Frankfurter Allgemeine Zeitung - 12.11.2019

(Michael S) #1

NR.263·SEITE 7


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt DIENSTAG, 12.NOVEMBER 2019

Frau Stone, Sie sind vom Magazin „GQ“
als Frau des Jahres ausgezeichnet wor-
den, auch weil Sie in Hollywood schon
für Gleichberechtigung gekämpft haben,
bevor das populär wurde. War das eine
Strategie oder instinktive Reaktion auf
den Status quo im Filmgeschäft?
Da mussich et wasweiterausholen.Die El-
tern meinesVaters gehörtenzuden ersten
Familien,die inPennsylvania Ölgefördert
haben. Siewarensehr reich. Doch dann
gabeseinen schrecklichen Unfall an der
Bohrstelle. Durch dieExplosionkamen
allePersonen an Ortund Stelle umsLeben.
Das Geschäftwurde nichtanmeineGroß-
mutter, sondernanden achtzehnjährigen
Sohneines Großonkelsvererbt. Undder
hat dieFirmainnur zwei Jahrenverspielt
und versoffen. Meine Großmutterverarm-
te infolgedessenvöllig. Mein Vaterund
sein Bruder wurdenweggegeben und muss-
teninScheunen übernachten, dawarensie
geradedreiundvierJahrealt.MeinVater
istnur bis zur siebtenKlasse zur Schulege-
gangen,fing früh an zu arbeiten und hat es
dannirgendwiegeschafft,das Familien-
haus zurückzukaufen.Underwurde ein ein-
gefleischter Feminist. Mir ist erst vorkur-
zem bewusstgeworden, wie sehr ermich
schon als Kind beeinflussthat.


Wie muss man sich diese ersten feministi-
schen Lektionenvorstellen?
Als wir Kindergespielt haben, hat er
michbeiseitegenommen undgesagt: Du
lässt dichvon den Jungs besiegen,weil du
ihnengefallen willst. Aber du solltestda
rausgehen und gewinnen. Sie werden
dichmehr mögen,wenn sie dichrespektie-
ren. Später warerdagegen, dassich
Schauspielerinwerde. Erwarder festen
Überzeugung, diese Filmleutewürden
michwie den letzten Dreckbehandeln.
Underhatterecht .Ich habe aber erst spät
gelernt, meinefeminine Krafteinzuset-
zen –von Pamela Harriman.


Der legendären Diplomatin.
Genau. Sie hat michunter ihreFittichege-
nommen, als ich1995 inFrankreichinNa-
poleons ehemaligem Schlafzimmerals
„Chevalier des Artset Lettres“ zum Ritter
geschlagen wurde. Als amerikanische Bot-
schafterininParis richtete sie damals die
anschließendePartyfür michaus. Sie hat-
te folgendenRatfür mich: Du wirst nicht
gewinnen,indem duversuchst, ein Mann
zu sein.Dumusst begreifen, welche
Macht du alsFrau hastund wasdudamit
erreichenkannst. Das hat sie mir dannin
Gesellschaftall dieser mächtigen Männer
demonstriert. Siewarauf eine distanzier-
te Weise unglaublich charmant und
freundlich, ohneauchnur ansatzweise un-
angemessenverführerischzuwirken. Die
Männer schmolzendahin und fraßen ihr
aus der Hand. Beeindruckend. In diesem
Moment habe icherkannt, wie viel man
als Frau auf dieseWeise erreichenkann.


Ihr Feminismuswar ein Lernprozess?
Die Basis hat meinVatergelegt.Den Rest
habe ichimLaufeder Zeit vonfaszinie-
rendenFrauengelernt.Heuteweiß ich, es
gibt unterschiedliche Taktiken, um als
Frau sein Ziel zu erreichen.


