn auf dem
Festgeldkonto gibt es kaum noch Zinsen
fürs Ersparte. „Auf lange Sicht haben Ak-
tien nichts mit Zockerei zu tun, auch wenn
ich aus meinen Workshops weiß, dass vie-
le Frauen die Börse noch immer fürchten“,
sagt Lamping.
Je früher sie sich in das Thema einlesen
oder Podcasts zu Finanzen und Fonds hö-
ren, desto besser: „Gerade Frauen sollten
möglichst früh damit beginnen, für später
vorzusorgen, weil sie oft weniger als Män-
ner verdienen“, sagt Lamping. Idealerwei-
se solle eine junge Frau schon als Studen-
tin 25 Euro in einen ETF-Sparplan ste-
cken, spätestens jedoch als Berufseinstei-
gerin rund zehn Prozent ihres Nettoge-
halts per Dauerauftrag auf ein Wertpapier-
depot überweisen.
Der Einstieg in die Geldanlage wäre da-
mit gemacht, doch die finanzielle Schere
zwischen Männern und Frauen geht erst
dann richtig weit auf, wenn das erste Kind


zur Welt kommt. So wie bei Alena Schnei-
der. Ein internationales Forscherteam ver-
öffentlichte Anfang des Jahres eine Studie,
die zeigt, dass Mütter in Deutschland zehn
Jahre nach der Geburt im Schnitt 61 Pro-
zent weniger verdienen als im letzten Jahr
vor der Geburt. Bei Männern existiert die-
se riesige Lücke nicht – und wirkt sich
dementsprechend auch nicht auf die Al-
tersbezüge aus.
Nun ist es nicht so, als würden Mütter
(oder Väter), die mit ihren kleinen Kindern
zu Hause bleiben, gar nicht für die gesetzli-
che Rente vorsorgen. In den ersten drei
Jahren bekommen sie Entgeltpunkte zuge-
schrieben, die sich am aktuellen Durch-
schnittsverdienst orientieren, der in die-
sem Jahr bei 38 901 Euro brutto pro Jahr
liegt. In dieser Zeit müssen sie also nur
dann mit Einbußen für die Rente rechnen,
wenn sie vorher mehr verdient haben.
Doch insbesondere, wenn sich Frauen
dafür entscheiden, über Jahre hinweg gar
nicht oder in Teilzeit zu arbeiten, ist es
wichtig, privat vorzusorgen – oder: vorsor-
gen zu lassen. „Die Frauen sollten mit ih-
ren Partnern über einen finanziellen Aus-
gleich sprechen“, sagt Lamping. Dabei
zahlt der Hauptverdiener für die Partnerin
beispielsweise in einen ETF-Sparplan ein,
um ihre Arbeit für die Familie finanziell an-
zuerkennen und ihre Rentenlücke zu fül-
len. Bei einer Beratungsstelle der Deut-
schen Rentenversicherung (DRV) kön-
nen Beschäftigte erfragen, wie stark ihre
Rente durch Familienzeiten oder Teilzeit-
arbeit voraussichtlich schrumpfen wird.
Mithilfe von Fondsrechnern im Internet
lässt sich im Anschluss ausrechnen, wel-
cher Betrag monatlich in einen Sparplan
eingezahlt werden müsste, um bei einer
durchschnittlichen Renditeerwartung ge-
nug Geld im Alter zu haben.

Arbeitet eine Durchschnittsverdienerin
in 40 Berufsjahren nur zehn in Vollzeit und
hat über 30 Jahre hinweg eine halbe Stelle,
kann sie laut DRV mit 826,25 Euro gesetzli-
cher Rente rechnen. Hätte sie im komplet-
ten Zeitraum Vollzeit gearbeitet, läge ihr
Ruhegeld bei 1322 Euro. Sie verzichtet we-
gen der Teilzeit also jeden Monat auf
knapp 500 Euro Rente – nicht berücksich-
tigt ist dabei, dass sie wegen der halben
Stelle womöglich keine Karriere gemacht
hat. Geht man davon aus, dass die Frau
nach Renteneintritt noch 20 Jahre lebt, ent-
gehen ihr insgesamt rund 120 000 Euro
(12x 500x 20). Legt man bei Aktienfonds ei-
ne durchschnittliche Rendite von sieben
Prozent pro Jahr und eine Verwaltungsge-
bühr von 0,75 Prozent zugrunde, müsste
ihr Partner über 30 Jahre hinweg monat-
lich knapp 120 Euro in einen Sparplan ein-
zahlen, damit der Frau diese Summe mit
65 Jahren zur Verfügung steht.

