Geo - 11.2019

(Ann) #1
künstlerischen Freiheit, die sie sich nehmen, in
Fachkreisen geschätzt: für die hohe wissenschaft­
liche Genauigkeit ihrer Geschöpfe.
"Es gibt bislang keinen kompletten Homo erectus
aus Asien", sagt Adrie. Also suchen die Brüder In­
formationen aus allen möglichen Quellen zusam­
men. In ihren Schubladen befinden sich Kopien
sämtlicher Homo-erectus-Fossilien, derer sie hab­
haft werden konnten.
Zusammen mit einer Klinik haben sie eine3-D­
Version des Skeletts einer Homo-sapiens-Frau er­
stellt. Eines weiblichen Skeletts deshalb, da die
Dicke des Schädeldachs dafür spricht, dass der
von Dubois gefundene Java-Mensch eine Frau war.
"Diese modernen Knochen bringen wir am Com­
puter in die Form von Homo-erectus-Knochen",
erklärtAdrie. Und hier kommt seine Freundin ins
Spiel: Sie versteht mit der Software umzugehen.

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Schicht für
Schicht bauen
die Brüder eine
Figur von innen
heraus auf: erst
Knochen, dann
Muskeln, zum
Schluss die Haut

Am Ende drucken sie die Skelettteile. Das ist
dann der erste Schritt auf einem monatelangen
Weg zur fertigen Figur.

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BWOHL SIE KEINE studierten
Anthropologen sind, gelten die
Gehrüder Kennis mittlerweile als
Experten in Sachen Menschheits­
evolution. Sie haben sich ein be-
achtliebes Fachwissen angeeignet,
kennen die fü hrenden Forscher, besuchen die
wichtigen Konferenzen.
Das hätte wohl niemand erwartet. "In der Schu­
le waren wir sehr schlecht", erzählt Adrie. "Wir
konnten nicht so gut lesen, haben uns viele Bilder
angeschaut." Dann fiel ihnen in der Bibliothek ein
Buch über die Evolution in die Hände. "Wir sahen,
wie sich der Kopf eines Affen hin zu dem eines
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