Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.11.2019

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SEIT E 6·DONNERSTAG, 14.NOVEMBER 2019·NR.265 Bildungswelten FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


W


er als Geisteswissenschaft-
lerhäufigjenseitsdesÄrmel-
kanals zu tun hat,kennt die-
se Reaktion:Kollegen fra-
genmit hochgezogener Braue, ob wir in
Deutschland nochganz beiVerstand sei-
en. Wirhätten, heißt es dann meist, ein
hochkompetitives Wiss enschaftssystem
auf dem Altar der Europäisierunggeop-
fert und seien nun drauf und dran, das
Deutscheausden Hörsälen zuverbannen.
Wiesollten sie da noch, ärgern sichdie
Kollegen, ihren wissenschaftlichenNach-
wuchs davonüberzeugen, die Sprache
Goethes und Schillerszulernen.
Dafür,das Totenglöckchen für dieWis-
senschaftssprache Deutschzuläuten, ist
es zu früh. Lediglich1519 der 20 053Stu-
diengängeinDeutschlandwerden in eng-
lischer Sprachegelehrt, und nochimmer
publizieren deutsche Wissenschaftler
überwiegend in ihrer Muttersprache, je-
denfalls in den meistenGeisteswissen-
schaf ten. Dochkommen auchaus Sicht
derHumanwissenschaftendie Einschläge
näher.UniversitätenverlangenvonNeu-
berufenen, dasssie bereit und in der Lage
sind,aufEnglischzulehren.InZielverein-
barungen wirdfestgeschrieben, dass
soundsoviele Publikationen in internatio-
nalen –selbstverständlich anglophonen –
Fachorganen zu publizieren seien. Dritt-
mittelanträgesind auf Englischvorzule-
gen;internationaleWissenschaftlerarbei-
tenandeutschen Hochschulen, ohne
selbstGrundkenntnisse der Landesspra-
chezuerwerben. Da wirkt derVorstoß
des bayerischenWissenschaftsministers
BerndSibler,dieHochschulenseinesBun-
deslandes zu ermächtigen, nachErmes-
sen rein englischsprachigeStudiengänge
einzurichten, wie einWeckrufauchfür
die PhilosophischenFakultäten:Wielan-
ge nochwirddas Deutsche alsWissen-
schaftssprache zu halten sein?
Gewis sbetrifftSiblersBrief an die
Hochschulleitungen zunächstdie Inge-
nieur-,Natur-undLebens-,aberauchvie-
le Sozialwissenschaften. Hier zuerst dro-
hen dieRestbestände des Deutschen aus
den Hörsälen zu verschwinden, wenn
sichdeutscheFakultäten bald soweit in-
ternationalisierthaben, dassallenfalls

das Mensaessen ahnen lässt,woman sich
befindet.DochsolltensichGeisteswissen-
schaftler nicht zu sicher fühlen: Hoch-
schulleitungensind allenthalben mit En-
thusiasmus auf den Internationalisie-
rungszug aufgesprungen, und in diesem
Zugspricht man Englisch.
Längstnämlichist ein Verständnis von
InternationalisierungauchindenPhiloso-
phischenFakultäten angekommen, das

der Muttersprache dasWasser abg räbt.
BestimmteFächer wie die Linguistik sind
den Ingenieur-und Naturwissenschaften
bereits soweit gefolgt, dasshier kaum je-
mand mehr auf Deutschpubliziert. Zu-
gleichwächs tderDruck,einenglischspra-
chiges Lehrangebotzuschaffen, weil an-
geblichnur so derKampfumd ie interna-
tional hellstenKöpfegewonnenwerden
kann. DerVerzicht auf die Lehrsprache

Deutschwirdselbstunter Vertretern der
hermeneutischenWissenschaftenschon
als Standortvorteil gepriesen.Wenn man
nicht Angebote auf Englischvorhalte,
heißt es, seienAustauschprogramme mit
dem europäischenAusland bloße Ein-
bahnstraßen.
Das gilt auchumgekehrt. A ttraktiv für
Studenten sindfast nur Erasmus-Studien-
plätzeim englischsprachigenAusland, al-
lenfalls nochanUniversitäten, die über
englischsprachigeStudienprogrammever-
fügen.Fatalerweise hat die Modularisie-
rungder StudiengängenichtdieMobilität
der Studentengeförd ert, sondernsie eher
sesshaftergemacht.Ein neues Land über
das Studium in der dortigen Landesspra-
chekennenzulernen, erscheint ihnen un-
terdem Druckdes dauernden Geprüft-
werdens als unkalkulierbares Risiko. An-
statt also dieVielfalt der europäischen
Wissenschaftssprachen als Chance zu be-
greifen, streben auchdie Geisteswissen-
schaf teneiner trostlosen sprachlichen
Monokultur zu, in der deutscheWissen-
schaftsstandorte gegenüber ihren angel-
sächsischenKonkur renten hoffnungslos
ins Hintertreffenzugeraten drohen.

