Neue Zürcher Zeitung - 30.10.2019

(Michael S) #1

42 SPORT Donnerstag, 31. Oktober 2019


FUSSBALL


Advocaat übernimmt


Feyenoord Rotterdam


(sda/apa)·FeyenoordRotterdam, der
Gruppengegner derYoung Boys in der
Europa League,hat in DickAdvocaat
einen neuenTrainer gefunden. Der
72-jährigeTrainer-Routinierfolgt auf
Jaap Stam, der am Montag nach einer
0:4-Niederlage bei Erzrivale Ajax
Amsterdam seinenRücktritt gegeben
hatte.Advocaat einigte sich mit den
Rotterdamern auf einenVertrag bis
zum Saisonende. Feyenoord,letzte Sai-
son hinter Ajax und PSV Eindhoven
Dritter der niederländischenEredivi-
sie,hat einen katastrophalen Start in
die laufende Spielzeit erwischt. Nach
elf Runden liegen dieRotterdamer in
der Meisterschaft auf dem 12. Platz.


Arsenal scheitertohne


Xhaka im Ligacup


(sda)·Für Arsenal setzte es ohne den
Schweizer Granit Xhaka einen nächs-
tenDämpfer ab. In den Achtelfinals
des Ligacups scheiterten die Londoner
an Meister Liverpool 5:6 nachPenalty-


schiessen. Xhaka stand bei Arsenal er-
wartungsgemäss nicht im Aufgebot.
Auch ohne denEklat, fürden der 27-Jäh-
rige im Meisterschaftsspiel gegen Crys-
tal Palacegesorgt hatte, wäre Xhaka im
Ligacup geschont worden. Xhaka hatte
sich amWochenende von denFans pro-
vozieren lassen.

TENNIS

Roger Federer verzichtet
auf den ATP-Cup
(sda)·RogerFederer wird nicht am im
Januar 2020 erstmals ausgetragenenATP-
Cup teilnehmen. Der 38-jährige begrün-
dete seinenVerzicht mit familiären Grün-
den.DerWettbewerb mit 24Länderteams
findet vom 3. bis 12.Januar 2020 in den
StädtenPerth, Brisbane undSydney statt.
Federer war für das SchweizerTeam zu-
sammen mit HenriLaaksonen gemeldet.

SKI ALPIN

Holdener verletzt sich leic ht
am Ellenbogen
(sda)·Wendy Holdener hat sich An-
fangWoche bei einem Sturz imKon-

ditionstraining eine leichteVerletzung
am linken Ellenbogen zugezogen. Die
Abklärungen in der KlinikBalgrist in
Zürich zeigten eineFraktur desRadius-
köpfchen, welche aber nicht operiert
werden muss. Holdener wird nächste
Woche wie geplant nach Skandina-
vienreisen, um auf Schnee zu trainie-
ren. Laut den Ärzten ist ein Start beim
Slalomin Levi am 23. November nicht
in Gefahr.

TENNIS
Halep unterliegt Switolina
Shenzhen. WTAFinals (14 Mio. $ / Halle, Hart). Einzel.
Gruppe «pink»:Switolina (UKR/8) s. Halep (ROU/5) 7:5,
6:3. Pliskova (CZE/2) s. Andreescu (CAN/4) 6:3w.o.
(Knie). –Rangliste:1. Switolina 2:0 Siege. 2. Halep
1:1. 3. Pliskova 1:1. 4. Andreescu 0:2. –Switolina als
Gruppensiegerin in den Halbfinals. – Die Partien vom
Freitag: Andreescu - Switolina, Pliskova - Halep.

StanWawri nka erreicht den Achtelfinal
Paris-Bercy.ATP-Masters-1000-Turnier (5,791 Mio. €
/ Halle). 2. Runde:Wawrinka (SUI/16) s. Cilic (CRO) 7:6
(7:3), 7:6 (7:5). Djokovic (SRB/1) s. Moutet (FRA) 7:6 (7:2),
6:4. Nadal (ESP/2) s. Mannarino (FRA) 7:5, 6:4. Thiem
(AUT/5) s. Raonic (CAN) 7:6 (7:5), 5:7, 6:4. Zverev (GER/6)
s. Verdasco (ESP) 6:1, 6:3.Ts itsipas (GRE/7) s. Fritz (USA)
7:6(7:3), 6:3. de Minaur (AUS) s. BautistaAgut (ESP/9)
7:6 (7:2), 7:6 (7:1). Shapovalow (CAN) s. Fognini (ITA/11)
3:6,6:3, 6:3. Dimitrow (BUL) s. Goffin (BEL/12) 7:5, 6:3.
Monfils (FRA/13) s. Paire (FRA) 6:4, 7:6 (7:4). Edmund

