Süddeutsche Zeitung - 12.11.2019

(Tuis.) #1
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Schwandorf – Wer nämlich mit „h“
schreibt, ist bekanntermaßen dämlich.
Beim Ortsnamen Fronberg verhält sich das
ganz änlich, äh, ähnlich. Fronberg ist ein
Ortsteil im oberpfälzischen Schwandorf,
das nebenbei bemerkt kein Dorf ist, son-
dern eine Stadt. Das ist aber auch alles ver-
wirrend. Wer jedenfalls nach Schwandorf-
Fronberg will, der nimmt am besten die
Bundesstraße 85 und dort die Ausfahrt in

Richtung Schwarzenfeld. Man kann sich ei-
gentlich kaum verfaren, äh, verfahren. Auf
dem Straßenschild an der Abfahrt steht
der Schwandorfer Ortsteil ja dick und fett
angeschrieben. Nur eben falsch. Denn auf
dem großen, gelben Schild steht nicht Fron-
berg, sondern, genau: Frohnberg.
Völlig zu Recht fragteDer Neue Tagalso
Ende August seine Leserinnen und Leser:
„Wo, bitte, liegt Frohnberg?“ Es war eine
rhetorische Frage, klar. Das war schon dar-
an zu merken, dass die Zeitung direkt die
Kalauermaschine anschmiss und schrieb:
„Die Kirwa-Hochburg vor den Toren der

Großen Kreisstadt jedenfalls braucht kein
Dehnungs-h, um jedes Jahr im Oktober
ausgedehnt zu feiern.“ Höhö. Etwas be-
schämt kündigte die Autobahndirektion
daraufhin an, die Aufschrift auf dem kurz
zuvor neu angebrachten Straßenschild zu
korrigieren – und das falsche Frohnberg
mit einer Blechtafel zu überdecken, auf der
Fronberg richtig geschrieben steht.
Doch jetzt, gut zwei Monate später,
scheint sich die Sache mit dem Deh-
nungs-h zumrunning gagauszudehnen.
Höhö. Diesmal ist es dieMittelbayerische
Zeitung, die zuerst darüber berichtet. Nahe
Fronberg sei wieder „ein Fehler aufge-
taucht“, schreibt die MZ, die das Deh-
nungs-h in „Fehler“ absolut vorbildlich ein-
setzt. Nach Fronberg ist jetzt der Wackers-
dorfer Ortsteil Rauberweiherhaus betrof-
fen, keine zehn Kilometer weiter östlich.
Auf dem großen, gelben Schild an der
Kreisstraße SAD 18 steht nicht etwa Raub-
erweiherhaus, sondern, genau: Rauberwei-
erhaus.
Herrschaftszeiten, wie kann das denn
schon wieder passieren? Hat der Autobahn-
direktion in Rauberweiherhaus vielleicht
jenes „h“ im Werkzeugkasten gefehlt, das
sie zuvor in Fronberg zu viel aufs Schild fo-
liert hatte? Die Antwort lautet: nein. Denn

für den Schreibfehler ist diesmal nicht die
Autobahndirektion verantwortlich, son-
dern das Landratsamt in Schwandorf, das
übrigens kein Dehnungs-h braucht, ob-
wohl Schwandorf mit einem ausgedehn-

ten „a“ gesprochen wird. Wie gesagt, sehr
verwirrend das alles. Oder?
Nachfrage bei Franz Pfeffer, dem stell-
vertretenden Sprecher im Schwandorfer
Landratsamt. Erste Frage, sehr gemein:

Warum braucht Rauberweiherhaus eigent-
lich ein Dehnungs-h? Sprecher Pfeffer:
„Weil man, glaube ich, immer noch jeden
Weiher mit ‚h‘ schreibt.“ Clevere Antwort.
Denn im Normalfall steht nach „ei“ tatsäch-
lich kein Dehnungs-h. Beispiele: frei,
schreien, Geier. Der Weiher ist also ein Aus-
nahmefall, genauso wie Reihe und Verzei-
hen. In der Oberpfalz, „im Land der Teiche

sollte man das schon wissen“, sagt Pfeffer.
Und er sagt, dass das Landratsamt den Feh-
ler auf dem Straßenschild bereits korri-
giert habe. Trotzdem, zweite Frage: Wie
konnte der Fehler denn nun passieren,
wenn der Oberpfälzer doch angeblich wis-
sen muss, dass man den Weiher mit „h“
schreibt? Na ja, sagt Pfeffer, „solche Fehler
passieren einfach.“ Ist diese Antwort nicht
ein bisschen zu lapidar? Ach, sagt Pfeffer,
er habe gehört, „dass auch dieSüddeutsche
Zeitungschon mal einen Fehler gemacht
hat.“ Die SZ weist diese Anschuldigung mit
Vehemenz zurück. Sie stimmt nähmlich
nicht. andreas glas