Falls die Familienkasse keine Aus-
gleichszahlung hergibt, sollte der teilzeit-
arbeitende Partner darüber nachdenken,
die Stunden zumindest schrittweise wie-
der aufzustocken. Für die gesetzliche Ren-
te macht es einen großen Unterschied, ob
eine Frau über Jahrzehnte hinweg nur
20 Stunden pro Woche oder schnell wie-
der vollzeitnah gearbeitet hat. Außerdem
kann sie leichter selbst privat vorsorgen,
wenn sie mehr verdient.
Die Münchner Finanzberaterin Cons-
tanze Hintze nennt in ihrem Buch „Finanz-
Petits-Fours“ ein leicht vereinfachtes Zah-
lenbeispiel, das auf einer Studie des Prog-

nos-Instituts basiert: Eine Gutverdienerin
mit einem Vollzeit-Jahreseinkommen von
61 300 Euro kann demnach mit einer Brut-
torente von 1220 Euro rechnen, wenn sie
nach der Geburt ihrer zwei Kinder je zwei
Jahre aus dem Job aussetzt und danach bis
zum Renteneintritt 20 Stunden pro Woche
arbeitet. Kehrt sie schon nach eineinhalb
Jahren zurück und stockt nach einiger Zeit
von 20 auf 30 Wochenstunden auf, kommt
sie schon auf 1560 Euro im Alter. Kommt
die Mutter jeweils schon nach zehn Mona-
te für 20 Stunden zurück und stockt nach
wenigen Jahren auf 35 und später auf
40 Stunden auf, erhält sie eine gesetzliche
Rente von 1920 Euro.
Mit diesen Zahlen sollten sich beide Part-
ner auseinandersetzen – und die Arbeit für
Familie und Broterwerb womöglich von Be-
ginn an gleichmäßig aufteilen. Denn spä-
testens seit das Unterhaltsrecht vor elf Jah-
ren geändert wurde, können sich Ehefrau-
en nicht mehr auf ihre Männer als Schutz-
schild fürs Alter verlassen. Scheitert die
Ehe, müssen sie für sich selbst aufkom-
men, sobald das jüngste Kind drei Jahre alt
ist. Zwar werden bei einer Scheidung die
während der Ehe erworbenen Rentenpunk-
te auf beide Partner aufgeteilt. „Doch wer
über Jahre hinweg in Teilzeit oder gar nicht
gearbeitet hat, kann nicht immer aufsto-
cken oder auf eine gut bezahlte Stelle zu-
rückkehren, um ausreichend für später vor-
zusorgen“, sagt Hintze.
Alena Schneider hat inzwischen wieder
einen Job. „Wenn ich auf meinen Renten-
bescheid gucke, klafft da immer noch eine
Lücke“, sagt sie. Doch sie verdient jetzt gut


  • und arbeitet daran, die Lücke zu füllen.


Am Dienstag, 5. November, Teil 9: Wie der Fiskus
bei den Alterseinkünften zugreift. Alle Beiträge
der Seriefinden Sie unter: SZ.de/sorgenfrei

