Die Welt - 09.11.2019

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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09.11.1909.11.1909.11.19/1/1/1/1/Wir4a/Wir4a MWAHREN 5% 25% 50% 75% 95%

12 WIRTSCHAFT DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER


E


s läuft gut zwischen Donau
und Pruth. Wirtschaftlich
holt Rumänien seit seinem
EU-Beitritt 2007 enorm auf.
Insbesondere in Großstäd-
ten und im Westen stieg der Lebensstan-
dard rasant. Das Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf näherte sich dem EU-Mittel-
wert sprunghaft an: von 34 Prozent auf
6 4 Prozent, meldet Eurostat. In der
Hauptstadt Bukarest verfügt die Bevöl-
kerung über 140 Prozent des EU-Durch-
schnittseinkommens.

VON FELIX EICK

Nach dem Rekord von sieben Prozent
im Jahr 2017 sprang die Gesamtwirt-
schaft nun um vier Prozent und wird
sich der Weltbank zufolge künftig bei
drei Prozent jährlich einpendeln. Vor al-
lem drei Faktoren stimulieren: EU-Hil-
fen, Direktinvestitionen und eine kon-
sumtreibende Fiskalpolitik. Auch der
Agrarexport und die IT-Branche entwi-
ckeln sich sehr dynamisch. Wegen eige-
ner Gasvorkommen ist der postkommu-
nistische Staat nur marginal auf Impor-
te aus Russland angewiesen.
Die Kehrseite: Rumänien ist ein halber
Bauernstaat. Zwar sank der Anteil der
Landwirtschaft an der Wertschöpfung
seit 2005 von zehn auf gut vier Prozent.
Doch weiter arbeitet ein Viertel der Ru-
mänen auf dem Acker, die meisten als
Selbstversorger. Knapp vier Millionen
Höfe, jeder dritte EU-Bauernhof, befin-
det sich in Rumänien. Einzig in der Slo-
wakei leben mit 46 Prozent ähnlich viele
Menschen auf dem Land. Dass Rumä-
nien größter Getreideexporteur der EU
ist, verdankt es den wenigen ertragrei-

chen Kolchosennachfolgern in ausländi-
scher Hand.
Die Selbstversorger sind oft nicht ar-
beitssuchend gemeldet. Auch deshalb
liegt die Arbeitslosenquote bei allzu
schmalen vier Prozent. Inzwischen feh-
len Fachkräfte, vorrangig wegen Abwan-
derung. Seit 2005 ist die Bevölkerung um
ein Zehntel auf unter 20 Millionen Ein-
wohner gesunken. Mehr als drei Millio-
nen Rumänen gastarbeiten, die Renten-
kassen leeren sich zusehends.
ZZZwei Drittel der Gastarbeiter schickenwei Drittel der Gastarbeiter schicken
aaaus Italien, Spanien und Deutschlandus Italien, Spanien und Deutschland
Geld an Zuhausegebliebene, von denen
immer noch 16 Prozent ohne Zugang zu
Sanitäranlagen und 36 Prozent ohne In-
ternetzugang leben. Im Index der
menschlichen Entwicklung der Vereinten
Nationen (HDI) hält Rumänien die rote
Laterne in Europa. Die Durchschnitts-
lohntüte war 2018 mit 640 Euro netto im
Monat eher halbleer – Bulgarien und
Kroatien sind ärmer.

