Süddeutsche Zeitung - 31.10.2019

(Chris Devlin) #1
von wolfgang wittl

E


ine Currywurst als Symbol des
Scheiterns? In der CSU hat man
schon vieles erlebt, aber so et-
was noch nicht. Spätestens seit
dem jüngsten Parteitag weiß
man, was zwanzig Zentimeter gebratene
Wurst – wahlweise mit Pommes oder Sem-
mel – mit der Stimmung der Basis anrich-
ten können. Viel zu viele Delegierte stan-
den in viel zu langen Schlangen vor viel zu
wenigen Imbissbuden. Wer Glück hatte,
konnte sich mit früheren Abgeordneten
über die Vorzüge des politischen Renten-
daseins oder die Schafkopfqualitäten von
Parteifreunden unterhalten. Wer Pech hat-
te, musste nach einer viertelstündigen
Wartezeit genervt zusehen, wie der Vor-
dermann ein halbes Dutzend Portionen
für sich und seinen Kreisvorstand order-
te. Die Laune hat das nicht gehoben.
Es sind vermeintlich nur Kleinigkeiten,
wann jemand auf einem Parteitag etwas
zu essen bekommt. Wer allerdings gleich-
zeitig sieht, wie den Mitgliedern des Par-
teivorstands dampfend frische Weißwürs-
te an den Sitzplatz serviert werden, kann
sich schnell benachteiligt fühlen. „Ohne
Mampf kein Kampf“, heißt eine alte Bun-
deswehr-Regel. Für die CSU, die sich tradi-
tionell als schlagkräftigster Kampfver-
band der deutschen Parteienlandschaft
versteht, gilt das mindestens ebenso.

Und so gehörte auch der Punkt Essens-
ausgabe zu den vielen anderen, der auf ei-
ner internen Mängelliste landete. Wer er-
lebt hat, wie Markus Söder auf dem Partei-
tag Mitte Oktober mit den Armen geru-
dert oder die Augen verdreht hat, wusste
schon da: Künftig werden CSU-Parteitage
anders aussehen – nicht nur wegen der
missratenen Debatte zur Frauenquote.
„Digital war der Parteitag sehr gut ge-
macht“, sagt Söder, „aber wir müssen
auch analog gut bleiben.“ Der Satz ist glei-
chermaßen als Lob und Kritik an General-
sekretär Markus Blume zu verstehen.
Große Olympiahalle – das klang sehr
vielversprechend als Veranstaltungsort.
Hinterher war man schlauer. Teilnehmer
irrten orientierungslos durch Gänge, Re-
den verhallten im weitläufigen Rund, Tri-
bünen sahen leer aus, obwohl mehr als
doppelt so viele Gäste gekommen waren
wie sonst. Die Bilder, die aus München ins
Land geschickt wurden, hatten wenig da-
mit zu tun, wie die CSU sich präsentieren
wollte. Ein weiteres Problem: Mangels
zentraler Anlaufstelle kam am Delegier-
tenabend keine Stimmung auf, Besucher
liefen sich allenfalls zufällig über den
Weg. „Ein CSU-Parteitag braucht mehr
Wärme und Familiäres“, sagt Söder: „Dele-
giertenabende sind kein Anhängsel, son-
dern ein wesentlicher Bestandteil.“
Eine Konsequenz, die der Parteichef
daraus zieht: Große Parteitage sollen künf-
tig nicht mehr in München stattfinden,
sondern im ganzen Land. Das ist auch ei-
ne Frage des Geldes. „Parteitage in Mün-
chen kosten immense Summen“, sagt Sö-
der. Einen siebenstelligen Betrag muss
die CSU für ihre Treffen regelmäßig ein-
planen. Die große Olympiahalle soll sogar