(GBR) s. Schwartzman (ARG/14) 7:5, 6:3. Garin (CHI) s.
Isner (USA/15) 7:6 (7:5), 7:6 (7:4). – 1. Runde: De Minaur s.
Laslo Djere (SRB) 6:1, 6:4. –Achtelfinal-Tableau:Djokovic
(1) - Edmund, De Minaur -Ts itsipas(7); Chardy - Garin,
Dimitrov - Thiem (5); Zverev (6) - Shapovalov, Monfils (13)


  • Albot; Struff -Ts onga/Berrettini (10),Wawrinka (16) -
    Nadal (2).


FUSSBALL
GC verliert nur knapp gegen Luzern
Schweizer Cup. Achtelfinals:GC - Luzern0:1 (0:0).
Winterthur - Thun 1:0 (1:0). Linth- Sitten 0:2 (0:1). YB -
Zürich 4:0 (2:0). Stade Lausanne-Ouchy - Basel 1:2 (0:0).
Grasshoppers - Luzern 0:1 (0:0).2976 Zuschauer.– Tor:


  1. Eleke 0:1.– Luzern:Müller; Kakabadse, Knezevic,
    Lucas, Sidler;Voca, Grether; Males (78. Matos), Ndiaye,
    Eleke; Margiotta (89. Mistrafovic).
    Young Boys - Zürich 4:0 (2:0).13 547 Zuschauer. –Tore:

  2. Moumi Ngamaleu 1:0. 45. Fassnacht 2:0. 73. Sörensen
    3:0. 91. Nsame 4:0. –Young Boys:Von Ballmoos; Janko
    (81. Lotomba), Sörensen, Zesiger, Garcia;Fassnacht,
    Gaudino, Aebischer; Moumi Ngamaleu (79. Spielmann);
    Assalé (76. Bürgy),Nsame.–Zürich:Brecher; Rüegg,
    Nathan, Omeragic, Kololli; Domgjoni, Sohm (68. Popovic);


To sin, Marchesano (79. Janjicic), Schönbächler; Kramer
(64. Ceesay).
Leipzig deklassiertWolfsburg
Deutschland. Cup. Sechzehntelfinals.DieSpiele
der Bundesligisten. Mittwoch:Bremen (mit Lang) -
Heidenheim (2.) 4:1 (4:1).Wolfsburg (mit Mbabu und
Steffen, ohne Mehmedi/verletzt) - Leipzig (mit Mvogo) 1:6
(0:1). Dortmund (mit Hitz und Akanji, ohne Bürki / krank) -
Mönchengladbach (mit Sommer, Elvedi und Zakaria, ohne
Embolo / verletzt) 2:1 (0:0). Düsseldorf - Aue (2.) 2:1 (1:1).
St. Pauli (2.) - Eintracht Frankfurt (mit Fernandes, ohne
Sow / Ersatz) 1:2 (1:2). Hertha Berlin - Dynamo Dresden
(2.) (nach Redaktionsschluss beendet).

Sport amFernsehen

SRF 2.13.00Te nnis: WTA Finals. Bertens -
Bencic.20.00Sportflash.20.10Fussball:
Schweizer Cup. Lausanne-Sport - Neuchâtel
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Der Novize als Chef

Christian Dubé ist Gottéron-Headcoach un d Sean Simpson sein Berater – sie sind das ungewöhnlichste Co achingduo der Eishockey-Liga


