Süddeutsche Zeitung - 31.10.2019

(Chris Devlin) #1
Eigentlich ja eine clevere Idee, bei so einem
Food-Festival auch Restaurants aus der
Stadt, in der man gerade gastiert, vorzustel-
len. Wer kennt schon alle Lokale in seiner
Stadt? Und so hat dieEat & Style,die an
diesem Wochenende imZenithstattfin-
det, auch dieses Mal wieder sechs Lokale
ausgewählt, die für jeweils fünf Euro eines
ihrer typischen Gerichte anbieten. Vom Ge-
sellschaftsraum gibt es in Bier geschmorte
Duroc-Backe mit Butterfisch, vom Kim
Sang ein Crunchy Salmon Sushi, vom Bam-
berger Haus Kalbspflanzerl, vom Gasthof
Neuwirt ein Trio von Knödeln, vom
Echinger Olymp’s Restaurant ein zwölf
Stunden lang gegartes Secreto-Steak vom
Iberico-Schwein, und auch das La Bohème
steuert ein Gericht zum „Stadtmenü“ bei,
wobei aber noch nicht verraten wird, was
es beinhaltet. Insgesamt sind 150 Ausstel-
ler in der Halle vertreten, die nahezu alles
Ess- und Trinkbare abdecken. Auf einzel-
nen Themenflächen kann man Experten
wie dem niederbayerischen Wagyu-Züch-
ter und Fleischspezialisten Lucki Maurer
über die Schulter schauen, beim Hambur-
ger Kaffeeexperten Erik Brokholz etwas
über die verschiedenen Bohnen und ihre
Qualitäten lernen oder bei der Münchner
Kochschule „Koch dich glücklich“ etwas
über gesunde Küche erfahren(Samstag,
11-22 Uhr, So, 11-18 Uhr, Zenith, Lilienthal-
allee29, Eintritt pro Tag: 14 Euro, http://www.eat-
and-style.de/muenchen).

Ein Wechsel bahnt sich in Münchens ein-
zigem vegetarischem Sternerestaurant,
demTianim Derag Livinghotel am Viktua-
lienmarkt, an. KüchenchefChristian Scha-
gerlwird das Haus im Februar kommen-
den Jahres verlassen. Der Nachfolger steht
schon fest, es handelt sich dabei umViktor
Gerhardinger, der bis zur Schließung im
vergangenen August Chefkoch im Walter
& Benjamin war. Im März erscheint der
neue Michelin, dann wird sich herausstel-
len, ob Gerhardinger Schagerls Tian-Stern
verteidigen darf. franz kotteder

Für diejenigen, die es weniger blutrüns-
tig habenwollen, eignet sich ein verfrem-
deter Totenkopf (dritte Maske von links).
Klassischerweise wird dafür das Gesicht
weiß geschminkt und mit verschiedenen
Farben ein aufwendiges Augen-Make-up
gestaltet, dazu Blumen ins Gesicht ge-
malt, angelehnt an den mexikanischen
Tag der Toten. Einfacher ist es, die Haut
mit normalem Make-up zu grundieren
und ein abgeschnittenes Stück einer Netz-
strumpfhose auf das Gesicht zu legen.
Mit einem großen Pinsel – etwa für
Rouge – verschiedene Puderfarben auf-
nehmen und auf das Gesicht stäuben. Da-
durch entsteht auf der Haut ein farbiges
Highlight mit einem feinen Muster. Die-
ses Jahr sind laut den Schminkexperten
Neonfarben angesagt. Die Augenpartie
kann großflächig dunkel geschminkt wer-
den, damit sie an die Augenhöhlen eines
Totenschädels erinnert. Die Nasenspitze
mit schwarzer Farbe anpinseln. Den
Mund zu einem Gebiss schminken: Die
Lippen mit schwarzer Farbe umranden,
die Linie von den Mundwinkeln bis zur
Mitte der Wange verlängern. Auf die Lip-
pen schmale, senkrechte Linien malen.
Wer mag, kann sein geschminktes Ge-
sicht noch mit glitzerndem Staub oder
Steinchen verzieren. wean

Ob eine bekannte Figur oder doch das eklige Unfallopfer – am letzten Oktobertag kann man so richtig in den Farbeimer greifen.