günstiger gewesen sein als die Messe, wo
die Parteitage zuvor abgehalten wurden.
Ein Preis-Leistungsverhältnis, das Söder
trotzdem nicht mehr für angemessen
hält. Analog zu anderen Parteien, die zu ih-
ren Parteitagen an wechselnden Orten ein-
laden, will sich die CSU daher im ganzen
Land zeigen. Das spart nicht nur Kosten,
sondern erhöht die Nähe zur Basis. Ob in
Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Ingol-
stadt, Würzburg oder Passau, wie das Bei-
spiel Politischer Aschermittwoch zeigt:
Geeignete Hallen gibt es zuhauf. Völlig auf-
geben will die CSU den Standort München
nicht. Kleine Parteitage will sie auch künf-
tig in der Landeshauptstadt abhalten.
Auch zum Ablauf häufte sich Kritik, et-
wa an der Sitzungsleitung bestehend aus
Generalsekretär Blume, seinem Stellver-
treter Florian Hahn und Verteidigungs-
staatssekretär Thomas Silberhorn. Als die
Debatte zur Frauenquote aus dem Ruder
lief, hätten sich Söders Leute eine straffe-
re Führung gewünscht. Mit einem Haude-
gen wie Max Straubinger wäre die Diskus-
sion nicht so verrutscht, sagte einer. Strau-
binger stand aber am Saalmikrofon und
rebellierte ziemlich erfolgreich gegen die
Quote. Hatte Blume die Stimmung falsch
eingeschätzt, wie viel zwangsverordnete
Weiblichkeit die CSU verträgt?

Monatelang hatte der Generalsekretär
Gespräche geführt, verhandelt, geschlich-
tet und Lob von allen Beteiligten erfahren.
Am Ende stand ein Kompromiss, der von
der Basis zerpflückt wurde. Blume handel-
te stets im Einklang mit Söder, die Bean-
standungen allerdings blieben am Gene-
ralsekretär hängen. Zu verkopft agiere
Blume, zu wenig emotional, beschweren
sich Kritiker hinter vorgehaltener Hand.
Sie fragen sich, ob der abwägende Blume
den Anforderungen des Generalsekretärs
grundsätzlich entspricht. Wobei zu klären
wäre, wie ein CSU-Generalsekretär auszu-
sehen hat in Zeiten, in denen die Partei jün-
ger, weiblicher, digitaler und moderner
werden will. Immer noch polternd?
Söder dürfte das Grummeln nicht ent-
gangen sein. Auf seine Entscheidung hat
es keinen Einfluss. „Ich werde Markus Blu-
me und Florian Hahn wieder als General-
sekretäre vorschlagen. Beide sind ein gu-
tes Team“, sagt Söder. In der Vorstandssit-
zung am Montag wird er Blume und Hahn
in ihren bisherigen Funktionen bestäti-
gen lassen. Seit März 2018 leitet Blume
die Parteizentrale, berufen wurde er da-
mals noch von Söders Vorgänger Horst
Seehofer. Seitdem hat er sich das Vertrau-
en beider Parteichefs erworben. Söder
schätzt Blume für viele Qualitäten: Kom-
munikation, Fleiß, sachlich fundierte Ar-
beit, Loyalität. Als einer von wenigen in
der Partei ist Blume in der Lage, sich auch
in Berlin trittfest zu bewegen. Und die
missglückte Regie am Parteitag?
„Es war der erste Parteitag in dieser
Größe“, den Blume zu organisieren hatte,
sagt Söder. Auch Hauptgeschäftsführerin
Carolin Schumacher sei neu im Amt. „Das
ist immer auch learning by doing.“ Lekti-
on Nummer eins: Mit halbstündigen War-
tezeiten für eine Currywurst lassen sich
die Herzen der Mitglieder nicht erobern.

