Die Zeit - 14.07.2019

(Jacob Rumans) #1
Die Filmgrößen Leonardo DiCaprio
und Arnold Schwar zen egger sowie
Talkmasterin Ellen DeGeneres, alle drei
bekennende Umweltschützer, durften
in den letzten Tagen die Klimaaktivistin
Greta Thunberg treffen, die ja gerade
in den USA ist. Arnie Schwar zen egger
machte mit Greta eine Radtour (zuvor
bot er ihr schon mal seinen Elektro-
Hummer für einen Trip quer durch die
USA an, auf den wurde beim Treffen
aber offenbar nicht zurückgegriffen).
Leo DiCaprio verzichtete darauf, mit
einer Jacht vorzuschippern, wie er sonst
gern übers Meer fährt. Und Ellen De-
Generes kündigte vor laufender Kame-
ra an, Gretas Kampf künftig auf ihrer
Web site aktiv zu unterstützen.
Klar: Man muss sich schon etwas ein-
fallen lassen, wenn so hoher Besuch
kommt. Hollywoods Prominenz stellt
sich also gerade drängende Fragen: Wo
verstecke ich meinen Privatjet, wenn sie
da ist? Was mache ich mit meinen SUVs
vorm Haus? Wo bekomme ich noch
schnell sauberen Strom her? Wie kann
ich verhindern, dass sie meine Viel-
flieger-Karten von Delta und American
Air lines im Portemonnaie entdeckt?
Wie schaffe ich es, dass meine Kuh
nicht furzt? Und wie, dass ich nur atme,
wenn es unbedingt sein muss? Und vor
allem: Was koche ich? Rinderrollbraten

eher nicht. Reicht vegetarisch? Und was
unternehme ich nur mit ihr? Monopoly
spielen wäre ja unpassend.
Zudem, das weiß man als Star, macht
ein Treffen mit Greta allein aus einem
luxusverwöhnten Hollywood-Star mit
einem ökologischen Fußabdruck von
der Größe Südkaliforniens ja noch
keinen weltweit bewunderten Vor-
kämpfer für eine CO₂-neutrale Welt.
Dafür muss man nach dem Treffen
schon auch noch die richtigen Worte
über Greta posten (natürlich nicht:
»Krass. Sie kannte meinen letzten Film
gar nicht«). Die Krux: Die Lobhude-
leien von den drei Erstbesuchten sind
leider kaum noch zu übertreffen. »Eine
der Anführerinnen unserer Zeit« (Leo),
»eine der lautesten Stimmen unserer
Zeit« (Ellen), »meine Heldin« (Arnie).
»Meine Gottheit« wäre noch frei, viel-
leicht aber auch ein bisschen drüber.
Man wünscht sich, dass der Nächst-
besuchte kein Star ist, sondern Tilman
Kuban, der Vorsitzende der Jungen
Union. Kuban würde mit einem 20 Jah-
re alten VW Polo vorfahren, Greta
»Zum Haxnwirt« ausführen und ihr er-
klären, das Gerede vom Klimawandel sei
nur das Resultat der Merkelschen Ver-
grünung der Welt. Und anschließend
würde er auf allen sozialen Kanälen pos-
ten: »Mensch, war das langweilig.«

Von Peter Dausend

Gesellschaftskritik ÜBER AUSFLÜGE

Auch Arnold Schwarzenegger musste sich fragen: Was mach ich
mit Greta, wenn sie mich besucht?

Foto


Arnold Schwarzenegger / Twitter


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