DANIEL GERMANN


Die Hoffnung trägt ein Sakko mit Karo-
muster. Das Hemd darunter ist blüten-
weiss, der Knopf der Krawatte sitzt per-
fekt. ChristianDubé war als Spieler auf
dem Eis ein Ästhet, und er ist es nun
au ch alsFunktionär.Man nannte ihn
mit leicht despektierlichem Unterton
auch schon «den bestgekleideten Sport-
chef der Liga». Seit knapp einem Monat
ist er auch «der bestgekleideteTrainer».
Nun muss er nur noch beweisen, dass er
auch erfolgreich sein kann.
Es ist später Dienstagabend. Dubé
steht imBauch derPostfinance-Arena
und ist besterLaune. Eben hat er mit
Fribourg-Gottéron den SC Bern 2:1
bezwungen. «Spiele gegen den SCB»,
sagt er, «sind für mich noch immer spe-
ziell.» Zwischen 2002 und 2011 hatte
der Kanadier mit Schweizer Lizenz in
Bern gespielt. Hier gewann er die einzi-
gen beidenTitel als Spieler. Das Berner
Publikum liebte ihn wegen seines spek-
takulären Stils, aber auch, weil er kämp-
fen konnte.
Dochgleichzeitig begleiteteDubé
auch immer der leiseVorwurf, er habe
seinPotenzial nicht ganz ausgeschöpft.
Er galt als eigensinnig,manchmal so-
gar egozentrisch. Doch zumindest hat
er sich nie versteckt. Er sagt, der An-
spruch an sich selber sei immer gewe-
sen, so zu spielen, dass ihn niemand
übergehenkönne.
Dubé beanspruchte auf und neben
dem Eis eine Leaderrolle und orien-
tierte sich am Erfolg. Er wechselte als
Spieler von Lugano nach Bern, weil er
hoffte, dort ein sportlichkompetitiveres
Umfeld zu finden. Als ihm der dama-
lige Berner SportchefSven Leuenber-
ger imWinter 2010 nicht mehr garan-
tieren wollte, dass er ein Schlüssel-
spieler für die Zukunft sein werde,bat
Dubé ihn um eine vorzeitigeVertrags-
auflösung und zog weiter nachFreiburg.
Er spielte noch vierJahre für Gottéron,
danach wechselte er nahtlos vom Eis ins
Management und wurde Sportchef.


Meisterdes Timings


Dubé hat schon immer gewusst,wann
ein Kapitel beendet war und es Zeit
wurde, etwas Neues zu beginnen. Er
trennt sich ohne falsche Sentimentalität
von dem und von denen,die ihm nichts
mehr nützen. Deshalb war es fast schon
logisch, dass ervor vierWochen, als
klar wurde, dass die Arbeit inFreiburg
mit dem von ihm verpflichtetenTrainer
MarkFrench nicht mehr weitergeht, an
die Bande herunterstieg und dasTeam,
das er zusammengestellt hat, nun auch
selber trainiert.


Darauf angesprochen, was ihn denn
legitimiere, Trainer zu sein, lachtDubé
und sagt: «Ich habe meinen Sohn ge-
coacht. Er ist elfjährig.» So spricht einer,
der an sich glaubt.Dubé schöpft die
Überzeugung, dass er derAufgabe ge-
wachsen ist, aus den Erfahrungen, die er
als Spieler gemacht hat. «Ich weiss, was
Spieler mögenund was nicht.Ich weiss,
wie man sie führen muss.»
Selbstzweifel warenDubé von je-
her fremd. Als ihn imFrühjahr 2006 in
Bern der damaligeTrainer Alpo Suho-
nen nach der Play-off-Viertelfinal-Nie-
derlage in der Saisonanalyse als Pro-
blem hervorhob und der Klubleitung
vorschlug, Dubé einen Klubwechsel
nahezulegen, mussteamEnde Suhonen
gehen. Im Gespräch hatteDubé dem
Management klargemacht, dass nicht
er, sondern derTrainer das Problem sei.
ChristianDubés Stimme hat Ge-
wicht, man hört auf sie.Seine Kriti-
ker unterstellen ihm, ein Opportunist
zu sein, einMann,derVertraute von
einemAugenblick auf den anderen fal-
lenlasse, um die eigene Haut zurett en.
Das jüngste Beispiel scheint derFall von
TrainerFrench: DessenVertrag hatte
Dubé im vergangenenJahr eineWoche
vor dem Saisonstart noch vorzeitig ver-

längert. Nun stellteDubé den Kana-
dier diesen Herbst nach nur sechs Spie-
len frei und stand selber an dieBande.
French, sagtDubé, sei zu dogmatisch ge-
wesen. Er habe die Spieler mit seinem
sturenSystem zu sehr eingeengt.
ChristianDubé ist beim HCFri-
bourg-Gottéron innerhalb kürzester
Zeit vom Spieler zur wichtigstenPerson
aufgestiegen.Er geniesst Freiheiten, von
denen die Sportchefs in anderen Klubs
nur träumenkönnen. Doch werver-
stehen will, warumDubé handeln kann,
wie er handelt, muss auch wissen, wie
Freiburg funktioniert.

