Die Welt - 09.11.2019

(ff) #1
1 8:
Schabowski antwortet zunächst unsicher und stotternd.
Er blättert in seinen Papieren. Dann erinnert er sich an
den Entwurf der neuen Reiseregelung, den er dabei hat –
den angeblichen „Knüller“.

1 8:


Schabowski fängt sich: „Allerdings ist heute, soviel ich
weiß, eine Entscheidung getroffen worden. Es ist eine
Empfehlung des Politbüros aufgegriffen worden, dass
man aus dem Entwurf des Reisegesetzes den Passus he-
rausnimmt und in Kraft treten lässt, der stän... – wie
man so schön sagt oder so unschön sagt – die ständige
Ausreise regelt, also das Verlassen der Republik.“

1 8:


Mehrere Journalisten fragen nach, ab wann das in Kraft
treten soll?

1 8:


Schabowski kratzt sich am Kopf, dann sagt er: „Das tritt
nach meiner Kenntnis ... ist das sofort ...unverzüglich.“

CHRONIKDES MAUERFALLS – 18:54 - 18:


17


09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER2019 SEITE 17 *

FINANZEN


Xetra-Kurse (Schluss)

Adidas: 272,00(- 0,91%)
Allianz: 219,00 (- 2,71%)
BASF: 70,98 (- 0,70%)
Bayer: 70,63 (- 1,34%)
Beiersdorf 106,75 (- 0,09%)
BMW: 75,04 (+ 0,79%)

MTU Aero: 240,10 (+ 0,80%)
Munich Re: 253,40 (+ 0,64%)
RWE: 26,18 (+ 1,00%)
SAP: 123,26 (+ 0,46%)
Siemens: 113,80 (+ 0,12%)
Vonovia: 46,28 (- 0,94%)
VW Vz.: 181,68 (- 1,39%)
Wirecard: 116,05(- 3,53%)

E.on: 8,87 (+ 0,08%)
FMC: 68,10 (- 1,33%)
Fresenius: 48,40 (- 1,26%)
HeidelCement: 65,10(+ 0,15%)
Henkel Vz.: 95,06 (- 1,66%)
Infineon: 18,84 (- 2,45%)
Linde plc: 184,10(+ 0,99%)
Merck: 109,55 (+ 1,53%)

Continental: 131,40 (- 0,96%)
Covestro: 46,69 (- 0,55%)
Daimler: 53,45 (- 0,63%)
Dt. Bank: 6,90 (- 2,21%)
Dt. Börse: 135,40 (+ 0,59%)
Dt. Post: 32,74 (- 0,55%)
Dt. Lufthansa: 17,42 (+ 0,96%)
Dt. Telekom: 15,44 (+ 0,55%)

08.11.
17.30 Uhr

07.11.
Schluss
Bunds 10 Jahre -0,264 -0,
Bund-Future 169,75 169,
1-Monats-Euribor - -0,
3-Monats-Euribor - -0,
Treasuries 10 Jahre 1,902 1,
Treasuries 30 Jahre 2,384 2,

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Zinsenin Prozent

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*Schluss *��.�� Uhr *��.�� Uhr
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Dax in Punkten Dow Jones in Punkten Umlaufrendite in Prozent Ölpreis Sorte Brent je Barrel in Dollar

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Euro EZB-Referenzkurs in Dollar

A


ls die Mauer fiel, hatten die
Frankfurter Börsenhändler
schon Feierabend. Erst ge-
gen 19 Uhr jenes 9. Novem-
ber 1989 kam Günter Scha-
bowski auf der Pressekonferenz des
Zentralkomitees der DDR-Staatspartei
SED auf das neue Reisegesetz zu spre-
chen und sagte jene legendären Worte,
wonach dieses „nach meiner Kenntnis
... ist das sofort ... unverzüglich“ in Kraft
trete. Kurz danach strömten die Men-
schen nach West-Berlin. Für die deut-
sche Börse war das zu spät, und in New
York, wo noch gehandelt wurde, waren
die Investoren unbeeindruckt. Der Dow
Jones gab am 9. November 1989 sogar
leicht nach.