Warum ist Ihnen der Einfluss Ihres Va-
ters erst so spät bewusst geworden?
Ichhabe michlangefür eine Humanistin
gehalten, die für Männer und Frauen


kämpft.Mein Vaterhat mir aber auchbei-
gebracht, michnicht andersals Männer be-
handeln zu lassen. Ichverdiene es,fair be-
zahlt und behandelt zuwerden. Unddazu
gehörtauch, dassman michnicht sexuell
belästigt.

Wie haben Sie sich dagegen gewehrt?
Wenn jemand in der Drehpause zu mei-
nemWohnwagenkam, um mir nahezu-
legen, dochlangsam mal Sexmit meinem
Ko-Star zu haben, habe ichgeantwortet:
Vielen Dank für das Angebot. Aber viel-
leicht sollten Sie Sexmit meinemFilm-
partner haben. Denn ichbin hiergerade
damit beschäftigt, eineRolle zu spielen.

War das an der Tagesordnung?
Das istnicht nur in derFilmindustrie an
der Tagesordnung. Es istTeil unseres Le-
bens und beginnt schon in denFamilien.
Das Problem istdas Schweigen,wenn es
um sexuellenMissbrauchgeht.Das pas-
siertinsehr armen, abergenauso in sehr
reichenFamilien. Dortliegt dieWurzel.
Dieses Schemasetzt sichspäter in der Ar-
beitsweltfort.Wir müssen das alsgesell-
schaftliches Problem behandeln,nicht als
Problem, das speziell imFilmgeschäft
stattfindet.Undwir werden nicht vor-
ankommen,wenn wir Schlagzeilenmit be-
sonders spektakulären Fällen machen.

Die Sensationslustverhindertletztlich,
dassneue Gesetzeverabschiedetwerden,
die wir dringend brauchen.Vergewaltigte
Kinder müssen eineLobbybekommen
und Täterverur teilt werden, egal ob es um
schwereVerbrechen oder scheinbarmin-
der schwereMissbrauchsfällegeht.

Hat die MeToo-Bewegung denn etwas
verändert?
Ichbewunderediese Bewegung.Aber das
warnur die Spitze des Eisbergs.Undich
spreche vonder ArtEisberg, der die
„Titanic“versenkthat.Eserinnertmich
an dieZeit, als ichbegann, michfür den
Kampfgegen Aidszuengagieren. Damals
warenelf Millionen Menschen an Aids er-
krankt–als man uns später endlichwahr-
nahm,warenschon 40 Millionen Men-
schen darangestorben. Bei denVereinten
Nationen, an die ichmichdamalsgewandt
habe, fühlte sichjedervonmeinerAggres-
sivität angegriffen. IchsolltemeineReden
vorher einreichen, habe michaber gewei-
gert.Deswegen hat man michnicht mehr
reingelassen. HeuteläuftWerbungfür
Aids-MedikamenteimFernsehen, die
man wie Aspirinkaufenkann. Darauf bin
ichunglaublichstolz. Daswäre nie pas-
siert,wenn wirvordenen die Kniege-
beugt hätten. Das Thema Missbrauchmüs-
sen wirgenauso angehen.

Sie haben sich als Sexsymbol nicht in
die damals existierenden Schubladen
stecken lassen,sondernstanden immer
für eine starke,selbstbewusste weibliche
Sexualität.
Sexualität istetwasWundervolles.Wir
müssenuns der Schönheit, derTragweite
und der Macht unserer Sexualitätbewusst
sein.Undwir sollten endlichaufhören, so
zu tun, als sei Sexetwas Schlechtes oder
Falsches.Genauso solltenFrauen auf-
hören, sichvon MännerninMachtposi-
tionen einschüchternzulassen, undbe-
greifen, dasssie genausostarkund mäch-
tig sind. Die Spielregeln zum Thema
Sexualität solltenwir nicht den Männern
überlassen.

