Frankfurter Allgemeine Zeitung
Verlagsspezial Schifffahrten 14. November 2019
G
esundheitsbewusst leben ist
nicht nur ein Trend, sondern
sollte für jeden Menschen eine
Selbstverständlichkeit sein.
Das allerdings ist oft leichter
gesagt als getan. Spätestens
wenn man feststellt, dass man sich selbst
nicht mehr wohl fühlt, sollte man schleu-
nigst et was unternehmen. Eine Veränderung
in den Alltag einzubauen ist oft schwer,.
Warum also nicht den nächsten Urlaub nut-
zen, um Körper und Geist wieder in Einklang
zu bringen? Wer während seiner kostbarsten
Tage im Jahr lieber auf das Reisen in ferne
Länder setzt, auf Städtetrips oder Erholung
in der Natur, muss darauf nicht ve rzichten.
Eine Urlaubsform nämlich erlaubt es, alle
Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen,
und bietet dennoch die Möglichkeit, gleich-
zeitig in ein gesünderes Leben zu reisen: die
Kreuzfahrt!
Gesund und bewusst die
Welt entdecken
Neben den verschiedenen Reiseziele n, die
nicht selten aufregende Metropolen mit ein-
zigartiger Natur verbinden, sind vor allem
auch die Angebote an Bord der unterschied-
lichen Kreuzfahrtschiffe groß, wenn es
darum geht, gesund und bewusst zu reisen.
Angefangen bei der Ernährung, bieten die
meisten Reedereien neben den klassischen
Angeboten auch spe zielle Menüs, die ganz
unter dem Motto Gesundheit stehen. Auch
auf bestimmte Ernährungsformen sowie
Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird
in der Regel Rücksicht genommen, und ent-
sprechende Angebote werden zusammen-
gestel lt – und das alles ganz ohne Aufpreis.
Wer et was mehr Unterstütz ung benötigt, hat
zusätzl ich die Möglichkeit, gegen Aufpreis
an einer Ernährungsberatung teilzuneh-
men, die dazu dienen soll, gesunde Ernäh-
rung nicht nur in den Urlaub, sondern auch
und vor allem in den Alltag einzubauen.
Neben der gesunden Ernährung stehen
auch Bewegung und Sport in Zusammen-
hang mit einem gesunden Leben. Wer nicht
weiß, was und wie viel eigentlich gut für
einen selbst ist, kann an Bord viele r Kreuz-
fahrtschiffe eine Körperanalyse oder Stoff-
wechselanalyse machen lassen. Hier wird in
kurzer Zeit ermittelt, was dem Körper fehlt
und wovon er womöglich zu viel hat. Hier-
auf aufbauend wird dann von ausgebildeten
Fitnesstrainern ein indi viduelles Programm
zusammengestellt. Kostenfreie und bord-
eigeneFitnessstudios,eineVielzahl anKursen
sowie die Bewegung in der freie Natur wäh-
rend der Landgänge helfen bei der Umset-
zung. Wer so richtig aktiv werden möchte,
hat die Möglichkeit, an Aktivausflügen teil-
zunehmen. Diese reichen von Biketouren
über Wanderungen bis hin zu Rafting-Aben-
teuern, bei denen in einem Schlauchboot
Wasserfälle hinabgerauscht werden. Natur
intensiv erleben in der Bewegung. Schnell
stel lt manfest, wieman vieleDinge bewusster
wahrnimmt, als wenn man einfach nur so
durch die Gegend spaziert.
AnschließendwirdesZeit, denKörperund
sich selbst zu verwöhnen. DieSpa-Berei che
der modernen Kreuzfahrtschiffe können es
locker mit renommierten Wellnesshotels
an Land aufnehmen. Verschiedene Saunen
oder Dampfbäder stehen hier genauso zur
Verfügung wie Ruheberei che und spezielle
Anwendungsbereiche. Massagen können
nicht nur bei Verspannungen helfen, son-
dern vor allem auch entspannen und für
ein neues Körpergefühl sorgen. Diverse
Kosmetikbehandlungen unterstütz endie
Haut dabei, genausoauszusehenwie man
sich fühlt. Gestärkt,selbstbewusstund erholt.
