Berliner Zeitung - 09.11.2019

(Joyce) #1

Zeitenwende


Berliner Zeitung·Nummer 261·9./10. November 2019 (^5) ·························································································································································································································································································
Steffen Mau
lehrtMakrosoziologie an
der HU Berlin
istabgelöstvoneinerWeltder Trenn-
wände,der Kontrolle und derAb-
schottung.SchonkurznachdemFall
der Mauer durften sich vieleOsteu-
ropäerwundern,dassdiegeradeer-
rungenen Möglichkeiten zureisen
nun durch denWesten wieder be-
grenztwurden.AufdieFreiheitsuto-
piefolgtendieVisumpflicht,manch-
mal sogar sich wieder verschlie-
ßendeGrenzen.
FragtmannachdemgroßenAuf-
bruch,gebensichvieleverzagt.Die-
jenigen, dievonRevolutionen und
Umsturzreden,meinennichtselten
dieRückkehrineinschonlängstver-
gangenesGestern, mobilisieren das
Ressentiment.Intoleranz und Re-
vierverteidigung, das ist derGeist,
dersieumweht,keinAufbruchnach
vorne.Si enutzeninOstdeutschland
undanderswodieneuenRäume,die
sich aus der Schwäche der etablier-
tenParteiendemokratieergeben.
Ostdeutschland kann hierbeials La-
borregionverstandenwerden,dadie
Einwurzelung der aus demWesten
gekommenenParteistrukturen nur
unvollständig gelang. Zwar haben
diealtenVolksparteienetlicheWah-
lengewonnen,abersiebliebenmit-
gliederschwach.Dass viele sich un-
gehörtfühlen, hat auch mit der nur
schwachenRepräsentationskraftder
traditionellenParteienzutun.Voral-
lembliebdervorpolitischeRaumim
Osten unbesetzt.Gemeint sind da-
mitdiedenParteienundParlamen-
ten vorgelagertenStrukturen und
Netzwerke .Einstmals durch die
staatlichenOrganeunddieBetriebe
besetzt,klafftenachderWendeeine
Lücke,fehlen dieGemeinschaften.
Viel dünner ist imOsten der Kranz
aus Gewerk schaften, Landschulhei-
men, Innungen und Bürgerinitiati-
ven,diepolitischeundsozialeInteg-
rationsleistungenvollbringen.
DieseunbesetztenRäumehaben
viele westdeutscheRechtspopulis-
ten genutzt, um sich zuverankern
und Wahlerfolge zu erzielen.Man-
cher,der seineMachtlosigkeit lange
beklagte,fühltsichmiteinmalstark,
wirddabeiaberzurManövriermasse
rechter politischer Akteure. Heute
gehtesumdieWiedereroberungder
Demokratie,umsiewederdenewig
nörgelndenEckenstehernnoch den
Rechtspopulistenzuüberlassen.
Anknüpfen könnte man durch-
aus an dieErfahrungen derWende.
Warumnicht aus denRunden Ti-
schen vondamals Bürgerrätevon
morgenmachen?
Wo der Glauben an dieParteien-
demokratie schwindet, wo sich jen-
seits derWahlurne nur eine kleine
Minderheit parteipolitisch enga-
giert, wo bei der jüngerenGenera-
tion neue politische Artikulations-
und Beteiligungsformen auf dem
Vormarsch sind, müssen sich auch
unsereInstitutionen in demokrati-
plötzlichausdemMiefundderEnge
hinauskam insFreie,als die offene
Rede,der Dialog und die politische
Auseinandersetzung zum beglü-
ckendenErlebniswurde.
„Heimwehnach1989“standeinst
aufeinerverwitterten Hauswandim
BerlinerStadtteilPrenzlauerBerg.
InderTat:Manwürdesichheute
mehrvondiesemImpulsdesdemo-
kratischen Aufbruchs wünschen.
Mehr Experimente wagen–mit der
undfürdieDemokratie.
scher Mitbestimmung befragen las-
sen.AndernfallsbleibenVieleaußen
voroder stumm.Eine Stärkung der
Demokratie kann nicht alleinvom
Protest auf der Straße ausgehen,
sondernbrauchtauchdasGespräch,
dieAbstimmung,dasVerständnisfür
die Vielfalt derPositi onen, will sie
sich nicht in einerErregungsdemo-
kratieerschöpfen.
Daszul eisten, erforderte neue
Proberäume derDemokratie,offen
für alle Bürger,vielstimmig, imDia-
logmitderetabliertenPolitik.
Vielleicht entsteht dadurch bei
manchem oder mancher auch das
befreiendeErlebnis eines demokra-
tischenAufbruchs ,dasfürvieleden
Herbst 1989 ausmachte,als man
Berlin, 22. Dezember 1989:Kohl, Modrow und Momper am BrandenburgerTor(v.l.).DPA Berlin, 9. November 2014: Kanzlerin Angela Merkelander Mauer-Gedenkstätte. IMAGO Berlin, Sommer 2019: Mauerdenkmal amPotsdamer Platz. IMAGO IMAGES


SchlaueFüchsefahrenNightjet


Sieversp üren regelmäßig Sehnsucht


nach ZürcherGeschnetzeltem oder


Apfelstrudelund Melange? Während


sich andere noch aufüberfüllten


Flughäfenabhetzenoderinlange


Autokolonne neinreihen,fahren


schlaueFüchsemit demÖBB Night-


jet,derumweltfreundlichen^1 undvor


allemstressfreienReisevarian te in


dieStadt IhrerWahl.


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z.B. ab Berl in


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Sparen SiesichPasskontrollen, Security-
Checks–undnochdazudie Kosten ei ner
Übernachtung^2 .Einfach in denNightjet
einsteigen,abschaltenund ausgeschla-
fendirektimHerzenvon Zürich,Basel
oder Wien aufwachen.Sie kö nnen dabei
zwischen dendreiKomfortkategorien
Schlaf-, Liege-und Sitzwa genauswählen.

Auch dieUmwelt kann


durchatmen


Im Nightjet lässtsichdie Nachtzeit-
sparendverbringen undentspannt ver-
träumen –dennein grünes Gewissen
ist dasbeste Ruhekissen:Die Bahn ist
–gemessenan denCO 2 -Emissionen –
4Mal klimafreundlicher alsein PKW
und6Mal klimafreundl icherals ein
Flugzeugunterwegs.

(^1) ProPersonund kmverursacht dieFahrt mitdem Zugin
Deutschlandmind. einen4MalgeringerenCO 2 -Ausstoß
alsmit einemPkw undmind. 6Mal geringereCO 2 -Emis-
sionenalsein Flugzeug (Quelle: Vergleic hder durch-
schnitt l. Emissioneneinzelner VerkehrsmittelimPerso-
nenverkehr,Umweltbundesamt Deutsc hland).
(^2) ErsparnisvonNächtigungskosten im Vergleichzur An-
reiseamVorabendmöglich.

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