Die Zeit - 14.07.2019

(Jacob Rumans) #1

Von Tillmann Prüfer


Seit Ski gefahren wird, gibt es auch spezielle Kleidung für diesen
Sport. Und diese beeinflusst immer wieder auch die Mode, die ab-


seits der Berge und Pisten getragen wird. Zur Winterkollektion von
Dior etwa gehört eine dunkelgrüne wattierte Sportjacke, und bei


Burberry ist eine orange Nylonjacke im Angebot.
Ursprünglich gehörten Ski zur Ausrüstung von Soldaten, erst im



  1. Jahrhundert wurden sie zum Sportgerät weiterentwickelt. Die
    neue Freizeitbeschäftigung boomte Anfang der 1920er-Jahre in


Europa. Während an besseren Skimodellen gefeilt wurde, bemühte
man sich auch um schönere und zweckmäßigere Skibekleidung.


Zuvor trugen Sportlerinnen etwa Pelzschuhe, die zwar warm, aber
wenig elegant waren. In den Zwischenraum zwischen Leder und


Fell konnte man durch ein Ventil Öl einspritzen, das zusätzlich vor
Kälte schützte. Lange Unterhosen und Kniestrümpfe sollten die


Beine, so gut es ging, warm halten. Männer trugen Pumphosen aus
Loden zusammen mit kniehohen Filzgamaschen, und mittelgroße


Hüte schützten sie gegen die Sonne.
Doch mit den Jahren wurde das Skifahren immer modischer. Mitte


der Dreißigerjahre und bis hinein in die Vierzigerjahre kombinierte
man weite Hosen, deren Bund auf der natürlichen Taillenhöhe


saß, mit relativ kurzen Jacken und sogenannten Skiblusen, die in
Taille und Hüfte eher schmal geschnitten waren. In den Sechziger-


jahren wurde es ziemlich bunt in der Skimode – und sehr urban.
Die Hosen waren inzwischen so eng wie Leggins. Noch farben-


froher waren die Siebzigerjahre: Jetzt gab es Skianzüge in allen
möglichen Farben zu kaufen. Am Berg entwickelte sich ein eige-


ner Kleidungsstil: Alles war jetzt mit Daunen gepolstert, bunt und
voluminös. Dies führte in den Achtzigerjahren dazu, dass dicke


Daunenjacken auch immer öfter in den Städten auftauchten – und
nicht nur im Winter. Das bekannteste Beispiel waren die Paninari


in Mailand, eine Gruppe von Jugendlichen, die mit voluminösen
Moncler-Jacken auf ihren Mofas durch die Stadt brausten. Die


exklusiven Skijacken sollten si gna li sie ren, dass man sich mit dem
Kreis der Bestverdiener identifizierte, die ihre Winterferien in den


erlauchten Skiorten verbringen. Diese Assoziation macht Ski-Out-
fits noch heute zur modischen In spi ra tion.


Mittlerweile wird Skifahren allerdings nicht nur mit Wohlstand,
sondern auch mit Umweltzerstörung in Verbindung gebracht.


Vielleicht wird es also einmal so sein, dass man missbilligende
Blicke erntet, wenn man in der Stadt oder sonst wo mit bunter


Daunenjacke aufkreuzt.


Vom Berg herab


Stil

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, in der man mit ein an der reden
konnte, ohne dass jemand dauernd auf sein Handy geschaut hat?
Fühlt sich an, als sei das eine Ewigkeit her. Inzwischen ist es vielen
zwar unangenehm, dass sie permanent abgelenkt sind, aber trotzdem
können sie es nicht lassen, ständig nach neuen Nachrichten zu se-
hen. In der Kreativ-Branche laufen nun viele mit einer Smartwatch
herum. Auf deren kleinen Bildschirm kann man viel unauffälliger
gucken, wenn man jemandem gegenübersitzt, aber auch das nervt.
Ich finde Uhren ohne viel Schnickschnack viel besser.
Als ich sah, dass die japanische Firma Casio ihre alten G-Shocks
neu herausgebracht hat, habe ich mir eine zum Testen bestellt. Mit
Anfang zwanzig hatte ich schon mal eine – damals fand ich diese
Uhr wahnsinnig toll. Heute wirkt sie im Vergleich zu all den Mini-
computern am Handgelenk eher einfach und retro. Sie ist dick
und robust, mit ihrer grauen Digitalanzeige und den vier Knöpfen
an der Seite sieht sie fast so aus wie die Modelle von früher. Neben
der Uhrzeit kann man unter anderem das Datum und den Tag ab-
lesen. Klassische Funktionen wie die Stoppuhr, die Weltuhr oder
der Wecker sind ausgetüftelter als früher. Neu ist, dass die Uhr
auch Schritte zählen kann und dass sie sich per Blue tooth mit dem
Handy verbinden lässt.
Das Gute an ihr war und bleibt, dass sie absolut unkaputtbar ist
und mit rund 100 Euro einen ziemlich guten Preis hat. Ich war da-
mit mehr als zufrieden, sie lenkt mich nicht ab, sondern tut ihren
Job. Lustigerweise haben mich viele Leute darauf angesprochen.
»Die kenn ich doch von früher«, haben sie gesagt. »Und was kann
sie?« – »Sie ist wasserdicht«, habe ich geantwortet. »Was will man
von einer Uhr eigentlich mehr?«

Mirko Borsche freut sich über eine neue Uhr,


die er eigentlich schon kennt


Unter Strom

Technische Daten
Größe: 54 x 49 x 16 mm
Gewicht: 59 g
Preis: 99,90 Euro

Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
schreibt jede Woche die Kolumne »Unter Strom«

Foto

Casio Europe GmbH

Foto Peter Langer


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