Süddeutsche Zeitung - 12.11.2019

(Tuis.) #1
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Pressestimmen zum 3:1 für Liverpool

The Sun:„Liverpool hat mit dem amtieren-
den Meister den Boden gewischt. 30 Jahre
der Schmerzen, drei Jahrzehnte seit ihrem
letzten Ligatitel 1990, werden nun sicher
ein Ende finden. Die Trophäe wird keine
weite Reise haben: 35 Meilen von Ost nach
West, bis zur Anfield Road!“

Guardian:„Liverpool hat dieses Spiel nicht
wegen einzelner Schiedsrichterentschei-
dungen gewonnen – Pep Guardiola weiß
das besser als jeder andere!“

BBC: „Es war ein Statement-Sieg. Liver-
pool übernimmt die Kontrolle der Liga.“

Mirror:„Anfield schaukelte und zitterte
vor Aufregung. Es fühlt sich an wie ein ent-
scheidender Sieg, während es für City
jetzt ein langer, langer Weg zurück ist.“

Gazetta dello Sport:„Liverpool neun Punk-
te vor City – jetzt ist es eine Flucht!“

von tim brack

P


ep Guardiola verhielt sich zunächst
wie ein ehrenhafter Verlierer. Er gra-
tulierte Liverpool-Trainer Jürgen
Klopp zum Sieg und nahm sich der Reihe
nach auf dem Rasen fast jeden Spieler der
Reds vor. Auch der Torschütze Sadio Ma-
né, dem Guardiola vor dem Spiel vorgewor-
fen hatte, dass er manchmal etwas zu
leicht auf den Rasen fiele, erhielt einen re-
spektvollen Handschlag. Als Guardiola da-
nach zu Schiedsrichter Michael Oliver und
dessen Assistenten kam, streckte er auch
ihnen die Hand entgegen. Doch es war kei-
ne Geste der Fairness oder der Versöh-
nung, Guardiola packte mehr Sarkasmus
in seinen Händedruck als ein Satiriker in
ein ganzes Abendprogramm.

Ein wenig Bitterkeit war dem Trainer
von Manchester City nachzusehen. Guar-
diola hatte gerade an der Anfield Road
beim schärfsten Titelkonkurrenten Liver-
pool unglücklich verloren, besser gesagt:
Liverpool hatte 3:1 (2:0) gewonnen. Dass
darin durchaus ein Unterschied besteht,
lag am tollen Auftritt beider Teams. Die Er-
wartungen an dieses Duell waren maximal
hoch, im englischen Fußball, vielleicht so-
gar im europäischen, gibt es zur Zeit wohl
kein besseres Kräftemessen zwischen zwei
Klubteams. Und beide Trainer hatten ihre
Spieler mit dem Auftrag auf den Rasen ge-
schickt, diese Erwartungen auch 90 Minu-
ten lang mit Leben zu füllen.

Es war ein intensives Duell, in dem auch
City sehr gut spielte. Doch Liverpool prä-
sentierte sich am Sonntagabend in der
eigenen Festung Anfield wie ein Cham-
pion: selbstbewusst, in sich ruhend, uner-
schrocken, effizient, eiskalt. So prägnant,
wie sein Team gespielt hatte, schwärmte
Klopp anschließend in seiner Nachbetrach-
tung: „Es war außergewöhnlich, es war bru-
tal. Die Tore waren unglaublich, gegen ei-
nen außergewöhnlich starken Gegner. Ich
liebe diese Atmosphäre – ein perfekter
Abend“, sagte der Coach.
ManCity hatte früh angegriffen wie ein
Boxer, der den Kampf in Runde eins ent-
scheiden will, Attacken prasselten auf Li-
verpools Abwehrreihe ein. Doch Klopps Elf
hielt die Deckung oben, wartete mit der
Selbstgewissheit eines Lokalhelden, der
das Publikum hinter sich weiß und die Ge-
wissheit hat, dass es nur auf Wirkungstref-
fer ankommt. Zwei davon setzte Liverpool
bereits in der Anfangsphase, zwei Mal über-
spielte der Tabellenführer blitzschnell die
erste Pressingreihe des Meisters.
Schon nach sechs Minuten erzielte so
Fabinho mit einem wuchtigen Schuss die
Führung. Das 2:0 fiel kurz darauf nach
einer Flanke mit einer ausgeprägten
Flugkurve, wie sie wohl nur britische Au-
ßenverteidiger wie Andrew Robertson hin-
bringen; Stürmer Mo Salah verwertete die
Hereingabe per Kopf zum 2:0 (13.). Nach
der Pause traf dann Sadio Mané (3:0/51.) –
wieder nach einer scharfen Flanke und wie-
der mitten hinein in eine kurze Drangpha-
se von City. Bis zu Bernardo Silvas 1:3 (78.)
kontrollierte Liverpool danach das Spiel.
Auch Manchester kam weiter zu vereinzel-
ten guten Chancen, leistete sich aber große
Schwächen im Abschluss.