München– Beim Thema Geld trennt
Frauen und Männer ein Graben. Das gilt
erst recht bei der Altersvorsorge. Wer we-
niger verdient, zahlt geringere Beiträge
in die Rentenkasse und hat auch weniger
Geld übrig, um zusätzlich für den Ruhe-
stand vorzusorgen. Frauen, heißt es da-
her, waren schon immer ärmer als Män-
ner, und sie werden im Alter nicht rei-
cher. Doch langsam wird der finanzielle
Graben zwischen den Geschlechtern
schmaler, zumindest bei den Jüngeren.
Noch sind die Unterschiede nach Anga-
ben der Deutschen Rentenversicherung
(DRV) beträchtlich: Männliche Rentner,
die mindestens 35 Jahre lang Beiträge für
die gesetzliche Rente gezahlt haben,
kamen 2018 bundesweit im Durchschnitt
auf eine monatliche Bruttorente von
1520 Euro im Jahr. Deutlich schlechter
schneiden Frauen ab mit entsprechend
langen Versicherungszeiten. Ihre Altersbe-
züge lagen im Durchschnitt bei 1106 Euro.
Auch bei den mindestens 65-Jährigen,
die die staatliche Grundsicherung im Al-
ter benötigen, waren Frauen noch Ende
2017 mit einem Anteil von 58 Prozent in
der Mehrheit. Ebenso überwiegen die
Frauen bei den Ruheständlern, die noch
arbeiten gehen wollen und dafür auch fi-
nanzielle Gründe angeben. Mehr als zwei
Drittel der Rentnerinnen sagen, sie seien
trotz Rente auf zusätzliches Geld angewie-
sen. Bei den Männern trifft dies nur auf et-
was mehr als die Hälfte zu, heißt es in ei-
ner Untersuchung des Instituts für Ar-
beitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Diese Differenzen ergeben sich nicht
nur dadurch, dass Frauen häufiger als
Männer Teilzeit- und Minijobs haben
und dadurch geringere Rentenansprü-
che erwerben. Frauen arbeiten auch oft
in schlecht bezahlten Dienstleistungsbe-
rufen. Sie neigen dazu, bei Gehaltsgesprä-
chen nicht so hart zu verhandeln wie Män-
ner. Und viele legen ihr Geld nach wie vor
vorsichtiger an, was in Zeiten historisch
niedriger Zinsen bedeutet, dass sie Geld
fürs Alter womöglich (fast) ohne eine Ren-
dite bei der Bank schlummern lassen.
Eine neue Untersuchung der Renten-
versicherung zeigt aber: Die Frauen ho-
len auf, weil sie länger und häufiger arbei-
ten. Für die Studie wurden in Deutsch-
land fast 10000 Menschen, die zwischen
1957 und 1976 geboren wurden, befragt
und deren Lebensläufe ausgewertet. Das
Ergebnis: Bei den 40- bis 44-jährigen
Frauen in Westdeutschland sind die bis-
lang erworbenen Rentenansprüche nur
noch elf Prozent niedriger als bei den
Männern dieser Altersgruppe. Bei den
55- bis 59-Jährigen ist die Differenz noch
fast dreimal so hoch. Auch bei der Zusatz-
vorsorge schrumpfen demnach bei den
Jüngeren die Unterschiede zwischen den
Geschlechtern. Nachgelegt hat ebenfalls
die Bundesregierung: Durch die Verbesse-
rungen bei der Mütterrente sind fast
100000 ältere Frauen erstmals in den Ge-
nuss einer eigenen Rente gekommen.
Trotzdem werde die Altersarmut bis
2030 zunehmen, rechnet der Wirtschafts-
forscher Bruno Kaltenborn für die DRV
vor. Die Zahl der Empfänger der Grundsi-
cherung im Alter wird sich demnach bis
Ende 2030 um mehr als die Hälfte erhö-
hen oder sogar fast verdoppeln auf dann
etwa eine Million Menschen. Dabei könn-
te der Anstieg bei den Männern deutli-
cher ausfallen als bei den Frauen. Vor al-
lem alleinstehende Frauen gelten als be-
sonders von Altersarmut gefährdet.
Nicht wenige dürften sich dabei zu lange
darauf verlassen haben, dass ihr Partner
sie mit absichert. Doch wie heißt es auf ei-
nem Buchtitel? „Ein Mann ist keine Al-
tersvorsorge.“ thomas öchsner