International ist nicht Englisch
Natürlic hist Wissenschaftohnehin eine
internationale Unternehmung; daswar
sieauc hundvoralleminderZeit,alswis-
senschaftliche Mehrsprachigkeit selbst-
verständlichwar.Wie die Sprachwissen-
schaftlerinRoswithaReinbothegezeigt
hat, is tdie heutigeDominanz des Engli-
schen aucheine Konsequenz sehr hand-
fester sprachpolitischer Entscheidungen
nachdemEr stenWeltkriegundspäter. In-
ternationalität istjedochein pluralisti-
sches Konzept,daskaummitderAnbiede-
runganeineeinzig eWissenschaftssprach-
kultur kompatibel sein dürfte.
DieGleichsetzungvonInternationalität
mit Anglophoniekonter kariertden euro-
päischenGedanken,indemsiedieWissen-
schaf taus derfaktischenkulturellen und
sprachlichenVielfalt Europas herauslöst.
Gernwirdübersehen, dassWissens- und
Wissenschaftstransfer in die europäischen
Gesellschaftennur gelingen kann, solange
die europäischen Sprachen auchals Wis-

senschaftssprachen fungieren. Die Bürger
der europäischen Länder,die mit ihren
SteuergeldernWissenschaftermöglichen,
dürfenbeanspruchen, anWissenschaftin
ihrer jeweiligen sprachlichenAusprägung
auchpartizipierenzukönnen.Vorallem
fördertder Erhalt der europäischen Wis-
senschaftssprachen den sprachlichenAus-
bau der Gemeinsprachen, wie umgekehrt
Wissenschaftvon den sprachlichenRes-
sourcen zehrt,dieindenGemeinsprachen
vorgehaltenwerden.
DaswärejenePluralität,dieeineBegeg-
nung mit dem Anderenund Fremden er-
möglicht, die,wie der Philosoph Bernhard
Waldenfelssagt,Grundbedingungfürjegli-
cheInnovation is t. WerDifferenznivel-
liert, versündigt sichamwissenschaftli-
chen Fortschritt .Eine pluralverstandene
Internationalisierung würde die europäi-
schen Kulturen in ihrem Bestand sichern,
in ihrerWeiterentwicklungförder nund in
ihrem Aust ausch befruchten. Eskann
nicht sein, dassFunktionseliten, die sich
bereit sals anglophonverstehen, ohne es
tatsächlichzusein, über das Einfallstor
sprachlicher Monokulturganz Europa mit
derProgrammatik derLänder überformen
möchten, die dem europäischen Gedan-
kenerklärtermaßen amfernsten stehen.
In de rLehre is ttäglic hzubeobachten,
wie schwerStudenten wissenschaftliches
Denken schon in derMuttersprachefällt.
Nochviel schlechteristes,wiedieLinguis-
tenChristianFandrychund Betina Sed-
laczek gezeigt haben, um die sprachlichen
VoraussetzungenvonStudenten wie Do-
zenten in den anglophonen,sogenannten
internationalen Masterstudiengängen be-
stellt.Wissenschaf tund Innovationsind
kaum möglich, wenn die sprachlichen
Grundlagenfehlen.EsisteinKennzeichen
deutscher Hochschullehre, dassdortnicht
einfach irgendwelche Faktenvermit telt
werden,sondernesihrinbesterHumboldt-
scher Traditiondarumzutunist,anwissen-
schaftliches Denkenheranzuführen. Dies
geschieht diskursiv –und das nicht nur in
den Geisteswissenschaften. Dis kursivität
bedarfherausragenderSprach- und damit
Verstehens-, Differenzierungs-und Argu-
mentationskompetenz, nichtnurimFachli-
chen, sondernauchimGemeinsprachli-
chen. DieVorstellung, Wissenschaftinei-