Schon beim nächsten Abendessen, bei
dem man normalerweise viel zu viele Kalo-
rien zu sich nehmen würde, achtet man
fast wie automatisch darauf, was man nun
isst. Leicht, wie man sich fühlt, ist auch das
Menü. Fast wie neug eboren kommt man
dann nach einer oder auch zwei Wochen
wieder nach Hause.
Auf den Geschmack gekommen, ist
die nächste Kreuzfahrt schnell gebucht.
Dann aber vielleic ht noch etwas intensiver
mit dem Fokus auf Wellness, Sport oder
Kulinarik. Nicht selten werden spezielle
Themenreisen angeboten, die die eigenen
Bedürfnisse noch stärker fokussieren.
Eigene Gourmetreisen, bei denen man nicht
nur lernt, gesund zu essen, sondern auch zu
kochen. Sportreisen mit dem Schwerpunkt
auf Yoga oder Biking sind e benso beliebt
wie entspannende Wellnessrundreisen
und werden auf unterschiedlichen Schiffen
angeboten.
Entspannt und fit von Bord dank Sport
und einer ausgewogenen Ernährung
Die Vielfalt und die Angebote sind groß,
allein das, was einem während einer Kreuz-
fahrt bereits ohne zusätzlichen Aufpreis
ermöglicht wird, stellt die meisten Hotels
an Land bereits in den Schatte n. Ganz zu
schweigen von den Angeboten, die man
dann noch zusätzl ich buchen kann.
Auch wenn es im Volksmund gerne heißt,
dass eine Kreuzfahrt lediglich dazu dient,
auf jeder Reise zwei Kilo zuzunehmen, weil
das kulinarische Angebot viel zu verführe-
risch ist und man sich oft nur wenig bewegt,
so geht es auch anders.
Gesundheit, Sport und eine ausgewogene
Ernährung können auch hier problemlos
im Vordergrund stehen. Und anstatt über-
sättigt und müde aus dem Urlaub zurück-
zukehren, kann man nach einer Kreuzfahrt
auch erholt, leicht und voller Lebensfreude
von Bord gehen. Wenn Körper und Gei st im
Einklang sind, durch die Erfahrungen und
Eindrücke, die man während seiner Reise
gewonnen hat, auf eine gesunde und inten-
sive Art und Weise.
Yoga aufdem Luxuscruiser
Gesund und schlank an Bord und nach zwei Wochen schlemmen mit ein paar Kilos zu viel
wieder runter vom Kreuzfahrtschiff? Es geht auch anders. Von M elanie Wepner
Yog a bring t Körper und Geist in Einklang – und eignet sich perfekt für di e tägliche Dosis Sport auf ei nem Kreuzfahrtschif. FOTO N ICOLASMCCOMBER/ISTOCK
Ers t Lückenbüßer, dann
Luxusattraktion: Die
Geschichte der Kreuzfahrt
beginnt wenig spektakulär.
Im Laufe des vergangenen
Jahrhunderts entwickelten
sich die Reisedampfer aber
zur Erfolgsgeschichte.
VONOLIVERSCHMIDT
E
in „tadelloser Plan winterlic her
Verwendung ansonsten unrentabel
hindämmernden Schiffsraums“ sei
die Kreuzfahrt, so lautete der erste
positive Kommentar, den Albert Ballin für
seine Idee einer Lustreise zur See erhielt. Auf
so einen Satz muss man erst mal ko mmen.
