Der Stern - 30.10.2019

(やまだぃちぅ) #1
*

Wie die Männer das Thema schnell mit Gags


vom Tisch gebracht haben, finden die Frauen


weniger cool. Sie versuchen generell, das Ge-


spräch etwas ernsthafter zu bestreiten. Alle


drei sind auf sehr unterschiedlichen Wegen


zum Erfolg gekommen. Jella Haase kennt das


harte Pflaster, das in ihren Charakteren oft


eine Rolle spielt, aus ihrer Kreuzberger Jugend.


Jessica Schwarz gewann 1993 einen Model-


wettbewerb bei „Bravo Girl“ und arbeitete erst


als Moderatorin, bevor sie sich in „Romy“ als


Charakterdarstellerin bewies. Herfurth spiel-


te einst im Kinderzirkus, in „Das Parfum“ stahl


sie als Mirabellenmädchen Stars wie Dustin


Hoffman die Show. Alle drei haben für ihren


Erfolg geschuftet. Der Hauptgang ist fertig:


Steinpilze und Pfifferlinge à la Creme mit


Serviettenknödeln. Das Gespräch kommt


zurück zum Thema des Films: Liebe und Ver-


trauen im digitalen Zeitalter.



  • M’BAREK: Interessant, alle haben ihre Han-


dys aufm Tisch liegen, manche aber umge-


dreht, dass man das Display nicht sieht.


FITZ: Ich habe kürzlich während eines
Interviews eine Whatsapp-Nachricht be-
kommen. Die ploppt ja direkt auf dem Dis-
play auf. Das ist dann schon etwas unan-
genehm, man weiß ja nicht, was da steht.
LAU: Tja, biste eben kein Profi, für so was
hab ich eine Klappe, da staunste, was?
Im Film wird das Smartphone als „Black-
box des Lebens“ bezeichnet. Das kann
schnell zur Vertrauensfrage werden.
Dürfen Ihre Partner in Ihr Handy gucken?
SCHWARZ: Wenn er damit klarkommt.
M’BAREK: Auf gar keinen Fall! Man macht
damit eine Tür auf, es geht keinen was an.
MÖHRING: Es geht gar nicht darum, dass
da was Geheimes oder Skandalöses stehen
könnte, es ist einfach eine Art von Über-
griff. Der Akt des Eindringens in die Pri-
vatsphäre – das ist einfach nicht gut. Das
ist wie beim Briefgeheimnis. Jemand guckt
in einen Chat und kennt die Zusammen-
hänge nicht. Und manchmal sind es die
Geheimnisse von anderen Freunden, die
sich einem anvertraut haben. Das geht
dann auch die eigene Frau nichts an.

LAU: Unter Männern gibt es auch so eine
Art Ehrenkodex: Man weiß ziemlich viel
übereinander, aber verrät sich einfach
nicht. Das ist eine Grundsolidarität. Und
da gibt es schon das eine oder andere, das
man weiß, aber das der eigene Partner nicht
mitbekommen muss. Das ist ja nicht mein
Geheimnis, sondern das des Kumpels.
SCHWARZ: Seid ihr echt so? Frauen wür-
den das natürlich sofort tun und sich da-
mit gegenseitig fertigmachen.
LAU: Es ist ’ne Illusion, dass auch die bes-
ten Paare nicht auch Geheimnisse haben
dürften. Ich find das nicht schlimm. Wenn
alle immer nur die Wahrheit sagen wür-
den, gäbe es gar keine Freundschaften
und Beziehungen. Ich muss dir doch nicht
sagen, wenn ich dein Outfit scheiße finde.
Ich kann es doch auch für mich behalten.
Sprechen wir über Ihre Auftritte im
Internet. Taylor Swift beschäftigt angeb-
lich ein ganzes Team, das sich nur um ihre
Social-Media-Accounts kümmert. Wer
betreut Ihre digitalen Persönlichkeiten?
M’BAREK: Wir machen das natürlich selbst
und ganz allein, das wäre ja absurd. Ich
finde es krass geil, wie Jella ihren Account
nutzt, da ist viel Verantwortung dabei,
politische Statements, es ist teilweise
künstlerisch. Und ihr hören auch viele
Leute zu und nehmen das ernst.
SCHWARZ: Ich habe die sozialen Medien
auch ein paarmal genutzt, um mich poli-
tisch zu äußern. Was danach passiert ist
und was alles auf einen einprasselt, war
schon irre. Man braucht Zeit, darauf zu rea-
gieren.
JELLA HAASE: Ich hab viel von Elyas abge-
guckt, diese Lässigkeit, mit der er postet.
Man muss cool bleiben.

Digital Natives: 3,9 Millionen
Follower versammeln
die sieben Schauspieler
allein auf Instagram

„Unter Männern gibt es so eine


Art Ehrenkodex, man verrät sich


einfach nicht“ Frederick Lau

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