nem reduzier tenIdiom, einer Lingua
franca, betreibenzukönnen, istwissen-
schaftswidrig. Denn auf dieseWeisewür-
deder Reichtumandiskursiven,perspekti-
vischen und denkerischen Zugängen zu
wissenschaftlichenGegenständenundFra-
gestellungen inakzeptabel beschnitten.
Während viele, dieWissenschaftauf Eng-
lischbetreiben, nochden Luxus hatten,
sich ihreGegens tände auf Deutschaneig-
nen zukönnen, würde die Anglophonisie-
rung grundständigerLehre den wissen-
schaftlichen Nachwuchsum wesentliche
Erkenntnisvoraussetzungen bringen.Wer
nachdem Abitur akademische Bildung
nur nochauf Englischerfährt, dem dürfte
sich das Universum derkulturellen,philo-
sophischen und wissenschaftlichenTradi-
tionen des eigenen Landeskaum nocher-
schließen.Sokann sichinnerhalbweniger
Jahrzehnte eineKulturnation demVerges-
senüberantworten,daseinerwissenschaft-
lichenBefassungmitdeneigenenTraditio-
nen dann auchnicht mehr bedarf.
Die gegenwärtig überall in Europa zu
beobachtenden Renationalisierungsten-
denzen dürften sic hnicht zuletzt aus der
Furchtvor solchen Entwicklungen spei-
sen. Bezeichnenderweise hat ausgerech-
netdie AfD das Thema Deutschals Wis-
senschaftssprache für sichentdeckt, und
dies sicher nicht in einerWeise, die dem
europäischen Gedankenverpflicht et ist.
Werein demokratisches Europa will,
mussdie Mehrsprachigkeit–gerade auch
die wissenschaftliche–mit allen Mitteln
fördern. DieRegierungenvonBund und
Länderntäten deshalb gut daran,robust
für das Deutsche alsWissenschaftsspra-
cheeinzustehen, und ganz bestimmt
nicht, um insNationale zurückzufallen,
sondernumeinen Beitrag zurKontinui-
tätvonkulturellerIdentitätundDifferenz
zu leis ten. Sie käme dann nicht nur euro-
päischen, sonderndem weltweitenZu-
sammenspielvonWissenschaftlernüber
die Landesgrenzen hinwegzugute.

BernadetteMalinowski lehrtNeuereDeut-
sche undVergleichende Literaturwissenschaft
in Chemnitz; Michael Sommer lehrtAlteGe-
schichteinOldenburg. Sie sindVorsitzender
bzw.StellvertretendeVorsitzende des Philoso-
phischen Fakultätentags.

D


er Bildungsrat istzum Schei-
tern verurteilt“, sagt Baden-
Württembergs Kultusministe-
rinSusanneEisenmann (CDU)
in ihrer unnachahmlichen Deutlichkeit.
Die Koordinatorin der unionsregierten
Länder in der Kultusministerkonferenz
(KMK) macht schon langekeinen Hehl
mehr daraus, dasssie den Bildungsrat für
vollkommen überflüssig hält.Dasserim
Koalitionsvertrag der großen Koalition
steht,hindertsieni chtdaran.„DieBedürf-
tigkeitsprüfung bei der Grundrenteist
auchgestorben“,obwohlsie im Koalitions-
vertragstehtund anderes mehr.Wenn
das Zielvonmehr Vergleichbarkeit er-
reicht werde,se iderGei st desKoalitions-
vertrags verwirklicht.Eisenmann will ei-
nen entsprechendgeschä rftenund bin-
dendenStaatsvertrag.Sie nehmedie Dis-
kussionüber den Bildungsföderalismus
sehrernst,„mir geht es tatsächlich um
mehrVergleichbarkeit“, sagteEisen-
manndieser Zeitung.
Pikanterweise waresausgerechnet
Horst Seehofer (CSU), der bei denVer-
handlungen des Koalitionsvertrags für
denBildungsratgekämpfthatte.BöseZun-
genbehaupten, er habe damit nur seinen
damaligenKultusminister Ludwig Spaen-
le(CSU)ärgernwollen,derstriktdagegen
war. Der jetzt amtierende bayerische Kul-
tusministerMichael Piazolo (FreieWäh-
ler) hält es für einen „Grundfehler“, dass
der Nationale Bildungsrat imKoalitions-
vertragverankertwurde. Ministerpräsi-
denten, die ebenfalls zu denUnterhänd-
lernder Union gehörten, wollen nichts
mehr wissenvomBildungsrat.Jedenfalls
steht BayernsMinisterpräsident Markus
Söder (CSU) nicht allein mit seiner An-
kündigung, notfalls aus dem Bildungsrat
auszusteigen,ihnalsogarnichter stzustan-
dekommenzulassen.„Esisteinbürokrati-
sches Monstrum, das am Ende aus Berlin
in die kleinen Schulstuben hineinregiert
und in die Klassenzimmer.“ Bayernwolle,
dassdie Klassenzimmer nachwie vorre-
gionalgestaltet werden und nicht zentral
verwaltet werden.
Auch Hessens MinisterpräsidentVol-
kerBouffier (CDU) undNord rhein-West-
falens Ministerpräsident Armin Laschet
(CDU) wollen vomBildungsrat nichts
mehrwissen. NurSchleswig-HolsteinsMi-
nisterpräsident Daniel Günther(CDU)

