Süddeutsche Zeitung - 31.10.2019

(Chris Devlin) #1
München– Imfünften Euroleague-Spiel
der Saison haben die Basketballer des FC
Bayern München gegen Real Madrid den
dritten Sieg eingefahren und ein kleines
Ausrufezeichen gesetzt. Am Ende eines
wenig hochklassigen Spiels bezwangen
die Münchner den Euroleague-Gewinner
von 2018 mit 95:86 Punkten. Die Madrile-
nen, die genau wie die Bayern in der heimi-
schen Liga noch ohne Niederlage daste-
hen, waren ungewohnt holprig in Europas
Königsklasse gestartet und standen vor
dem Spiel bei zwei Siegen und zwei Nieder-
lagen – das war die nächste Parallele zu
den Bayern. In den ersten Minuten zeig-
ten die Königlichen, dass sie wenig Lust
auf die dritte internationale Niederlage
nacheinander hatten und präsentierten
sich in der Offensive sehr konzentriert.
Doch auch die Bayern erwischten einen
besseren Start in die Begegnung, als noch
in der Bundesliga am Sonntag gegen Würz-
burg. Die Starting Five, bestehend aus
Greg Monroe, Vladimir Lucic, Maodo Lo,
Nihad Dedovic und Kapitän Danilo Bar-
thel, konnte von Anfang an im Angriff
überzeugen. Der erste Abschnitt gestalte-
te sich so sehr ausgeglichen, am Ende
stand es dank des ersten Münchner Drei-
ers durch Petteri Koponen 22:20.
Nach der kurzen Pause folgten durch
Koponen und Paul Zipser zwei weitere
Dreipunktewürfe, während die Gäste bei-
nahe drei Minuten ohne Punkte blieben.
Auch nach einer Auszeit durch ihren Trai-

ner Pablo Laso agierten die Spanier fah-
rig, was freilich auch der sehr konzentrier-
ten Defense des deutschen Meisters zuzu-
schreiben war. Zwischenzeitlich betrug
der Vorsprung der Gastgeber zehn Punk-
te. Nachdem die Münchner aber dann eini-
ge leichte Körbe verlegten, arbeitete sich
der spanische Meister wieder heran: Mit
41:38 ging es in die Pause.
Auch in der zweiten Hälfte stockte das
Spiel beider Mannschaften, die Bayern
hatten zwar leichte Vorteile, auf der ande-
ren Seite hielt der in Würzburg geborene
Amerikaner Anthony Randolph seine Kol-
legen im Spiel. Der beste Schütze der Gäs-
te beendete den Abend mit 17 Punkten.
Mit zunehmender Spielzeit wirkten die
Spieler in den goldweißen Jerseys jedoch
immer uninspirierter. Die Bayern bestraf-
ten dies jedoch nicht, drei Minuten vor
dem Ende waren die Gäste immer noch
auf drei Punkte dran. Das große Zittern
blieb allerdings aus, da es dem Favoriten
nicht gelang, den Druck noch einmal zu er-
höhen und die Münchner im Abschluss
die Nerven behielten. Topscorer war am
Ende Greg Monroe mit 18 Punkten.
Bereits am Freitag steht für den FC Bay-
ern die nächste Aufgabe an, wieder gegen
eine spanische Mannschaft, diesmal aller-
dings auswärts: Die Münchner gastieren
im Baskenland bei Vitoria-Gasteiz. Auch
das anschließende Programm bleibt inter-
national, genau eine Woche später reisen
sie zu Efes Istanbul. thomas jensen