von sebastian beck

A


n diesem Freitag wird Allerheili-
gen gefeiert, damit beginnt wieder
offiziell die Zeit der Herbstmelan-
cholie. Man erkennt ihr Herannahen
auch daran, dass es morgens kalt und
stockfinster ist, weshalb man beim Auf-
stehen über den Staubsauger stolpert
oder auf die Brille tritt. Das ist die Gele-
genheit, sich zwei Weisheiten ins Ge-
dächtnis zu rufen. Erstens: „Nicht das Be-
ginnen wird belohnt, sondern einzig und
allein das Durchhalten“ (Buddha). Zwei-
tens: „War es ein Zufall oder war es
Schicksal? In jedem Fall war es ein Un-
fall“ (Pfarrer in der SerieIrgendwie und
sowiesobei der Beerdigung von „Tango“
Bruno Jonas).
Das führt zum eigentlichen Allerheili-
gen-Thema, das sich mit einem Beispiel
aus Markt Schwaben illustrieren lässt:
Dort wurde vor etlichen Jahren der Park-
platz eines Supermarkts mit Grabsteinen
gepflastert. Beim Gang zum Auto konn-
ten die Kunden Fragmente der Namen
und Sterbedaten lesen. Das lässt sich in
gleich zweierlei Hinsicht als Memento
Mori deuten. Nicht nur der Mensch ist
sterblich – da kann er einkaufen so viel er
will –, sondern auch die Erinnerung an
ihn. Der Umgang mit dem Tod und den
Toten sagt mindestens so viel über eine
Kultur aus wie etwa der Gebrauch von
Werkzeugen. Archäologen wissen es: Die
Art der Bestattung hat seit Anbeginn der
Menschheit auch mit der Jenseitsvorstel-
lung zu tun. Gäbe es in tausend Jahren
noch Ausgrabungen, sie würden wahr-
scheinlich zum Ergebnis kommen: Ir-
gendwann Anfang des 21. Jahrhunderts
hat es einen radikalen Kulturwandel ge-
geben. In Bayern werden immer mehr
Menschen nicht auf dem Friedhof im
Sarg bestattet, sondern weit draußen in
Gewerbegebieten verbrannt und ihre
Asche dann in Urnenwänden verwahrt.
Familiengräber gibt es alleine schon des-
halb nicht mehr, weil es kaum mehr Fami-
lien gibt, die über Generationen hinweg
an einem Ort wohnen. Der Tod rückt weit
weg, er passt nicht zu Quantenrechnern
und Quartalszahlen. Aber, so ganz am En-
de, kommt er doch. Und wenn man Glück
hat, landet man im Paradies, wie es die-
ses bayerische Volkslied besingt: „Und
wann i amoi gstorben soit sei/aft grabts
mi im Keller drunt ei/wohl hinterm Bier-
faß/ denn mei Magn hätt’s gern naß/a lus-
tiger Friedhof wär das.“


Der Autor geht gerne auf
dem AltenSüdfriedhof in
München spazieren.

München– Bei vielen Unternehmen und
Handwerksbetrieben im Freistaat ist der
Frust groß: Sie suchen händeringend nach
Mitarbeitern und Auszubildenden, hätten
sogar Asylbewerber an der Hand, die dazu
bereit wären – doch die bekommen keine
Arbeits- beziehungsweise keine Ausbil-
dungserlaubnis. Auch bei den Freien Wäh-
lern (FW), als Koalitionspartner in der
Staatsregierung vertreten, sorgte dies ste-
tig für Irritation. Intensive Gesprächsrun-
den – unter anderem mit Innenminister
Joachim Herrmann (CSU) – führten
schließlich zur Wende: Herrmann wies
Bayerns Ausländerbehörden Anfang März
in einem sogenannten Interministeriellen
Schreiben an, ihr Augenmerk mehr darauf
zu legen, „die möglichen Potenziale der zu
uns gekommenen Menschen nutzbar zu
machen“. Ungetrübte Freude mag sich bei
den Freien Wähler dennoch nicht einstel-
len: Offenbar setzen etliche Ausländerbe-
hörden den Richtungswechsel nicht um.
„Zumindest legislativ hat sich da eine
richtige Kehrtwende ereignet“, sagt Fabi-
an Mehring, der Parlamentarische Ge-
schäftsführer der FW-Fraktion. Er hatte –
wie auch sein Fraktionskollege Alexander
Hold – für diesen Kurswechsel gekämpft,
um das Problem „mit gesundem Men-
schenverstand anzugehen“. Aber, so sagte

