Geo - 11.2019

(Ann) #1

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GEO-AUSGABE SEPTEMBER 2019
Das Gute essen

Nachdem Sie in vergangenen
Ausgaben sehr gut die Zielkonflikte
zwischen Klima-und Naturschutz
herausgearbeitet hatten, reproduziert
dieser Artikel einen verklärenden
und romantisierenden Blick auf die
Landwirtschaft. Solange aber der
Landwirt primär fü r das Produkt
Lebensmittel bezahlt wird, sind ihm
ertragsmindernde Ackerbeikräuter
immer ein Dorn im Auge. Landwirte
mit besonderem Verantwortungs­
bewusstsein für die Natur mögen da­
von abweichen. Doch es müssen
Strukturen geschaffen werden, dass
auch ein als Unternehmer auftreten­
der Landwirt ökonomisch dann am
klügsten handelt, wenn er Natur und
Umwelt schützt. Verklärende mora­
lische Ansprüche helfen dabei nicht.

Resonanz
Ihre Briefe und E-Mails an GEO

Ich finde es bedenklich zu lesen, dass
die "artenreiche Kulturlandschaft"
durch Zwölf-Stunden-Arbeitstage bei
einem ausbeuterischen Lohn eines
Schäfers erhalten werden muss, eben­
so wie Berichte über weit unter Min­
destlohn arbeitende Familienbetriebe.
Sozial nachhaltig ist das nicht.
PAUL SCHMIDT. VIA E-MAIL

Auch hier findet sich wieder dieser
Grundgedanke, der offenbar sehrweit
verbreitet ist. Hier wir, dort die Natur.
Das unterstellt, wir könnten unsere
Existenz irgendwie von dieser Natur
trennen, die uns umgibt. Das ist un­
möglich, denn wir sind in ihr, und sie
ist in uns. Die Luft, die wir atmen, die
Nahrung, die wir essen, jeder Sonnen- GEO-Titelthema im September: Was wir
strahl durchdringt uns und hält uns essen, wirkt sich auf die Natur aus
am Leben. Wir sollten uns mit unse-
rer Natur und uns selbst versöhnen.
oAvoR MERKI, MöcKMüHL Interview:
Monica Gagliano
DAS LESERFOTO DES MONATS Die Erkenntnisse von Monica
Gagliano kann ich bestätigen. Ich
habe Orchideen, eine von ihnen steht
auf einem kleinen Korbtisch. Sie
wuchs immerwieder mit ihren Luft­
wurzeln in das Korbgeflecht und

Milchstraße über den Drei Zinnen in Südtirol: GEO-Leser Nicolai Brügger
setzte dieses Foto aus 36 Einzelaufnahmen zusammen

Mitmachen: geo.dejleserfoto

in die Spalten zwischen den Dielen
unter dem Tisch. Manchmal habe
ich das erst zu spät bemerkt, sodass
ich die Luftwurzeln nicht mehr her­
ausziehen konnte und leider ab­
schneiden musste. Nach zwei Jahren
hatte sie gelernt, dass Korbgeflecht
und Dielenritzen tabu sind. Seither
liegen die Luftwurzeln entspannt auf
dem Korbtisch oder den Dielen.
DR. SABRINA HAUSDÖRFER. BERLIN

Ich glaube an die These von Frau
Gagliano. Man muss doch nur mit
wachem Blick durchs Leben und die
Natur gehen. Die Arroganz mancher
ihrer Kollegen, so etwas als "Mist" zu
bezeichnen, zeigt nur wieder einmal

GEO 11 2019
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