Der Stern - 30.10.2019

(やまだぃちぅ) #1
David Baum (l.) und
Hannes Roß (Mitte)
freuten sich, als
Elyas M’Barek nach
dem Essen sagte: „Das machen wir jetzt
bitte immer so!“ Sammy Hart fotografierte

es keine Propaganda ist, sondern Fakten
sind. Die leben in ihrer Filterblase. Und
alles, was da hochpoppt, wird als Teil der
Wirklichkeit wahrgenommen.
MÖHRING: Deshalb muss es auch im Inter-
net Regeln geben. Auf den guten Willen der
Menschen kannst du dich nicht verlassen.
Ich denke manchmal, im Internet reagie-
ren manche Leute wie beim Autofahren.
Wenn sie die Tür zumachen, werden sie zu
anderen Menschen.
FITZ: Und nach den Worten kommen Ta-
ten. Es gibt Menschen, die schnappen sich
eine Waffe und rennen los, um andere ab-
zuknallen, weil sie denken, die Mehrheit
im Internet steht hinter ihnen. Wir brau-
chen im Netz dieselben Regeln wie auf der
Straße. Momentan ist das Wilder Westen.
Fühlen Sie Verantwortung, sich politisch
zu positionieren?
HAASE: Darüber habe ich neulich einen
klugen Satz von der Schriftstellerin Yasmi-
na Reza gelesen. Sie sagt: Nur weil man
eine öffentliche Person ist, muss man nicht
auch ein öffentlicher Denker sein. Ich ken-
ne diesen Zwiespalt. Ich versuche mich im-
mer wieder politisch zu positionieren, aber

ich bin auch keine Heilige. Trotzdem füh-
le ich eine gewisse Verpflichtung dazu.
SCHWARZ: Ich denke auch oft, alle vertre-
ten dieselbe Meinung. Für #MeToo und
gegen rechts. Da möchte ich mich nicht
noch auch mit einem Post ranhängen.
FITZ: Ich kann auch nicht alles unterstüt-
zen, was mir hingehalten wird. Ich hätte
einfach auch Angst davor, zu einem Vehi-
kel zu werden. Deshalb halte ich mich oft
zurück.
M’BAREK: Aber du beziehst schon mal
Stellung. Ich habe ein Foto in der Zeitung
gesehen, wo du in München fürs Klima
demonstriert hast.
FITZ: Wenn ich etwas wichtig finde, tue ich
das auch. Aber die haben mich auch ge-
fragt, ob ich mich bei der Demo an eine
Brücke ketten lassen würde. Das habe ich
abgelehnt, weil ich die Dinge schon etwas
differenzierter sehe.

*
Zur Nachspeise – Bayrische Creme und Salz-
burger Nockerl – werden ein paar anzügliche
Fragen in Umschlägen serviert, die Schauspie-
ler sollen sie sich gegenseitig stellen.
*

M’BAREK: Sexfragen? Jessica, das ist dein
Job!
Apropos: Wie ist das für Sie, wenn
Tausende Fans im Netz gern mit einem
schlafen würden: schmeichelhaft oder
beängstigend?
LAU: Also ich finde das ganz cool.
HAASE: Ich habe noch nie ein Sexangebot
bekommen! Echt wahr!
Florian David Fitz, Ihnen folgt zum
Beispiel eine Gruppe von schwulen
Verehrern aus Wien, die ständig unter
Ihren Instagram-Fotos schmachten.
FITZ: Ach, echt? Dann muss ich wohl mal
nach Wien! Aber mit Social Media ist das
so ’ne Sache. Du postest ein Foto, 300 Mä-
dels schreiben ‚lecker‘, und dann schreibt
eine: ‚Du bekommst einen Bauch.‘ (Lacht.)
Das ist dann der Reality Check.
Gibt es so was wie Like-Neid?
M’BAREK: Ich bin vielleicht etwas eifer-
süchtig auf die Follower-Zahlen von Ar-
nold Schwarzenegger – 34 Millionen!
MÖHRING: Es wäre schlimm, wenn Regis-
seure Schauspieler aufgrund ihrer Follo-
wer-Zahlen engagieren würden. Ich war
einmal auf einer Premiere auf dem roten
Teppich, da wurde Iris Berben halb aus dem
Bild geschoben, weil irgendeine Bloggerin
kam. Das fand ich so entwürdigend.
M’BAREK: Aber es ist auch nicht automa-
tisch so, dass jemand, der Influencer ist,
nicht spielen könnte.
SCHWARZ: Genau. Ich komme schließlich
auch aus der „Bravo Girl“.
Zu den Fragen aus den Umschlägen,
bitte.
MÖHRING: Florian, diese Frage ist wie
gemacht für dich: Kennst du jemanden,
der über dich denkt, was du über dich
selbst denkst?
FITZ: Puh. Schwierig.
HERFURTH: Gar nicht, du kennst mich!
Jetzt ich: Jessica, ist die Wahrheit eines
Menschen vor allem das, was er ver-
birgt?
SCHWARZ: Nein! Man zeigt immer mehr
von sich, als man verbirgt. Jetzt zu dir,
Florian: Hast du so viel Sex, wie du glaubst,
verdient zu haben?
FITZ: Definitiv: Nein! Ich weiß auch,
warum du mich fragst. Ich erzähl dir nie
wieder was.
MÖHRING: So, Kinder, jetzt isst jeder noch
seinen Nachtisch auf, dann geht’s ins Bett.
HERFURTH: Party-Pooper. 2

Wotan Wilke Möhring (o. l.)
startete seine Karriere erst
im Alter von 30. Frederick
Lau hatte bereits mit 18
den Deutschen Filmpreis.
Jessica Schwarz (l.) begann
1993 als „Bravo-Girl“


„ Auf den guten Willen der


Menschen kannst du dich nicht


verlassen“ Wotan Wilke Möhring


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