Und dennoch: Kein Land hat im ver-
gangenen Jahrzehnt derart von der EU
profitiert. Seit dem Beitritt 2007 erhielt
Bukarest abzüglich der eigenen Einzah-
lungen knapp 30 Milliarden Euro aus
EU-Töpfen. Zuletzt kamen knapp zwei
Prozent des BIP aus Brüssel. Weitere
rund zwei Prozent stammen aus den
RRRücküberweisungen der Gastarbeiter,ücküberweisungen der Gastarbeiter,
deren Summe sich seit dem freien
Grenz- und Kapitalverkehr verdoppelte.
Der wichtigste, ebenfalls EU-stimu-
lierte Treiber ist der Außenhandel. Die
Mitgliedschaft verdreifachte das Han-
delsvolumen mit den EU-Staaten: Es
macht inzwischen drei Viertel des Au-
ßenhandels aus. Deutschland ist mit Ab-
stand wichtigster Handelspartner, zeich-
net für 23 Prozent der Exporte und 20
Prozent der Importe verantwortlich.Die
AAAußenhandelsbilanz als Wermutstrop-ußenhandelsbilanz als Wermutstrop-
fffen zu bezeichnen wäre untertrieben:en zu bezeichnen wäre untertrieben:
Das Minus liegt mit 18 Prozent dreimal
höher als 2005. Jüngst erhöhten die an-
gehobenen Staatsgehälter und Renten
den Konsum und damit auch die Impor-
te. Laut Internationalem Währungs-
fffonds (IWF) wird sich der Außenhandelonds (IWF) wird sich der Außenhandel
vorerst auch nicht erholen. Der IWF
rechnet jährlich mit einer Hypothek von
etwa fünf Prozent des BIP.
Bei aller EU-Euphorie: Seit dem Früh-
jahr drohte Ungemach aus Brüssel. Ähn-
lich wie die ungarische und polnische
Regierung hatten die zuletzt regieren-
den Postkommunisten (PSD) eine um-
strittene Justizreform aufgesetzt: Sie
planten, das Korruptionsstrafrecht
durch raschere Verjährung, Straffreiheit
bei Selbstanzeige und mildere Strafen
weichzuspülen und eine Sonderabtei-
lung einzurichten, die gegen Richter und

Staatsanwälte ermittelt. Die Europäi-
sche Kommissionschritt ein.
Anders als Polenund Ungarn, gegen
die die Kommission bereits Rechtsstaat-
lichkeitsverfahren eröffnete, zog Rumä-
nien die geplante Justizreform zurück.
Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stif-
tung (KAS) in Bukarest, Martin Sieg, ver-
sichert WELT: „Die Kontroversen um
den Rechtsstaat sind erledigt.“ Der Zu-
gewinn an politischer Sicherheit dürfte
Unternehmer beruhigen.
Gleichwohl bleibt viel zu tun: Vor al-
lem die Korruption schreckt Investoren
aaab. Im „Ease of doing business“-Indexb. Im „Ease of doing business“-Index
der Weltbank sackte Rumänien binnen
Jahresfrist um sieben Plätze auf den 52.
Rang ab und befindet sich in Europa im
hinteren Drittel. Der 146. Rang bei der
korruptionsanfälligen Komponente
„Baugenehmigungen“ bekümmert sehr.
Die Korruption ist seit Jahren kon-
stant hoch, glaubt man Transparency In-
ternational. Die Bekämpfung ist öffent-
lichkeitswirksam. Strafrechtliche Ab-
schreckung beseitigt aber nicht die Ur-
üüübel: Gesetzeswust, Beamtenwillkür,bel: Gesetzeswust, Beamtenwillkür,
Klientelismus, klamme Finanzen der Be-
hörden und ihrer Beschäftigten. Vielfach
wollten Regierungen korrupte Politiker
durch Gesetze und Eilverordnungen vor
Strafverfolgung schützen.
So gelang es der regierenden PSD, seit
2 016 drei Ministerpräsidenten zu ver-
schleißen – in Korruptionsskandalen
und Misstrauensvoten. Mit dem jüngs-
ten Regierungswechsel wurde jetzt nicht
nur der Kopf, sondern auch die Regie-
rungspartei ersetzt: Der neue Minister-
präsident heißt Orban, Ludovic Orban.
Der Vorsitzende der Nationalliberalen
Partei (PNL) löst Viorica Dancila von der