von frank hellmann

Frankfurt– DenUrlaub hat sich Kathari-
na Steinruck verdient. Am Dienstag ist die
Läuferin mit ihrem Ehemann Robert nach
Lanzarote geflogen, Beine hochlegen, eine
Woche abschalten, Handy ausmachen,
wie Steinruck sagt: „Wenn ich etwas tue,
dann allenfalls ein bisschen am Strand
wandern.“ Den ausgiebigen Teil ihres
Sportprogramms hat sie bereits am Wo-
chenende hinter sich gebracht. Da setzte
Steinruck in ihrer Wahlheimat Frankfurt
ein aus deutscher Sicht seltenes Ausrufe-
zeichen bei einem großen Stadtmarathon.
Steinruck, vielen noch unter ihrem Mäd-
chennamen Heinig bekannt, unterbot in
2:27:26 Stunden nicht nur locker ihre Best-
zeit um mehr als eine Minute. Sie erfüllte
auch die vom Deutschen Leichtathletik-
Verband (DLV) geforderte Norm (2:29:30)
für den olympischen Marathon im kom-
menden Jahr in Tokio. „Mit meiner Zeit ha-
be ich ein Brett vorgelegt. Ich hoffe natür-
lich nicht, dass noch zwei Mädels schnel-
ler laufen werden“, sagt Steinruck. Allzu
große Sorgen muss sie sich nicht machen.
Besser war zuletzt nur die gebürtige Äthio-
pierin Melat Kejeta vom Laufteam Kassel,
die in Berlin in 2:23:57 Stunden in der his-
torischen deutschen Bestenliste auf Platz
drei stürmte, hinter Irina Mikitenko
(2:19:19) und Uta Pippig (2:21:45). Stein-
ruck gelang in Frankfurt, beim zweitgröß-
ten deutschen Marathon nach Berlin, im-
merhin die zehntbeste Zeit, die einer Deut-
schen bislang über 42,195 Kilometer ge-
lungen ist. Frenetischer Jubel schwappte
von der Tribüne, als die 30-Jährige von der
LG Eintracht Frankfurt auf dem roten Tep-
pich in der Festhalle einlief.
Steinrucks Vorleistungen über zehn Ki-
lometer und im Halbmarathon hatten auf
die kleine Herbstüberraschung hingedeu-
tet – „aber Theorie und Praxis“, sagt sie,
„sind ein großer Unterschied“. Ihr war in
der Vergangenheit oft vorgehalten wor-
den, dass sie den eigenen Fähigkeiten zu
wenig vertraue, obwohl doch ihre Verlet-
zungsgeschichte zur Vorsicht riet: Die ers-
te Operation an der Ferse bedrohte 2015 ih-
re Karriere, im vergangenen Jahr folgte
ein weiterer Eingriff. Kaum jemand hat
sich über alternative Trainingsmethoden
vom Skiroller bis zum Aquajogging so ein
breites Fundament zugelegt wie die gebür-
tige Leipzigerin. Und kaum jemand hat
auch sonst einen so breiten Zugang zu den


Tücken und Chancen des zehrenden Aus-
dauergewerbes.
Steinrucks Mutter Katrin Dörre-Heinig
war eine prägende Läuferin der Achtziger-
und Neunzigerjahre, sie gewann Olympia-
Bronze 1988 und bei den Stadtmarathons
von London, Osaka sowie Frankfurt. Ihre
Bestzeit lief Dörre-Heinig vor 20 Jahren in
Hamburg (2:24:35). Nun, nach Frankfurt
erzählte Steinruck, wie sie ihre Mutter dar-
auf hinwies, „es sind nur noch drei Minu-

ten!“ – worauf die Mutter parierte, sie kön-
ne die Tochter auch so coachen, dass sie
ihr nicht zu nahe komme. Denn Dörre-Hei-
nig ist Steinrucks Trainerin, neben der Rol-
le als DLV-Coach. Und die 58-Jährige fin-
det, ihre Tochter habe „alles richtigge-
macht, jetzt weiß sie, was sie laufen kann“.
Der Laufstil der beiden ist ähnlich, an-
sonsten hält Steinruck so viel von den Ver-
gleichen wie die meisten Kinder, die promi-
nenten Eltern im Sport nacheifern: gar

nichts. „Wir leben in einer völlig anderen
Zeit. Damals konnte man mit ihren Zeiten
Medaillen holen, das ist heute leider nicht
mehr machbar“, sagt Steinruck. Der Fami-
lienname, er lag auch immer ein bisschen
schwer auf den Schultern des 1,66 Meter
großen Leichtgewichts.
Zumal ihr Vater Wolfgang Heinig die
Szene polarisiert, obwohl er unter ande-
rem noch eine von Steinrucks besten
Freundinnen erfolgreich betreut: die gera-
de mit WM-Bronze dekorierte 3000-Me-
ter-Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krau-
se. „Er ist halt ehrlich und direkt. Das
kommt nicht immer gut an“, glaubt Stein-
ruck. Für ihre läuferischen Belange wech-
selten innerhalb der Familie vor sechs Jah-
ren trotzdem die Zuständigkeiten: „Mama
hat das Sagen, mein Papa hält sich raus.“
Steinruck ist froh, dass sie generell „aus ei-
nem guten Topf an Wissen“ schöpfen
kann, sie hat aber auch einen gewissen Ab-
nabelungsprozess hinter sich. Auch, in-
dem sie nach der Hochzeit den Namen ih-
res Mannes annahm.

