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Tiger befrieden
das Gangesdelta
Moslems und Hindus versuchen
gemeinsam, 100 Raubkatzen in den
Sundarbans in Schach zu halten
Seit Jahrhunderten befeuern territoria
le Machtkämpfe den Konflikt zwischen
der hinduistischen Mehrheitsbevölke
rung und der muslimischen Minderheit
in Indien. Im Gangesdelta bringtjedoch
ausgerechnet ein anderer territorialer
Konflikt Hindus und Moslems enger
zusammen: die Revierkonkurrenz zwi
schen Mensch und Tiger.
Die Bewohner der indischen Sundar
bans, der Mangrovenwälder im Ganges
delta, teilen sich ihren Lebensraum mit
rund 100 Tigern. Wer diese Wälder be
tritt, riskiert sein Leben: Jährlich wer
den dort mehrere Dutzend Menschen
von Tigern attackiert, außerdem lauern
Die Zahl der Tiger in Indien wächst-in
manchen Regionen sind sie eine Gefahr
Krokodile und Schlangen in den Sümp
fen und Flussarmen.
Für den Schutz gegen die oft tödli
chen Attacken vertrauen die Menschen
in den Sundarbans auf eine lokale Gott
heit, Bonbibi, die Hüterindes Waldes.
Hindus und Moslems verehren die Göt
tin gleichermaßen. "Wenn wir Feste fe i
ern, laden wir unsere Hindu-Freunde
KENIA
ein", erzählt der Honigsammler Hosen
Molla, "umgekehrt gilt das Gleiche." Die
Gefahr durch den Tiger hat die Men
schen näher zusammenrücken lassen:
In den Sundarbans leben Muslime und
Hindus friedlich miteinander.
Die Anzahl der Tiger in ganz Indien
wird derzeit auf rund 3000 geschätzt,
seit 2006 hat sie sich mehr als verdop
pelt: ein Erfolg fü r den Tierschutz, aber
auch eine Herausforderung für die Be
wohner des Gangesdeltas.
Die mexikanische Seele Ostafrikas
Tequila und Tacos, Latino-Rap und Herzschmerz-Seifenopern: ln Nairobi
steht die Kultur Mittelamerikas überraschend hoch im Kurs
Rund drei Millionen Menschen leben in Nairobi, darunter
gerade einmal 200 mexikanische Staatsbürger. Dennoch ist
ihre Kultur allgegenwärtig in der kenianischen Hauptstadt;
Clubs servieren Nachos mit Tequila, Restaurants kredenzen
Tacos und Enchiladas in mexikanischer Qualität.
Der Kulturimport hat seinen Ursprung in den l980er Jah
ren: Zu der Zeit, als Telenovelas auf den Fernsehschirmen
ihren Siegeszug antraten, waren Seifenopern aus Mexiko
günstiger auf dem Markt zu haben als jene aus den USA.
Inzwischen ist Latinokultur auch in der Musik angekom
men: Genge, kenianischer Hip-Hop in den Sprachen Swahili,
Sheng und Englisch, paart sich mit lateinamerikanischen
Rhythmen und spanischem Sprechgesang. Im Video zum
Song "Baila Baila" rappt der mexikanische Musiker Roman
tico mit seinen kenianischen Kollegen Jua Cali und Samaki
Mkuu-welche der bunten Männerhemden und Frauenklei-
Authentisch mexikanische Küche, 15000 Kilometer der aus Lateinamerika stammen und welche aus Ostafrika,
von der Quelle entfernt: Restaurant Mercado in Nairobi ist dann nur noch für wirkliche Kenner ersichtlich.
Kosmos GEO 11 2019