Die Welt Kompakt - 12.11.2019

(Joyce) #1

30 PANORAMA DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,12.NOVEMBER2019


BADEN-WÜRTTEMBERG


Dopinglabor mit


Marihuanaplantage


Ein Dopinglabor mit Marihua-
naplantage haben Zollfahnder
im Kreis Göppingen bei einem
46-Jährigen und seinem über
70-jährigen Vater entdeckt.
Außerdem hätten die Ermittler
2,3 Kilogramm Dopingmittel-
rohstoffe, 1200 Kapseln, die
mutmaßlich mit Dopingmitteln
befüllt seien, und zwei Ka-
nister mit Chemikalien sicher-
gestellt. In der Wohnung habe
sich außerdem eine Marihua-
naplantage mit 25 Pflanzen
befunden. Zwei an die beiden
adressierten Sendungen mit
Doping- und Betäubungsmit-
teln, die in Hongkong und
Frankfurt sichergestellt wur-
den, gaben den Hinweis.


BRANDENBURG


Vater vor den Augen


seiner Familie überrollt


Bei einem Unfall auf der Bun-
desstraße 5 im brandenburgi-
schen Dallgow-Döberitz ist ein
Familienvater vor den Augen
seiner Frau und seiner drei
Kinder von einem Auto über-
rollt und getötet worden. Der
32 Jahre alte Mann war am
frühen Abend bei Nebel und
schlechter Sicht mit dem Auto
gegen eine Leitplanke gefah-
ren, teilte die Polizei mit. Er
stieg dann aus seinem Auto aus
und wurde überrollt. Ob der
32-Jährige von einem oder
mehreren Autos erfasst und
überrollt wurde und warum er
aus seinem Wagen stieg, sei
bisher noch unklar, sagte ein
Polizeisprecher. Im Wagen
saßen zum Zeitpunkt des Un-
falls die 27 Jahre alte Ehefrau
und die drei Kinder im Alter


von einem, drei und sieben
Jahren. Sie alle seien schwer
verletzt ins Krankenhaus ge-
bracht worden.

FRANKREICH

Pete Doherty erneut
festgenommen

Kurz nach seiner Festnahme
und anschließenden Freilas-
sung wegen Drogenerwerbs ist
der britische Rocksänger Pete
Doherty in Paris erneut in
Gewahrsam genommen wor-
den – diesmal nach einem
Alkoholexzess und einer Schlä-
gerei. Der 40-jährige Ex-
Freund von Topmodel Kate
Moss sei am Sonntag wegen
„Gewalttätigkeiten im Zustand
der Trunkenheit“ festgenom-
men worden, teilte die Staats-
anwaltschaft Paris mit. Seinem
Anwalt zufolge ging es um eine
„Schlägerei“ mit einem ande-
ren, ebenfalls alkoholisierten
Mann, der Anzeige erstattet
habe. Der frühere Frontmann
der Rockband The Libertines
war erst am Samstag in Paris
wieder auf freien Fuß gesetzt
worden. Der Musiker war zu-
vor wegen des Kaufs von Ko-
kain festgenommen worden.
Doherty war im neunten Ar-
rondissement, zu dem die für
ihr Nachtleben bekannte Ge-
gend um Pigalle gehört, auf
frischer Tat ertappt worden. Er
muss deshalb eine Geldstrafe
von 5000 Euro in Form von
100 Tagessätzen von je 50 Euro
zahlen. Doherty machte immer
wieder Schlagzeilen mit Dro-
genmissbrauch. Seinem Anwalt
zufolge versucht er derzeit
einen Entzug. Im Juli 2012
hatte ihn eine Luxusentzugs-
klinik in Thailand vor die Tür
gesetzt, weil der Musiker kei-
nen Willen gezeigt habe, seine
Sucht zu bekämpfen.

KOMPAKT


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D


as pinke Vulva-Mo-
dell, das Wednes-
day Martin bei Le-
sungen und Vor-
trägen immer zu
Demonstrationszwecken dabei
hat, liegt vor uns auf dem Tisch.
Die amerikanische Anthropolo-
gin und Bestsellerautorin liebt
es, über sogenannte Tabuthemen
zu sprechen. Über die eigene Ehe
aber möchte sie zunächst nicht
sprechen. Dafür hört sie sich um-
so lieber Intimes von anderen an


  • auch von mir.


VON LAURA SOPHIA JUNG

WELT:Anna Karenina, Madame
Bovary, Thérèse Raquin. Sie alle
sind Verführerinnen oder Ver-
führte, vor allem aber Ehebre-
cherinnen. Warum faszinieren
Sie diese kulturellen Figuren?

