Die Welt - 09.11.2019

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-HP


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16 MITTELSTAND DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER


F


ranz Knieps kann sich noch
gut an den Moment erin-
nern, als er das erste Mal ei-
ne Poliklinik betrat. Der frü-
here Abteilungsleiter bei der
AOK, der heute dem BKK Dachverband
vorsteht, war 1989 kurz nach dem Fall
der Mauer in die DDR gereist, um sich
ein Bild vom dortigen Gesundheitssys-
tem zu machen. „Wir wussten damals
praktisch nichts darüber, wie das Ge-
sundheitswesen der DDR organisiert
war. Die verfügbare Literatur stammte
aus den 60er- Jahren, aktuelle Informa-
tionen hatten wir nicht“, erzählt er.

VON ANJA ETTEL UND CAROLINE TURZER

Die erste Poliklinik in Ostberlin, die
Knieps im Dezember 1989 besuchte, war
für ihn Schock und Faszinosum zu-
gleich. „Die Bausubstanz war völlig he-
runtergekommen, bei der technischen
Ausstattung fehlte es an allem“, erin-
nert er sich. Gleichzeitig war er faszi-
niert davon, wie gut die Versorgung der
Patienten trotzdem funktionierte: „Ein
angestellter Arzt im ambulanten Be-
reich, das galt damals im Westen als
Systemfehler. Das gab es nicht. In der
DDR fand ich plötzlich genau das vor:
ambulante Versorgungseinrichtungen,
in denen staatlich angestellte Ärzte aus
mehreren Fachrichtungen sehr eng und
sehr effektiv zusammenarbeiteten.“
Ellen Lundershausen, die in Erfurt in
einer betrieblichen Poliklinik gearbeitet

hat, erinnert sich dennoch nur ungern
daran zurück: „Man kann eine Poliklinik
nicht losgelöst vom politischen System
selbst betrachten“, sagt die Vizepräsi-
dentin der Bundesärztekammer und
Präsidentin der Landesärztekammer
Thüringen. „Ich hatte kaum Gestal-
tungsspielräume.“ Die in den Poliklini-
ken gelebte Kooperation zwischen Ärz-
ten sei zwar „im Sinne der Patienten ei-
ne gute Sache“ und werde ja auch heute
in unterschiedlichen Formen der ärztli-
chen Berufsausübung realisiert. Den-
noch arbeite sie viel lieber freiberuflich
und selbstständig, sagt die Ärztin, die
seit mehreren Jahrzehnten HNO-Pa-
tienten betreut.
Tatsächlich sind sich heute viele Ex-
perten einig darüber, dass die damali-
gen Polikliniken vom Grundsatz her ei-
ne ziemlich gute Idee waren, um Patien-
ten möglichst effizient ambulant zu ver-
sorgen. Eine Erfindung der DDR waren
sie indes keineswegs: Schon im 19. Jahr-
hundert gab es diese Form der Gesund-
heitsversorgung. Der Charme bestand
vor allem darin, dass dort Ärzte aus
mindestens vier Fachrichtungen unter
einem Dach arbeiteten: vom Allgemein-
arzt war es also oft nur eine Tür weiter
bis zum Kinderarzt, Gynäkologen oder
Zahnarzt.
Für die Patienten bedeutete das kur-
ze Wege und eine enge Abstimmung der
Ärzte untereinander – ein Vorteil, von
dem so mancher gesetzlich Versicherte
heute oft nur träumen kann. Gleichzei-

tig sparte das System Kosten, denn teu-
re Geräte oder auch das Labor konnten
von mehreren Ärzten genutzt werden.
Auch Doppeluntersuchungen entfielen,
da die Ärzte in den Polikliniken jeder-
zeit Zugriff auf die gemeinsame Patien-
tenakte hatten. Insgesamt 1650 Polikli-
niken und Ambulatorien gab zum Zeit-
punkt der Wende in der DDR. Und trotz
aller Kritik an den systembedingten Un-
zulänglichkeiten: Eine Mehrheit der
Bürger sprach sich damals für den Er-
halt der Polikliniken aus.
Jutta Braun, die am Leibniz-Zentrum
für Zeithistorische Forschung in Pots-
dam das Gesundheitswesen der DDR er-
forscht, wundert sich darüber, dass das
System „in der Rückschau immer so po-
sitiv bewertet wird“. Die Missstände, et-

wa eine mangelhafte Versorgung mit
Medikamenten und medizinischen Ge-
räten sowie baulich völlig herunterge-
kommene Krankenhäuser seien so of-
fensichtlich gewesen, „dass die Amts-
träger selbst sogar erwogen haben, Me-
dizintechnik aus dem Westen zu impor-
tieren“, erklärt Braun.
Natürlich seien etwa die Polikliniken
praktisch für Patienten gewesen, gibt
Braun zu. „Daher wurden sie auch nicht
sofort abgeschafft, sondern es wurden,
beispielsweise in Brandenburg, der Poli-
klinik ähnliche Strukturen erhalten.“
Der Übergang allerdings war nur von
kurzer Dauer: Schon 1991 kündigte der
damalige Gesundheitsminister Horst
Seehofer (CSU) das Ende an: „Poliklini-
ken sind Auslaufmodelle.“ Massenhaft