Hingeschnarrt in die winterlic he Landschaft
Cuxhavens hat ihn kein Geringerer als
Kaiser Wilhelm II., der zufällig des Weges
kam, als die „Augusta Victoria“ zur ers-
ten Kreuzfahrt rüstete. Das war am
- Januar 1891, und der rührige Hapag-
Direktor hatte bis dahin nur mitleid ige Blicke
geerntet für seinen Einfal l, zahlungskräft i-
ger Klientel den Winter zu versüß en. Zu nah
noch waren entbehrungsreiche Überfahrten
mit Segelschiffen oder mit Dampfern, denen
es an Kühlmöglichkeit für Lebensmittel, an
Hygiene und ärztlicher Versorgung man-
gelte. Wilhelm ließ sich noch rasch Papier
und Bleistift geben, um die Form eines
Dampfers zu skizzieren, wie er zur Abschöp-
fung amerikanischer Millionärsdollars
besonders geeignet sei. Sein schwungvolle r
Klippersteven ziert noch heute das Gros der
Kreuzfahrtschiffe.
Tatsächlich ging das Umdenken
erstaunlich schnell. Schon 1900 lief mit der
„Prinzessin Victoria Luise“ das erste reine
Kreuzfahrtschiff vom Stapel. Die Regel aber
blieb, dass die um Luxus wetteifernden
Linienschiffe immer dann Kreuzfahrten
anboten, wenn ihnen die rechte Auslast ung
fehlte. Kein noch so heller Kopf kann ver-
hindern, dass seine Erfindung missbraucht
oder für politische Zwecke instrumenta-
lisiert wird. Und so fand sich die bis dahin
professionellste Umsetzung der Kreuz-
fahrtidee in der KdF-Fl otte von Robert Ley,
nach dem eines der zwölf geplanten Schiffe
sogar benannt war. Immerhin elf waren bei
Kriegausbruch fertig. 1945 war von der
deutschen Kreuzfahrt nichts mehr übrig –
noch nicht einmal die Lust, eine solche Reise
zu unternehmen. Erst nach den Reisewellen
nach Österreich, Italien und Spanien schaute
sich die „Wir-sind-wieder-wer“-Gesellschaft
Ludwig Erhards nach einer elitären Reise-
form um. 1958 ging für die Hapag mit der
„Ariadne“ ein fast neues Charterschiff
auf Kreuzfahrt nach Norwegen und ins
Mit telmeer. Unter dem Titel „Der Faden
reicht vom Nordkap bis Port Said“ berich-
tete ein junger Journalist in der F.A.Z ., wie
das Schiff in den Häfen des Mittelmeeres
bestaunt wurde und sich die Ankunft in
Windeseile herumsprach. Gerade groß
genug fand der junge Mann, der mit
seinen Eltern reiste, das 7500 Tonnen große
Schiff, als dass man dem Seegang trotzen
könne, und übersichtlich genug, um sich
gut zurechtzufinden. Er bemängelte hin-
gegen, dass bei 300 Passagieren eigentlich
250 Besatzungsmitglieder nötig seien, um
besten Service zu garantieren, und mut-
maßte einen geizigen Kaufmann und seinen
Rotstift hinter dem – aus heutiger Sicht –
tadellosen ein Crewmitglied auf ein einhalb
Passagiere-Verhältnis. Der Chronist hieß
übrigens Rolf Seelmann-Eggebert.
Erster Luxusdampfer stammte
aus Hamburg
In Hamburg war es bezeichnenderweise ein
Däne, der als Erster ohne falsche Zurückhal-
tung an den Aufbau einer Passagierreederei
gehen konnte. Der junge Axel Bitsch-
Christensen startete 1 958 mit der
„Hanseatic“, einem aufwendig umgebau-
ten Gebrauchtschiff, das im Nu die Herzen
der Hamburger erobert hatte. Schon 1962
legte „Herr ABC“, wie man ihn respektvoll
nannte, eine Bauabsichtserklärung für ein
reines Kreuzfahrtschiff vor. 1969 ging die
TS „Hamburg“ auf Jungfernfahrt. Eine
Luxus-Konkurrenz zur Alttonnage, die
griechische und italienische Reedereien im
Mit telmeerbewegten, undden Schiffen unter
Sowjetflagge, dieals Devisenbeschaffer
fungierten. Ironie des Schicksals, dass die
stolze „Hamburg“ nur fünf Jahre später in
der Ölkrise eb enfalls Hammer und Sichel am
Schornstein trug.