So hoch ist die Zulage pro Kind
bei derstaatlich geförderten
Riester-Rente, die von der Stiftung
Warentest immer wieder als zusätz-
liche Säule der Altersvorsorge
empfohlen wird. Zwar genießt die
Riester-Rente nicht den besten Ruf.
Besonders für junge Frauen mit
Kindern kann sie sich aber lohnen,
wenn sie stets so sparen, dass sie
die volle Förderung kassieren und
einen günstigen Vertrag abschlie-
ßen. Wer kein eigenes Einkommen
hat, muss nur den Sockelbetrag
von 60 Euro pro Jahr zahlen, um die
gesamte Förderung zu erhalten.
Zusätzlich können Ehepaare –
neben einer Ausgleichszahlung –
auch eigene Vereinbarungen
treffen, zum Beispiel, dass die
Ehefrau als Eigentümerin einer
gemeinsam erworbenen oder
geerbten Immobilie ins Grundbuch
geschrieben wird. „Das Recht
bietet viele Möglichkeiten, um
den anderen Partner nicht im
Regen stehen zu lassen“, sagt die
Finanzberaterin Constanze Hintze.
Festschreiben lässt sich das in
einem Ehevertrag.

Langsam ran


an die Männer


Frauen holen bei ihren
Rentenansprüchen auf

300


Europro Jahr


Unabhängig mit 65


Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt immer noch deutlich weniger als Männer, auch weil sie für ihre Familie
beruflich zurückstecken. Manche sind deshalb von Armut im Alter bedroht – doch das lässt sich ändern

Yngve Slyngstad, 56, Verwalter der nor-
wegischen Öl-Billion und damit einer der
mächtigsten Männer der Welt, will nach
knapp zwölf Jahren sein Amt als Chef des
staatlichen Ölfonds abgeben. Dies habe er
der norwegischen Zentralbank mitgeteilt,
hieß es. Der Fonds gilt als größter Staats-
fonds der Welt und verwaltet derzeit ein
Vermögen von fast einer Billion Euro. Er
wird aus den Einnah-
men aus der norwe-
gischen Öl- und
Gasförderung ge-
speist und von der
Zentralbank im
Auftrag des Finanz-
ministeriums ver-
waltet. Slyngstad
(FOTO: BLOOMBERG)will
den Angaben zufol-
ge solange im Amt bleiben, bis ein Nachfol-
ger – oder eine Nachfolgerin – gefunden
wurde. Er sei stolz darauf, eine führende
internationale Investitionsorganisation
mit aufgebaut zu haben, hieß es. Der
Staatsfonds soll für die Zeit vorsorgen,
wenn die Rohstoff-Vorräte Norwegens zu
Ende gehen. dpa


Tidjane Thiam, 57, Chef der Credit
Suisse, hat sich erstmals zu dem Überwa-
chungsskandal bei dem Institut geäußert.
„Ich wusste nichts davon“, sagte Thiam
am Mittwoch in Zürich. Hintergrund war
die Causa Iqbal Khan, der lange für die
Vermögensverwaltung bei Credit Suisse
verantwortlich war, dann aber zum Kon-
kurrenten UBS wechselte. Bei der Credit
Suisse hatte man Angst, Khan könne Kun-

den zum Konkurrenten mitnehmen. Da-
her ließ Credit Suisse ihn überwachen.
Doch nach einem filmreifen öffentlichen
Streit zwischen Khan und einem der De-
tektive in der Zürcher Innenstadt flog der
Fall auf. Die Verantwortung übernahm
Thiams engster Vertrauter – der für das
operative Geschäft zuständige Pierre-Oli-
vier Bouee räumte seinen Posten. Thiam,
der sich Rücktrittsforderungen ausge-
setzt sah, sagte, Bouee habe möglicherwei-
se nicht geglaubt, dass er etwas Falsches
tue, und ihm deshalb davon nichts gesagt.
Er, Thiam, habe jedenfalls nie erwogen,
seinen Posten abzugeben, sagte der Kon-
zernchef. So skandalös der Vorgang, so
unbeirrt halten die Kunden der Bank
offenbar die Treue. Die Credit Suisse mel-
dete für das Sommerquartal eine Verdop-
pelung des Gewinns auf 881 Millionen
Franken. Einen solch hohen Überschuss
erreichte die zweitgrößte Schweizer Bank
seit Jahren nicht mehr. Die Affäre, die
gegen Ende des Quartals die Schlagzeilen
dominierte, hinterließ offenbar keine
negativen Konsequenzen im Geschäft.
Thiam schien darob selbst überrascht zu
sein: „Es ist vielleicht schwierig zu glau-
ben, aber die Medienkampagne hat keine
Auswirkungen auf unsere Kunden.“ zyd

