In den Basaren wird Weih-
rauch säckeweise verkauft
DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,12.NOVEMBER2019 REISE 25
Der Geschäftsmann sitzt zu-
fffrieden hinter seinem Verkaufs-rieden hinter seinem Verkaufs-
stand auf dem Weihrauchbasar
von Salala und erzählt von den
VVVorzügen des Harzes, das in derorzügen des Harzes, das in der
Antike gegen Gold aufgewogen
worden sei. Der schwere, süßliche
Duft in seinem Laden ist betö-
rend. Dennoch holt Ahmed hinter
seinem Ladentisch einen weiteren
qualmenden Öfchen-Ständer her-
vor, um noch mehr Weihrauch zu
verbrennen. Vielleicht gehört es
zur Verkaufsstrategie, den Kun-
den mit dem Duft zu benebeln?
Auch vor den anderen Läden
des Weihrauchsouks steigen
Rauchschwaden auf. Frauen in
schwarzen Gewändern bieten
Räuchermischungen aus Myrrhe,
Sandelholz und natürlich Weih-
rauch an. Der Basar befindet sich
in unmittelbarer Umgebung des
Sultanspalastes und des Weih-
rauchmuseums. Gleich dahinter
am ewig langen Sandstrand lie-
gen die Ruinen von Al-Baleed,
dem antiken Weihrauchhafen von
Salala, von dem schon Marco Po-
lo schwärmte.
Weihrauch, sagt Ahmed Taha,
rieche nicht nur angenehm, son-
dern sei auch beruhigend, reini-
gend und rege den Geist an. Ein
Weihrauchverbrenner dürfe in
keinem omanischen Haushalt
fehlen. Zimmer und Kleidung
werden mit Weihrauch parfü-
miert und Trinkwasser aromati-
siert. Die ätherischen Dämpfe
seien desinfizierend und linder-
ten Atemprobleme, Magen- und
Darmbeschwerden.
„Einige benutzen es sogar als
Kaugummi für die Zahnreini-
gung“, sagt Ahmed und steckt
sich als Beweis einen dicken
Klumpen Weihrauch in den
Mund. Der gewöhnungsbedürfti-
ge Geschmack macht ihm nichts
aus.
Schon die alten Griechen,
ägyptischen Pharaonen und rö-
mischen Kaiser wussten um die
Vorzüge des duftenden Harzes
aus dem südlichen Oman. Tutan-
chamun ließ sich im ägyptischen
Tal der Könige mit Weihrauch be-
statten, ergaben Harzreste im
Grab. Kaiser Nero und König Sa-
lomo liebten den Duft. So entwi-
ckelte sich die Region Dhofar be-
reits in der Antike zur Wiege des
Weihrauches. In den Tempeln
Roms, Babylons, Persiens und
Ägyptens brachte man den Göt-
Roms, Babylons, Persiens und
Ägyptens brachte man den Göt-
Roms, Babylons, Persiens und
tern Weihrauchopfer dar. Als
„Tränen Allahs“ und „Tränen der
Götter“ wurde er bezeichnet.
Im Neuen Testament heißt es
im Matthäusevangelium über die
Ankunft der Heiligen Drei König
in Bethlehem: „Und sie sahen das
Kindlein, warfen sich nieder, hul-
digten ihm, taten ihre Schätze auf
und brachten ihm Gold und
Weihrauch und Myrrhe.“ Seitdem
gehört der Duft von Weihrauch
zu Adventszeit und Weihnachten.
Lange wusste man nicht, wo-
her der Weihrauch kam. Das
„Morgenland“, aus dem die Wei-
sen kamen, war ziemlich unkon-
kret. Heute ist die Herkunft be-
kannt. Schon 2000 Jahre vor der
Geburt Christi brachten Kamel-
karawanen das „weiße Gold“ aus
der südarabischen Region Dhofar
über die legendäre Weihrauch-
straße. Über Jemen und Saudi-
Arabien führte die Handelsroute
entlang des Roten Meeres vorbei
an Mekka hinauf ins jordanische
Petra, nach Damaskus, ins Heili-
ge Land und ins ägyptische Ale-
xandria.
Seine Blütezeit erlebte der
Weihrauchhandel zwischen dem
- Jahrhundert v. Chr. und dem 1.
Jahrhundert n. Chr. – also lange
bevor die Christen das Harz für
ihre Liturgie benutzten.
„Der Weihrauch machte die
Region reich. So hielt man den
Ursprung auch lange geheim, die
Handelswege wurden gut über-
wacht“, erklärt Ahmed al Awaid.
Von hier aus wurde der Weih-
rauch zunächst ins nahe Ubar ge-
bracht, eine antike Karawanen-
stadt und Startpunkt der Weih-
rauchstraße. Karawanen mit bis
zu 2000 Kamelen sollen hier mit
Gewürzen, Edelsteinen und
Weihrauch aufgebrochen sein.
Erst 1992 fanden amerikani-
sche Archäologen per Satelliten-
aufnahmen am Ortsrand des heu-
tigen Shisr das im Wüstensand
vergrabene Handelszentrum. Die
Reste eines Wehrturms und die
Grundmauern alter Steinhäuser,
mehr ist nicht erhalten. Der Aus-
flug lohnt sich trotzdem. Ab hier
taucht man nämlich in die Rub al-
Khali ein, ins Leere Viertel – die
größte zusammenhängende
Sandwüste der Erde.