Gibt die neue Generationjunger Män-
ner Anlasszur Hoffnung?
Nun, ic herziehe ja selbsteine neue Gene-
ration junger Männer.Ich habe drei Söh-
ne. Undich glaube ein grundlegendes
Verhaltensmuster zu erkennen, das ich
durch Erziehungkompensierenmuss. Es
scheint ein frühes Bedürfnis nachTöten
und Schießen zuexistieren.Wirmüssen
begreifen, wasdie natürliche Ursache
dafür ist, und es in dierichtigen Bahnen
lenken. Männer hatten immer dieAuf-
gabe, der Gemeinschaftzudienen, sie zu
beschützen.Wenn wir das nicht in den

Grif fkriegen, herrschen Chaos undZer-
störung. Jeder trägt diesesPotential in
sich.Aber es isteben nur einPotential,ge-
gendas ichmichbewusst entscheiden
kann. Im Moment haben wir viele falsche
Vorbilder und wir brauchen wieder besse-
re,gesündereRollenmuster,andenen wir
uns orientierenkönnen.

In der Laudatio zu Ihrer Ehrung hieß es
in Berlin vergangene Woche, Sie seien
ein Beispiel dafür, dass Schönheit kein
Alter habe. Wie alt fühlen Sie sich?
Ichbin 61 Jahrealt, und einTeil vonmir
fühlt sichauchgenauso alt.Aber der wich-
tiger eTeil vonmir is tinden Tiefenstruk-
turen meiner Persönlichkeit verankert.
Ichmusstevor 20 Jahren aufhören zu ar-
beiten,weil ic hkrank wurde. Anschlie-
ßend habe ichsehr spät im Leben meine
Kinder adoptiert, die jetzt 13, 14 und
19 Jahrealt sind.Unddas is tein wunder-
schöner neuerTeil meines Lebens.Für
michging es nie um das Alter.Was zählt,
sind Leben und Erfahrung. Eingewisser
Lebensstil is taber wichtig. Ichwill fit
bleiben, michgesund ernähren, lasse die
FingervonRauschgiftenund zu viel Alko-
hol. Glücklichzusein isteine Disziplin.
Wenn ichdreioder vierTage nichtglück-
lichwar,analysiereich,wie das passieren
konnte.

Wie haben Sie das gelernt?
Ichbin Buddhistin. Buddhismus istkeine
Religion,sonderneine Philosophie.Und
sie istsehrpraxisorientiert.Sie kommt
nicht mit diesemganzen Ballast daher,
den viele Religionen mit sichbringen:
Schuld,Scham, Leiden. Ichbin eine sehr
logische, pragmatische Denkerin. Des-
wegenfunktioniertBuddhismussehr gut
für mich. Gleichzeitig befriedigtermeine
spirituellenSehnsüchte. Die Philosophie
gabmir auchHalt nach meinem schweren
Schlaganfall.

Was provoziert denn aktuell Ihren
Kampfgeist?
Der Klimawandel istein wichtiges Thema
für mich. GretaThunbergist wahrschein-
lichdas Beste,was uns in diesemZusam-
menhang passiertist.Ich unterstütze auch
JaneFonda und ihren Protest. Sie istdes-
wegensogar nachWashingtongezogen,
wie sie mir amTelefon erzählt hat.Ihre
Aufrichtigkeit und ihr Mut sind
außergewöhnlich.Unser aktuelles politi-
sches Klima gibt wiedergroßen Grund zur
Besorgnis. Als Deutscher verstehen Sie
das vielleicht besser als andere. In Ihrem
Landist das Schlimmstepassiert,das man
sichüberhauptvorstellenkann. Mit dem
verrückten Präsidenten, den wirgerade in
unseremLand haben,fürchtenwir,etwas
Ähnlicheskönnteauchbei unsgeschehen.
JaneFonda hat immer anvorderster Front
gegensolche Entwicklungengekämpft.
Undesist ihr dabeivöllig egal, ob man sie
für dumm undtörichthalt.Dafürverdient
sie unserenRespekt.Wir haben einenPrä-
sidenten,der unsereUmwelt-Institutio-
nen schließt und so tut, als würde der Kli-
mawandel nichtexistieren.Wertut soet-
was? Jane wirdnicht müde zukämpfen.
Jetzt unterstützt sie GretaThunberg.Und
dieses Mädchen istfür michdie Stimme ei-
ner neuen Generation mit all ihren Mög-
lichkeiten. Ichbin ganz auf ihrer Seite. Sie
istein Wunder und ein Geschenk.