Und doch bleibt der Leistungssport für
die Familie ein guter Kitt, wie Steinrucks
innige Umarmung mit den Eltern in Frank-
furt zeigte: „Es ist uns allen unheimlich
viel Last abgefallen“, sagt sie. Und nun?
„Man leckt natürlich Blut. Ein Limit setze
ich mir gar nicht. Ich traue mir ein 2:26er-
Zeit zu.“ Vielleicht schon bei einem Früh-
jahrsmarathon 2020. Der nächste emotio-
nale Gipfel sollen aber die Olympischen
Spiele sein, es wären ihre ersten.
Steinruck mag keine Hitzerennen, das
habe sie wohl von der Mutter geerbt, sagt
sie. Sie begrüßt es daher, dass das Interna-
tionale Olympische Komitee die Wettbe-
werbe der Marathonläufer und Geher von
Tokio nach Sapporo verlegen will, nach-
dem zuletzt Bilder von kollabierenden Ma-
rathonläuferinnen bei der Leichtathletik-
WM in Doha um die Welt gegangen waren.
„Das ist eine gute Entscheidung“, findet
Steinruck, „denn die Spiele sind für die
Athleten.“ Sie hat vor fünf Jahren einen
Staffellauf in Chiba bestritten, damals be-
griff sie: „Japan ist ein völlig euphorisches
Läuferland. Der Stimmung wird es keinen
Abbruch tun, wo wir laufen.“

Kleines Ausrufezeichen


Bayern-Basketballer bezwingen in der Euroleague Real Madrid


Auf eigenen Füßen


Marathonläuferin Katharina Steinruck ist schon fast für Olympia in Tokio qualifiziert, trotz schwieriger Phasen:
Sie hat Schmerzen in der Ferse überwunden und sich von ihren einst erfolgreichen Eltern abgenabelt

Eine Zeit von 2:26 Stunden
traut sie sich zu – vielleicht
schon im kommenden Frühjahr

DEFGH Nr. 252, Donnerstag/Freitag, 31. Oktober/1. November 2019 HMG SPORT 35


Es geht auch untenrum: Münchens Center Greg Monroe (rechts) trickst die Real-Grö-
ßen Walter Tavares (links) und Anthony Randolph aus. FOTO: CHRISTIAN KOLBERT / IMAGO

Ankunft nach 2:27:26 Stunden: Katharina Steinruck gelingt in Frankfurt
eine deutlicheSteigerung ihrer Bestmarke. FOTO: JAN HUEBNER / IMAGO

„OOOMMMHHH!“

Runter-

schalten

und sparen.

Zahl nur noch pro Kilometer –

mit der neuen Autoversicherung von FRIDAY.

Jetzt berechnen auf friday.de

*DukannstdenGutscheincodebeiderAntragstellungaufhello.friday.deeingeben.BeierfolgreicherEingabewirddir4WochennachVertragsbeginnvonunseinAmazon.de-GutscheinandeineE-Mail-Adressezugesendet.WenndueinenKfz-Haftpfichtversicherungsvertragabgeschlossenhast,erhältst
dueinenGutscheininHöhevon15€.SchließtduzusätzlicheineKaskoversicherungab,erhöhtsichdieserBetragumweitere15€.Bedingungist,dassdubiszum30.11.2019deinenAntragaufAbschlussdesVersicherungsvertragesabgibst,denVertragnichtwiderrufenhast,dieersteBeitragszahlung
vollständigbeiunseingegangenistundduwährendderletzten12MonatenichtbereitsKundebeiFRIDAYwarst.DieAktionendetam30.11.2019,24Uhr(MEZ).WeitereInformationenfndestduauffriday.de/gutscheinbedingungen.

TESTSIEGER
2018

Zu jedem Abschluss ein
Amazon-Gutscheinbiszu30€*
Code:FRIDAYSZ
Free download pdf