sozialistischen PSD ab.
PNL-Mann Orban wird die Regierung
wohl bis zur Wahl im Dezember 2020
ffführen. Seine Mitte-rechts-Partei, die imühren. Seine Mitte-rechts-Partei, die im
Europaparlament zur christdemokrati-
schen EVP-Fraktion gehört, besetzt 69
von 329 Parlamentssitzen. Mithilfe ab-
trünniger Sozialdemokraten und von
fffünf Kleinparteienünf Kleinparteienfuhr Orban ein knap-
pes Vertrauensvotum für eine Minder-
heitsregierung ein. Viele dürften Orban
aaaus Angst vor Neuwahlen und Immuni-us Angst vor Neuwahlen und Immuni-
tätsverlust unterstützt haben.
Unternehmen im In- und Ausland
dürfen sich freuen: Mit dem Abtritt der
PSD verschwinden Unsicherheiten. Des
Öfteren hatte sie über Nacht per Eilver-
ordnung Steuersystem und Sozialabga-
ben geändert. So etwas wird es Martin
Sieg zufolge unter Orban nicht geben. Er
plant nach eigener Aussage ein „makro-
ökonomisches Gleichgewicht“. Er will
das Investitionsklima bessern, in
„Schlüsselinfrastruktur“ investieren,
den Staatsapparat entschlacken und die
Institutionen professionalisieren.
KKKAS-Experte Sieg hält diese „wirt-AS-Experte Sieg hält diese „wirt-
schaftsfreundliche Politik“ für glaubwür-
dig, wenngleich er „keine radikalen
Schritte“ erwartet. Orban wolle Vertrau-
en von Investoren gewinnen und struk-
turelle Probleme wie das „völlig unter-
entwickelte“ Straßen- und Schienennetz
angehen, indem er EU-Fonds stärker
aaausschöpft. Demnächst steht die Verga-usschöpft. Demnächst steht die Verga-
be für die Jahre 2021–2027 an. Der öf-
fffentliche Dienst sei Sieg zufolge in derentliche Dienst sei Sieg zufolge in der
Tat ineffizient, überbesetzt und unterbe-
zahlt. Hunderttausende Mitarbeiter
wwwürden nicht gebrauchtürden nicht gebraucht.
ZZZwei Dinge erschweren Orban daswei Dinge erschweren Orban das
kommende Jahr: erstens, den Staatsetat
im Parlament streng genug zu gestalten,
um den Haushalt zu stabilisieren, zwei-
tens, angekündigte Wahlgeschenke der
PSDabzuschmettern. Mit Staatspräsi-
dent Klaus Iohannis, selbst einst PNL-
VVVorsitzender, hat Orban einen Mitstrei-orsitzender, hat Orban einen Mitstrei-
ter. Der 56-Jährige gilt als progressiv,
nahm an Antikorruptionsdemonstratio-
nen teil, stellte sich damit offen gegen
die PSD, verhinderte Begnadigungen
korrupter Politiker und schützte als
oberster Verfassungshüter Justiz und
LGBT-Rechte. An diesem Sonntag tritt
er als haushoher Favorit im zersplitter-
ten Bewerberfeld zur Präsidentschafts-
wahl an. Umfragen prophezeien 45 Pro-
zent. Das reicht nicht für die absolute
Mehrheit. Doch in 14 Tagen, bei einer
möglichen Stichwahl, wird sich der
deutschstämmige Iohannis aller Voraus-
sicht nach durchsetzen.
Mit Orban, der der ungarischen Min-
derheit entstammt, befindet sich Iohan-
nis auf einer Linie. Zusammen haben sie
bereits Wahlkämpfe gefochten. Beide
sind bisher nicht durch Korruption auf-
gefallen. Beide wollen Rumänien „als
konstruktiven Partner der EU etablie-
ren“, meint KAS-Mann Sieg. Sie stünden
fffür eine „stabile, normale Politik ohneür eine „stabile, normale Politik ohne
Sperenzien“.
Die Minderheitsverhältnisse lassen in-
des keine besonders handlungsfähige
Regierung erwarten. Fallweise muss der
Regierungschef Mehrheiten aushandeln.
Zudem ist Orban den Zwängen des kom-
menden Wahlkampfs unterworfen. Auch
die schwachen Institutionen und die
Korruption hemmen. Dennoch würde
die Wiederwahl von Iohannis den Weg
nach Europa ebnen. Bei den Europawah-
len hatten die Rumänen bereits proeuro-
päische Rauchzeichen gesendet. Die In-
tegration geht weiter, der Eintritt in die
Euro-Zone bis 2026 wurde im Februar
bereits angebahnt.

