Berliner Zeitung - 09.11.2019

(Joyce) #1

Zeitenwende


18 Berliner Zeitung·Nummer 261·9./10. November 2019 ·························································································································································································································································································


M


ichael Michalsky ist
kurzvor der verabre-
detenZeitimE-Werk,
wowirunsmitKarina
Papp und Nika Zvierievavom Blog
„Found_on_the_street“ zumStrei-
tenüberModeund Konsumverab-
redet haben. DerBerliner
Modemacher ist ortskundig, er hat
im E-Werkschon zwei seiner
Schauen gezeigt. Karina Papp und
Nika ZvierievasindTeil einer Com-
munity,die sich mitSlow Fashion
beschäftigt.Sieforder nein radika-
lesUmdenkenderModewelt.Wäh-
renddie SonnehinterdemFernseh-
turmuntergeht, geht es imGe-
spräch umKonsum, Verzicht und
warum dieBranche so nicht mehr
weitermachenkann.


Herr Michalsky,tragen Sieeigentlich
Secondhand-Kleidung?


MICHAELMICHALSKY:Ja,schon
immerundauchganzbewusst.Mei-
nenerstenJobalsDesignerhatteich
beiLevi Strauss,unddahabenwirviel
Inspiration imSecondhand-Bereich
gefunden.Mode ist auch immer das
Zitieren vonDingen, die schon mal
dagewesensind.Auchprivattrageich
Secondhand.Natürlichetwasselekti-
verals früher,heute suche ich be-
stimmteDesignerganzgezielt,dasist
auchRecherchefürmich.

Frau Papp,FrauZvierieva,Siesam-
meln gebrauchteDinge und geben
kaumGeldfürKleidungaus.Warum?
KARINA PAPP:Ichwollte schon
immer einen ganz eigenenStil ha-
benundmirnichtvonModekonzer-
nen eineUniformvorschreiben las-
sen–eineMischungausVintage,für
mich originell, für anderevielleicht
merkwürdig.Seitichin Berlinbin,ist

dassehreinfach:Hierstehenimmer
KistenaufderStraßemiteinem„Zu
verschenken“-Schild drauf. Man
mussnurdieAugenoffenhalten.

DieFunde sieht man aufBildern
Ihres Blogs„Found_on_the_street“bei
Instagram.Wasistdie Ideedahinter?
PAPP: WichtigsterAspektfüruns,
also die Macherinnen des Blogs
„Found_on_the_street“,ist,dassun-
serer Meinung nach zu vielBeklei-
dung produziertwird. Manmuss
keine Klamotten kaufen, um cool
angezogenzusein,umeinenindivi-
duellenStil zu haben. Alle unsere
Lieblingsstücke haben wir auf der
Straßegefunden.

Siekaufenüberhauptnichts?
NIKA ZVIERIEVA: Doch, natür-
lich Unterwäsche.Und vielleicht
achtEinzelteileproJahr.

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK (4)

„Die


Botschaftist:


Man


braucht


überhaupt


nichtszu


kaufen“


DieTextilindustrieproduziertTreibhausgase,


beutetRessourcenausundhinterlässtMüllmassen.


Abermanwillsichjaauchschönanziehen.


EinStreitgesprächzwischendemDesignerMichael


MichalskyunddenSlow-Fashion-Aktivistinnen


KarinaPappundNikaZvierievaüberModeinZeiten


derKlimakrise


MICHAEL MICHALSKY

... kommt1967 in Göttingen zur
Weltundwächstimschleswig-
holsteinischenRümpelauf.
ErlebtinBerlin.

...wird 1995 Chefdesignerbeim
SportartikelherstellerAdidas
und 2005 Creative-
Director beim angestaubten
Luxuslabel MCM, das Michalsky
wieder salonfähig macht.

... gründet 2006 ein Label unter
eigenem Namen, seitrund vier
Jahren hat er eine Couture-
Linie unter demTitel „Atelier
Michalsky“. Zudem bringt er un-
ter seinem Namen Accessoires
wieSonnenbrillenund
Einrichtungsutensilienauf den
Markt.

... löstin der11.Staffelvon„Ger-
many’snextTopmodel“Wolfgang
Joopals Jurorab.
Free download pdf