flüchteten die dortigen Ärzte daraufhin
aus ihren Angestelltenverträgen und
wagten trotz hoher Belastungen durch
Kredite den Sprung in die Selbststän-
digkeit. Etwa 22.000 Ärzte waren rund
um die Wende in den Polikliniken ange-
stellt. Drei Jahre später waren über 90
Prozent dieser Mediziner bereits nie-
dergelassen. „Man hat nicht nur der Be-
völkerung, sondern auch den Medizi-
nern blühende Landschaften verspro-
chen. Die Mehrheit der Polikliniken
musste dann wegen Personalmangels
schließen“, erinnert sich BKK-Vorstand
Knieps. „Die ursprüngliche Idee, das
Beste aus beiden Welten zu einem ge-
samtdeutschen Gesundheitssystem zu
kombinieren, hatte sich damit erledigt.“
Doch so ganz war das Konzept dann
doch nicht totzukriegen. Als 2003 die
damalige rotgrüne Bundesregierung die
geplante Gesundheitsreform auf den
Weg bringen wollte, um die Kranken-
kassenbeiträge zu senken, kam auch die
Idee von den betriebswirtschaftlich ef-
fizienten Polikliniken wieder ins Spiel–
allerdings unter anderem Namen, denn
„der Begriff Poliklinik galt wegen der
DDR als verbrannt“, sagt Knieps, der
damals einer der wichtigsten Berater
von Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt (SPD) war. Stattdessen wurden
mit der Gesundheitsreform 2004 die
Medizinischen Versorgungszentren
(MVZ) aus der Taufe gehoben, die am-
bulante medizinische Versorgung aus
einer Hand anbieten und niedergelasse-

ne Ärzte als Angestellte beschäftigen
können.
Die Zahlen jedenfalls sprechen für
sich: 2005 arbeiteten knapp 700 ange-
stellte Ärzte in solchen Einrichtungen.
Mittlerweile sind es rund 18.000. Die
Zahl der MVZ ist in dieser Zeit von etwa
70 auf über 2800 gestiegen. Was die Be-
fürworter freut, löst bei den Gegnern
dieses Modells Skepsis aus. Durch den
Trend zur Anstellung sinke die Gesamt-
arbeitszeit der Ärzte, der Ärztemangel
werde dadurch immer größer, warnte
die Kassenärztlichen Bundesvereini-
gung (KBV) bei der Vorstellung ihres
jüngsten „Ärztemonitors“ im vergange-

gung (KBV) bei der Vorstellung ihres
jüngsten „Ärztemonitors“ im vergange-

gung (KBV) bei der Vorstellung ihres

nen Jahr.
Hingegen verweist BKK-Vorstand
Knieps darauf, dass mittlerweile 70 Pro-
zent der Medizinabsolventen weiblich
sind und Lösungen suchen, bei denen
sich Familie und Beruf vereinbaren las-
sen. „Ein Angestelltenverhältnis passt
da oft besser, als das Risiko einzugehen,
gleichzeitig Arzt und Unternehmer sein
zu müssen“, sagt er. „Die Lebensent-
scheidung, einen sechsstellige Betrag in
eine Praxis irgendwo im ländlichen
Raum zu investieren, scheuen viele Me-
diziner.“ Die zunehmende Spezialisie-
rung in der Medizin verstärke diesen
Trend noch. Knieps ist sich daher si-
cher: „30 Jahre nach dem Fall der Mauer
sind die heutigen MVZ als legitime
Nachfolger der einstigen Polikliniken
Teil der Lösung – und nicht des Pro-
blems.“

WWWo die Polikliniko die Poliklinik


weiterlebt


Die ambulante Gesundheitsversorgung der


DDR gilt trotz aller Kritik als gute Idee.


Teile des Konzepts bestehen daher fort –


allerdings unter einem anderen Namen


17:


Das DDR-Justizministerium erhebt Einspruch gegen die
Reiseregelung.

18:


Im Haus des Axel Springer Verlages an der Kochstraße,
direkt an der Mauer, beginnt die Verleihung des „Golde-
nen Lenkrades“ für die besten Autos des Jahres. Ehren-
gast ist Walter Momper.

18:


Im Internationalen Pressezentrum der DDR an der
Mohrenstraße beginnt Schabowski eine unspektakuläre
Pressekonferenz. 50 Minuten langweilen sich die anwe-
senden Journalisten.

18:


Ehrmann bekommt das Wort und fragt in holprigem
Deutsch: „Glauben Sie nicht, dass es war ein großer Feh-
ler, diesen Reisegesetzentwurf, das Sie haben jetzt vor-
gestellt vor wenigen Tagen?“

CHRONIK DES MAUERFALLS – 17:45 - 18:


DIE PRESSEKONFERENZ IM INTERNATIONALEN
PRESSEZENTRUM DER DDR IST LANGWEILIG – BIS UM 18:53 UHR
RICCARDO EHRMANN EINE FRAGE STELLT

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