Mit den richtigenSchminktipps für Halloweensteht einem gelungenen Fest nichts mehr im Weg


Empfehlungen für Freitag


Halloween wird gruselig, der Feiertag am
nächsten Tag magisch: DieBayerische
Staatsoperzeigt das Ballett „Alice im
Wunderland“unter der Leitung des Cho-
reografen Christopher Wheeldon. In der In-
szenierung wird nicht nur viel Wert auf
den Tanz, sondern auch auf das ausdrucks-
starke Bühnenbild und detailreiche Kostü-
me gelegt. Stehplätze kosten acht Euro,
Sitzplätze entweder 77 oder 88 Euro. Die
Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr und dau-
ert mit Pausen knappe drei Stunden.


Nicht ganz so lange dauert die verdichtete
Version von Shakespeares„Hamlet“, die
im Münchner Stadtmuseum gespielt
wird. Das Drama wird alsFigurentheater
von der Schäfer-Thieme-Produktion aus
Berlin inszeniert. Karten kosten zwischen
10 und 16 Euro, Beginn ist um 20 Uhr.


Der österreichische Kabarettist Severin
Groebnerarbeitet in seinem neuen Pro-
gramm „Der Abendgang des Unter-
lands“Ängste und Absurditäten der mo-
dernen Welt humoristisch auf. Mit viel Wie-
ner Schmäh deckt er querbeet Themen
von Identität bis Facebook ab. Um 20 Uhr
spielt Groebner imWirtshaus im Schlacht-
hofin der Zenettistraße. Karten kosten
25Euro.


Für Samstag


Das Improvisationstheaterfestival „Im-
provember“zeigt imImport/Exportim
Münchner Kreativquartier zwei Projekte:


Die polnische Künstlerinnengruppe „7 Wo-
man Of Different Ages“ improvisiert Ge-
schichten aus dem Leben und nimmt da-
für Anregung von den Zuschauern entge-
gen. Die anderen Künstler des Abends,
Evan Schweitzer und Gretchen Eng leihen
sich für ihre Improvisation „Dressed
Down“ Kleidung aus dem Publikum, Ti-
ckets kosten 16 Euro. Der Beginn der Veran-
staltung ist um 19 Uhr.

Die beiden Tänzerinnen Rosalie Wanka
und Cecilia Loffredo ergründen in ihrer
Performance „Becoming“ im Lichthof der
Ludwig-Maximilian-Universität die Ent-
wicklung vom Tier zum menschlichen Indi-
viduum. In Zusammenarbeit mit anderen
Künstlern entsteht ein multimediales
Kunstprojekt, eine Collage aus Tanz und
Musik, um 19 Uhr ist Beginn. Der Eintritt
liegt bei sieben oder 14 Euro.

ImFarbenladen, der zum Feierwerk-Ge-
lände gehört, ist am Samstag von 18 bis 22
Uhr eineVernissagevon zwei Ingolstädter
Künstlern:René Arbeithuberzeigt seine
Ausstellung„Product Vision“, die von den
Absurditäten der modernen Arbeitswelt in-
spiriert ist.Alexander Schuktuewzeigt
„Iluminata Nocta Est“, die mit Wahrneh-
mungen spielt. Der Eintritt ist frei.

Für Sonntag


Die Berliner BandMiaverursachte im Jahr
2006 mit dem Lied „Tanz der Moleküle“
einen Ohrwurm. Im Rahmen der aktuellen
„Kopfüber“-Tourpräsentiert die Gruppe
imBackstage-Werkihre neuen und alten
Songs. Karten kosten 30 Euro zuzüglich
Gebühr, das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Bei dem diesjährigenSpielart-Theater-
festivalliegt der Fokus auf afrikanischen
Produktionen. Im Stück „My Body
Belongs To Me“geht es um Genital-
verstümmelung, es wird auf Arabisch,
Deutsch und Englisch imGasteiggespielt
und zusammen mit dem Stück„Solo für
Maria“ gezeigt. Die Doppelvorstellung
von der Ägypterin Laila Soliman und dem
Belgier Ruud Gielens beginnt um 18 Uhr,
Karten kosten 18 Euro, ermäßigt neun
Euro.

