Süddeutsche Zeitung - 07.11.2019

(nextflipdebug5) #1

Unselige Klinik-Konkurrenz


„Experiment gescheitert“ (2./3. Novem-
ber), weil „lediglich“ die Nebenwirkungen
geringer sind? Wer die Nebenwirkungen
konventioneller Bestrahlung am eigenen
Leib erlebt hat, der weiß, dass man diesen
Vorteil nicht hoch genug einschätzen
kann. Meinen Erfahrungen nach liegen die
Gründe für das Scheitern des Rinecker-
Protonenzentrums (RPTC) eher am Verhal-
ten der Münchner Kliniken: Ich sollte vor
vier Jahren wegen einer Krebserkrankung
am Klinikum rechts der Isar in München
(MRI) behandelt werden. Wegen der mir be-
kannten (und im Nachhinein voll bestätig-
ten) Vorteile der Protonenbehandlung
brachte ich dort die Behandlung am Rine-
cker Protonen-Therapiezentrum (RPTC)
zur Sprache. Sowohl der Leiter der HNO-
Abteilung am MRI als auch die Leitende
Ärztin der dortigen Strahlentherapie teil-
ten mir mit, dass eine Behandlung meines

Karzinoms am RPTC absolut nicht in Frage
käme. Auch auf hartnäckiges Nachfragen
meinerseits weigerten sie sich, diese Ent-

scheidung näher zu begründen. Es kam
mir vor, als bestünde dort ein regelrechtes
Informationsverbot. Am RPTC dagegen

wurde ich umfassend informiert, auch
über die Tatsache, dass die Münchner Kli-
niken aufgrund der offenbar höchst undi-
plomatischen Vorgehensweise Dr. Rine-
ckers jegliche Zusammenarbeit mit dem
RPTC verweigern. Ich bin heilfroh, dass ich
mich gegen den Rat der Ärzte am MRI für
die Protonenbehandlung entschieden ha-
be. Ich finde es schlimm, dass ich mir in die-
ser Notlage überlegen musste, welche In-
teressen meine Ärzte eigentlich verfolgen.
Das Patientenwohl jedenfalls hatte am
MRI eindeutig nicht die höchste Priorität.
Bernd Lücking, München

Der AfD Grenzen aufzeigen


Ich habe höchsten Respekt vor Herrn Kuff-
ler („Kuffler will AfD nicht im Seehaus ha-
ben“ vom 2./3. November). Als Kriegskind
ist mir die Terminologie „Zuchtmeister,
Stall ausmisten, etcetera“ sehr bekannt!
Mein Vater war damals ebenso mutig und

verweigerte dem Gauleiter den Zutritt zu
seiner Schuhmacherwerkstatt. Gott sei
Dank hat es ihm nicht geschadet. Ich wün-
sche mir, dass den AfD-Leuten unmissver-
ständlich die Grenzen aufgezeigt werden
und Herr Kuffler viele Nachahmer findet.
Franz Xaver Lohner, Bad Wörishofen

Der heilige Kevin


Der Artikel zu den Namenstagen („Es ge-
schah um Michaeli herum“, 2./3. Novem-
ber) ist ja sehr schön und wichtig, aber
über die Behauptung der geschätzten Ka-
barettistin Monika Gruber „es gebe eben
keinen heiligen Kevin und keine heilige
Mandy“ würden Iren weinen: Kevin ist im-
merhin der Schutzheilige von Dublin (6.Ju-
ni)! Und Mandy kommt – über Amanda –
von Amandus, erster Bischof von Stras-
bourg (26.Oktober). Das zeigt, wie sehr die
Heiligen leider in Vergessenheit geraten
sind. Wolfram Steckbeck, Nürnberg

WEITERE BRIEFE


„Zunehmendbewölkt“ vom 26. Oktober
über die Bayerische Akademie der Schö-
nen Künste und ihren Umgang mit dem
verurteilten Professor Siegfried Mauser:


