Neue Zürcher Zeitung - 13.11.2019

(Barry) #1

34 REFLEXE Mittwoch, 13. November 2019


Reduzierte Beteiligung an Barry Callebaut


Jacobs löst ein Problem

und schafft so ein neues

Sergio Aiolfi·Die Jacobs-Holdingreduziert ihr
Engagementbei Barry Callebaut.Wie bereitsam
Montagabend bekanntwurde, verringert die Hol-
ding ihren Anteil am Schokoladeproduzenten von
gut 50 auf gut 40%, was an den Machtverhältnis-
sen im Aktionariat de facto indessen wenig ändert;
ob 40 oder 50%, dieJacobs-Holding bleibt ton-
angebend.Das war auch an der Börsenreaktion am
Dienstag zu spüren; viele Investoren orientierten
sich offensichtlich amVerhalten des Ankeraktio-
närs und nahmen dessenTeilausstieg zum Anlass,
um sich ebenfalls von ihrenTiteln zu trennen. Die
Folge war eine deutlicheKurskorrektur, die aller-
dings auchauf die hohe Bewertung zurückzuführen
war; die Aktie hatte unlängst bei einem Preis von
gut 2100Fr. eine Rekord marke erreicht.
Für Jacobs war der Höhenflug derBarry-Calle-
baut-AktienichtzuletzteinewillkommeneGelegen-
heit, um mit demVerkauf einesPakets das Aktien-
portefeuille neu zu ordnen.Von dem Anteil, den
der Schokoladekonzern am gesamtenVermögen
der Holdingeinnimmt, weissman nichts Genaue-

res, nur, dass er «überwiegt». Das dürfte schon seit
einiger Zeit so sein. Spätestens nach demVerkauf
der 16%-Beteiligung anAdecco vor fünfJahren hat
sich dasBarry-Paket fürJacobs zum Hauptengage-
ment entwickelt– damit aber auch zum Klumpen-
risiko;berücksichtigtmandieseit2014 verzeichnete
Kurssteigerung von über70%, zeigt sich, dass die-
ses Risikokontinuierlich gewachsen ist.
Mit demTeilausstieg ausBarry Callebaut hat
die Jacobs-Holding einen SchrittzuLösung ihres
Portefeuille-Problems getan, damit aber auchein
neues Problem geschaffen. Die Herausforderung
wird nun darin bestehen,die aus derTransaktion
gelöstenBarmittel in Höhe von rund1Mrd.Fr.
so zu investieren, dass sie mindestens ebenso viel
Ertrag abwerfen wie das Schokoladegeschäft –
oder die Zahnarztpraxen oder die Privatschulen,
die ebenfallsTeil desJacobs-Portfolios bilden. Die
Sache eilt. Die von denBanken erhobenen Nega-
tivzinsen werden dafür sorgen, dass man mit der
Reinvestition der Gelder nicht allzu lange wird
zuwartenkönnen.

MichaelRasch,Frankfurt·Wenn in der Unterneh-
menswelt einDavid gegen einen Goliath antritt,
geht das für den Kleinen oft nicht so gut aus wie
in der biblischen Legende. So scheiterte einst das
Management vonPorsche bei der gewagten Über-
nahme des sehr viel grösserenVolkswagen-Kon-
zerns, und die Stuttgarter Sportwagenschmiede
endete als weitere Marke imWolfsburger Impe-
riu m. Der Übernahmeversuch von Osram Licht
durch den vielkleineren österreichischen Chip- und
Sensorenhersteller AMS scheint nun aber für den
David glücklicher auszugehen.Osram ist mit 26 000
Mitarbeitern und einem Umsatzvon 4,1 Mrd. € im
Jahr 20 18 rund dreimal so gross wie AMS mit 90 00
Angestellten und einem Umsatz von1,4 Mrd. €.
Nach einem monatelangen Übernahmekampf
empfiehlt das Osram-Management nun seinen
Aktionären dieAnnahme des zweiten Übernahme-
angebots von AMS in Höhe von 41 € je Aktie. Im
Rahmen der Einigung beider Unternehmen sind
die Mitarbeiter des mehr als 100Jahre altenKon-
zerns bis Ende 2022 vor fusionsbedingtenKündi-