Eine Melange aus Jazz und Hip-Hop spielt
dieJazzkantine. Die neunköpfige Combo
ist anlässlich ihres25-jährigen Bestehens
auf Tour und spielt auch imTechnikum.
Karten kosten 32 Euro, der Konzertbeginn
ist um 20 Uhr. anna weiss

Farbenfroh: der


Neon-Totenkopf


SCHÖNES WOCHENENDE


von anna weiss

A


lexandra Parsic sieht zum
Fürchten aus. In ihrem Ge-
sicht hängen Stofffetzen,
darunter sind blutige Wun-
den zu sehen. Ihre Augen-
farbe ist gelb, durchdringend sieht
sie ihre Gesprächspartner an. „Ich bin
als Scarcrowe, also Vogelscheuche ge-
schminkt“, sagt sie. Als Geschäftsfüh-
rerin des Halloween-Gore-Store an
der Müllerstraße, zu dem ein Piercing-
studio in den Hinterräumen gehört,
ist sie so etwas wie eine Expertin für
Haut und Horror. Ihr Laden ist an den
Tagen vor Halloween brechend voll.
Brechreiz verursachen die gruseligen
Masken und Accessoires, mit denen
der Laden bis obenhin vollgestopft
ist, aber bei den Besuchern nicht – ob-
wohl einige sehr realistische, blutige
oder eitrige Wunden tragen.
Halloween ist in Deutschland als
Trend längst angekommen. In Mün-
chen gibt es zahlreiche öffentliche

und private Veranstaltungen, bei de-
nen ein Kostüm Pflicht und ein auf-
wendiges Make-up die Kür ist. Ihre
Mitarbeiter hat Parsic auch schon ge-
schminkt. Für ihre eigene Maske hat
sie sich mit einem Hautkleber Stoff-
fetzen ins Gesicht geklebt: „Das kön-
nen Stückchen von einem Kartoffel-
sack oder Kaffeesäckchen sein. Dann
etwas Blut-Gel drunter, Kontaktlin-
sen rein, das war’s“. Sie und ihr Team
haben derSüddeutschen ZeitungAn-
leitungen für verschiedene Hallo-
weenlooks gegeben.
Die Trends dafür werden vor allem
von Filmen gesetzt. Dieses Jahr beson-
ders beliebt sind der „Joker“ im
gleichnamigen Kinofilm und die von
Angelina Jolie verkörperte Fee „Mal-
eficent“, die gerade auf der Leinwand
zu sehen ist. Auch Klassiker wie der
Vampir gehen immer. Bei allen Kostü-
men, vor allem beim Horrorclown,
gilt laut Parsic: „Niemanden zu Tode
erschrecken! Manche hauen aus Re-
flex zu, wenn sie sehr erschrecken.“

„Knusper, knusper, knäuschen...“ Seit 45
Jahren ist das Musiktheater Hänsel und
Gretel mit der fiesen Hexe bereits im Stan-
dardrepertoire des Gärtnerplatztheaters.
Um selbst als diese gruselige Märchenfi-
gur durch die Straßen zu ziehen, benötigt
man eine künstliche Nase und ein künstli-
ches Kinn, die im Online-Handel erhält-
lich sind. Am besten werden Nase und
Kinn dann mit einem hautverträglichen
Klebstoff im Gesicht befestigt. Und dann
kommt auch schon die kreative Kür der
Hexenfratze: Mit Fettschminke und star-

ken Kontrasten werden nun neue Ge-
sichtszüge geschaffen. Vergrößerte
Mund und Nase, eingefallene Wangen
und überzeichnete Augenbrauen gehören
ebenso zur Knusperhexe wie knochig ge-
schminkte Hände. Und natürlich darf
auch die mit Zahnlack geschaffene Zahn-
lücke nicht fehlen. Aber Achtung: die neu-
en Gesichtszüge nicht gleich zu stark
schminken, sondern lieber mit mehreren
Farben schrittweise arbeiten. Insgesamt
dauert die Fertigung der Maske etwa 45
Minuten. brau