Durch den Sieg haben die Reds nun sat-
te neun Punkte Vorsprung auf den Meister
und auch schon acht Punkte Abstand zum
Überraschungszweiten aus Leicester. Der
Durst der LFC-Fans nach dem ersten Liga-
titel seit 1990 könnte also tatsächlich ge-
stillt werden. Doch Klopp, der in Liverpool
nicht nur Teammanager, sondern auch Er-
wartungsmanager ist, dämpfte diese Eu-
phorie. Das einzige Problem an so einem
Sieg seien die „Pundits“, die englischen
Fußballexperten, betonte Klopp: „Die ers-

ten werden heute Abend schon sagen: ‚Ab
jetzt kann Liverpool die Meisterschaft nur
noch verlieren.‘ So ein Quatsch! Zum Glück
sind wir selbst relativ entspannt, was das
angeht.“ Einer dieser Pundits, der frühere
Nationalstürmer Gary Lineker, schrieb bei
Twitter: „Nur Leicester kann Liverpool
jetzt noch einfangen ...“
Die Entspanntheit von Jürgen Klopp ist
noch mal spürbar gestiegen seit dem
Champions-League-Sieg im Juni. Der un-
bedingte Glaube an die eigene Stärke ist
einer der Stützpfeiler für Liverpools Domi-
nanz in dieser Saison. Seit der Henkelpokal
in die Stadt zurückgekehrt ist, umgibt die
Reds eine Aura des unerschütterlichen Sie-
geswillens: Zwölf Spiele, elf Siege, keine
Niederlage, 34 von 36 möglichen Punkten


  • so lautet die eindrucksvolle Zwischen-
    bilanz in der Premier League, nachdem die
    Reds im Frühjahr mit 97 Punkten nur der
    beste Zweite der Ligageschichte geworden
    waren. Dabei spazierte Liverpool bisher
    nicht gerade durch den Herbst. Immer wie-
    der gab es in Spielen Rückstände, nur zwei-
    mal verteidigte man die Null. Doch selbst
    nach Rückschlägen scheint die Willens-
    kraft der Mannschaft derzeit alles zu zer-
    malmen. Sie hat ein besonderes Talent da-
    für entwickelt, Spiele zu drehen oder späte
    Siegtreffer zu erzielen.
    Gegen City kam auch Wohlwollen des
    Schiedsrichtergespanns hinzu. Dem 1:0
    war jene Schlüsselszene vorangegangen,
    die der Auslöser für Guardiolas Ärger war:
    Eine Hereingabe von Bernardo Silva war
    im Strafraum an den abgespreizten Arm
    von Liverpool-Verteidiger Trent Alexander-
    Arnold geprallt. Es hätte durchaus Elfme-
    ter für City geben können, doch der Pfiff
    blieb aus. Im Gegenzug überrannte Liver-


pool City, und es fiel das 1:0 – weil Guardio-
las Spieler, allen voran Sergio Agüero, ver-
harrten, um zu reklamieren. „Wir hören
auf zu spielen“, kritisierte der deutsche Ci-
ty-Profi Ilkay Gündogan, „Sergio hätte den
Ball eventuell noch querlegen können
nach dem Handspiel, aber auch er hat kom-
plett aufgehört.“ Gündogan selbst war
aber auch nicht unschuldig am 0:1, er berei-
tete Fabinhos Schuss mit einem missglück-
ten Klärungsversuch vor. „Es ist eine die-
ser Szenen, wo du einfach weiterspielen
musst“, sagte Liverpools Handballer Alex-
ander-Arnold nach dem Spiel.