Ich gratuliere Sabine Reithmaier auf das
herzlichste für ihre wirklich erhellende
Darstellung der Satzung und Gepflogenhei-
ten in der Bayerischen Akademie der Schö-
nen Künste. Man fasst sich an den Kopf,
wenn man liest, dass allein die Musikabtei-
lung 44 Mitglieder umfasst, und fragt sich,
wie viele Mitglieder die Akademie insge-
samt hat und fragt sich weiter, ob und wie
diese honorigen Herrschaften honoriert
werden. Und wer dafür verantwortlich ist
und ob der Souverän, bestehend aus uns
Steuerzahlern, darüber informiert wird. Es
ist doch grade in diesen Tagen bei allen
möglichen Anlässen von Transparenz die
Rede. Sehr bemerkenswert erscheint mir
auch die Tatsache, dass für den Ausschluss
eines Mitglieds dieses hohen Gremiums ei-
ne Dreiviertelmehrheit erforderlich ist.
Gilt das auch für den Fall der Berufung?
Am allerallerbesten hat mir gefallen,
dass Frau Reithmaier den ehemaligen Aka-
demiepräsidenten Dieter Borchmeyer des-
sen unerschütterliche Pro-Mauser-Hal-
tung mit dessen Aussagen in seinem Leser-
brief vom Mai 2016 konfrontierte: „Ge-
wiss, läge wirklich kriminelles Fehlverhal-
ten (Mausers) vor, ... würde das auch durch
seine bedeutende Lebensleistung schwer-
lich aufgewogen.“ Erich Fischer, München


„Eine Schlange auf dem Weg zum Zoo“
vom 4. November:

Die U-Bahn reicht doch


Ist dem Autor eigentlich bewusst, dass in
unmittelbarer Nähe des Tierparks eine Hal-
testelle der U-Bahnlinie 3 vorhanden ist?
Die Besucher auch an den Wochenenden
bequem und schnell in den Tierpark
bringt. Mich entsetzt die Aussage von
Christine Strobl, dass man das Parkhaus
brauche, weil auswärtige Besucher kaum
mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an-
reisen. Wieso nicht? Und warum denkt
man nicht ernsthaft darüber nach, wie
man (alle) Besucher gerade dazu ermun-
tern könnte, anstatt mit einem Parkhaus
zusätzliche Blechlawinen anzulocken? Wie
wäre es, wenn man die gerade an den Wo-
chenenden vorhandenen Kapazitäten an
den Park&Ride-Parkplätzen sinnvoll ins
Spiel brächte? Zum Beispiel, indem man
(Familien-)Karten im Vorverkauf anbietet,
die kostenloses Parken am Park&Ride und
MVV-Nutzung enthalten. Anstatt jahre-
lang über nicht realisierbare Projekte
„nachzudenken“, wäre das eine schnell um-
setzbare, pragmatische Lösung. Wir schrei-
ben das Jahr 2019, und München braucht
bezahlbare Wohnungen, das sollte im Fo-
kus der Kommunalpolitiker liege. Frau
Strobl, bitte bauen Sie Wohnungen auf frei-
en Flächen und keine Parkhäuser!
Margit Merkle, München

Naturschädlicher Luxus


Sorry, aber die Idee eines neuen Parkhau-
ses, noch dazu im Landschaftsschutzge-
biet, ist mit Recht auf Eis gelegt. Hella-
brunn ist mit U-Bahn und Bus sehr gut er-
reichbar, ebenfalls per Fahrrad. Für wen
braucht man mehr Parkplätze? Ich bin oft
am Wochenende dort und sehe Besucher
aus München, die mit SUV anreisen, für
zwei Kinder, zwei Kinderwagen plus 2 Rol-
ler plus halber Kinderzimmereinrichtung.
Besucher von außerhalb können Park+Ri-
de-Parkplätze nutzen, deren Kosten ihnen
beim Eintritt gutgeschrieben werden.
Oder man könnte einen Expressbus am Wo-
chenende einrichten. München will weg
vom Individualverkehr, da sollte man Park-
plätze eher verknappen und lieber Eltern
und Kindern eine umweltfreundliche An-
reise ermöglichen. Gaby Reuß, München

„Freizeitkollaps“ vom 19./20. Oktober:

Mehr ÖPNV ist die Lösung


Als ein Zeitgenosse, der schon längere Zeit
jedes Jahr in Murnau urlaubt, kann ich die
Probleme gut nachvollziehen. Allerdings
sollte in diesem Zusammenhang (siehe
Überfüllung des Parkplatzes der Herzog-
standbahn) auch auf die Rolle des Öffentli-
chen Personennahverkehrs (ÖPNV) in die-
ser Region noch näher eingegangen wer-
den. Nutzt man als Gast die Gästekarte in
sinnvoller Weise – auf bestimmten Busli-
nien und Bahnstrecken ab Murnau kann
man kostenlos damit fahren – gerade auch
am Wochenende, so werden Probleme of-
fensichtlich.
An einem Samstagmorgen war der Bus
von Murnau nach Kochel (Besuch des Wal-
chenseekraftwerks) zur Abfahrtszeit und
auch noch längere Zeit danach, nicht an
der Haltestelle am Bahnhof Murnau vorge-
fahren. Leider besitzt dieser ansonsten

sehr schön renovierte Bahnhof keinerlei In-
formationstafeln/Anzeigetafeln an der
Bushaltestelle, weshalb Verspätungen
oder gar Ausfälle nicht angezeigt werden
können; offensichtlich soll man in einem
solchen Falle einen Wahrsager befragen.
Am folgenden Sonntagmorgen fuhr dann
der Bus tatsächlich zur angegeben Zeit ab.
Als Problem erweist sich, dass zum Bei-
spiel die Busfrequenz an Samstagen/Sonn-
tagen auf der Strecke vom Walchensee
nach Kochel stark ausgedünnt ist (zum
Teil Intervall von drei Stunden; 10.26 Uhr –
13.26 Uhr), weshalb offensichtlich viele
Menschen dem Auto den Vorzug vor dem
ÖPNV geben. Dies gilt natürlich auch für
andere Linien und Ziele. Was das für einen
Ort wie Kochel an einem Wochenende für
Konsequenzen hat, kann bei einer Wande-
rung vom Kraftwerk zur Ortsmitte und um-
gekehrt sinnlich wahrgenommen werden
(Lärm und Gestank durch Abgase der Auto-
kolonnen, die sich durch den Ort Richtung
Kesselbergstraße und in umgekehrter

Richtung bewegen). Da mit einer Reduzie-
rung der Menge an Ausflüglern auch in Zu-
kunft nicht zu rechnen ist, sollte man zu-
mindest über eine Verbesserung des ÖPNV-
Angebots nachdenken und probeweise ei-
ne Taktverdichtung einführen.
Alfons Wiedemann, Meerbusch

Alpentäler müssen handeln


So viel Verständnis wie der Artikel für die
Demo der Walchenseer zeigt, so wenig
Ideen für die Lösung des Problems werden
präsentiert. Deswegen nachfolgend ein
Vorschlag, der für viele Alpentäler eine gu-
te Lösung darstellen könnte: Erstens: Bau
eines großen Parkhauses, zum Beispiel zwi-
schen der Autobahnausfahrt Murnau/Ko-
chel und Großweil (eventuell noch ein wei-
teres nahe der Ausfahrt Sindelsdorf). Zwei-
tens: Einrichten eines zeitweise dicht ge-
takteten Busverkehrs vom Parkhaus bis
Walchensee (und weiter) an Wochenenden
und Feiertagen. Drittens: Sperrung der

Straße von Kochel nach Walchensee (Aus-
nahme: Anlieger) an Wochenenden und Fei-
ertagen.
Vorteile: Ende der Wochenendstaus auf
der Straße, ein Bus könnte circa 25 Pkw ein-
sparen (statt bis zu 6000 Fahrzeugen pro
Tag weniger als 400). Gute Verdienstmög-
lichkeit für die Gemeinden und Busanbie-
ter durch Parkgebühren, und praktischer-
weise könnten die Parktickets auch als Bus-
tickets gelten. Erhebliche Verringerung
der Emissionen auf der Straße. Keine zuge-
parkten Straßen am Walchensee, Ausflüg-
ler und Anwohner sparen Zeit und Nerven.
Über die Busse könnte auch eine Verbin-
dung zur Bahn (Murnau, Kochel) geschaf-
fen werden. Ergänzend möglich wäre
auch, einen Direktbus ohne Zwischenhalt
vom Parkhaus zur Herzogstandbahn anzu-
bieten.
Auch für viele andere Alpentäler (zum
Beispiel: Parkhaus bei Vorderriß und Bus-
se für das Engtal) könnte das eine Lösung
sein. Karlheinz Höfele, Elchingen

→ In „Das bayerische Troja
und seineWeinberge“ (29. Ok-
tober) und auch schon im Bei-
trag „Bayerns geplünderte
Schatzkammer“ (19. September 2012) wur-
den die Ausgrabungen auf dem Bullen-
heimer Berg irrtümlich Unterfranken zuge-
schlagen. Zwar grenzen an den Bullen-
heimer Berg sowohl der Regierungsbezirk
Unterfranken als auch der von Mittelfran-
ken an. Laut der amtlichen bayerischen
Landesdenkmalliste befindet sich der
Ringwall auf dem Bullenheimer Berg aber
auf Gebiet der Gemeinde Ippesheim, Land-
kreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim



  • und damit in Mittelfranken.


