Neue Zürcher Zeitung - 13.11.2019

(Barry) #1

24 WIRTSCHAFT Mittwoch, 13. November 2019


DerAutozulieferer macht sichauf schwierige Zeiten gefasst. W. VON BRAUCHITSCH/BLOOMBERG

Continental tritt Flucht nach vorne an


(dpa)·Der zweitgrösste Autozulie-
ferer Continental steht vor seinem
grundlegendenKonzernumbau erheb-
lich unter Druck.Weil die Hannovera-
ner eine hohe Abschreibung verkraften
müssen und zugleich dieAutokonjunk-
tur in vielenLändern lahmt, beendeten
sie das dritte Quartal tief in denroten
Zahlen.Dabei dürften auch die beschlos-
sene Neuausrichtung hin zu mehr Elek-
tronik und der damit einhergehende
Stellenabbau in denkommendenJah-
ren noch teuer werden.
Unterm Strich standbei Continental
vonJuli bis September ein Minus von
fast2Mrd.€.Wie das Unternehmen am
Dienstag mitteilte,lag dies zwar zum
Grossteil am «Einmaleffekt» verrin-

gerterFirmenwerte aus früheren Über-
nahmensowiean erstenKosten für das
Umbauprogramm. Aber auch imTages-
geschäft sank das bereinigte operative
Ergebnis jüngst deutlich um einFünftel
auf noch knapp 615 Mio.€.
Continental-Vorstandschef Elmar
Degenhart sprach angesichts der heiklen
Lage der Branche von einer vergleichs-
weise soliden Entwicklung – «trotz dem
weiterhin rückläufigen Marktumfeld».
Die Anzeichen deutenaber auf schwie-
rige Zeiten: «In denkommenden fünf
Jahrenrechnen wir ähnlich wie andere
Marktteilnehmer nicht damit, dass sich
die weltweite Produktion wesentlich
beleben wird», soFinanzchefWolfgang
Schäfer.

S+B sieht sich zu


Abschreibungen


gezwungen


df.·Der Abschwungin der Stahlbran-
che hat das Luzerner Unternehmen
Schmolz + Bickenbach (S+B) mit voller
Wucht getroffen. Zwar beschränkte sich
der Umsatzrückgang in den ersten neun
Monaten diesesJahres auf 6%, doch die
Ertragsrechnung präsentiert sichdunkel-
rot. DerFirma gelang es, auf Stufe Be-
triebs-Cashflow (Ebitda) noch knapp ein
positives Ergebnis von 15 Mio.€(vergli-
chen mit 223 Mio.€in derVorjahresperi-
ode) zu erwirtschaften.Wegen der unzu-
reichendenAuslastung der Stahlwerke
mussten hoheWertberichtigungen bei
denTochterfirmen, besonders bei den
Deutschen Edelstahlwerken (DEW),
vorgenommenwerden. Sie beliefensich
auf fast 300Mio.€und führten zusam-
men mit einem höherenFinanz- und
Steueraufwand dazu, dassin derKon-
zernrechnung einVerlust von 433 Mio.€
resultierte. ImVorjahrkonnte das Unter-
nehmen noch einen Gewinn von über
90 Mio.€ausweisen.
Laut Einschätzung derKonzernfüh-
rung ist nicht mit einer baldigen Er-
holung der Nachfrage nach Stahl zu
rechnen. S+B macht wie der gesamten
Branche seit längerem die Krise in der
Automobilindustrie zu schaffen, zu der
sich in jüngerer Zeit auch eine ausge-
prägte Schwäche im Maschinenbau ge-
sellt hat.Finanzchef MatthiasWellhau-
sen sagte in einerTelefonkonferenz, dass
sichdas Unternehmen «in einer äusserst
angespanntenFinanzlage» befinde. Dies
spiegelt sich auch darin, dass die Eigen-
kapitalquote derFirma per Ende Sep-
tember 20 19 nur noch 11% erreichte.