Ein zweites Handspiel von Alexander-
Arnold potenzierte Guardiolas Wut. Seine
Mannschaft war nach dem 1:3 die tonange-
bende Mannschaft, der Ball rotierte fast
ausschließlich durch die Reihen der Him-
melblauen. Doch als Raheem Sterling den
Ball aus kurzer Distanz dann wieder an
Alexander-Arnolds Hand schoss, gab es er-
neut keinen Elfmeterpfiff, diesmal zu
Recht – Guardiola aber war außer sich.
Er streckte zwei Finger in die Höhe: zwei-
mal Hand, zweimal kein Strafstoß, wollte
er damit signalisieren. DieTimesschrieb:
„Guardiola kocht über!“ Der Katalane wei-
gerte sich nach dem Spiel, seine Meinung
zu den Elfmeterszenen kundzutun. Statt-
dessen lobte er seine Mannschaft in höchs-
ten Tönen. Und er fügte trotzig an: „Wenn
Liverpool den Titel gewinnt, dann werde
ich ihnen als Erster gratulieren. Aber es
sind noch sieben Monate zu spielen.“

Köln – Am Sonntagabend hat der Bundes-
trainer auf seinen Stammplatz im Freibur-
ger Stadion verzichtet und sich auf Reisen
begeben, um Kandidaten für die National-
elf zu inspizieren. Die beschwerliche Tour
zum Spiel der Leverkusener in Wolfsburg
dürfte seinen Horizont jedoch kaum erwei-
tert haben. Joachim Löw sah zwar einen se-
riös verteidigenden Jonathan Tah und ei-
nen fleißigen Ex-Nationalspieler Kevin
Volland, das eigentliche Objekt seiner Stu-
dienreise erlebte er aber nur im Teilzeit-
Einsatz: Kai Havertz, 20, musste noch vor
der Pause den Platz verlassen, er hatte mit
Muskelproblemen zu tun. Am Montag be-
stätigte Bayer Leverkusen, dass der zuletzt
viel beschäftigte und ermattet wirkende
Havertz einen Faserriss erlitten habe. Bei
den Länderspielen gegen Weißrussland
(Samstag in Mönchengladbach) und Nord-
irland (am Dienstag darauf in Frankfurt)
wird der Mittelfeldspieler fehlen.
Außer dem Betroffenen darf in gewisser
Weise auch Löw diese Verletzung persön-
lich nehmen. Seit Havertz mit 17 in der Bun-
desliga debütierte, hat er abgesehen von ei-
ner harmlosen Knieprellung noch nie eine
Verletzung erlitten. Jetzt kommt ihn Löw
besuchen – prompt passiert etwas. Doch
Havertz war nicht der einzige unglückliche
Nationalspieler an diesem Wochenende.
In Berlin zog sich, in Abwesenheit von
Löw, Niklas Stark einen Nasenbeinbruch
zu, der seinen Einsatz im DFB-Team eben-
falls in Frage stellte. Hierhin passt das be-
liebte Wort „ausgerechnet“, denn Stark,
24, hatte schon bei der Länderspielrunde
im Oktober Pech gehabt: Erst brachte ihn
eine Magen-Darm-Grippe um den ersehn-
ten Debüt-Einsatz beim DFB, dann verletz-
te er sich im Teamhotel, als er nachts auf
dem Weg ins Badezimmer gegen einen
Glastisch stieß. So verpasste der Hertha-
Verteidiger zwei mögliche Einsätze, nach-
dem er bei den vorigen DFB-Einladungen
bei sechs Spielen hatte zuschauen müssen.
Marco Reus, 30, mag die Geschichte von
Stark bekannt vorkommen. Auch bei ihm
vergingen wegen Verletzungen und Krank-
heiten anderthalb Jahre zwischen der ers-
ten Einladung zur DFB-Elf und dem ersten
Einsatz. Diesmal ist es eine Sprunggelenk-
blessur, die Reus fernhält; am Sonntag er-
teilte er seine Absage. Jogi Löw muss das al-
les bekannt vorkommen, im Oktober fehl-
te ihm wegen Krankmeldungen eine kom-
plette Elf. Diesmal ist die Lage etwas ent-
spannter, durch die Rückkehr von Matthi-
as Ginter kann Löw in der Zentralverteidi-
gung sogar halbwegs programmgemäß ar-
beiten: Tah und Robin Koch sowie Emre
Can können die Problemzone besetzen.
Der Zuschauerandrang bei die beiden
letzten EM-Qualifikationsspiele ist über-
schaubar: In Gladbach wurden bisher laut
Kicker28 000, in Frankfurt 35 000 Karten
verkauft. Womöglich spart mancher Fan
lieber für das neue Trikot, das der DFB und
sein Ausrüster Adidas jetzt rechtzeitig zum
Weihnachtsgeschäft auf den Markt brin-
gen. Der Preis für das sogenannte „authen-
tische Modell“ liegt bei knapp 130 Euro,
die weniger anspruchsvolle Fan-Ausgabe
kostet 90 Euro. philipp selldorf