→ Im Leserbrief „Bärige Erinnerungen“
(30. Oktober) heißt es, der berühmte Pro-
blembär „Bruno“ (amtlich: JJ1) sei „nach
mehrjähriger Präsentation im Münchner
Museum ‚Mensch und Natur‘ jetzt im Hei-
matmuseum“ von Ruhpolding ausgestellt.
Das ist falsch. Richtig ist, dass der im Jahr
1835 als „letzter in Deutschland lebende
Bär“ erlegte (namenlose) Braunbär nach
jahrelanger Präsentation im Münchner
Museum „Mensch und Natur“ im Jahr
2008 ins Ruhpoldinger Heimatmuseum
umziehen durfte. Der ausgestopfte Bär
„Bruno“ wird weiterhin im Münchner Mu-
seum gezeigt.


→ In „Wir sind Freiwild“ (30. Oktober)
über die schwierige Anstellungssituation
der Lehrbeauftragten an Musikhochschu-
len hieß es, die Bundeskonferenz der Lehr-
beauftragten an Musikhochschulen plane
einen Gang vor das Bundesverfassungsge-
richt. Die Information beruhte auf einem
Missverständnis. Tatsächlich hegt die Bun-
deskonferenz zwar verfassungsrechtliche
Bedenken gegen die aktuelle Praxis, plane
derzeit aber keinen Gang vors Gericht.


→ In „Zum Gruseln“ (2./3.November)
über das Museum in Kloster Banz bedür-
fen einige Angaben der Korrektur: In der
orientalischen Sammlung werden keine
„Schrumpfköpfe“, sondern Mumienköpfe
ausgestellt. Ursula Männle ist noch bis
zum 1. Januar 2020 Vorsitzende des Vor-
standes der Hanns-Seidel-Stiftung und
wird danach von Markus Ferber abgelöst.
Oliver Jörg hat als neuer Generalsekretär
die Nachfolge Peter Witterauf angetreten.


Christkind und Geisterfahrer


AKADEMIE DER KÜNSTE

Befremdlicher


Corpsgeist


ZOO-PARKHAUSPROJEKT

Ein komplett


falscher Anreiz


WOCHENENDSTAU AN DEN ALPEN


Gegen den Kollaps helfen bessere Bus-Angebote


„Die hämischeFratze des Rassismus“
vom 2./3. November und Kommentar
„Phalanx gegen die Hetze“ vom 4.Novem-
ber:

Ein oberbayerischer AfD-Provinzler, der
das Nürnberger Christkind der Jahre
2019 und 2020 in solch einer üblen Art
und Weise angreift, absurde Vergleiche
mit dem Migrationshintergrund von
Benigna Munsi und dem Aussterben der
Indianer anstellt und dem Ruf der Fran-
kenmetropole als Stadt der Menschen-

rechte extrem schadet, hat entweder sein
Geschirr nicht mehr vollständig in der
Küche oder ist mit einem Intelligenzquoti-
enten unter Null unterwegs. Das haben
wohl auch die Nürnberger Blauen er-
kannt und sich für den politischen Geister-
fahrer aus dem Münchner Land zügigst
entschuldigt. Immerhin. Verbleibt noch
der Parteiausschluss des oder der Wirr-
köpfe, die so einen Mist in das Internet
gestellt haben. Erfolgt dieser nicht, manö-
vriert sich die AfD ins Abseits.
Claus Reis, Schwabach

Ein Beispiel für viele überlastete Straßen an den Alpen: die Kesselbergstraße zwischen Kochelsee und Walchensee. FOTO: HARRYWOLFSBAUER

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R4 (^) FORUM & LESERBRIEFE Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257 DEFGH
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