Keine andere Erfindung hat sich so lange
ohne nennenswerte Veränderung behaup-
tet. Über hundert Jahre blieb die Kreuzfahrt
einer kleinen Oberschicht vorbehalten,
grassierten die nur zum Teil berechtigten
Vorurteile, man sei an Bord eingesperrt,
müsse dauernd essen und sich umziehen,
werde seekrank und sei Teil einer vergreis-
ten Reisegesellschaft. Die Achtziger brachten
drei wichtige Meilensteine, aber keine Ver-
änderung. Mit dem Satz „Det mach ick uff
deutsch“ läutete der TV-Produzent Wolfgang
Rademann, der gerade im amerikanischen
Fernsehen das „Love Boat“ gesehen hatte,
den Beginn der Sendung „Das Traumschiff“
ein – großer Bahnhof für die klassische
Kreuzfahrt, Gift hingegen für den Wunsch,
junges Publikum für Seereisen zu begeistern.
Das Schif als Reiseziel
Das schaffte eher die „Norway“. Der norwe-
gische Reeder Kloster kaufte 1979 den eins-
tigen Stolz der Grande Nation, die „France“.
Aus dem letzten reinen Linienschiff wurde
in 33 Wochen auf der Bremerhavener Lloyd-
Werft der erste Mega-Liner für die Karibik
mit der Maxime „Das Schiff ist das Ziel der
Reise“. Als Großmutter aller heutigen Spaß-
dampfer fuhr sie 23 Jahre mit Broadway-
Show, Tauchkurs und zwei Shopping-Meilen
durch Amerikas Badewanne. Mit der 1981
in Dienst gestellten „Astor“ tauchte ein
weiterer Vor- und Querdenker auf: Kapitän
Raimund Krüger. Der Abenteurer hatte eine
geradezu kindliche Freude daran, seinen
Passagieren mehr zu zeig en, als der Prospekt
versprach: Seitenarme des Amazonas, den
Strand von Copacabana, die Forschungsinsel
Jan Mayen, die Antarktis, nichts war ihm
zu exotisch oder nautisch zu anspruchs-
voll. Mit großen, eistauglichen Schlauch-
booten machte er die Expeditionskreuzfahrt
salonfähig.
Das seit hundert Jahren fällige Umden-
ken in deutschen Köpfen brachte Aida. Die
vier bunten Buchstaben aus Rostock ver-
mochten glaubwürdig, überkommene Vor-
stellungen der Seereise aus den Köpfen zu
vertreib en. Ab 1996 lockten sie Landratten
auf See. Die Clubschiffe wurden zum Motor
der deutschen Kreuzfahrt. Anders als in den
Vereinigten Staaten sind aber deutsche See-
reisende Weltentdecker geblieben. Während
Riesenschiffe mit 6000 Passagieren versu-
chen, den Landgang überflüssig zu machen,
haben die Kussmund-Cruiser ihre Fahrpläne
auf fast 200 Häfen ausgedehnt, bie tet Hapag-
Lloyd Cruises die exotischsten Strecken an,
heimst die „Hamburg“ regelmäßig Preise für
bestes Routing ein. Albert Ballin wäre mit
„seinen“ deutschen Kreuzfahrern zufrieden.
Vom Keller
insRampenlicht
IMPRESSUM
Schiffahrten
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Redaktion:Kim Berg, Julia Hoscislawski (verantwortlich)
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