Neue Zürcher Zeitung - 13.11.2019

(Barry) #1

2INTERNATIONAL Mittwoch, 13. November 2019


FranzösischePolizistenräumeninLePerthus den Grenzübergang frei. D. BORRAT / EPA

Polizei geht gegenGrenzblockade vor


(dpa)·An der Grenze zwischen Spanien
undFrankreichhabenPolizisten damit
begonnen, eine von katalanischen Unab-
hängigkeitsbefürwortern blockierteVer-
kehrsader zuräumen. Etwa 20 00 Akti-
visten hatten seit Montag den Über-
gangspunkt zwischenLaJonquera und
LePerthus auf beiden Seiten der Grenze
besetzt, wie die Zeitung «LaVanguardia»
berichtete. Zu der Protestaktion hatte die
katalanische Plattform «Demokratischer
Tsunami» aufgerufen, die bereits zuvor in
anderenTeilen der abtrünnigenRegion
Grossproteste organisiert hatte.
Französische und spanische Beamte
waren im Einsatz, um die Blockade auf-
zulösen. Zunächst hätten französische
Polizisten versucht, die Demonstranten

auf spanischesTerritorium zurückzu-
drängen. Später sei dabei auchTr änengas
eingesetzt worden, berichtete der spani-
sche SenderRTVE. Die Aktivisten hat-
ten dieAutobahn mitFahrzeugen,Bar-
rikaden und Sitzblockaden besetzt. Sie
fordern, dass dieRegierung in Madrid
Gespräche mit der katalanischenFüh-
rungaufnimmt.Auf Schildern warzule-
sen: «Spanien, setz dich hin undrede».
Seit das Oberste Gericht Mitte Okto-
ber neun Separatistenführer wegen ihrer
Rolle beim verbotenen Unabhängigkeits-
referendum vom Herbst 20 17 zu Haftstra-
fen verurteilt hatte, kommt dieRegion
nicht zurRuhe.Immer wieder gibt es in
Barcelona und anderenTeilen Katalo-
niens teilweise gewalttätige Proteste.

Regierung in der Moldau


gestürzt


(dpa)·Nach nur fünf Monaten im Amt
ist dieRegierung der Ex-Sowjetrepu-
blik Moldau zerbrochen.Das Parlament
entzog dem Kabinett der prowestlichen
Ministerpräsidentin Maia Sandu am
Dienstag mit 63 der 101 Stimmen das
Vertrauen. Präsident Igor Dodon rief
alleParteien auf, schnell eine Lösung zu
finden und eine neueRegierung zu bil-
den. «Es muss allesgetan werden, damit
die politische Krise nicht in eine soziale
und wirtschaftliche mündet.»Das Par-
lament war erst imFebruar neu gewählt
worden. Nach einem tagelangen Macht-
kampf, bei dem es faktisch zweiRegie-
rungen gab,setzte sich dieKoalition aus
proeuropäischen und moskaufreund-
lichen Kräften durch.Auslöser für die
Krise des Bündnisses aus den von Prä-
sident Dodon unterstützten Sozialisten
und dem proeuropäischenParteienblock


IN KÜRZE


Afghanische Regierung will
drei Taliban-Chefs freilassen
(dpa)·Die afghanischeRegierung will
drei hochrangigeTaliban-Gefangene
freilassen.Das erklärte Präsident Ashraf
Ghani am Dienstag in Kabul. Unter den
Freizulassenden sei auch Anas Haqqani,
der jüngere Bruder des Anführers des
Haqqani-Netzwerkes undVizechefs der
Taliban, Sirajuddin Haqqani. Bedingung
fürdieFreilassung ist demVernehmen
nach, dass dieTaliban ihrerseits zwei
von ihnen entführte Professorenfrei-
lassen, die an der Amerikanischen Uni-
versität in Kabul tätig waren.Das Haq-
qani-Netzwerk istTeil derTaliban und
verantwortlich für einige der grausams-
ten Anschläge in Afghanistan. DieFrei-
lassungenkönnten laut Beobachtern
dazu beitragen, die im September abge-
brochenenFriedensgespräche zwischen
den USA und denTaliban wiederauf-
zunehmen. Gleichzeitig hoffe man, da-
mit den Haqqani-Flügel von den politi-
schen Gesprächen über eine Lösung des
Afghanistan-Konflikts zu überzeugen.