Ramona Pop, 41, Berliner Wirtschaftsse-
natorin, findet, der Verkehr der Haupt-
stadt müsse weiterhin weiblich geführt
werden. Die bisherige Chefin der Berliner
Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta,
wechselt voraussichtlich zum Jahreswech-
sel in den Vorstand der Deutschen Bahn
und soll dort die Gütersparte retten. Pop
(FOTO: DPA)ist auch BVG-Aufsichtsratschefin
und kommentierte daher: „Sollte sich der
Bahn-Aufsichtsrat für Frau Nikutta ent-
scheiden, werden wir selbstverständlich
angesichts der Vielzahl von männlichen
Besetzungen in Spitzenpositionen in der
Wirtschaft auch hier versuchen, wieder
eine starke und erfahrene Frau zu gewin-
nen.“ Die Grünen-Politikerin ergänzte,
Nikuttas Weggang
wäre ein Verlust für
Berlin. Es werde ein
geregeltes Beset-
zungsverfahren
geben. Die BVG sei
mit ihrem neuen
Betriebsvorstand
Rolf Erfurt gut für
eine Überbrückungs-
zeit gerüstet. dpa

Helmut Tschiersky, 61, Präsident des
Bundesamtes für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL), muss sei-
nen Posten Anfang Dezember räumen.
Nach einem SZ-Bericht über entsprechen-
de Pläne bestätigte das Ministerium am
Mittwoch die in Fachkreisen umstrittene
Personalie. Nachfolger soll Friedel Cramer
werden, der Pflanzenschutzexperte des
Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Nach Angaben aus Ministeriumskrei-
sen war Tschiersky bei Spitzenbeamten in
die Kritik geraten, weil er die Linie des
Ministeriums gegenüber Umweltbehör-
den nicht hart genug vertrete, etwa beim
Kampf gegen zu harte Auflagen für den
Einsatz von Pflanzengiften. Cramer gilt
wegen seiner langjährigen Arbeit als Lei-
ter des für Pflanzenschutz zuständigen
Referats im Ministerium als scharfer Geg-
ner von Auflagen für den Einsatz von
Pflanzengiften wie Glyphosat. Das Minis-
terium äußerte sich dazu nicht.
In den vergangenen Tagen war zwi-
schen Umwelt- und Landwirtschaftsminis-
terium Streit über Zulassungsbedingun-
gen für Insektizide eskaliert. Landwirt-
schaftsministerin Julia Klöckner lehnt es
ab, sich vor Gericht für Auflagen einzuset-
zen und gegen ein Urteil in erster Instanz
Berufung einzulegen. Der Streit setzte
sich am Mittwoch fort. In einem Schrei-
ben von Landwirtschafts-Staatssekretär
Onko Aeikens an seinen Umweltkollegen
Jochen Flasbarth forderte er dessen Ein-
lenken. Das Umweltministerium dürfe
sich nicht länger für rechtswidrige Biodi-
versitätsbestimmungen einsetzen. Sonst
drohten Schadenersatz-Prozesse, heißt es
in dem Papier, das derSZvorliegt. mbal

Teil 8 der Serie zur AltersvorsorgeWieFrauen zu mehr Geld im Ruhestand kommen können


Die Altersarmut wird
bis 2030
deutlich zunehmen

„Frauen sollten mit ihren


Partnern über einen finanziellen


Ausgleich sprechen.“


Spätestens seit Änderung des
Unterhaltsrechts sind Männer
kein Schutzschild fürs Alter

24 WIRTSCHAFT HF2 Donnerstag/Freitag, 31. Oktober/1. November 2019, Nr. 252 DEFGH


SORGENFREI
VORSORGEN

War wohl nicht über Bespitzelung
eines Mitarbeiter informiert: Credit-
Suisse-Chef Thiam.FOTO: REUTERS

Gilt als Gegner von
Auflagenfür Pflanzengift: Helmut
Tschiersky.FOTO: DPA

Zwölf Jahre sind genug


Nix gewusst, alles gut


Ans Steuer


Giftiger Streit


PERSONALIEN

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