Boom im Bauernstaat


Trotz Korruption und


langem Streit mit der


EU bleibt Rumänien


auf Wachstumskurs.


Kommt jetzt der


richtige Mann an die


Macht, dürfte auch


Deutschland


profitieren


Imposant: Der Parlamentspalast in Bukarest gehört flächenmäßig zu den größten Gebäuden der Welt

G
ETTY IMAGES

/N.BELLEGARDE

Erst jüngst wurde eine Erhebung aus
dem Bundesstaat Iowa bekannt, bei der
Biden nur noch auf Platz vier rangiert.
Hier liegt er hinter Warren, dem lin-
ken Senator Bernie Sanders, 7 8, und
dem Kleinstadt-Bürgermeister Pete
Buttigieg, 37. Für den jovialen Men-
schenfischer Biden ist diese Umfrage
ein Schlag ins Gesicht, zumal Iowa
nicht irgendein Staat ist. Just hier fin-
det am 3. Februar 2020 der sogenannte
Caucus statt, die erste Vorwahl unter
den demokratischen Kandidaten. Das
Ergebnis wird bundesweite Signalwir-
kung haben. Sollte Michael Bloomberg,
der bisher eine Kandidatur öffentlich
ausgeschlossen hatte, nun doch antre-
ten, könnte er das Feld der Bewerber
kräftig durcheinanderwirbeln. Bloom-
berg, von 2002 bis 2013 Bürgermeister
von New York und Gründer des nach
ihm benannten Medienunternehmens,
gilt als einer der reichsten Männer der
Welt und könnte den (parteiinternen)
Wahlkampf mit vielen Millionen Dollar
fluten. Bloomberg ist offenbar besorgt,
die bisherigen Bewerber der Demokra-
ten könnten es am Ende nicht mit
Trump aufnehmen. So jedenfalls zitiert
die „New York Times“ Bloombergs en-

E


in politisch erfahrener, politisch
moderater Milliardär gegen Do-
nald Trump? Bei der Präsident-
schaftswahl in knapp einem Jahr könn-
ten Amerikas Wähler womöglich vor die-
ser Alternative stehen. New Yorks frühe-
rer Bürgermeister Michael Bloomberg,
77, erwägt nämlich eine Bewerbung als
demokratischer Herausforderer des Prä-
sidenten. Ob Bloomberg wirklich Präsi-
dentschaftskandidat wird – das hängt
wohl vor allem von der weiteren politi-
schen Performance eines anderen Man-
nes ab, nämlich von Joe Biden.

VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON

Der frühere US-Vizepräsident Biden,
76, ist bisher Favorit unter den Bewer-
bern um die demokratische Präsident-
schaftskandidatur. Er ist im Volk recht
beliebt, hat aber nun mit allerhand Wid-
rigkeiten zu kämpfen: Bidens Spenden-
eingang ist erheblich eingebrochen, bei
öffentlichen Auftritten wirkt er manch-
mal fahrig, verhaspelt sich selbst wäh-
rend der medial stark beachteten Fern-
sehdebatten mit seinen parteiinternen
Konkurrenten.