Ausbau der militärischen
Zu sammenarbeit in der EU
(dpa)·Die EU-Staaten haben eine wei-
tereAusweitung der ständigen militäri-
schen Zusammenarbeit beschlossen.
Bei einemTr effen in Brüssel stimmten
dieVerteidigungsminister am Diens-
tag 13 neuen Projekten zu. Unter deut-
scherFührung soll zum Beispiel einKo-
ordinierungszentrum für Cyberabwehr
aufgebaut werden. Bei anderen Projek-
ten geht es unter anderem um die Ent-
wicklung eines unbemanntenSystems
zur U-Boot-Bekämpfung oder dieVer-
besserung derAusbildung von Solda-
ten. Die 13 neuen Projekte werden über

Cyberangriff
auf britische Labour-Partei
(dp a/Reuters)·Die oppositionelle bri-
tischeLabour-Partei ist nach eigenen
Angaben Opfer eineskomplexen und
grossangelegten Cyberangriffs gewor-
den. «Wir habenrasch gehandelt, und
dieseVersuche sind an unserenrobus-
ten Sicherheitssystemen gescheitert»,
sagte eine Labour-Sprecherin. Die
Wahlkampfaktivitäten seien aber durch
den Angriff teilweise verlangsamt wor-

ACUM war derPosten des General-
staatsanwalts.Ursprünglich sollte es ein
offenesAuswahlverfahren geben. Minis-
terpräsidentin Sandu wollte aber ihren
Kandidaten durchsetzen und änderte
dafür ein Gesetz.Daraufhin leiteten die
Sozialisten ein Misstrauensvotum in die
Wege. Unklar war zunächst, ob es zu
Neuwahlenkommen wird.

AUFGEFALLEN


Der verstörende Duft


einer Chefterroristin


Marcel Gyr· Wie beimPendant in Deutschland, derRote-
Armee-Fraktion, liegen dieWurzeln derJapaneseRedArmy
(JRA) im Protest gegen denVietnamkrieg Ende der1960er
Jahre. Als in ihrer Heimat trotz Anschlägen und Flugzeug-
entführungen dieRevolution nicht ausbrechen wollte,über-
siedelte ihreChefin, dieJapanerinFusako Shigenobu, 1971
nach Libanon.InAusbildungslagern palästinensischerKom-
mandogruppen bildete sie sich im grausigen Handwerk des
Terrors weiter. EinJahr später war sie die Drahtzieherin eines
der grösstenMassakerjener Zeit.Aufdem FlughafenTelAviv
schossen drei Angehörige der JRA mit Maschinengewehren
wild um sich und warfen Handgranaten in eine Menschen-
menge. 26Personen wurden getötet, unter ihnen eine Gruppe
von Pilgern aus Puerto Rico. Ebenfalls ums Leben kamen zwei
der drei Attentäter. Bei einem von ihnen handelte es sich um
Shigenobus Ehemann.
Fusako Shigenobu, abwechselnd «SchwarzeWitwe» oder
«RoteKönigin» genannt, blieb für fast dreissigJahre in Liba-
non, von wo sieTerroranschläge auf der ganzenWelt orches-
trierte. Mindestens einmalreiste sie auch in die Schweiz: Mit
einem irakischenPass stieg sie im Spätsommer 1974 im Zür-
cher Hotel Simplon ab. NachJapankehrte Shigenobu imJahr
2000 zurück, wo sie versuchte, als Mann verkleidet unterzutau-
chen. DiePolizei kam ihraber auf die Spur und verhaftete sie.
In ihrer Heimat wurde sie zu zwanzigJahren Gefängnis verur-
teilt, hauptsächlich für eine Geiselnahme in den Niederlanden,
begangen kurz nach ihremAufenthalt in Zürich.
Während die74-Jährige dem Ende ihrer Haftzeit entgegen-
si eht, hat sie die Südkoreanerin AnickaYidazu auserkoren,
den Namen eines ihrer neu kreiertenParfums zu tragen. Mit
der Linie «Biography» möchteYibesondereFrauen ehren,
wie dieKonzeptkünstlerin kürzlichan einer Medienpräsenta-
tion sagte. Insbesondere wolle sie die Sichtweise derkommer-
ziellenParfumindustrie durchbrechen, die ein sehr limitiertes
Frauenbild habe. Zu kaufen gibt es den verstörendenDuft zu-
nächst einzig in London und in NewYork.