„Statement-Sieg“


Turin – Bei Cristiano Ronaldo brach mal
wieder die Diva durch: Nach seiner Aus-
wechslung gegen den AC Mailand in der
55.Minute stapfte der Torjäger von Juven-
tus Turin wütend in die Kabine, frisierte
sich nach dem Duschen noch schnell die
Haare und suchte eilig das Weite – noch be-
vor seine Kollegen den 1:0-Sieg im Prestige-
duell über die Zeit gebracht hatten. Drei Mi-
nuten vor Abpfiff verließ der 34-Jährige
laut Medienberichten das Stadion. Es war
ein Affront gegen die Mitspieler und gegen
Trainer Maurizio Sarri, den sich wohl nur
ein fünfmaliger Weltfußballer erlauben
kann. „Wenn er mit mir wütend ist, ist es
normal“, sagte der kantige Sarri, der Ronal-
do zum zweiten Mal nacheinander ausge-
wechselt hatte, wie zuvor schon in der
Champions League bei Lok Moskau.
Für Ronaldo kam dies offenbar einer
Majestätsbeleidigung gleich: „Der wüten-
de Ronaldo“ schriebTuttosport, die Sport-
zeitung wollte auch „ein giftiges Wort auf
Portugiesisch in Richtung Sarri“ vernom-
men haben. DerCorriere dello Sportlobte
hingegen Sarris „Mut“. Ronaldo selbst ging
am Tag danach nicht auf seine Flucht ein:
„Schwieriges Match, wichtiger Sieg“,
schrieb er lediglich auf Instagram.
Für Sarri lag der Grund auf der Hand: Ro-
naldo habe sich „zur Verfügung gestellt, ob-
wohl er nicht in bester Verfassung ist. Er
hat in den letzten Monaten leichte Proble-
me mit seinem Knie und einige Schmerzen
an der Wade und den Adduktoren. Das be-
einflusst ihn.“ Just der eingewechselte Pau-
lo Dybala erzielte das späte Siegtor (77.),
mit dem Juve Inter Mailand wieder von der
Tabellenspitze verdrängen konnte. sid