Vor allem aber gewinnt mit der linken
Senatorin Elizabeth Warren, 70, eine
Gegenspielerin immer mehr Zustim-
mung. Immer stärker beharken sich die
beiden. Warren liegt in Umfragen in
einzelnen Staaten schon weit vor Biden.

gen Berater Howard Wolfson. Trump
stelle eine „noch nie da gewesene Be-
drohung“ für die USA dar. „Wenn Mike
(Bloomberg) antritt, würde er den De-
mokraten eine neue Wahl bieten“, sagte
Wolfson demnach.
Bloomberg und dessen Berater sollen
bereits mehrere prominente Vertreter
der Demokraten kontaktiert haben, um
ihnen mitzuteilen, dass er ernsthaft er-
wäge zu kandidieren, schreibt die „New
York Times“. Demnach soll Bloomberg
außerdem Mitarbeiter in den Bundes-
staat Alabama geschickt haben, um nö-
tige Formalitäten zu erledigen. Dort
läuft an diesem Freitag eine Anmelde-
frist für Bewerber aus.
„Ich glaube, ich würde Donald Trump
schlagen“, hatte Bloombergim März ge-
sagt, während er damals noch eine Kan-
didatur ausschloss. Dies tat er unter
Verweis darauf, wie schwierig es sei, „in
einem solch großen Feld der Demokra-
ten die Nominierung zu schaffen“.
Selbst wenn man der Auffassung ist,
dass alle demokratischen Bewerber
chancenlos gegen Trump wären (Um-
fffragen sagen das Gegenteil), so birgtragen sagen das Gegenteil), so birgt
eine Kandidatur Bloombergs erhebli-
che Risiken für die von ihm angespro-

chenen Anhänger eines moderaten
Kurses. Bloomberg würde vermutlich
vor allem Bidens Anhänger anspre-
chen, sprich: die moderaten Bewerber
jagen sich wechselseitig Stimmen ab,
kannibalisieren sich. Das käme indi-
rekt den dezidiert linken Bewerbern
wie Warren und Sanders zugute.
Schon jetzt bemüht sich Pete Butti-
gieg, Bürgermeister von South Bend in
Indiana, mit einem dezidierten Mitte-
kurs Honig aus der Schwäche Bidens
zu ziehen. Am Ende werde es wohl auf
ein Duell zwischen ihm und Warren
herauslaufen, tönte er vor wenigen Ta-
gen reichlich vorlaut.
In einem ganz anderen Licht stün-
de eine Bewerbung Bloombergs für
den Fall, dass Biden weiter kräftig ab-
sackt und bereits in den kommenden
Monaten aus dem Rennen aussteigt.
Dann wäre Bloomberg gewisserma-
ßen der Ersatzspieler von Biden. Nur
so könnte in dem demokratischen
Kandidatenfeld eine völlig neue Dyna-
mik entstehen.
AAAber kann Bloomberg die eingeschrie-ber kann Bloomberg die eingeschrie-
benen Demokraten, die zu den Vorwahlen
gehen, wirklich begeistern? Als New Yor-
ker Bürgermeister war Bloomberg ein Un-

aaabhängiger, zuvor Republikaner, erst 2018bhängiger, zuvor Republikaner, erst 2018
schrieb er sich als Demokrat ein. Mit sei-
nem Vermögen und seinem Platz im
Establishment stünde er in scharfem Kon-
trast zu dem Graswurzelansatz vieler ak-
tiver, vor allem junger Demokraten.
Bloomberg wäre der personifizierte Ge-
genpart zu dem Linksruck, den die Demo-
kratische Partei seit mehreren Jahren
durchläuft.
„„„Wir brauchen keinen weiteren Mil-Wir brauchen keinen weiteren Mil-
liardär, der sich den Weg in diese Wahl
kauft“, twitterte Steve Bullock, 53,
Gouverneur von Montana und wenig
aussichtsreicher Bewerber um die de-
mokratische Kandidatur. Bernie San-
ders schrieb, ohne Bloomberg beim
Namen zu nennen: „Die Milliardärs-
klasse hat Angst und sie sollten Angst
haben.“ Warren schrieb in einer Mail
an ihre Anhänger, die „Wohlhabenden
und gut Vernetzten haben Angst“.
In einer Hinsicht übrigens wäre ei-
ne Kandidatur Bloombergs nur konse-
quent: Schon jetzt dominiert die Ge-
neration „70 plus“die Politik der De-
mokraten, also Biden, Sanders und
WWWarren, außerdem arren, außerdem Nancy Pelosi, 79,
die mächtige Sprecherin des Reprä-
sentantenhauses.