Rauberweierhaus statt
Rauberweiherhaus, so steht es
an der Kreisstraße SAD 18

Lindau – Die Lindauer wollen kein neues
Parkhaus direkt vor der Insel: Das haben
sie bei einem Bürgerentscheid mit eindeu-
tiger Mehrheit klar gemacht. 65 Prozent
von rund 20 000 Wahlberechtigten stimm-
ten laut vorläufigem Ergebnis vom Sonn-
tagabend gegen ein Parkhaus am Karl-Be-
ver-Platz, also direkt vor der Brücke, die
auf die Insel führt. Die Wahlbeteiligung lag
bei 40,5 Prozent, das Quorum ist damit er-
reicht: Der Beschluss ist nun erst einmal
bindend für den Stadtrat, der das Projekt
mehrheitlich unterstützt hatte.
Parkplätze sind ein zentrales Thema in
der Stadt am Bodensee, die gerade in den
Sommermonaten von vielen Touristen be-
sucht wird. Händler, Gastronomen und Ho-
teliers hatten den Bau des Parkhauses un-
terstützt. 2021 wird zusätzlich die Landes-
gartenschau in Lindau stattfinden, wofür
zahlreiche Parkplätze auf der Insel wegfal-
len werden. Die Unterstützer des Projekts
fürchten ein Parkchaos zur Landesgarten-
schau und auch danach: Das Gelände soll
dann mit Wohnbebauung überplant wer-
den, die Parkplätze dort fallen also dauer-
haft weg. Der Stadtrat wird nun über Alter-
nativen zu dem Parkhaus beraten müssen,
das 650 Stellplätze haben sollte. Die Geg-
ner des Projekts argumentieren, dass ein
Parkhaus in solch zentraler Lage keinen
Sinn habe, die Autos sollten nicht erst bis
zur Insel geleitet, sondern möglichst schon
vorher auf Parkplätze verteilt werden. Zu-
dem solle der Bahn- und auch der Schiffs-
verkehr gestärkt werden. ffu

von dominik hutter

München – Namensgeber sind zwei dicke
lange Mauern, geschmückt mit blauen Mo-
saiken. Drumherum verlaufen sorgsam
gezirkelte Wege, es gibt Rasenflächen, He-
cken und Blumenbeete. In den Beeten sind
in regelmäßigen Abständen Natursteine
verlegt, darauf befinden sich rostfarbene
Platten mit Namen und Daten. Denn bei
den Mosaikgärten handelt es sich um ei-
nen Teil des Westfriedhofs und damit um
Grabstätten. 1600 Urnenbestattungsplät-
ze gibt es hier seit 2015, und sie sind so ge-
fragt, dass das Ensemble nun erweitert
werden soll. Gerade erst hat der Stadtrat
570000 Euro genehmigt, um Platz für
weitere 500 Urnen zu schaffen.
Falls ein solcher Ausdruck im Bestat-
tungswesen zulässig ist, liegen die Mosaik-
gärten voll im Trend. Denn immer mehr
Münchner entscheiden sich für die Feuer-
bestattung und gegen aufwendiges Gar-
teln an den Gräbern der Angehörigen. Bei
den Mosaikgärten, wie auch bei diversen
anderen Angeboten an den städtischen
Friedhöfen, kauft man die Grabpflege
gleich mit dazu. Ab 93Euro pro Jahr ist ein
solches Service-Paket zu haben, gültig für
zwei Urnen „mit Rahmenbepflanzung“.
Das ist vor allem für Hinterbliebene wich-
tig, die nicht in München wohnen.
Der Anteil der klassischen Erdbestattun-
gen ist schon seit vielen Jahren rückläufig.
2003, so berichtet die für Friedhöfe zustän-
dige Gesundheitsreferentin Stephanie Ja-
cobs, gab es erstmals mehr Urnen- als Sarg-
bestattungen. In Zahlen: 6298 und 5815.
Inzwischen ist die Differenz noch größer
geworden, 2018 gab es 6989 Feuer- und
nur noch 3655Erdbestattungen. Urnengrä-
ber, die weniger Platz wegnehmen und da-
her auch preisgünstiger sind, stehen daher
in den Ausbauprogrammen für die Münch-
ner Friedhöfe weit oben. In Obermenzing
etwa gibt es seit 2011 die Urnengemein-
schaftsanlage „Blütenblätter“, bei denen
die Grabstätten eng beieinander in ge-
schwungenen Blumenbeeten angeordnet
sind. Ohne optische Abgrenzung zum Nach-
bargrab. Auch diese Anlage ist „pflegefrei“,
was bedeutet, dass die Stadt für die Be-
pflanzung und Pflege der Beete sorgt. Wie
das Pendant am Westfriedhof werden
auch die „Blütenblätter“ in den kommen-
den Jahren erweitert. 291 000 Euro sind im
Haushalt dafür eingeplant.
Mosaikgärten, Blütenblätter – die Ange-
bote für Bestattungsorte sind vielfältig in
München. Natürlich gibt es auch weiterhin
das klassische Erdgrab mit Grabstein, zu
pflegen von den Angehörigen. Es gibt aber
auch Urnennischen, Stelen mit einem gu-