Jacobs Holding verkauft


Anteil an Barr y Callebaut


(awp)·Die Hauptaktionärin des Scho-
koladenproduzentenBarry Callebaut,
dieJacobs Holding, hat 10% ihrer An-
teile für rund1Mrd.Fr.verkauft. Sie
bleibt aber mit einem Anteil von 40,08%
die grösste Aktionärin. Die Aktien seien
zueinem Preis von 1915 Fr. verkauft wor-
den, teilte dieJacobs Holding am Diens-
tag mit. Am Montag gingen dieBarry-
Callebaut-Titel zu 2086Franken aus dem
Handel.Ein Paket von 2,85% der Aktien
ging imRahmen einer Privatplatzierung
an die kanadischePensionskasse Ontario
Teachers’Pension Plan. In einem zwei-
ten Schritt verkaufte die Holding über
ein beschleunigtes Bookbuilding-Ver-
fahren weitere7, 17% der Aktien. Die
Jacobs Holding hatte am Montagabend
den Schrittdamit begründet, das eigene
Portfolio besser diversifizieren zu wollen.
Sie betonte aber in beiden Mitteilungen


IN KÜRZE


Hotelplan Suisse
mit schwarzen Zahlen
(awp)·Die Hotelplan-Kunden haben
im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19
zögerlicherFerien gebucht. DerReise-
ve ranstalter der Migros setzte deshalb
etwas weniger um,konnte den Gewinn
aber trotzdem halten. AnfangJahr habe
es einen Buchungsstau für das Som-
mergeschäft gegeben, sagte der opera-
tive Chef,DanielBühlmann,amDiens-
tag vor den Medien. Der habe sich dann
imVerlauf desJahres gelöst. «Besonders
beidenReservationen für die Herbst-
ferienkonnten wir zulegen.» Dennoch
sei die Zahl derKunden erneut leicht
zurückgegangen, nachdem bereits im
Geschäftsjahr davor diePassagierzahl
um 2,5% auf 510 000 geschrumpft war.

Kein Schweizer Pass
für WEF-Gründer Schwab
(sda)·Klaus Schwab, Gründer undVor-
sitzender desDavoserWorld Economic
Forum (WEF), kann nicht mit derVe r-
leihung des Schweizer Bürgerrechts für
seineVerdienste geehrt werden. Es fehlt
dieRechtsgrundlage dafür.Die Idee,
Klaus Schwab, der den deutschenPass
besitzt, das Schweizer Ehrenbürgerrecht
zu verleihen, entstand in einemKon-
taktforum mitVertretern des Bundes,
des Kantons Graubünden und der Ge-
meindeDavos nach derAustragungdes
WEF 20 19 imJanuar im Hinblick auf
dessen 50.Durchführung 2020. Doch
aus derVerleihung des Bürgerrechts an

Nissan Motor korrigiert die
Jahresprognose nach unten
(dpa)·Der japanischeRenault-Partner
NissanMotor hat in der ersten Hälfte
des laufenden Geschäftsjahres unter
anderem wegen des starkenYen einen
Gewinneinbruch erlitten. Der Netto-
gewinn schrumpfte zwischenApril und
September um 73,5% auf 65,4 Mrd.Ye n
(543 Mio.€). Als Gründe nannte Nissan
neben dem starkenAussenwert desYe n
auch hohe Materialkosten.DadieAus-
sichtenauf eine Erholung der globalen
Nachfrage nicht allzurosig seien,korri-
gierte das Unternehmen seine bisherige
Prognose für das Gesamtjahr auf 110
Mrd.Yen. Bisher war Nissan noch von
einemReingewinn von170 Mrd.Ye n
ausgegangen. Der globale Absatz des
Konzerns sank in der ersten Hälfte des
Geschäftsjahres um 6,8%auf 2,5 Mio.
Autos.Auf dem japanischen Heimat-
markt verkaufte Nissan 281 00 0 Autos
und damit 1,3% weniger als im gleichen
Vorjahreszeitraum.Auf dem wichtigen
US-Markt schrumpfte der Absatz um
4,3% auf 679 000 Fahrzeuge.

den 81-jährigen Schwab wird nichts. Der
Bund habe dem Kanton mitgeteilt,er
würde einer «Einbürgerung ehrenhalber
mitAuswirkung auf denPass» nichtzu-
stimmen beziehungsweise die Einbürge-
rungsbewilligung nicht erteilen, schrieb
das BündnerJustizdepartement zu einem
Bericht in der Zeitung «Südostschweiz».