Die FragenstellteChristian Aus t.


Ausder Mojka, einem FlussinSanktPe-
tersburg, wurde am frühen Samstagmor-
gender 63 JahrealteHistorikerOleg
Sokolowgezogen. Er hatteeinenRuck-
sackdabei, in dem nachAngabenvonEr-
mittlernzweiweibliche Hände und eine
Pistole gefunden wurden. Der Dozent an
derStaatlichenUniversität,einSpezialist
für Napoleon und dessen Epoche, wurde
starkunter kühlt und betrunken in ein
Krankenhaus gebracht.InSokolows
Wohnung am Flussuferfand man einen
Frauenkopf. Das Opfer,die 24 Jahrealte
Anastass ijaJeschtschenko,warSokolows
Studentingewesen und seine Lebensge-
fährtingeworden. Beide lebten undver-
fasstenAufsätze zusammen. Sieteilten
die Leidenschaftfür historischeKostüme:
Ein Foto zeigt Sokolowals Napoleon und
Jeschtschenkoals Joséphine beimTanz.
Der Bruder der Getöte tenberichtete
nun, seine Schwesterhabe ihn um ein
Uhr in derNachtauf Freitag angerufen
undgesagt, sie habe zum Geburtstagei-
nes Freundesgehen wollen. Dochder ei-
fersüchtigeSokolowhabe sie beschimpft
und geschlagen; sie habe nur nochrasch
zurückindie Wohnunggehen wollen, um
ihreSachen zu holen. Gegen zwei Uhr
frühtöteteSokolowdann seineFreundin
in derWohnung mit vier Schüssen, wie er
am MontagvorGericht aussagte. Am
Freitagabend soll er Gäste empfangen ha-
ben,während dieTote in einemNeben-
zimmerversteckt war. Danach soll er den
Leichnam mit Sägeund Küchenmesser
zerlegt haben,wobei ihm übelgeworden
sei, weshalb ergetrunken habe. So viel,
dassermit dem Rucksackindie Mojkage-
stolpertsei.


AufnahmenvonÜberwachungskame-
raszeigen, wie ein Mann, angeblichSoko-
low, Päckchen in den Flusswirft,wohl
Körperteile. Taucherfanden zwar Schä-
del und Brustkorb eines bislang unbe-
kanntenToten, suchten aber nocham
Montag nach weiteren Leichenteilen. Der-
weil begründeteSokolowvor Gericht das
Geschehen damit, dassJeschtschenkowü-
tend geworden sei,wenn es um seine Kin-
der aus früheren Beziehungengegangen
sei, und ihn mit einem Messer angegrif-
fenhabe: „Solcheinen Ansturmder Ag-
gression habe ichnochnie gesehen.“
Über denFall wirdnicht nurwegender
grausigen Details diskutiert. Sokolowist
bekannt,veröffentlichteauchauf Pol-
nischund Französisch. InFrankreich,wo
er Lehraufträgehatte, wurde er im Jahr
2003 zum Ritter der Ehrenlegion er-
nannt.Inseiner HeimatwarSokolowMit-
gli ed desWissenschaftsrat sder Militärhis-
torischen Gesellschaftvon Kulturminis-
terWladimir Medinskij. Die Gesellschaft
isteine wichtigeKraft im Bemühen der
Machthaber,Russlands Geschichteals
SerievonSiegen darzustellen.Nachdem
Mordverschwand Sokolows Name um-
gehend aus der Liste der Wissenschafts-
ratsmitglieder auf der Internetseiteder
Gesellschaft, die schon am Samstagmit-
teilte, Sokolowsei „nicht Mitglied“. Das
wurde späterkorrigiert: Man arbeite an
einer neuen Besetzung.
Sokolowwar vonseinemForschungs-
gegenstand beseelt,wechselte laut Besu-
chernseinerVorlesungengerneins Fran-
zösische,spielteNapoleonund dessen Ge-
neräle nach.Passenderweise giltder Do-