ten Dutzend Namen darauf, spezielle Fö-
ten- und Neugeborenengräber oder nach
Südosten ausgerichtete Gräber mit Wasch-
räumen speziell für Muslime. Es gibt Ange-
bote für orthodoxe und liberale Juden. Und
sogenannte alternative Bestattungsfor-
men. Einfach unter Bäumen, ganz ohne
Erdhügel und Blumenschmuck. Letzteres
gibt es auf dem Waldfriedhof schon seit
1907, da hatte München Jacobs zufolge ei-
ne Pionierrolle inne. Allerdings kann die
Stadt im Bestattungswesen nicht einfach
frei schalten und walten, die zugehörigen
Gesetze werden auf der Landesebene er-
stellt. „Wir können daher nicht alle Wün-
sche erfüllen“, betont Jacobs. Vor allem für
nichtchristliche Religionen bedeutsam ist
der anstehende Wegfall der Sargpflicht.
Zwar sind Münchner Friedhöfe nicht so
berühmt wie Père Lachaise in Paris oder
der Wiener Zentralfriedhof. Mit dem Alten
Südfriedhof in der Isarvorstadt kann die
Stadt aber ebenfalls eine Touristenattrakti-
on vorweisen. Dort wird, wie am Alten
Nordfriedhof in der Maxvorstadt, heute
niemand mehr beerdigt. Die Anlagen die-
nen als Besichtigungsobjekt und auch
schlicht und einfach als Park. Mit allen Ne-
benerscheinungen, etwa wenn das allzu
freizeitorientierte Verhalten der Besucher
nicht mehr recht zum eigentlichen Fried-
hofscharakter passen will.

Aber auch die noch „aktiven“ Friedhöfe
prägen das Stadtbild mehr als es vielen auf-
fällt. Denn es gibt ja nicht nur die bekann-
ten und teilweise riesigen Anlagen à la
West, Ost- oder Nordfriedhof, deren byzan-
tinisch anmutende Bauten Teil des um die
Wende zum 20. Jahrhundert von Stadtbau-
rat Hans Grässel gestalteten Friedhofspro-
gramms sind. Es gibt auch kleinere Stadt-
teilfriedhöfe wie Haidhausen, auf denen
aus Platzmangel nur beerdigt werden darf,
wer auch im Viertel wohnt. In Bogenhau-
sen, wo Prominente wie Oskar Maria Graf,
Erich Kästner, Tankred Dorst, Rainer Wer-
ner Fassbinder und Helmut Dietl ihre Ruhe-
stätte haben, gibt es gar nur noch ein einzi-
ges freies Grab. Dort einen Platz zu finden,
ist auch ein Politikum. Denn neben altein-
gesessenen Bogenhausenern dürfen nur
bekannte Persönlichkeiten, die sich um die
Stadt verdient gemacht haben, hier beer-
digt werden. Wer darunter fällt, wird im
Rathaus entschieden. Reservierungen
sind anders als bei den meisten anderen
Friedhöfen nicht möglich.