Heath Ledger, Jared Leto, Joaquin Phoe-
nix: Sie alle haben den „Joker“ gespielt,
auch als Horrorclown bekannt. Bei dieser
Maske kann man sich also sein Vorbild
aussuchen. Dafür das Gesicht großflächig
mit einem weißen Make-up grundieren.
Entweder akkurat mit weißer Fettschmin-
ke (Phoenix) oder, verwegener (Ledger),
mit einem hellen Make-up. Für die cha-
rakteristische Fratze die Mundwinkel mit
roter Schminke in einem breiten Strich
bis zur Mitte der Wange verlängern. Für ei-
nen realistischeren Effekt kann Blut-Gel


auf die gezeichneten Linien gegeben wer-
den. Für den Ledger-Joker blaugrüne
Schminke unsauber um die Augen herum
auftragen. Bei dem Phoenix-Joker sieht
das Augen-Make-up mehr nach dem klas-
sischen Harlekin aus: in Blau oder Grün ei-
ne Raute malen, die das Auge einrahmt.
Beide Varianten sind perfekt für Grobmo-
toriker. Für den aalglatten Joker, den Leto
in dem Film „Suicide Squad“ spielt, kön-
nen die feinen Tattoos im Gesicht mit Eye-
liner gemalt werden. Der Hingucker
schlechthin: grünes Haarspray. wean

Die wohl meistgesehene Maske an Hallo-
ween, für die es etwas Zeit braucht. Zuerst
soll das Gesicht abgeschminkt und oder
von überschüssigem Fett befreit werden.
Dann wird die Wunde mit Hautkleber auf-
geklebt, dieser ist zumeist in jedem „Wun-
den-Set“ enthalten. Gut andrücken und
dann die Ränder schminken, damit der
Übergang zur eigenen Haut nicht auffal-
lend ist: Als erstes mit der eigenen Grun-
dierung – oder einer Schminke in Haut-
farbe – die Ränder verblenden. Anschlie-
ßend mit den im Halloween-Set enthalte-

nen Farben verfeinern. Wer kein Hallo-
ween-Set hat, nimmt dafür Farben von
Beige über Rot bis Schwarz. „Wichtig: Im-
mer von hell nach dunkel arbeiten und
nicht zu dunkel schminken“, rät Schmink-
expertin Parsic. Das gelingt am besten
mit einem Make-up-Schwämmchen (sie-
he Bild). Diese eignen sich als Schminkhil-
fe für saubere Übergänge bei allen Hallo-
ween-Masken. Besonders fies sehen Wun-
den aus, wenn sie zusätzlich mit Blut-Gel
betont werden. Der Rest des Gesichts darf
dann gerne schlicht bleiben. wean

LOKALRUNDE

Festivalessen und Sterneverteidiger


Mit Blut-Gel


zur Party


Grusel zum Selbermachen:
An Halloween ist eine aufwendig gestaltete
Maske für viele die Kür

Feiert ihr 25-jähriges Bestehen: Die BandJazzkantine. FOTO: OH

Verwegen: der Horrorclown Kantig: die Knusperhexe


Erlesen geht auch vegetarisch: Ob das Res-
taurant Tian seinen Stern verteidigen
kann, bleibt abzuwarten.FOTO: STEPHAN RUMPF

FREIZEITTIPPS

Die Weltbeobachter


Klassisch: dieWunde im Gesicht


FOTOS: STEPHAN RUMPF (3), CHRISTIAN POGO ZACH


R2 FREIZEIT Donnerstag/Freitag, 31. Oktober/1. November 2019, Nr. 252 DEFGH

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