VON FRANK STOCKER

Umso vehementer waren die Reaktio-
nen in den folgenden Tagen und Wo-
chen. Der deutsche Aktienmarkt erlebte
einen Boom, die Kurse schossen in die
Höhe, getragen von überbordenden
Hoffnungen. Diese bröckelten dann al-
lerdings nach wenigen Monaten schon
wieder, als die Aussichten realistischer
wurden. Und ein weltpolitisches Ereig-
nis machte dem Kursaufschwung dann
vollends den Garaus – bevor fünf Jahre
später die nächste Hausse begann, ge-
trieben von ganz anderen Fantasien.
Am Freitag, dem 10. November, ging
es für den Deutschen Aktienindex fu-
rios los. Während die Kurse in den Wo-
chen zuvor kaum vom Fleck gekommen
waren, kletterte das Börsenbarometer
nun innerhalb weniger Stunden um 2,
Prozent, von 1463 auf 1497 Punkte. Vor

allem Baufirmen profitierten. Die Aktie
von Holzmann verteuerte sich um acht
Prozent, jene von Bilfinger Berger sogar
um 13 Prozent. Der Dow Jones stieg nur
um 0,8 Prozent. Ein neues Wort machte
die Runde: Ostfantasie. Denn mit der
Grenzöffnung für die Menschen schien
naheliegend, dass bald auch westdeut-
sche Firmen im Osten Geschäfte ma-
chen könnten. Und aufgrund des deso-
laten Zustands der Infrastruktur in der
DDR hatten Baukonzerne dabei die bes-
ten Aussichten auf lukrative Aufträge.
Auch am folgenden Montag ging es
für den Dax weitere 2,3 Prozent nach
oben, während der amerikanische Dow
Jones weitgehend auf der Stelle trat.
Deutsche Aktien jagten allen anderen
davon. Bis zum Jahresende kletterte
der Dax auf 1790 Punkte – seit dem Fall
der Mauer, innerhalb von sieben Wo-
chen, war er damit um mehr als 22 Pro-
zent gestiegen. „Super, diese Börse“,
schrieb „Bild“ am 28. Dezember. „Das
Ausland, vor allem Japan, kauft wie
wild deutsche Aktien.“ Triebfeder sei
die Erwartung, dass Unternehmen der
Bundesrepublik am meisten von der
Grenzöffnung und der möglichen deut-
schen Einheit profitieren dürften.
„1990 geht der Boom weiter, heißt es an
der Frankfurter Börse.“
Dem war tatsächlich so. Bis Anfang
Februar kletterte der Dax fast bis auf
2000 Punkte, und auf diesem Niveau
hielt er sich auch die nächsten Monate –
über all die Ereignisse hinweg, die folg-
ten. In den sechs Monaten nach dem 9.
November fuhr die Deutsche Börse ge-
genüber US-Aktien einen satten Vor-
sprung ein, der Dax stieg um rund ein

damals alle Betriebe schlagartig zah-
lungsunfähig.“ Die Folgen belasteten
die deutsche Wirtschaftund die Staats-
kassen viele Jahre, teilweise wirken sie
heute noch nach.
Auch die Deutsche Mark wurde von
dem wirtschaftlichen Boom auf neue
Höhen getrieben. Beim Mauerfall hatte
ein US-Dollar noch 1,85 Mark gekostet,
Ende Juli 1990 waren es weniger als 1,
Mark. Die Aufwertung belastete zuneh-
mend die deutsche Exportindustrie.
Dennoch blieben die Aktien-Auguren
optimistisch. Commerzbank-Chef Wal-
ter Seipp ging Ende Juli davon aus, dass
„die Kapitalströme zukünftig mehr
denn je auf den deutschen Markt ausge-
richtet sein werden“, und Lutz Wille,
Geschäftsführer der Investmentgesell-
schaft Adig, prophezeite, dass der Dax
die Marke von 2000 Punkten „nachhal-
tig überspringen“ werde.
Das allerdings klappte nicht. Denn
ein weltpolitisches Ereignis ließ die
Stimmung an den Finanzmärkten
schlagartig kippen. Am 2. August 1990
marschierte der Irak in Kuwait ein und
annektierte das Land Ende des Monats.
Der Ölpreis schoss in die Höhe, Mitte
September warnte die UN-Konferenz
für Handel und Entwicklung, dass der
Weltwirtschaft eine Rezession drohe.
Der Dax fiel bis Ende des Jahres auf 1398
Punkte – und lag damit sogar tiefer als
vor dem Mauerfall. Die Gewinne aus der
Ostfantasie waren so schnell verloren,
wie sie entstanden waren. Auch der Vor-
sprung gegenüber den US-Aktien war
dahin.
Von nun an entwickelte sich der Dax
wieder weitgehend im Gleichklang mit
den globalen Finanzmärkten. Vor allem
das Platzen der Spekulationsblase in Ja-
pan drückte dabei jahrelang auf die
Stimmung. Erst 1993 konnte der Dax
sich wieder erholen und endlich die
Marke von 2000 Punkten überspringen.
Anschließend dauerte es bis 1997 bis zur
nächsten Hausse, bei der sich die Kurse
verdoppelten und verdreifachten, ge-
trieben von der Internetfantasie – die
am Ende aber ebenso zerplatzte wie
1990 die Ostfantasie.