Erneute Proteste von
Regierungskritikernin Chile
(dpa)·Bei Massenkundgebungen in
mehreren Städten Chiles haben erneut
Hunderttausende Menschen schnelle
und tiefgreifendeReformen von der
Regierung eingefordert.Rund hundert
Gewerkschaften und soziale Organisa-
tionen hatten zu einem Streik und Pro-
testmärschen am Dienstag aufgeru-
fen. DemAufruf schlossen sich unter
anderen Lehrer, Studenten, Bergarbei-
ter,Ärzte und Flugpersonal an. Allein
an derKundgebung in der Hauptstadt
Santiago de Chile nahmen nachRegie-
rungsangaben um die 80 000 Menschen
teil. Nach Schätzung des SendersRa-
dio Cooperativa gingen weitere 10 0000
Chilenen in Concepción und etwa
50000 in Puerto Monttauf die Strasse.
DieKundgebung in Santiago verlief
nach Angaben aus dem Innenministe-
rium friedlich.

Gericht ordnet neuerliche
Verhaftung Altans an
(dpa)·AchtTage nach seiner Frei-
lassung aus einem türkischen Gefäng-
nis ist der prominente Schriftsteller und
Journalist Ahmet Altan erneut verhaf-
tet worden. Die Menschenrechtsorga-
nisationen Amnesty International und
Article 19 bestätigten einen entspre-
chenden Bericht der staatlichen tür-
kischen Nachrichtenagentur Anadolu
vom Dienstag. Zuvor hatte ein Gericht
in Istanbul dieVerhaftung Altansan-
geordnet, nachdem der Generalstaats-
anwalt Einspruchgegen die Entlas-
sung aus der Haft eingelegt hatte.Altan
wurde laut den Angaben in seinerWoh-
nung verhaftet.

BlockierteMilitärhilfe löste
im Pentagon Sorge aus
(dpa)·Die zeitweise Blockierung von
Militärhilfe für die Ukraine durch das
Weisse Haus hat nachDarstellung einer
leitenden Mitarbeiterin im Verteidi-
gungsministerium Sorge imRegierungs-
apparat ausgelöst. Dies geht aus der Be-
fragung der Beamtin vom Oktober her-
vor. Die Mitschrift der Anhörung war
amMontagabend von den Demokra-
ten imRepräsentantenhaus veröffent-
licht worden. Alle hochrangigen Beam-
ten imVerteidigungs- und imAussen-
ministerium sowie in anderen Sicher-
heitsbehörden hätten die Hilfe in Höhe
von rund 400 Millionen Dollar als not-
wendigerachtet, sagtedie imPentagon
für die Ukrainepolitik zuständigeLaura
Cooper. Sie ist eine der Zeugen, die im
Zuge der Ermittlungen der Demokraten
für ein Amtsenthebungsverfahren gegen
Tr ump angehört wurden.

dieKooperationsplattformPescokoor-
diniert. Diese war im Dezember 20 17
gestartet worden, um die EU im Be-
reich derVerteidigung flexibler und un-
abhängiger von den USA und anderen
zu machen. Immer wenn es möglich sei,
werde man weiter mit anderenPartnern
arbeiten, erklärte die EU-Aussenbeauf-
tragteFederica Mogherini am Dienstag
nach demVerteidigungsministertreffen.
Wenn dies nicht möglich sei, sollten die
Europäer aber in derLage sein, selbst
Initiativen zu starten.

den. Britische Nachrichtendienste hat-
ten warnend darauf hingewiesen, dass
Russland und andere Staaten mit Cyber-
attacken versuchenkönnten, die anste-
hendeParlamentswahl zu beeinflussen.
Zu einemDatenverlust kam es nach
Einschätzung derPartei aber nicht.

NZZGESCHICHTSDEBATTE


VonderÄbtissinKatharinavon Zimmern über Anna Göldi bis
zu IrisvonRoten:Wiedie Frauen hierzulande lebten,kämpf-
ten, scheiterten–und siegten. EinAbend mit Caroline Arni,
Professorin für AllgemeineGeschichte des19. und 20.
Jahrhunderts an der UniversitätBasel.

Datum
Mittwoch,20.November
18.30bis20.00Uhr,mitanschliessendemApéro

Ort
NZZ-F oyer, Falkenstrasse11,8008Zürich

Eintritt
AbonnentenpreisFr.30.–
NormalpreisFr.40.–

Anmeldung
nzz.ch/live 0442581383

Diewichtigsten Frauen


derSchweizer Geschichte


Mode ration:PeerTeuwsen,RessortleiterKultur«NZZamSonntag»,
ehem.Redaktionsleiter«NZZGeschichte»

Eine Veranstaltungvon
Free download pdf