Los Angeles – „Svensson auf Lodeiro auf
Rodriguez!“ Die Amerikaner schreiben ger-
ne Sonette auf bedeutende Sportereignis-
se, und dieser Spielzug im Finale um die
amerikanische Fußballmeisterschaft bot
sich nicht nur deshalb als Titel an, weil er
die Partie zwischen den Seattle Sounders
und Toronto FC entscheidend geprägt hat,
sondern weil er symbolisch steht für den
Zustand der Fußballliga MLS.
Seattle gewann 3:0, es war das dritte
Endspiel dieser beiden Klubs innerhalb
von vier Jahren (2016 siegten die Sounders,
ein Jahr später Toronto). Es war ein hoher
Sieg, und es war ein unverdienter Sieg. Zur
Halbzeit nämlich, als es 0:0 stand, hätte To-
ronto 3:0 führen müssen. Dann gab es ein
Eigentor, einen Konter am Schluss – und
dazwischen diesen schönen Treffer: Gus-
tav Svensson (32/Schweden) eroberte den
Ball und passte ihn sogleich zu Nicolás Lo-
deiro (30/Uruguay) an der Strafraumgren-
ze. Der legte direkt ab, und Víctor Rodrígu-
ez (30/Spanien) schlenzte die Kugel aus
16 Metern in die rechte untere Ecke.

Im US-Fernsehen vermarkten sie diese
Spieler als „Nationalspieler und WM-Teil-
nehmer 2018“ (Svensson), als „Copa-Ame-
rica-Torschütze 2019“ (Lodeiro) – und als
einen, der „beim FC Barcelona ausgebildet
wurde“ (Rodríguez). Das stimmt alles, und
doch hört es sich ein bisschen besser an,
als es ist. Denn wer alle drei Akteure be-
reits vor diesem Finale gekannt hat, der

darf sich guten Gewissens ein wandelndes
Fußball-Lexikon nennen.
Das Bemerkenswerte daran ist, dass es
gut sein dürfte, so wie es ist. Denn dieses Fi-
nale fand ohne Beteiligung jener Spieler
statt, die auch Leute kennen, die sonst Fuß-
ball-Lexika befragen müssen: Die Liga-
Promis Zlatan Ibrahimovic (Los Angeles
Galaxy, Saisongehalt: 7,2 Millionen Dollar),
Bastian Schweinsteiger (Chicago Fire,
5,6 Millionen) und Wayne Rooney (DC Uni-
ted, 3,5 Millionen) sind früh gescheitert,
das Endspiel bestritten zwei Teams ohne
Weltstars. Bei Meister Seattle verdient
kein Spieler mehr als zwei Millionen Dol-
lar. Das Salär von Alex Roldan, der im Fina-
le 90 Minuten lang das Mittelfeld bewach-
te, lautet: 57 225 Dollar.
„Wir haben uns neben den anderen
Sportligen in diesem Land etabliert“, sagte
MLS-Chef Dan Garber bei der traditionel-
len Rede zur Lage der Liga einen Tag vor
dem Endspiel, zu dem mehr als 69000 Be-
sucher ins Stadion von Seattle kamen.
24 MLS-Vereine gibt es derzeit, und es ist
interessant, wohin diese Liga expandieren
wird: In der kommenden Saison beginnen
Inter Miami und Nashville FC den Spielbe-
trieb, danach folgen Austin FC (2021), Sa-
cramento Republic und ein Klub in St. Lou-
is (beide 2022). Der 30.Verein soll in Char-
lotte, Las Vegas oder Phoenix angesiedelt
sein, Garber sagt: „Wir wollen Klubs, die in
diesen Städten eine Heimat finden.“
Bis auf Miami, das schon aufgrund sei-
nes berühmten Besitzers David Beckham
eine Ausnahme darstellt, sind es allesamt
Städte, in denen höchstens zwei Vereine

aus den anderen vier großen US-Sportar-
ten (Basketball, Football, Baseball, Eisho-
ckey) beheimatet sind. Die MLS will ihre
Fahne also dort in den Boden rammen, wo
die Leute nicht schon übersättigt sind mit
Profisport: „Wir wollen eine Beziehung zu
diesen Städten aufbauen, wir wollen vom
Interesse am Fußball profitieren“, sagt Gar-
ber: „Wir wollen aber auch tolle Bedingun-
gen bieten wie ordentliche Stadien und pro-
fessionelle Trainingszentren.“

