Berliner Zeitung - 09.11.2019

(Joyce) #1

Zeitenwende


Berliner Zeitung·Nummer 261·9./10. November 2019 (^25) ·························································································································································································································································································
Vierzig Jahrelanggaltenwiralszu
jungundzuunreifunddanngalten
wirplötzlichalszualt.VomNach-
wuchsregisseur zur Altlast. Ich
glaubeschon,dassmeineGenera-
tiondavongeprägtist.Fürmichper-
sönlich würde ich das nur inTeilen
annehmen,weilichauchnach1989
Filme gedreht habe,auch wenn ich
nicht alle Themen behandeln
konnte,diemiraufderSeelelagen.
Nach dem Mauerfall waren dann
zumerstenMaldiesogenanntenKell-
erfilme zu sehen, die 1965/66 nach
dem11.PlenumdesZKderSEDver-
boten wurden.Hatten dieseArbeiten
fürSienocheineAktualität?
Natürlich. Vorallem, weil man
spürt, dass dieFilme etwasverän-
dernwollten. Siebewegen mich
heute noch, auch wenn man den
Rhythmusoder die Ästhetikmögli-
cherweise veraltet findet. Damals
war vieles innovativ.Esist ein
Drama,dassdieseEntwicklungslinie
sobrutalgekapptwurde.
Eine noch gewieftereAnpassungwar
dieFolge.
Ja.Anpassung. Mitschlimmen
Folgen. Aber viele engagierte Defa-
Künstlerhaben auch dann immer
noch nachWegen gesucht,das aus-
zudrückenundzuzeigen,wassiefür
richtig hielten. Im Märchenfilm,im
historischen Film, als Komödie.So
sind trotzdem einige bemerkens-
werteFilme entstanden.Mitdem
Anpassungsdruck umzugehen war
ein zentrales Thema in der DDR,
nichtnurfürFilmleute.EswarDDR-
Lebenskunst, sich den Zwängen
möglichstzuentziehenundseinei-
genes Ding zu finden. Um Spaß zu
haben, um sich gegenseitigzu stär-
ken,umGedankenzutauschen.Und
vielleichtauch,umaufdenrichtigen
Siewaren1989,mitimmerhinvierzig
Jahren, TeileinersogenanntenNach-
wuchsgruppe derDefa. Wasist aus
Ihren Kollegengeworden?
Soweit ich weiß, hat keiner der
RegiekollegenmeinerGenerationim
gesamtdeutschenFilmFußgefasst.
WasbedeutetIhnendieDefaheute?
IchhabebeiderDefavielgelernt,
hatte wunderbareKollegen,
Freunde,mitdenenichzusammen-
gearbeitet habe.Aber trotzdem
fühlte ich mich in derFirmaimmer
alsGast.Ichbinnichteingedrungen
in die inneren Kreise,sicherlich
auch,weilichnichtMitgliedderSED
war.Ich hatte nie dasGefühl, dass
ichwirklichTeilnehmerbin,dasging
miraberoftsoimLeben.
Siehaben mal gesagt, das Problem
für IhreGeneration sei es gewesen,
nicht hineinzukommen in diese
DDR,nichtmitmachenzudürfen.
Nach dem Ende des Krieges ent-
stand imOsten Deutschlands eine
ArtheiligesBandzwischendenAnti-
faschisten,dieausdemExilzurück-
kamenunddenKriegsheimkehrern.
EswarenzweidominanteJahrgänge,
verbunden durch die gemeinsame
Erfahrung des Krieges–auch wenn
siedieaussounterschiedlichenPo-
sitionen gemacht haben.Manhielt
zusammen,auchausPragmatismus.
Undsos ehr immer betont wurde,
dass wirNachkriegsgeborenen die
Zukunft des Landes sein sollten, so
wenig wurden wir gewollt.Wirwur-
den behandelt wieKinder imKin-
dergarten.Da sind wir wieder bei
demFilm„DieArchitekten“.Derbe-
handeltjadieseGeneration.
DannwaresvorbeimitderDDRund
manhatIhnenwiederkeinVertrauen
geschenkt.
auch gesehen habe.Allzu selten