erneut, sie werde das Unternehmen und
seineWachstumsstrategie weiter unter-
stützen. DieJacobs Holding habekeine
Absicht, weitere Anteile zu verkaufen,
hiess es.
«Reflexe», Seite 34

HERAUSGEGRIFFEN


Das «Nessie»


der Wirtschaftspolitik


René Höltschi,Berlin·Immer wieder geistert es durch die
Medien, das Seeungeheuer «Nessie» im schottischen Loch Ness.
An «Nessie» erinnert auch dieFinanztransaktionssteuer: Seit vie-
lenJahren wird darüber diskutiert, immer wieder einmal stehen
zehn EU-Staaten um Deutschland undFrankreich, die sie ge-
meinsam einführen wollen,angeblich kurz vor demDurchbruch.
Nungibt es eine neue Sichtung dieses Ungeheuers derWirt-
schaftspolitik zu melden: Es soll laut demKoalitionskompro-
miss vom Sonntagetwa zwei Drittel derauf1,5Mrd. € geschätz-
ten jährlichenKosten der geplanten Grundrente in Deutschland
decken. Was hätte diese Steuer, die nach der jüngstenVersion
nur noch auf den Handel mit Aktien statt auf alleFinanztrans-
aktionen erhoben werden soll, nicht schon alles finanzieren sol-
len: Mal sollte sie der EU Einnahmen verschaffen, mal zu einem
neuen Euro-Zonen-Budget beitragen, mal Entwicklungshilfe
finanzieren.Dumm nur, dass es sie in Deutschland und im euro-
päischenRahmen noch immer nicht gibt.
Das liegt auch an den grossen Schwächen desKonzepts.
Dazu zählt zum Beispiel, dass der Handel mitFinanzinstru-
menten der Besteuerung leicht ausweichen kann, solange nicht
alle wichtigenFinanzzentren mitziehen. In Zeiten, in denen
EU-Plätze umBanken buhlen, die Brexit-bedingt einenTeil
ihrer Aktivitäten aus London in dieRest-EU verlagern, wirken
Debatten über eineTr ansaktionssteuer deshalb doppelt skur-
ril. Kleinere Staaten ohne wichtigeFinanzplätze befürchten
zudem, dass in ihremFall die Erhebung einersolchen Steuer
mehrKosten verursachen als Einnahmen generieren würde.
Dennoch gab sich der deutscheFinanzminister Olaf Scholz
im Gespräch mit dem ZDF zuversichtlich, dass es in Europa
(gemeint waren die zehn Staaten) bald eine Einigung geben
werde. Bleibt diese aus, scheint er einen deutschen Alleingang
nicht mehr auszuschliessen. Umso mehr Gewicht hätte dann
allerdings das Argument, dassFinanzplätze wieFrankfurt im
internationalenWettbewerb geschwächt würden. Oder ver-
schwindet «Nessie» auch diesmal bald wieder in denTiefen
des Loch Ness?

Der Umsatz sei leicht unter dasVorjah-
resniveau von 601,2 Mio. Fr. gesunken.
Allerdings habe Hotelplan Suisse weni-
ger Risiken eingekauft als imVorjahr,
sagte Bühlmann.Die Marge sei deshalb
besserals vor zwölf Monaten.«Wir sind
ganz klar in den schwarzen Zahlen»,
sagte der operative Chef.

Lufthansa und UFO
vereinbaren Schlichtung
(dpa)·Mit einer am Dienstag verein-
barten Schlichtung zwischen der Flug-
gesellschaft Lufthansa und der Kabinen-
gewerkschaft UFO sind erneute Streiks
der Flugbegleiter erst einmal vomTisch,
wie beide Seiten nach dreitägigen Ge-
sprächen erklärten.DerLufthansa-Kon-
zern hat zudem nach eigenen Angaben
den Arbeitsgerichtsprozess gestoppt, mit
dem der UFO der Gewerkschaftsstatus
aberkannt werden sollte.Auch wurden
ersteVerbesserungen für Berufseinstei-
ger vereinbart. Die Gewerkschaft hatte
für denFall des Scheiterns der Sondie-
rungen neue Streiksangedroht.

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