Ein Monument der Stadt


Gottéron ist in der Stadt, im Kanton,
ein Monument wie die Kathedrale oder
der Moléson. Im Klubkondensieren die
Gegensätze von Stadt undLand, Reich
und Arm,Welsch und Deutsch. Gotté-
ron ist beseelt von seinerVergangenheit,
der Klub gab all jenen Halt, die sich be-
nachteiligt fühlten. Ihre Heimat befin-
det sich im Café de l’Ange, dem Café der
Engel, das in der Freiburger Unterstadt
neben der träge fliessenden Saane liegt.
Die gedrungene Gaststube atmet den
Geist einer vergangenen Zeit, als sich

die unterprivilegiertenFreiburger aus
der Unterstadtgegen die Upperclass
aus der Oberstadt wandten. Ihren ge-
meinsamenFeind fanden sie in denVög-
ten aus Bern. Der Zusammenhalt, das
Wissen um die Existenz eines gemein-
samen Gegners, einte die Leute und
machte Gottéron zu ihrer Obsession.
Die Copains, die Gottéron1980 erst-
mals in die Nationalliga A führten, sind
bis heute legendär und eine ArtFreibur-
ger Stadtheilige.
Die Geschichte macht Gottéron zu
mehr als einem normalen Eishockey-
klub. Freiburg feiert mit Gottéron, und
geht das nicht, dann willFreiburg zu-
mindest mit Gottéron leiden. Grandiose
Siege sindgut , spektakuläre Nieder-
lagen fast noch besser. Denn sie fördern
den Zusammenhalt,der den Klubzum
dienstältesten in der National League
gemacht hat.
Kein Wunder,tat sich Freiburg
schwer mit dem nüchternen Analytiker
French. Unter ihm war Gottéron in der
vergangenen Saison das defensiv dritt-
besteTeam. Nur der SCB und Zug er-
hielten weniger Gegentore. Doch wer
freut sich an so etwas?Das Publikum
sieht den Klub lieber spektakulär 9:10
untergehen, als kalkuliert 1:0 siegen.

Deshalb bot sich ChristianDubé als
Nachfolger für den gescheitertenFrench
geradezu an. Er personifiziert dieWelt-
läufigkeit, den Glamour, die dem sprö-
denFrench völlig fremd waren. Und
vor allem spricht er die Sprache, die die
Copains um den Ring verstehen. Der
alteTrainer hiess zwarFrench, sprach
aber nur Englisch. Sean Simpson, der
seit gut einerWoche als Berater im Be-
treuerstab steht, hätte den Klub nicht
aus diesem Dilemma befreienkönnen.
Er hat ähnliche sprachliche undkom-
munikative Defizite wie der unbeliebte
MarkFrench.

«Hybridlösung»


Die Lösung, Simpson als Berater zu
verpflichten, dieVerantwortung für
die Mannschaft aberDubé zu überlas-
sen,ist gewissermassen die Quadra-
tur desFreiburger Kreises. Es ist eine
Aufgabenteilung, wie sie wohl nur bei
Gottéron möglich ist: Der Trainer-
novize wirdVorgesetzter des WM-Sil-
bermedaillengewinners. Der Geschäfts-
führerRaphaël Berger schuf dafür den
Begriff «Hybridlösung».
Selbst innerhalb des Klubs sind nicht
allerestlos überzeugt, dass dasKonzept
zum Erfolg führt. DerVerwaltungsrats-
präsident HubertWaeber sagt,Dubé
werde dieVerantwortung tragen müs-
sen, sollte er scheitern und Gottéron die
Play-offs erneut verpassen.Das klingt
nach einem Ultimatum. Doch Dubé
lässt sich davon nicht verunsichern.
Druck, sagt er, sei Teil dieses Business.
Als Simpson ihm angeboten worden
sei, habe er sofort gewusst:Das ist die
perfekte Lösung. Der 59-jährige Kana-
dier ist ein ausgewiesener Eishockey-
Fachmann mitreicher Erfahrung. Doch
er tut sich erfahrungsgemäss schwer mit
Widerspruch und Kritik. Mit ihm in der
führendenPosition wäre die Eskalation
in dem emotionalen Umfeld program-
miert gewesen.
Das Gottéron-Projekt mit den so
gegensätzlichen Protagonisten hat nicht
schlecht begonnen. Mit Dubé und Simp-
son an derBande hat dasTeam zwei der
ersten vierPartien gewonnen. Derrou-
tinierteVerteidiger PhilippeFurrer ist
begeistert von der Lösung. Er bestritt
unter Simpson dreiWeltmeisterschaften
undgewann mit ihm 2013 in Stockholm
Silber. Dubé war beim SC Bern neun
Jahre lang sein Mannschaftskollege. Fur-
rer sagt: «In diesemTeam steckt enorm
viel Potenzial, das wir unterFrench nicht
ausleben durften.Dubé hat uns von die-
sen Fesseln befreit.» Gottéron ist bereit,
abzuheben. Und sollte es nicht zum Er-
folg fliegen, dann wird es zumindest
spektakulär scheitern.

Selbstzweifelwaren ChristianDubé von jeher fremd–erwar so als Spieler, er bleibt so alsTrainer. ANTHONY ANEX/KEYSTONE
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