Geo - 11.2019

(Ann) #1
bei Hessen Mobil, vermerkt die freilie­
gende Bewehrung mit kurzen Wellen­
linien in der Rissskizze. Sie verzeichnet
alle Schäden in Form von Kurzzeichen
mit Ort und Ausdehnung. Eigentlich ist
Beton die perfekte Umgebung fü r Eisen
und Stahl. Denn fri sch gegossen herrscht
darin ein stark alkalisches Milieu, der
pR-Wert von mehr als 12 gleicht dem­
jenigen einer Ammoniaklösung. "Und
unter diesen Umständen rostet die Be­
wehrung nicht", sagt Hofmann. Aber
die Brücken altern, und gleich mehrere
Mechanismen nagen an ihrer Substanz
und bahnen dem Rost den Weg.
Da ist die Carbonatisierung. Kohlen­
stoffdioxid aus der Luft wandert binnen
einigen Jahren immer weiter hinein in
den Baustoffund reagiert chemisch mit
den Bestandteilen. Das Säuremilieu ver­
schiebt sich dabei. Bauingenieur Hof­
mann weiß: "Wenn der pR-Wert bei 8
liegt, dann reicht das nicht mehr aus,
um das Rosten der Bewehrung zu un­
terbinden. Und je poröser der Beton war,
desto schneller schreitet die Carbona­
tisierung fort." Tritt dann noch Feuch­
tigkeit hinzu, setzt der Eisenfraß ein.
Und Feuchtigkeit findet unweigerlich
ihren Weg durch feine Risse-von denen
es an Bauwerken wie der Bornbachtal­
brücke mehr als genug gibt.
Während die Brückenprüfer unter
dem Betonkasten werkeln, braust oben
der Verkehr, etwa 60 000 Fahrzeuge an
jedem Tag, mehr als 20 Prozent davon
Lastwagen, bis zu 44 Tonnen schwer.
Tendenz steigend. Ursprünglich ausge­
legt war die A 45 für 30 000 Fahrzeuge.
"Jeder Lkw", sagt Achim Hofmann,
"belastet die Brücke so stark wie 20 000
bis 40 000 Pkw." Denn dieses lässt ein
Großversuch in den USA vermuten: Der
Ve rschleiß einer Straße steigt mit der
vierten Potenz der Achslast.

E

IN 40-TONNER mit vier Ach­
sen bringt pro Achse lO Tonnen
auf den Asphalt, das entspricht
einer Wirkungvon lOxlQxlQxlO,
also lO 000 Tonnen, bei vier Achsen
insgesamt 40 000 Tonnen. Ein Perso­
nenkraftwagen mit zwei Tonnen Ge­
wicht verteilt auf zwei Achsen stresst
die Straße lediglich mit zwei Tonnen.

GEO 11 2019


KORROSION IM DETAIL

Achtung, Elektronenklau


Treffen Sauerstoff und Wasser auf Eisen, beginnt
der Metallfraß. Den verhindert eine Schicht aus Zink
Illustrationen: Illuteam

SO ENTSTEHT ROST

..


.. Sauerstoff ..





Motor der Korrosion ist der Elektronenhunger des Sauerstoffs.
Von diesem angetrieben gibt Eisen Elektronen ab und löst sich
als Ionen im Wasser (1). Die Elektronen fließen im Metall dorthin,
wo die Sauerstoffkonzentration am größten ist: zum Rand des
Tropfens (2). Dort reagieren Sauerstoff und Wasser unter
Aufnahme von Elektronen zu Hydroxid-Ionen (3). Hydroxid-und
Eisen-Ionen verbinden sich zu Eisenhydroxid (4), das sich in
Eisenoxid-Hydroxid - also Rost- verwandelt und ablagert (5).

SO SCHÜTZT ZINK

..


I


.. Sauerstoff ..
Wassertropfen


  • Zink-Ionen


Hydroxid­
Ionen




Zink ist, wie Chemiker sagen, unedler als Eisen. Es gibt
lieber Elektronen ab. Bei einer Verletzung der Schutzschicht
werden daher vom Zink Elektronen freigesetzt (1).
Sie fließen in die Reaktion von Sauerstoff mit Wasser zu
Hydroxid-Ionen (2). Das Eisen bleibt heil.

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