Mehring am Mittwoch: „Es gibt ein Voll-
zugsdefizit. Ich bin unzufrieden damit,
dass das Interministerielle Schreiben in
den Landkreisen ganz unterschiedlich um-
gesetzt wird.“ Mit einem Rechtsstaat sei
das unvereinbar. Mehring weiß viele sei-
ner Kollegen hinter sich. Florian Streibl,

der Fraktionsvorsitzende der Freien Wäh-
ler, sagt: „Wir drängen darauf, dass hier ei-
ne einheitliche Rechtspraxis angewandt
wird.“ Doch das sei eben nicht der Fall:
Während einige Landkreise darauf schau-
ten, „dass die Leute – wenn es geht – blei-
ben und arbeiten können“, würden in ande-

ren die Flüchtlinge schneller abgescho-
ben. Ersteres diene Bayerns Wirtschaft,
sagt Streibl. „Wir haben hier einen Fach-
kräftemangel“, betont er, und welchen
Sinn ergebe es da, sogar Flüchtlinge abzu-
schieben, „die in Lohn und Brot stehen“.
Auf dem Land sind die Freien Wähler be-
sonders intensiv mit mittelständischen Be-
trieben in Kontakt. Handwerksbetriebe, et-
wa Bäckereien oder Metzgereien, machen
dort inzwischen auch auf unkonventionel-
lem Wege klar, dass sie auf die Arbeits-
kraft der Migranten nicht verzichten wol-
len. Ein Beispiel dafür ist der Landsberger
Metzger Michael Moser, der sich auf Face-
book im Stil einer Wahlwerbung an diese
Klientel wendet. „Du hast die Wahl. Gib
uns deine Stimme für die Metzgertheke!“,
heißt es da, „mach dein Kreuz auf unse-
rem Ausbildungsvertrag!“ Unter: „Mosers
Junge Union – jung, schwarz, männlich.“
Unterdessen erlebt der Bäcker Stefan
Geisenhofer im oberbayerischen Kreis
Freising, wie schwer es Flüchtlingen dort
gemacht wird, eine Arbeits- oder Ausbil-
dungserlaubnis zu bekommen. „Wir su-
chen dringend Auszubildende“, sagt er. Ei-
nen afrikanischen Bewerber konnte er
nicht anstellen, weil die Ausländerbehör-
de die Erlaubnis verweigerte. Geisenhofer
sagt, er habe mit Flüchtlingen nur gute Er-

fahrungen gemacht: „Einer von ihnen, der
schmeißt am Vormittag den ganzen Laden
alleine.“
Peter Bauer, Gesundheitsexperte der
Freien Wählern und Patienten- und Pflege-
beauftragter der Staatsregierung, betont,
dass viele Flüchtlinge selbst in Mangelbe-
rufen nicht unterkommen, weil das jeweili-
ge Landratsamt die Arbeits- oder Ausbil-
dungserlaubnis verweigert. Auch unbe-
scholtene, gut integrierte Menschen wür-
den letztlich abgeschoben. „Ich habe so ei-
nen Fall in meinem Stimmkreis gehabt, da
ging es um einen Flüchtling, der eine Pfle-
geausbildung hatte“, sagt Bauer.
Petra Nordling, Mitorganisatorin des
Ostbayerischen Asylgipfels, kennt die Pro-
bleme der Flüchtlinge. Und sie sagt, im In-
nenministerium sei man mittlerweile be-
reit, da zu helfen, wo es geht. „Aber die Aus-
länderbehörden, die machen halt, was sie
wollen“, sagt sie – und das liege letztlich
am großen Ermessensspielraum, den je-
der Sachbearbeiter bei seiner Entschei-
dung habe. Minister Herrmann müsse die-
sen Spielraum eingrenzen, fordert Nord-
ling. Fabian Mehring ist sich indes sicher:
„Wenn der Minister eine deutlichere Ansa-
ge an die Landratsämter machen würde,
dann würde sich auch die Linie verän-
dern.“ dietrich mittler