WEDNESDAY MARTIN: Ich erfor-
sche Frauen, die wir leiden-
schaftlich gerne hassen. Ich habe
ein Buch über die Stiefmutter ge-
schrieben und über die kulturelle
Animosität, die wir ihr entgegen-
bringen – nicht nur in Märchen.
Dann habe ich über die wohlha-
benden Mütter der Upper East
Sidein New York geschrieben,
über den intrasexuellen Wettbe-
werb und die Rituale dieser Kul-
tur, die wir in den USA liebend
gerne hassen. Aber die Frau, die
wir wirklich mehr als alle ande-
ren hassen, ist die Ehebrecherin,
die Betrügerin. Und darüber
wollte ich jetzt schreiben: Wa-
rum hassen wir sie so? Und was
kann ich aus diesem Hass über
unsere Vorstellungen von weibli-
cher Sexualität lernen?

Hassen Sie sie auch?
Nein, ich habe sehr viel Mitleid
mit der Ehebrecherin. Ich bin
selbst seit über 15 Jahren verhei-
ratet. Ich liebe meinen Ehemann
sehr, aber ich wollte immer auch

Abenteuer. Ich verstehe ihren
Impuls. Und als ich angefangen
habe, Studien zum Thema Ehe-
bruch zu sammeln, habe ich er-
kannt, dass das daran liegt, dass
Monogamie für Frauen mindes-
tens genauso schwer ist wie für
Männer.

Aber heißt es nicht immer, dass
Frauen auf der Suche nach ei-
nem Partner fürs Leben sind
und eher Männer diejenigen
sind, die Abenteuer wollen?
Das ist Quatsch. Studien haben
gezeigt, dass Frauen genauso ger-
ne und oft betrügen wie Männer.
Sie tun es nur seltener, weil sie
höhere Risiken eingehen müss-
ten: Sie sind zum Beispiel finan-
ziell abhängig oder haben ein
Kind. Und nicht zuletzt werden
sie von der Gesellschaft stärker
für ihren Betrug sanktioniert,

wenn er öffentlich wird. Da
bricht sich das Vorurteil Bahn,
das Sie in Ihrer Frage erwähnen:
Männer betrügen nun mal. Das
liegt in ihrer Natur, sie wollen
eben ihren Samen möglichst
breit streuen. Frauen hingegen
sollen brave Hausfrauen sein.
Wenn sie ihren Mann betrügen,
dann ist das wider die Natur. Da-
bei ist es total natürlich. Genauso
natürlich wie beim Mann.

Ist „Untrue“ also eine Verteidi-
gung der Ehebrecherin?
Es ist ein Buch, dass eine unpo-
puläre Position vertritt. Ich habe
Daten aus verschiedenen Diszip-
linen zusammengetragen, die
zeigen, dass das, was wir bisher
angenommen haben nicht
stimmt. Frauen sind nicht für die
Monogamie gemacht. Mit dem
Buch möchte ich erreichen, dass
Frauen aufhören, ihre eigene Se-
xualität zu pathologisieren. Viele
Frauen, die ich während der Re-
cherche getroffen habe, haben
mir gesagt: „Ich bin ein schlech-

tes Beispiel, weil ich nicht nor-
mal bin. Ich habe einen sehr star-
ken Sexualtrieb.“ Sie konnten
sich nicht vorstellen, dass es an-
deren Frauen genauso geht. Und
mein Buch sagt: Es geht nicht nur
anderen Frauen genauso, son-
dern es ist total normal, dass es
euch so geht.

Sie ziehen wissenschaftliche
Erkenntnisse heran, um ihre
These zu belegen. Gleichzeitig
kritisieren Sie aber auch For-
schungen zum Thema weibli-
cher Sexualität. Wie passt das
zusammen?
Ich kritisiere vor allem ältere
Forschung, die quasi ausschließ-
lich von Männern gemacht wur-
de und deshalb auch einen männ-
lichen Blick auf weibliche Sexua-
lität eingenommen hat. Verste-
hen Sie mich nicht falsch: Darwin
und Freud gehören zu meinen
größten Helden. Ich glaube auch
nicht, dass die Forscher, die ei-
nen verzerrten Blick auf weibli-
che Sexualität produziert haben,

„Frauen sind

nicht für die

Monogamie

gemacht“

Die Anthropologin Wednesday Martin hat die sexuellen


Sehnsüchte von Frauen erforscht – und die Frage,


warum Ehebrecherinnen gehasst werden. Ein Gespräch


als Ermutigung zum Seitensprung

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