gungen geschützt, die Osram-Basis München wird
zum neuen Co-Hauptsitz des gemeinsamen Unter-
nehmens, und mit Brigitte Ederer, die früherAuf-
sichtsratsvorsitzende der ÖBB war, soll eine unab-
hängige Monitorin den Zusammenschluss überwa-
chen und durchsetzen.Rein strategisch hatte die
Offerte aus Österreich ohnehin von Anfang an
Charme, denn die Spezialistenfür Lichterzeugung
(Osram) und Lichtsensorik (AMS)können sich auf
etlichen Geschäftsfeldern gut ergänzen.
Der Machtkampf scheint also zu einem vernünf-
tigen Ende zukommen.Aufsichtsrat, Management
und vor allem die Gewerkschafter von Osram hat-
tensichlangeausAngstvoreinemstarkenPersonal-
abbau und einer Zerschlagung des Unternehmens
gegen die Übernahme gesperrt und auf einkon-
kurrierendes Angebot gehofft. Doch AMS hat die
Übernahme unterAusnutzungrechtlicher Lücken
sehr clever durchgezogen. Osram beugt sich somit
auch der Macht desFaktischen.Für einen Gegen-
angriff,wieihnVolkswagengegenPorscheinitiierte,
hat den Münchnern ohnehin das Geld gefehlt.

AMS bei Os ram kurz vor dem Ziel


David besiegt Goliath

in der Lichtbranche

NZZASIALIVE


Seit seiner UnabhängigkeitvonGrossbritannien imJahr 1957 hatMalaysia denWesten mit
hohenWachstumsraten undrascherModernisierungbeeindruckt.Beider Bewältigungder
Wirtschafts- und Finanzkrise1997galt das Landgar alsVorbild.Fürinternationale Investoren,
vorallemausHightech-Branchen, hatMalaysiaindenvergangenenJahrenimmer mehr an
Bedeutunggewonnen. Zuletzt allerdingssorgte unter anderem die grassierendeKorruption für
Unmutbeider Bevölkerung.Derweltweit grössteKorruptionsskandal um den malaysischen
Staatsfonds 1MDB führte im Frühjahr 2018 zu einemRegierungswechsel und erhitzt nach wie
vordie Gemüter.Mahathir Mohamad, der Malaysiaschonvon1981 bis 2003 regierte,ist seit Mai
wieder Ministerpräsident.Wiesind die Chancen, dass dasLand die Krisebewältigt?

ManfredRist diskutiert mit ClareRewcastle Brown, die den 1MDB-Skandalaufdeckte,und
BridgetWelsh überKorruptionsowie die ZukunftvonMalaysiaundSüdostasien.

Datum
Montag,25.No vember2019
18.30bis20.00Uhr
mitanschliessendemApéro

Ort
NZZ-F oyer,Falkenstrasse11,8008Zürich
Spra che
DieVeranstaltungfindetin
englischerSprachest att.

Eintritt
AbonnentenpreisFr.40.–
NormalpreisFr.50.–

Anmeldung
nzz.ch/live
0442581383

Korruption undpolitischeUmwälzungen:


Wohin steuertMalaysia?


Diskussionsteilnehmerinnen Moderation

ClareRewcastleBrown
Investigat ivjournalistinund
GründerindesOnline-Portals
«SarawakReport»

ManfredRist
Südostasien-Korrespondent
der«NeuenZürcherZeitung»

BridgetWelsh
Politikwissenschafterinam
UniversityofN ottinghamAsia
ResearchInstituteMalaysia

EineVeranstaltungvon InKooperationmit

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