scheint dem Gremium nochetwas abge-
winnen zukönnen. DiePosition des ba-
den-württembergischen Ministerpräsi-
dentenWinfried Kretschmann (Grüne)
istohnehinklar,erwürdeeinenBildungs-
ratinder Ministerpräsidentenkonferenz
auf jedenFall dur ch ein Veto blockieren.
Minde stensdreiweit ereMinisterpräsiden-
tenwürden inzwischen mit ihmstimmen.
Bei den unionsregiertenLänderninder
Kultusministerkonferenzhatsicheineein-
heitliche Linie für einen so klaren und
alle Länder bindenden Staatsvertrag
durchgesetzt, dassihnen allen ein Bil-
dungsrat vollkommenüberflüssig er-
scheint.Bei den SPD-regiertenLändern
istdie Lag euneinheitlicher.Wer außer
Ties Rabe denStaatsvertrag eigentlich
will, is tjedenfalls nicht eindeutig. Einige
Länder scheinen den Bildungsratvoral-
lem deshalb zu befürworten, weil der
Staatsvertrag bei entsprechend scharfen
FormulierungenfüreinigeLändereinOf-
fenbarungseid wäre.Dazu zählen Bre-
men, Berlin, aber auchRheinland-Pfalz

und das Saarland. Diese Länder hätten
mit sprunghafterhöhten Anforderungen
für dasAbitur ihreMühe. „Macht es doch
einfac halle wie Bayern,und las st die
bayerischen Erleichterungen, die es auch
gibt, weg“, würde man den Ländernam
liebstenzurufen. Dochdazu wirdesnicht
kommen,auchwenn es die einfachste
Möglichkeitwäre.
HamburgsBildungssenatorTies Rabe
(SPD), zugleichKoordinator der sozialde-
mokratischgeführtenLänder,sagte: „Der
imKoalitionsvertragvereinbarteNationa-
leBildungsrat wirdseitMonatenvonUni-
ons-Bildungsministern in den Ländern
blockiert.DabeiliegteineLösungderoffe-
nen Fragen seit langem auf demTisch.
Dennochist die Blockade sogar nochver-
schär ft worden.“ Er bedauredie Ableh-
nung der Unions-Ministerpräsidenten
und Kretschmanns. Der Öffentlichkeit sei
nichtzuvermitteln,denBildungsratunter
„fadenscheinigenVorwänden“ zu beerdi-
gen. „Wenn dieUnions-Länder ihreBlo-
ckadenichtaufgeben,halteich denNatio-

nalen Bildungsrat für eingescheitertes
Projekt.Die SPD in Bund und Ländern
steht dagegen nach wievorfür Gespräche
zur Verfügung.“ Mit einerKampfabstim-
mung zum Bildungsrat scheiterte Rabe in
derKMK.Sokonfrontativwiebeiderletz-
tenSitzung warensichA-und B-Seite sel-
tenbegegnet. Sowohl die Entscheidung
über den Bildungsrat als auchüber den
Staatsvertrag wurdenvertagt.Nachwo-
chenlangemStreit zwischen Bund und
LändernüberdieStimmenverhältnisseim
Bildungsrat kamdieser Schrittnicht über-
raschend.DemStaatsvertragkanndie Ver-
schiebung nur zugutekommen, denn mit
AllgemeinplätzenwürdeermehrSchaden
anrichten als nutzen.Wenn es den Län-
dernnicht gelingt,eineinheitlichesSchul-
system,einheitlicheAbiturprüfungen,ein-
heitlicheVorbereitungen, klareund über-
allgeltende RegelungenüberdieHilfsmit-
telund dieKorrekturen zu treffen, is ter
sinnlos. Die Qualität desStaatsvertrags
wirdunweigerlichüber dieZukunftdes
Bildungsföderalismus und damit auch