„Ein CSU-Parteitag
braucht mehr Wärme und
Familiäres“, sagt der Chef

Weiden in der Oberpfalz– Wegen der At-
tacke auf eine Lehrerin in der Oberpfalz
hat das Amtsgericht Weiden Strafbefehle
gegen eine Mutter und einen Großvater
erlassen. Ihnen werde Körperverletzung
in Tateinheit mit Beleidigung vorgewor-
fen, sagte ein Gerichtssprecher am Mitt-
woch. Die Mutter wurde mit 70 Tagessät-
zen à 40 Euro belegt, der Großvater mit
50 Tagessätzen à 30 Euro. Was war bei
dem Vorfall am 29. Mai geschehen? Nach
Polizeiangaben hatte ein zwölfjähriger
Schüler einer Mittelschule in Weiden sei-
ne Hausaufgaben nicht gemacht und wur-
de deswegen von seiner 24-jährigen Leh-
rerin ermahnt. Daraufhin rief der Bub
mit dem Handy seine Mutter an. Die kam
mit dem Großvater zur Schule und geriet
mit der Pädagogin in Streit. Die 41-Jähri-
ge soll die Lehrerin beschimpft und ge-
schubst haben, der Großvater soll ihr ei-
ne Ohrfeige verpasst haben. Die Lehrerin
kam mit leichten Verletzungen in ein
Krankenhaus. Der Strafbefehl sei noch
nicht rechtskräftig, sagte der Gerichts-
sprecher. Sollten die beiden Einspruch
einlegen, gebe es einen Prozess. dpa

Nürnberg– Benigna Munsi ist das neue
Nürnberger Christkind. Eine 15-köpfige
Jury hat die 17-Jährige am Mittwoch zur
Nachfolgerin von Rebecca Ammon ge-
kürt. Munsi besucht das Labenwolf-Gym-
nasium in Nürnberg und nennt als Hob-
bys Theater und Oboe spielen. Einen Mo-
nat hat sie nun Zeit, sich auf ihr neues
Amt vorzubereiten. Am 29. November
steht die erste und wichtigste Aufgabe
an: Sie wird hoch oben von der Empore
der Frauenkirche den Nürnberger Christ-
kindlesmarkt mit dem berühmten Pro-
log eröffnen. Schwindelfrei zu sein ist des-
wegen eine der wichtigsten Anforderun-
gen an die Kandidatinnen. „Wir suchen


kein Model, sondern ein Mädchen mit
Herz, mit Spontanität, Offenheit und Na-
türlichkeit“, hatte eine Sprecherin der
Stadt gesagt. Blonde Locken muss es
nicht haben, dafür gibt es eine Perücke.
Insgesamt 25 junge Frauen hatten sich
heuer beworben, über die Finalistinnen
stimmten die Nürnberger Bürger ab. Die
letzten sechs Kandidatinnen mussten
sich vor der Jury behaupten. Das Christ-
kind wird alle zwei Jahre gewählt. kaa


Abschiebung trotz Kurswechsels in der Staatsregierung


Weil die Wirtschaft Arbeitskräfte braucht, ordnete der Innenminister mehr Ausnahmen für Flüchtlinge an. Doch viele Ausländerbehörden widersetzen sich


