AN EINEM ABEND im April 2012 ent
deckte der Biologe George Madani im
Dschungel Borneosein kleines pelziges
Tier in einem Mangobaum. Als er ver
suchte, zu ihm zu klettern, fiel es hin
unter. Madani nahm es hoch und wun
derte sich: Das Tier hob die Arme, als
wollte es am Bauch gekrault werden. Im
nächsten Moment biss es Madani in den
Finger und ließ ihn dreißig Sekunden
lang nicht mehr los. Bald verspürte er
ein Kribbeln im Kiefer, im Ohr und im
rechten Fuß. Sein Gesicht schwoll an,
und nur Stunden später sah er aus wie
eine Comicfigur, mit Lippen dick wie
Daumen. Ein Arzt diagnostizierte einen
anaphylaktischen Schock. Madani hatte
Bekanntschaft gemacht mit dem nacht
aktiven Kayan-Plumplori, einem der we
nigen giftigen Säugetiere.
Seine Fähigkeit, ein Gift zu produzie
ren, teilt dieses Äffchen mit mindestens
200 000 Tierarten. Die haben auf die
eine oder andere Weise chemisch auf
gerüstet und ein Arsenal von speziali
sierten Zähnen, Stacheln und Ffeilen
herausgebildet, um ihre Gifte ins Ziel zu
bringen. Dazu wurden verschiedenste
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