Und welche Spieler will diese 30er-Liga
ihren Zuschauern vorsetzen? Schweinstei-
ger hat seine Karriere beendet, Rooney
beim englischen Zweitligisten Derby Coun-
ty unterschrieben, Ibrahimovic scheint der-
zeit mit fast jedem Klub in Europa zu ver-
handeln, der AC Mailand gilt als favori-
siert. Diese Spieler waren Attraktionen, sie
haben für Aufmerksamkeit und prächtige
Szenen gesorgt. Doch die MLS scheint sich
nun emanzipieren zu wollen von Stars, die

am Ende der Laufbahn in die USA wech-
seln. Und genau dieser Plan führt zu Svens-
son, Lodeiro und Rodríguez.
Es hat ja durchaus ein paar andere gro-
ße Fußballspiele gegeben am Wochenen-
de, und wer beim globalisierten Streaming
erst die Topspiele aus Deutschland (FCBay-
ern gegen Dortmund) und England (Liver-
pool gegen Man City) gesehen hat und da-
nach dieses US-Finale, der dürfte einen
massiven Qualitätsunterschied bemerkt
haben. Svensson hat zuvor in der Türkei,
Ukraine und China gespielt, Lodeiro in Uru-
guay, Brasilien und Argentinien. Der in Bar-
celona ausgebildete Rodríguez spielte nur
in der Jugend bei den Katalanen, danach
bei deutlich weniger prominenten Verei-
nen in Spanien. Nur: Ist das so schlimm?

Die MLS will sich als sportlich und finan-
ziell attraktive Variante etablieren, die ge-
standene Europäer und Südamerikaner in
der Blüte ihrer Kariere aufnimmt, damit
heimische US-Talente – wie etwa Alex Rol-
dan, 23 – gestählt werden für die National-
elf oder einen Wechsel nach Europa. „Wir
sind eine junge Liga, die ihre besten Tage
noch vor sich hat“, sagt der Realist Garber.
Es wird zwar weiter auch Gerüchte um gro-
ße Namen geben (aktuell: Mesut Özil zu
Los Angeles Galaxy?). Aber es scheint der
MLS zu genügen, wenn das Sonett über ein
Finale nicht „Schweinsteiger gegen Ibrahi-
movic“ heißt, sondern: Svensson auf Lodei-
ro auf Rodríguez! jürgen schmieder

„Ich gratuliere Liverpool als Erster


- aber es sind noch sieben Monate
zu spielen“, sagt Guardiola


„Wir sind eine junge Liga, die ihre
besten Tage noch vor sich hat.“

Drei Absagen


Nationalelf ohne Reus, Stark und
Havertz – DFB präsentiert neues Trikot

Wirkungstreffer echter Champions


Mit der Aura unerschütterlicher Siegesgewissheit schlägt der FC Liverpool auch Manchester City und setzt sich neun Punkte vom Meister ab.
Verlierer Pep Guardiola hat für die Schiedsrichter nur Sarkasmus übrig. Jürgen Klopp schwärmt – und warnt vor verfrühter Euphorie

Majestätsbeleidigung
Ronaldo eilt nach Auswechslung davon

Svensson statt Ibrahimovic


Finale ohne Weltstars: Amerika-Meister Seattle steht exemplarisch für die Entwicklungspläne der Liga MLS, die sich von Glamour-Fußballern emanzipieren will


Ibrahimovic, Schweinsteiger und
Rooney waren früh gescheitert

„Liverpool kann die Meisterschaft
jetzt nur noch verlieren? So
ein Quatsch!“, grummelt Klopp

Respekt, Kollege! City-Trainer Pep Guardiola (ganz rechts) gratuliert Jürgen Klopp zum Sieg, den Liverpools Stürmer Sadio Mané (Bild links, in Rot) mit dem Tor zum 3:0 absicherte. FOTOS: GRIFFITHS/GETTY, RECINE/RTR

DEFGH Nr. 261, Dienstag, 12. November 2019 (^) SPORT 25
Hoch die Tassen und den Pokal! US-Meister Seattle Sounders feiert den deutlichen
3:0-Endspielsieg gegen Toronto. FOTO: ZUMA/IMAGO
Nadelstreifen quer: Die Nationalspieler
Werner, Gnabry und Schulz (von links)
im neuen DFB-Trikot. FOTO: DPA
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