zent als einer der Gründer der militärhisto-
rischenRekonstruktion inRussland.Re-
gelmäßig nahm er teil, wenn es galt,
Schlachten des„Vaterländischen Krieges“
von1812 darzustellen, wieNapoleonsge-
scheiterterFeldzug inRusslandgenannt
wird. Dabeiwarder Historikerauf dieRol-
le des französischenKaisersabonniert, zu
Fußund zu Pferde, mitUnifor mund Sä-
bel. DerVorsitzende der Internationalen
Militärhistorischen Vereinigung, Alex-
anderWalkowitsch, sagtenun derZeitung
„NowajaGaseta“, Sokolowsei schon im
gewöhnlichen Leben „ehrgeizig, ruhm-
süchtig und sehrreizbar“. DochinUni-
form habe sichSokolow„vollendsverän-
dert–nicht zum Besseren“. Er habe sich
mit Napoleon identifiziert. 2007 soll sich
Sokolowsosehr darüber erregt haben,
dassnicht er,sondernein Amerikaner bei
einerRekonstruktion den Imperator dar-
stellen sollte, dassereine Prügelei anzet-

telte und alsNapoleon seinem „neunten
Husarenregiment“befahl, die „russischen
Kavalleristen“ zuverprügeln,gegen diePo-
lizeirief er dannweiter eMilitärgeschichts-
adepten zu Hilfe.TrotzAnzeigeblieb das
Geschehen für Sokolowohne Folgen.
So waresauchimFrühjahr 2018, als
der Dozent einenStudenten, der ihnwäh-
rend einerVorlesung nachPlagiatsvor-
würfeneinesKonkurrenten fragte,von
kräftigen Männernunter Schlägen aus
dem Saalwerfen ließ: Daranfand eine
Ethikkommission derUniversität nichts
Verwerfliches. EinweitererWidersacher,
der Sokolowdie Übernahme eigener Ide-
en zu 1812vorwirft,hat zweimalvorGe-
richtverloren, aber jüngst, am 1.Novem-
ber,erreicht, dasssichder Dozent bei ihm
entschuldigen und ihn entschädigen müs-
se. Dieser Historikervermutetenun, dass
Sokolowdie Wut über die Justiznieder-
lage„an der Geliebten ausgelassen hat“.
NachdemVorfall 2018warenVorwür-
fe einerweiter en früherenStudentin Soko-
lows bekanntgeworden, inForm einer An-
zeige. Demnachverband die jungeFrau
im Jahr 2008 mit Sokolow, als dieser in
Moskau lebteund einen Schwager des da-
maligen Hauptstadtbürgermeisters be-
riet,eine Affäre.Als si edie Beziehung be-
enden und ihre Sachen aus Sokolows
Wohnung habe holenwollen, habe er sie
an einenStuhl gefesselt, geschlagen, an
den Haarengerissen, ihr ein heißes Bügel-
eisenvors Gesichtgehalten, sie mit Ent-
stellung und demTode bedroht.Die junge
Frau habe später ihrePrügelmalefotogra-
fiertund sichandie Polizeigewandt.Von
Ermittlungen wurde auchindiesemFall
nichts bekannt.