Neben Ubar war vor allem das
historische Sumhuram Ausgangs-
punkt der Weihrauchstraße. Die
große Festung der Küstenstadt
mit dem Weihrauchhafen von
Kor Rori wurde 2014 restauriert
und zeugt von der einstigen Be-
deutung des Weihrauchhandels.
Sumhuram war ein wichtiger
Hafen auf der Handelsroute von
Indien und China zum Mittel-
meer. Ganz in der Nähe liegen
das sehenswerte Fort von Taqah
und das Küstendorf Mirbat, eben-
falls ein wichtiger Handelskno-
tenpunkt auf der ehemaligen
Weihrauchstraße. Heute ist der
Ort bekannt für seine Fischspe-
zialitäten und das schneeweiße
Mausoleum des Propheten Mo-
hammed Bin Ali al-Alawi.
Auch heute noch gehört der
Weihrauchhandel neben dem
Tourismus zum größten Wirt-
schaftsfaktor der Dhofar-Region.
Hier werden jährlich 7000 Ton-
nen produziert und in alle Welt
verkauft. Die meisten Touristen
kommen zwar wegen der Sand-
strände am türkisblauen Arabi-
schen Meer und der schroffen
Gebirgslandschaft, doch gehört
die Kultur des Duftharzes eben-
falls zu den besonderen Reizen
der Region.
Auf dem Weg zum Grab und
dem angeblichen Fußabdruck des
Propheten Hiob kommt man in
den tiefen Schluchten des Qara-
Gebirges an bizarren Weihrauch-
bäumen vorbei. Bergauf, bergab,
die Sonne brennt. Höchste Zeit
für ein Bad am weiten, einsamen
Mughsail-Strand. Blutrot ver-
sinkt die Sonne im Meer. Aus ei-
nem Strandrestaurant duftet es
nach Tee und geschmortem Ka-
melfleisch. Und natürlich qualmt
in einer Ecke auch ein kleiner
Weihrauchbrenner vor sich hin.
Der Duft der
Tränen Allahs
Im Süden des Omans liegt die Wiege des Weihrauches. Die meisten
Touristen kommen wegen der Sandstrände. Doch es lohnt sich,
auch die Handelsrouten und Weihrauchbaum-Landschaften der
Provinz Dhofar zu entdecken, wo das kostbare Harz gewonnen wird
TÜRKEI
Touristenabgabe
wird vorbereitet
Die Türkei plant einem
Medienbericht zufolge eine
Bettensteuer für Hotelgäste.
Wie das Fachmagazin „fvw“
berichtet, hat das türkische
Parlament die Einführung der
Steuer beschlossen. Ab wann
und wie die Abgabe erhoben
werde, sei aber noch unklar. In
Fünf-Sterne-Hotels soll die
Bettensteuer laut türkischen
Medienberichten bei 18 Lira
(2,80 Euro) pro Person und
Tag liegen. Zwölf Lira (1,90
Euro) sind in Vier-Sterne-
Unterkünften vorgesehen und
neun Lira (1,40 Euro) in Drei-
Sterne-Häusern. In Ein- und
Zwei-Sterne-Hotels werde ein
Mindestbetrag von sechs Lira
(0,95 Euro) fällig. Kinder unter
zwölf Jahren sollen von der
Steuer ausgenommen werden.
BERLIN
Checkpoint Charlie
ohne Soldaten
Soldatendarsteller, die von
Touristen Geld für Fotos ver-
langen – am berühmtem Berli-
ner Checkpoint Charlie soll es
das nicht länger geben. Wegen
vieler Beschwerden von Bür-
gern und Touristen habe man
entschieden, gegen das bisher
geduldete Treiben am früheren
Grenzkontrollpunkt vorzuge-
hen, teilte das Bezirksamt
Friedrichshain-Kreuzberg mit.
„Dem Betreiber wurde mit-
geteilt, dass die Duldung ab
sofort aufgehoben ist und er
mit Verfolgung einer Zuwider-
handlung rechnen muss.“ Laut
einem Bericht der „Bild“-Zei-
tung kassierten falsche Sol-
daten für Fotos vier Euro. Der
Checkpoint Charlie war wäh-
rend der Teilung Berlins aus-
schließlich der Grenzübergang
für Diplomaten – darum
kommt er in vielen Filmen vor.
Nach dem Mauerbau 1961 stan-
den sich hier amerikanische
und sowjetische Panzer gegen-
über.
FLUGVERKEHR
Neues Terminal
in New Orleans
Der Flughafen New Orleans
hat ein neues modernes Termi-
nal bekommen. Seit 6. Novem-
ber werden darüber die Flüge
aller 16 Fluggesellschaften
abgewickelt, wie der Airport
mitteilt. Zu den Annehmlich-
keiten für Passagiere zählen
unter anderem kostenloses
WLAN, Wasserstationen und
Steckdosen in der Hälfte aller
Sitze. Die Eröffnung des neuen
Terminals war mehrfach ver-
schoben worden. New Orleans
liegt an der Mississippimün-
dung in Louisiana.
REISE-NEWS