Augsburg– Augsburg weitet sein Ange-
bot im öffentlichen Nahverkehr aus: Von
Freitag, 1. November an bieten die örtli-
chen Stadtwerke die bundesweit erste
Flatrate für Bus und Tram, Carsharing
und Leihrad an. Wer die „Mobil-Flat“
bucht, kann auf alle vier Fortbewegungs-
mittel zugreifen. „Wir gehen mit der Flat-
rate völlig neue Wege“, sagt der Geschäfts-
führer der Augsburger Stadtwerke, Wal-
ter Casazza. Zusammen mit neuen Ab-
rechnungsmodellen für den ÖPNV sei
dies „die Zukunft im Nahverkehr“. Ein
Jahr lang haben die Stadtwerke das Ange-
bot mit 50 Testern ausprobiert. Aus dem
Mobilitätsverhalten der Testpersonen
wurden die beiden Produkte entwickelt,
die die Stadtwerke nun anbieten: Die Mo-
bil-Flat soll es für 79 Euro und im großen
Paket für 109 Euro geben. Enthalten ist
ein Abo für den Innenraum des ÖPNV-
Netzes in Augsburg sowie die kostenfreie
Nutzung der Stadtwerke-Leihräder von
jeweils bis zu 30 Minuten – auch mehr-
mals täglich. Wer das günstigere Paket
bucht, darf mit den Carsharing-Autos bis
zu 15 Stunden oder bis zu 150 Kilometer
im Monat fahren. Im Paket für 109 Euro
sind 30 Stunden Leihauto ohne Kilome-
terbeschränkung enthalten. Wer in ei-
nem Monat einmal mehr fährt, als ihm
sein Paket erlaubt, zahlt die normalen
Carsharing-Tarife oben drauf.
Augsburg ist damit die erste Stadt in
Deutschland, in der die Bürger einen mo-
natlichen Fixpreis zahlen und dafür alle
öffentlich angebotenen Fortbewegungs-
mittel nutzen können. Die Flatrate sei bil-
liger, als alle Dienste einzeln zu nutzen. Al-
leine das herkömmliche Innenraum-Abo
für Bus und Tram kostet 52,50 Euro. Die
Buchung von Autos und Rädern erfolgt
über eine zentrale Online-Plattform und
über eine App fürs Handy. Die Stadtwer-
ke hoffen, mit der Flatrate mehr junge
Leute als Kunden zu gewinnen. Das Augs-
burger Carsharing verfügt über mehr als
70 Standorte und 200 Autos aller Fahr-
zeugklassen. florian fuchs

Eine Spur


zu groß


Nach dem missratenen Parteitag in München


will die CSU künftig aufs Land ziehen.


Markus Blume darf trotz seiner unglücklichen


Regie weiter Generalsekretär bleiben


Als einer von wenigen in
der Partei bewegt sich Blume
in Berlin trittfest

Selbst Flüchtlinge, die in Bayern gut integriert seien, würden abgeschoben, heißt
esunteranderem von den Freien Wählern. FOTO: MATTHIAS BALK/DPA

UNTER BAYERN

Kulturwandel


am Familiengrab


Für Attacke gegen


Lehrerin bestraft


Die Jury hat sich für Benigna Munsi ent-
schieden. FOTO: DANIEL KARMANN/DPA


Benigna Munsi zum


Christkind gewählt


Generalsekretär Markus Blume gilt als abwägend. Manchem vielleicht zu
abwägend. Das Vertrauen Söders hat er. FOTO: LENNART PREISS/GETTY

Flatrate für Tram,


Bus, Rad, Auto


Augsburg hat als erste deutsche
Stadt Fixpreise für den ÖPNV

DEFGH Nr. 252, Donnerstag/Freitag, 31. Oktober/1. November 2019 ★★ R13


BAYERN


Der Astronom Manuel Philipp will
Menschen für die Folgen von
Lichtverschmutzung sensibilisieren Seite R15

Es werde Nacht

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