Engpässe gibt es trotzdem nicht, zumin-
dest abseits der kleinen Innenstadtfriedhö-
fe. Gerade erst hat die Stadt beschlossen,
die sogenannte „Scholle drei“ im neuen
Teil des Riemer Friedhofs zu aktivieren –
die dritte von vier geplanten Erweiterungs-
stufen, die bis mindestens 2030 den örtli-
chen Bedarf decken soll. Insgesamt gibt es
in München nach Auskunft Jacobs’
260000 Grabstätten auf immerhin
29 Friedhöfen – die beiden Veteranen Alter
Süd- und Alter Nordfriedhof sind in dieser
Statistik nicht enthalten. 54 000 Grabstät-
ten sind aktuell noch frei, zusätzlich wer-
den immer wieder auch Gräber aufgelas-
sen. Der größte der Münchner Friedhöfe
ist der Waldfriedhof, auf dem es fast
65000 Grabstätten gibt.
Viele der letzten Ruhestätten in Mün-
chen beeindrucken auch durch ihre Bau-
ten. Neben den kuppelgekrönten Grässel-
schen Aussegnungshallen auf den großen
Friedhöfen zählen dazu etwa die erst vor
wenigen Jahren wieder hergerichteten Kas-
kaden im Ostfriedhof, eine idyllisch gelege-
ne Brunnenanlage. Oder die tempelartigen
Monumente an den alten Friedhöfen, das
Grab Rudolph Moshammers im Ostfried-
hof beispielsweise.
Zu den Bauprojekten der kommenden
Jahre gehört der Neubau des Krematori-
ums im Ostfriedhof. Und die zweite Sphinx
am Nordfriedhof. Nummer eins wurde be-
reits in einer öffentlichen „Bauhütte“ re-
konstruiert. Die beiden Fabelwesen mit Go-
ckelkopf werden wie einst das an der Unge-
rerstraße gelegene Portal der Ausseg-
nungshalle säumen – sie waren nach dem
Zweiten Weltkrieg auf bis heute ungeklär-
te Weise verschwunden. Auch dieses
43 000 Euro teure Projekt hat der Stadtrat
erst kürzlich genehmigt. Die Sphingen
sind von literarischer Bedeutung: Thomas
Manns Roman „Der Tod in Venedig“ be-
ginnt mit einem Spaziergang der Hauptfi-
gur Gustav von Aschenbach, der ihn am
Münchner Nordfriedhof vorbeiführt. Das
Ensemble wird beschrieben, samt den ne-
ben dem Portal der Aussegnungshalle thro-
nenden „apokalyptischen Tieren“. Aschen-
bach begegnet dort dem ersten seiner
Todesboten.
Friedhöfe sind eben auch ein Stück Kul-
tur. Wie die Bestattungskultur auch ganz
allgemein, die bei der Beurteilung etwa
von antiken Kulturen eine wesentliche Rol-
le spielt. Dass das Thema auch die Münch-
ner interessiert, konnte Gesundheitsrefe-
rentin Jacobs an dem großen Andrang bei
den Veranstaltungen „200 Jahre kommu-
nales Friedhofs- und Bestattungswesen“
ablesen. „Das Thema Tod gehört zum
Leben“, sagt sie. Keine falsche Scheu also.

Ein Sprecher des Landratsamts
gibt sich gelassen: „Solche
Fehler passieren einfach.“

Zwei Formen der Bestattungskultur:
Auf den Münchner Friedhöfen gibt es neben
den herkömmlichen Erdgräbern auch
Spezialangebote wie die Mosaikgärten auf
dem Westfriedhof.FOTOS: FLORIAN PELJAK

Ohlstadt – Zwei vermisste Seniorinnen ha-
ben etwa 120 Einsatzkräfte in Oberbayern
auf Trab gehalten. Nach einer mehrstündi-
gen Suche wurden die beiden 72- und
80-Jährigen wohlbehalten in einer Gast-
stätte in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-
Partenkirchen) entdeckt, wie die Polizei
am Montag mitteilte. Die Einsatzkräfte
brachten sie zurück in ihr Seniorenheim in
Oberau. Sie seien „entgegen der Anweisun-
gen des Pflegepersonals“ am Sonntag mit
dem Zug in einen Nachbarort aufgebro-
chen, sagte ein Sprecher. Demnach wollten
sie zurückwandern. Da sie bis zum Nach-
mittag nicht zurückgekehrt waren, wurde
die Suche eingeleitet. Bei der Aktion waren
Polizei, Feuerwehr, Bergwacht sowie eine
Rettungshundestaffel im Einsatz. dpa

Wer Fronberg mit „h“ schreibt ...