überdieZukunftderKultusministerkonfe-
renz entscheiden.
Nurwennes gelingt,derwachsendenAb-
neigun ggegenüberdem Bildungsföderalis-
mus entschieden entgegenzutreten, is ter
zu retten. Zumindestdarin hatBundes bil-
dungsministerin Anja Karliczek (CDU)
recht. Voneiner Beerdigung desBildungs-
rats wil lsie übe rhaupt nichts wissen. Sie
wirdnichtmüde,dieEckpunktefürdenBil-
dungs ratzurühmen. Denn die „Erarbei-
tungübergreifenderundpraktikablerEmp-
fehlungen zurWeiterentwicklung de sBil-
dungssystems“ zu leistensei seineAufga-
be. Si ehältBildungsratund Staatsvertrag
für komplemen tär. „Ich begrüß eessehr,
wenn di eLände rsichineinem neuen
Staatsv ertrag daraufverständigen ,dass
etwa dasAbitur besserverg leichbarwird.
Es is tnicht überzeugend, dassjedesLand
für sic hentscheidet,obund wi evieleAuf-
gaben es sichaus de mgemeinsamenAb-
itur-Aufgabe npool nimmt“,sagteKar-
liczekder „BerlinerZeitung“. Das Bundes-
bildungsministerium hat sichdazuent-
schlos sen, denKoalitionsvertragbuchs ta-
bengetreu zu erfüllen,und spannt damit
dieGeduld der eigenenParteifreunde in
derKultusministerkonferen zaufdie Folter.
Siche rist der Streit um denBildungsrat
dazuangetan,dieKM Kzuspaltenundihre
Exis tenzstärkerdennjeinFrage zustellen.
Wennesnichtgelingt ,denBildungsfödera-
lismus durcheinen Staatsvertragmit kla-
renVerpflichtungenabzusichern,wirdsich
seine Erosionkaumnochaufhalten lassen.
Ein Expertengremiumfür ungeklärte
ProblemlagenimBildungswesen und de-
renstrategischeLösungkönnte sichdie
KMKauchohnedenBildungsratgeben.Al-
lerdingskämeesdanndaraufan,unabhän-
gigeBildungsforscher zu berufen, un ddie
gibteshierzulandesogutwienicht.Zumei-
nen handeltessichnochimme rumeine
überschaubar eGruppevon in ternational
renommierten Wissenschaftlern,zum an-
dernsind si ealle bei irgendeine mpoliti-
schen Auftrag geber in derPflicht .Umso
wichtiger wärees,aufMaulkorberlasseund
Sprachregelungen zu verzichten .Damit
könnte die KMK gleichbeimInstitut zur
Quali tätsentwicklungimBildungs wesen
(IQB) beginnen. Je mehrFreiheitder Di-
rektorinPetraStanatzuges tanden würde,
desto wirkungsvollerkönnte sie arbeiten.
Ursprünglichhatten der frühereGene-
ralsekr etär derKultusministerkonferenz
Eric hThies und der Bildungshistoriker
Heinz-ElmarTenorth einen Bildungsrat
vorgeschlagen, der nach demVorbild des
Wissenschaftsrats aufgebaut istund unge-
löste Probleme desgesamten Bildungssys-
tems wie dieÜbergängezwischen Bil-
dungsinstitutionen, den Lehrermangel in
den Blicknimmt und Empfehlungen aus-
spricht .Sowohl Thies als auchTenorth
warklar,dassder Bildungsrat nur dann
wirkenkann, wenn er imUnte rschied zu
demVorgänger gremium dersiebzigerJah-
re Politik undVerwaltung mit einbezieht
und nichtvonLobbyis tendominiertwird.
Darüberhinaus sollteernicht nur unver-
bindlicheEmpfehlungenveröffentlichen,
sonderndie Länderverpflichten, zumin-
desteine der Empfehlungen zuverwirkli-
chen. Da sichdie Länder in derKultusmi-
nisterkonferenz aber nur auf eine unver-
bindlicheKonstruktion einlassenwerden,
istkaum nochdamit zu rechnen.

Streitpar teien: Die Landes-
kultusminister Eisenmann
(CDU),Rabe (SPD)und
Lorz(CDU) mit Bundesbil-
dungsministerinKarliczek
(CDU) in Berlin
Foto Krohnfoto

Denglischist


ungeeignet


WissenschaftbrauchtMehrsprachigkeit


VonBernadetteMalinowski


und Michael Sommer


Mehrsprachigkeit istdas Ziel :Lektürevon Originaltexten FotoImago


Ein Nationaler


Bildungsratsteht im


Koalitionsvertrag,


aber er spaltet die


Kultusminister–hat


er überhauptnoch


eine Chance?


VonHeikeSchmoll,


Berlin


Mehr Streit warlangenicht

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