Drittel, der Dow Jones nur um fünf Pro-
zent. An der Spitze lagen Bauwerte wie
Dywidag – die Aktie hatte sich mehr als
verdoppelt. Aber auch der Energiekon-
zern Preussag, die Klöckner-Stahlwerke
oder der Baukonzern Bilfinger Berger
legten mehr als 80 Prozent zu. Ob der
Einstieg noch lohne? „Unbedingt“, ließ
sich ein Börsenexperte der Hamburger
Sparkasse zitieren. „Das Ost-Geschäft
wird die Börse weiter beflügeln.“
Doch der wirtschaftliche Boom hat-
te auch seinen Preis. Denn parallel da-
zu explodierten die Zinsen. Die Um-
laufrendite für deutsche Staatsanlei-
hen stieg von rund 7,5 auf mehr als
neun Prozent. Bei einer Inflation von
etwa drei Prozent lag die Realverzin-
sung damit bei rund sechs Prozent –
davon können Sparer heute nur träu-
men. Der damalige Wert war ein Re-
kord, vor allem im internationalen
VVVergleich, und eigentlich absurd: Dieergleich, und eigentlich absurd: Die
härteste Währung der Welt hatte die
höchsten Realzinsen. Doch der Grund
war naheliegend. Viele Anleger be-
schlich langsam eine Ahnung, dass die
Wiedervereinigung nicht nur vielen
Firmen üppige Zusatzgeschäfte be-
scheren werde, sondern dass auf den
Staat gleichzeitig enorme Kosten zu-
kommen würden. Tatsächlich verdop-
pelte sich in den folgenden fünf Jahren
die Staatsverschuldung, die Quote ge-
messen an der Wirtschaftsleistung er-
höhte sich von 40 auf 60 Prozent.
Vor allem die Einführung der D-Mark
in der DDR am 1. Juli 1990 trieb vielen
Sorgenfalten auf die Stirn. Der größte
Teil der Guthaben wurde eins zu eins
umgestellt, der gleiche Kurs galt für
Preise und Gehälter – gegen den Wider-
stand der Bundesbank. Noch Jahre spä-
ter gab der damalige Bundesbank-Chef
Karl-Otto Pöhl in WELT AM SONN-
TAG zu Protokoll: „Es kann heute kei-
nen Zweifel mehr geben, dass dies eine
ökonomisch verhängnisvolle Entschei-
dung war.“ Denn so mussten alle Betrie-
be der DDR von einem Tag auf den an-
deren ihre Löhne und Verpflichtungen
in D-Mark bezahlen, die sie nicht hatten
und auch nicht verdienten. „So wurden

Die Börse jubelte nur kurz


Nach dem Mauerfall machte an den


Aktienmärkten schnell ein Wort die Runde:


Ostfantasie. Der Dax schoss nach oben, und auch


die D-Mark erreichte neue Höhen – bis zum



  1. August 1990. Da ließ ein anderes weltpolitisches


Ereignis die Stimmung schlagartig kippen






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Dow Jones

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Dax und Dow Jones

in Punkten

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Quelle: boerse.de

Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen

Rendite in Prozent

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Kurs des US-Dollar

Quelle: Reuters

in DMark

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FINANZENREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 71830|FAX: 030 – 2591 71870|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WIRTSCHAFT

SCHABOWSKI IST NICHT VORBEREITET AUF DIE FRAGE, STOTTERT HERUM UND VERLIEST DEN TEXT
DER NEUEN REISEREGELUNG, DER EIGENTLICH ERST IN DER NACHT BEKANNT WERDEN SOLL

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