In der Oberpfalz taucht zum zweiten Mal ein falsch beschriftetes Straßenschild auf. Hohn und Spott sind den Verursachern sicher


Rechts geht’s nach Frohnberg, äh, eigentlich nach Fronberg, aber da ist mit dem
Straßenschild etwas schiefgegangen. FOTO: ALEX HUBER/MITTELBAYERISCHE ZEITUNG

Ein Grab mit Säulen (im Friedhof Neuhausen),ein
„apokalyptsches Tier“ (Nordfriedhof) und eine Gedenkstele
(Westfriedhof). FOTOS: STEPHAN RUMPF, ROBERT HAAS, FLORIAN PELJAK

Vermisste Seniorinnen


sitzen in Gaststätte


Lindauer stimmen


gegen neues Parkhaus


Die Friedhofsfrage kann ein
Politikum sein: In Bogenhausen
gibt es nur noch ein freies Grab

von olaf przybilla

N


atürlich wollen sie sich im Oden-
wald auch mal verzaubern lassen
von der Schwanenkönigin. Aber
es hilft ja nichts: Würde ein Odenwäldler
aus Fürth, gelegen an Südhessens Berg-
straße, sich auf den Weg dorthin machen,
wohin ihn Schwanensee-Plakate dieser
Tage zu locken versucht haben – er wür-
de schon an der Bezeichnung „Stadthal-
le“ scheitern, wo der Schwan angeblich
auftreten soll. Nein, Fürth im Odenwald
ist kein Kaff. Eine Stadt aber auch nicht.
Und also ist es schon ontologisch nicht
ganz einfach, dort eine Stadthalle aufzu-
suchen. Geschweige denn Schwanensee.
Das Verstörende ist: Der Fall, den die
Fürther Nachrichtennun aufgedeckt ha-
ben, ist beileibe nicht der erste. Diesmal
war’s ein Ballett-Veranstalter, der Fürth
mit Fürth verwechselt und seine Schwa-
nenplakate einfach in den Odenwald ge-
pappt hat. Wobei ja niemand dem Oden-
wäldler einen Tschaikowsky-Abend ver-
argen will. Aber dazu müsste er eben auf-
brechen nach „Fürth in Bayern“, wie das
die Deutsche Bahn nennt. Was für sich ge-
nommen auch schon einer Niedertracht
gleichkommt. Oder käme jemand auf die
Idee, in der Landeshauptstadt „München
in Oberbayern“ anzukündigen, nur weil
es auch München im Kreis Passau gibt?
Eben. Also nochmals für alle Zugbeglei-
ter und Ballettveranstalter dieser Welt:
Fürth ist – per definitionem – eine Groß-
stadt in Franken. Sie waren da mal deut-
scher Fußballmeister. Und falls man sich
das auch nicht merken kann, so doch we-
nigstens dies: Es gibt dort einen OB der
Sozialdemokratischen Partei Deutsch-
lands (das ist die mit den einstelligen Er-
gebnissen), der mit bis zu 80 Prozent Zu-
stimmung gewählt wird. In Bayern! Das
wird man sich doch mal merken können.
Nicht? Also dann bitte auf Youtube ein
Video anschauen, das besagter OB Tho-
mas Jung hat drehen lassen. Es beginnt
damit, dass Jung in seinen Rechner blickt
und sagt: „Da schau her, die Walhalla. Da
ist bestimmt unser Ludwig Erhard auch
drinnen.“ Ist er nicht. Also klemmt sich
der Sozi einen Plastik-Erhard (Erhard
war ein CDU-Mann aus Fürth in Bayern)
untern Arm und chauffiert ihn zur Wal-
halla. Der Film versteht sich offenbar als
Aufforderung. Man kann ihn hemdsärme-
lig und närrisch finden. Aber erfolgreich


  • wetten? – wird er trotzdem sein. Also:
    anschauen und Fürth kennenlernen!


(^26) MÜNCHEN · BAYERN Dienstag, 12. November 2019, Nr. 261 DEFGH
Rundum-Service ab
93 Euro jährlich

Weniger selbst gepflanzte Blumen,
mehr Urnenbeisetzungen: Auch auf den Friedhöfen der
Landeshauptstadt zeigen sich die Zeichen der Zeit
MITTEN IN FÜRTH
Im Odenwald
bei Mittelfranken

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