Michael Bloomberg ist der Kandidat, den niemand braucht


Der Milliardär bringt


sich für die


US-Präsidentschaft ins


Spiel.Das ist nur unter


einer Bedingung sinnvoll


Bloomberg
war von 2002
bis 2013
Bürgermeister
von New York
AP

/MARTIN SYLVEST

E


s hat lange gedauert, bis die
Wissenschaft herausgefunden
hat, dass nicht der Klappers-
torch die Kinder bringt, sondern der
Briefträger. Trotz gewaltiger Fort-
schritte, vor allem in den Naturwis-
senschaften, bleiben noch viele Fragen
unbeantwortet. Zum Beispiel: Besteht
das Licht aus elektromagnetischen
WWWellen oder aus Korpuskeln, kleinstenellen oder aus Korpuskeln, kleinsten
Teilchen, die von der Lichtquelle „aus-
geschleudert“ werden? Oder: Was war
zuerst da? Das Ei oder die Henne?
Das sind mitnichten theoretische
Fragen. Sie spielen bei der Vermark-
tung neuer Produkte eine wichtige
Rolle. Wird Skyrbei Aldiangeboten,
weil Kunden danach gefragt haben,
oder wird die Nachfrage dadurch er-
zeugt, dass das Produkt ins Regal ge-
stellt und beworben wird?
AAAuf eine etwas komplexere Artuf eine etwas komplexere Art
stellt sich diese Frage auch bei Autos
mit einem Elektro-Antrieb. Kann man
E-Autos bauen und anbieten, bevor es
eine Ladeinfrastruktur gibt? Ja, sagen
die einen, das wäre die richtige Rei-
henfolge. Nein, meinen andere, erst
muss die Zahl der E-Autos eine kriti-
sche Masse erreichen, dann wird sich
der Aufbau einer Infrastruktur loh-
nen. Bis dahin müssen die E-Auto-En-
thusiasten ihre Fahrzeuge daheim auf-
laden, nachts und mit Hilfe eines lan-
gen Kabels, von der Steckdose in der
KKKüche bis zum Auto vor der Haustür.üche bis zum Auto vor der Haustür.
Dieser Ansicht scheint auch die Re-
gierung zu sein, die alle Regeln der
Marktwirtschaft außer Kraft setzt, um
den Absatz der E-Autos zu beleben.
Deshalb hat das Kabinett gerade be-
schlossen, die Kaufprämie für Autos
bis zu einem Listenpreis von 40.
Euro pro Stück von 4.000 auf 6.
Euro zu erhöhen. Derzeit sind 47 Mil-
lionen Pkws auf deutschen Straßen
unterwegs, davon fahren 220.
elektrisch, also etwa ein halbes Pro-
zent. Mit Hilfe der Prämie sollen es
bis 2030 sieben bis acht Millionen E-
AAAutos werden.utos werden.
Es wäre nicht der erste Plan der Re-
gierung, der sich als Fehlplanung er-
weist. Wenn die politische Führung es
mit dem Umweltschutz ernst meint,
darf sie nicht knausern. Sie müsste je-
dem Bürger mit Führerschein ein E-
AAAuto schenken. Natürlich nicht allenuto schenken. Natürlich nicht allen
5 6 Millionen auf einmal, sondern über
einen Zeitraum von, sagen wir, zehn
Jahren. Unter einer Bedingung: dass
sie ihre alten Autos mit Verbrennungs-
motoren verschrotten. Für die Auto-
mobilindustrie wäre es ein Konjunk-
turprogramm, für die Fahrer ein Ange-
bot, das sie sie nicht ablehnen würden.
Bei ihrem letzten Besuch in Indien
hat die Kanzlerin den Indern eine Mil-
liarde Euro als Hilfe beim Umstieg auf
Elektromobilität in Aussicht gestellt.
Eine gute Idee. Nur: Nächstenliebe
beginnt zu Hause. E-Mobilität auch.

DIE ACHSE DES GUTEN

Schenken statt


subventionieren!


HENRYK M. BRODER

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