So wirkt derPetersburgerFall zugleich
als Beispiel für eingroßes Problem in
Russland: Gewalt gegenFrauen.Nurin
56 Prozent derFälle, in denen sich ein
Opfer häuslicherGewalt an diePolizei
wendet, wirdlaut einer aktuellenStudie
überhaupteine Anzeigeregistriert.Nach
offiziellen Angabenvon2013 werden in
Russland jedes Jahr 12 000Frauenvon
Verwandtengetötet.Opferschützer bekla-
genein Klima derStraflosigkeit auf Sei-
tender Männer,der Hilflosigkeit auf Sei-
tender Frauen und falsche politische Si-
gnale.Schutzmaßnahmen wievonPoli-
zei oder Gericht angeordnete Kontaktver-
bote gibt es nicht.
DafürkämpfenFrauenrechtsaktivistin-
nen wie AljonaPopowa,die mit Blickauf
Sokolows VorgeschichtedieserZeitung
sagte: „DerMordhättewomöglichver-
hindert werden können.“Popowa hat im
Parlament (weibliche)Verbündete gefun-
den, die ein Gesetzesprojekt zu Gewalt-
vorbeugung undKontaktverbotenvorbe-
reiten. Dochals eskürzlicheine Anhö-
rung dazugab, hättenVerfechter „konser-
vativer Werte“ Rednerinnenniederge-
schrien.
Sokolows Anwältewollen erreichen,
dassihr Mandantwegen„Tötung im Af-
fekt“ angeklagt wird,worauf nur bis zu
drei JahreHaftstehen. Den Ermittlern
soll der Historikergesagt haben, er habe
sichnachEntledigung vondem Leich-
nam inNapoleon-Uniformvor Touris ten
in der Peter-und-Paul-Festung, Sankt
Petersburgs Herzstück auf einer Insel im
Newa-Strom, das Leben nehmenwollen.
Das Gericht ordnete am MontagUnter-
suchungshaftan.

Weinstein hat Begleitung
Harvey Weinsteins bevorstehender
Vergewaltigungsprozessscheint sei-
nem LiebeslebenkeinenAbbruc hzu
tun.Der gestürzt eHollywoodmogul
wurdeverg angeneWoche imNewYor-
kerNachtclub„Socialista“ in Beglei-
tun ggesehen: Die 30 JahrealteSchau-
spielerin AlexandraVino solldie
Nachtüberwiegend auf dem Schoß
des Siebenundsechzigjährigen ver-
bracht haben. Vino, die im Film
„Mile 22“ zu sehenwar, wurde schon
2018eine Beziehungmit Weinstein
nachgesagt.Mehr als 60Frauen ha-
ben öffentlich Missbrauchsvorwürfe
gegenden Produzenten erhoben.
Nach einer Anklagewegen schwerer
VergewaltigungvonzweiFrauen er-
wartet Weinstein ein Prozess, der am


  1. Januar in Manhattan beginnt. ceh.


Neil Youngwill wählen
Neil Young möchte Amerikanerwer-
den, um bei derPräsidentenwahl
2020seineStimme abgeben zukön-
nen.Wie der 74 JahrealteFolk-Sän-
gerund Gitarrist mitteilte, hat er
schon denTest für angehende Ameri-
kaner absolviert.Wegenseines Mari-
huanakonsumserwarte ihn aber eine
weiterePrüfung.„Ichhoffe,einengu-
tenCharakter bewiesen zu haben, da-
mit ichüber Trump abstimmen
kann“, ließYoung wissen. Derkanadi-
sche Musiker lebt seit den sechziger
Jahren inNordkalifornien.Als Trump
2015verkündete, insWeiße Hausein-
ziehenzuwollen, ließerYoungs Titel
„Rockin’In TheFree World“ spielen.
Der Musikerstelltedamals umgehend
klar, Trumps politische Ambitionen
nicht zu unterstützen. ceh.