kommensievonLeuten,diedenOs-
tenerlebthaben.EsfehlenmirStim-
mungen.Insofernwürdeichgernei-
nenFilmmachen,dermehrvomEr-
lebenkommtalsvondenProjektio-
nen.WieüberdieDDRerzähltwird,
ist mir oft zu pathetisch.Ichmeine
damit nicht zu emotional.Emotio-
nal soll es sein.DasPathos kommt
aus den Klischees,die sich beim fil-
mischenUmgang mit der DDR eta-
blierthaben.
Unddiese Klischees wurden imWes-
ten geprägt.Oder ist das auch schon
wiedereinKlischee?
Bundesdeutsche Identität ba-
siertemeinesErachtensvieleJahr-
zehnte lang immer auch auf einer
Abgrenzung gegenüber demOs-
ten. Bundesdeutscherzu sein, hieß,
nichtOstdeutscherzusein.Daslief
ganz unbewusstab,auch bei Leu-
ten,diedieDDRkanntenunddort
Freundehatten.VondieserAbgren-
zungistbisheuteleidervielgeblie-
ben. DieOstler waren und sind
eben die Anderen.Undsow urde
das in vielenFilmen fortgeschrie-
ben. DieFiguren in diesenFilmen
wirkenoftwieProjektionenderFil-
memacher,diesich vorstellen,wel-
che Rolle sie in einem sozialisti-
schen System spielenwürden. Und
da kann man sich entscheiden, ob
man sich auf dieSeite der Funktio-
närestellt oder auf die derUnter-
drückten. Logischerweise ents chei-
det man sich für dieUnterdrück-
ten, dieDissidenten. Schon sind
wir wieder bei den Klischees.Bei
den Rändern. DieDissidenten
brauchen dann natürlich einen
Antagonisten, dieStasi, das große
Drama. Es fehlenFilme,die in der
kleinenWeltdesAlltagsGroßeser-
zählen.AuchPolitisches.WodieFi-
guren nicht in erster Linie eine
Funktionhabenundunsetwasbei-
bringen sollen. Es muss also nicht
immerumMauerund Stacheldraht
gehen. So wichtig auch die Ge-
schichtenvonMauer undStachel-
drahtsind.Aberebennichtnur.
WarumgibtesdieseFilmevonIhnen
nicht?
Seit dreißigJahren werfeich im-
mer wiederverschiedeneIdeen in
den Ring.Auch fertigeDrehbücher.
EinmalwarichmiteinerGeschichte
auch schon kurzvor Drehbeginn,
dann hat’s doch nicht geklappt.
Möglicherweise besteht der Ver-
dacht, dass ich dieVerhältnisse in
der DDR schönen will, wenn ich
diese großenDinge nicht themati-
siere.IchhabkeineAhnung...
Es ist doch paradox, dass es relativ
schnell nach dem Mauerfall viele
Filme gab,die sich mit dem Thema
Osten beschäftigthaben, aber dieje-
nigen,diedasausdemeigenenErle-
ben heraus hätten tun können,aus-
geschlossenwurden.
Beim Film geht es immer um
Geld. DerProduzent will einen Re-
gisseur haben, dem er vertrauen
kann,dassermitdemBudgetumge-
henkann,dasserdenrichtigenFilm
macht. Da spielen die vorhandenen
StruktureneineRolleunddieOstler
hattenebenkeineStruktur.DenBe-
rufdesProduzentengabesgarnicht
in der DDR. Wirhatten kein Netz-
werk.Mit„wir“meineichdieRegie-
kollegen,die zurWendezeit älter als
40 waren. Dazu kam ein latentes
Misstrauen,obwirüberhauptinder
Lagewären,unsereErfahrungenmit
dem System so zu reflektieren, dass
espasst.DienächsteGenerationvon
Filmemachernwurde dann offener
aufgenommen.
SABETH STICKFORTH (2)
„Ich habe dasGefühl, dass bei diesem
Jubiläum jetzt zum erstenMalstärker
auch über dieProbleme mit der
deutschenEinheit gesprochen wird.
Über strukturelle und wirtschaftliche
Entscheidungen, die dafür gesorgt
haben, dass die politische Landschaft
des Ostens heute so aussieht,
wie sie aussieht.“
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