AnneWill trenntsich
Die Fernsehmoderatorin AnneWill,
53 Jahrealt, und dieKommunikations-
wissenschaftlerin Miriam Meckel, 52,
haben ihrePartnerschaftbeendet.
„Wir haben unsgetrennt“, hieß es am
Montagineiner Erklärung. 2016 hat-
tendie Frauen eineeingetrageneLe-
benspartnerschaftgeschlossen. dpa

„Sexualitätist etwas Wundervolles“

Schauspielerin SharonStoneüberFeminismus, übergriffige Angebotein Drehpausenund die bösenSeitenvonMännern


„Die Basis hat meinVatergelegt“:SharonStone wurde in Berlin in dervergangenenWocheals Frau des Jahresgeehrt. Fotodpa


Verkleidet:Sokolowund Jeschtschenko
bei einemTanz FotoEast2West

Kur zeMeldungen


ceh. LOSANGELES.Mindestens
100 Mitglieder einer Splittergruppe
der amerikanischen Glaubensgemein-
sch aftKircheJesu Christi der Heili-
gender LetztenTage sind nachdem
Anschlag auf eineWagenkolonne der
Gruppe aus Mexikoindie Vereinigten
Staaten zurückgekehrt. Nach einem
Bericht derZeitung„Arizona Daily
Star“ ließen sichdie Mormonen, die
fast 70 Jahreimnordmexikanischen
Bundesstaat Sonoralebten, vorüberge-
hend in Arizona nieder.Bei dem An-
schlag auf dieWagenkolonne hatten
Unbekanntevor einer Wochedrei
Frauen und sechs Kinder getöte t.
Sechs Kinder entkamen mit Schuss-
verletzungen.
Die Mormonen, dieViehzucht be-
treiben und Gemüse anbauen, sollen
in derVergangenheit wiederholt Aus-
einandersetzungen mitRauschgiftkar-
tellen ausgetragenhaben. Seit dem
Anschlagwerden sievonSoldaten be-
wacht. Die Gläubigen hatten sichin
den Fünfzigerninder Region an der
Grenze zu Arizona niedergelassen,
um weiter polygam zu leben.

Ein Napoleon mit Leichenteilen im Rucksack


Der bekannterussische HistorikerOleg Sokolowsoll seine jungeFreundin brutal ermordethaben /VonFriedrichSchmidt, Moskau


AFP/dpa.HAMBURG. Ein 55 Jahre
alter Mann soll in derNachtzum
Montag eine tote Frau mitten in
einem HamburgerWohngebietauf
einem Gehsteig abgelegt haben.
Nach Polizeiangaben beobachteten
ihn Zeugen und alarmiertendie Be-
amten, die den Mann nochauf der
Straße vorläufig festnahmen.Nach
erstenErkenntnissen könntedie
Fünfzigjährigemit demFünfundfünf-
zigjährigen undweiteren Männerin
einerWohnunggewohnt haben. Die
Männer sagten aus, dassdie Frau
schwer krankgewesen und schließ-
lichgestorben sei. Sie hätten die Lei-
chenicht mehr im Haus habenwol-
len. Hinweiseauf sogenanntesFremd-
verschulden lägen bisher nichtvor.
Einzelheiten zumTodder Frau wür-
den durch eine Obduktiongeklärt.
Gegen den Fünfundfünfzigjähri-
genbesteht demnachkein Tatver-
dacht, erkamwieder auf freienFuß.
In der Wohnung imStadtteil Bram-
feld nahmen diePolizeibeamtenau-
ßerdem einen 37 Jahrealten Mann
fest.Aucherwirdnichtverdächtig,
für denTodder Frau verantwortlich
zu sein. Allerdings blieb erwegendes
Verdachts des illegalenAufenthalts
in DeutschlandinGewahrsam. Die
Frau stammte aus Ghana, die Män-
ner kommen aus Nigeria. Einer Spre-
cherin der HamburgerStaatsanwalt-
schaftzufolgeist das Ablegen einer
Leichekein Verbrechen. Eskönnte
aber eine Ordnungswidrigkeit sein.

Mormo nen


verlassen Mexiko


Fra uenleiche


auf Gehweg


abgelegt

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