Frankfurter Allgemeine Zeitung - 07.11.2019

(Greg DeLong) #1

I


n den Gassen des Großen Basars
von Teheran drängen sich die Leu-
te. Alles scheint wie immer, doch
der Eindruck täuscht. Die wenigs-
ten verlassen den Basar mit Ein-
käufen. Sie sind nur gekommen, um zu
schauen. „Denn sie können sich nichts
mehr leisten“, klagt ein Händler. Die Prei-
se steigen schneller als die Einkommen.
„Vor acht Jahren hat ein Kühlschrank vier
Millionen Rial gekostet, heute muss man
dafür 43 Millionen Rial auf den Tisch le-
gen“, sagt der Mann. Das entspricht 340
Euro.
Auch an den Teppichen, die in den Gas-
sen gestapelt sind, flanieren die Men-
schen vorbei. In leeren Geschäften sitzen
die Händler hinter ihren Schreibtischen,
schauen auf ihre Smartphones und war-
ten vergeblich auf Kundschaft. Seit einem
Jahr sei sein Umsatz um 90 Prozent einge-
brochen, klagt einer von ihnen. Export
gebe es nicht mehr, und Einheimische
kauften kaum noch. Früher habe er am
Tag zwei bis drei Teppiche verkauft, seit
drei Wochen aber keinen einzigen mehr,
erzählt er. So geht es vielen.
„Natürlich wirken die Sanktionen“, sagt
der Händler resigniert. „Aber sie treffen
nur die einfachen Leute, nicht die ganz
oben.“ Jeden Tag dächten die Menschen,
schlimmer könne es nicht mehr kommen.
Der nächste Tag werde aber noch schlim-
mer. Verschlechtert hat sich die Lage, seit
der amerikanische Präsident Donald
Trump im Mai 2018 den Ausstieg Ameri-
kas aus dem Atomabkommen mit Iran er-
klärt und amerikanische Sanktionen wie-
der in Kraft gesetzt hat. Iran soll nichts
mehr exportieren können und ist vom in-
ternationalen Finanzsystem ausgeschlos-
sen. Das beeinträchtigt den Import erheb-
lich. Sanktioniert werden Produkte, Unter-
nehmen und einzelne Personen.
Doch Iran exportiert nach wie vor, und
es fließen Devisen in das Land. Ein Indiz
ist die wundersame Stabilisierung der
Währung. In der ersten Jahreshälfte 2018
war der Rial auf ein Viertel seines vorheri-
gen Wertes geschrumpft. Seither ist sein
Wert aber wieder um mehr als 30 Prozent
gestiegen. Der Ölexport ging in den ver-
gangenen Monaten fast auf null zurück.
Iran exportiere aber weiter petrochemi-
sche Produkte, Kupfer, Eisen, Keramik
und Agrarprodukte, sagt der Parlaments-
abgeordnete Ahmad Anaraki Mohamma-
di, der stellvertretende Vorsitzende des
Wirtschaftsausschusses. Wichtigster Ab-
nehmer sei weiterhin China. Die Bank
Kunlun ist beauftragt, den Handel mit
Iran abzuwickeln. „Bei jeder neuen Sank-
tion finden wir im Außenhandel neue
kreative Wege“, sagt der Abgeordnete. Zu-
dem mache jede Sanktion Iran ein Stück
autarker.

Ende September hat Iran den Ausbau
seiner petrochemischen Industrie ange-
kündigt. Bis zum Jahr 2025 werde die Pro-
duktionskapazität auf 133 Millionen Ton-
nen verdoppelt, sagt ein Manager aus der
Branche. Das diene neben dem Export
auch dazu, bisherige Importe durch eige-
ne Produktion zu ersetzen. 1979, im Jahr
der Revolution, hatte die einheimische
Produktion noch bei einer Million Ton-
nen gelegen. „Seither sind wir trotz der
Sanktionen zum führenden petrochemi-
schen Anbieter geworden“, sagt der Ma-
nager.
Leicht seien die Sanktionen jedoch
nicht zu umgehen, deutet ein anderer ira-
nischer Unternehmer an. Er will – wie
alle anderen befragten Geschäftsleute –
nicht namentlich genannt werden. Aber
das System scheint zu funktionieren. „Wir
reden nicht darüber, sonst würden wir un-
ser Geschäft gefährden“, sagte er. Das
oberste Gebot laute: so intransparent wie
nur möglich sein.
Offensichtlich beauftragt der Staat je-
doch private Geschäftsleute, im Import
in seinem Namen aufzutreten. Das sei
nicht ohne Risiko, sagt der Unternehmer.
Das Unternehmen müsse die Zahlung,
etwa für den Import von Medikamenten,
auf verschlungenen Wegen an den Ver-
käufer bringen. An jeder Stelle könne die
Überweisung mit dem Argument zurück-
gehalten werden, das Geld stamme aus
Iran. Man müsse damit rechnen, dass das
Geld verlorengehe.
Iran hat also Wege gefunden, den Au-
ßenhandel ohne den amerikanischen Dol-

lar abzuwickeln. Einiges ist aber schwieri-
ger geworden, seit die amerikanische Re-
gierung im Mai die letzten Ausnahmege-
nehmigungen für den Bezug iranischen
Erdöls aufgehoben hat. So hat China den
Ölimport aus Iran eingestellt, bezieht aber
weiterhin große Mengen anderer petroche-
mischer Produkte. Das Geld dafür fließt je-
doch nicht nach Iran. Es bleibt zur Finan-
zierung von Importen in China, das unver-
ändert der größte Lieferant ist. Die neue
Schwierigkeit besteht darin, dass die petro-
chemischen Unternehmen Irans die Erlö-
se aus dem Export benötigen, um ihre In-
vestitionen zu finanzieren.
Schwieriger geworden ist auch das Ge-
schäft mit Indien. Iran exportiert kein
Erdöl mehr an den zweiten wichtigen
Handelspartner, aber auch kaum petro-
chemische Produkte. Damit entfällt In-
dien auch als Land, aus dem Iran impor-
tieren kann. Eine unverändert geringe Be-
deutung hat für Iran das Geschäft mit
Russland. Nicht realisiert wurde beispiels-
weise die Idee, dass Russland iranisches
Erdöl auf den Weltmärkten verkauft und
im Gegenzug Waren nach Iran liefert.
„Die Sanktionen treffen nicht nur
Iran, sie treffen auch Europa“, wettert
ein iranischer Geschäftsmann. Die Sank-
tionen verschließen den europäischen
Unternehmen den iranischen Markt. Die
meisten deutschen Unternehmen haben
sich aus Furcht vor amerikanischen Stra-
fen längst aus dem Land zurückgezogen.
Selbst wenn sich die Lage besserte, wäre
nicht damit zu rechnen, dass sie umge-
hend zurückkehrten, heißt es. Vielmehr

würden sie die Entwicklung erst einmal
weiter beobachten.
Deutsche Unternehmen wickeln der-
zeit nur noch sogenannte Restgeschäfte
ab. Sie addieren sich auf eine im Vergleich
zu früheren Exportzahlen sehr geringe mo-
natliche Summe von 120 Millionen Euro.
Für das geringe Volumen spielt neben den
Sanktionen auch die Wirtschaftskrise in
Iran eine Rolle. Auffällig sei, heißt es, dass
für den Handel mit Iran in Deutschland
stets kleinere Firmen gegründet würden.
Wenn sie liefern, gehen die Produkte sehr
oft an Händler in der Türkei. Die reichen
sie weiter nach Iran und lassen sich das
gut bezahlen. Das Geld zur Bezahlung soll
über verschlungene Wege über türkische
Banken oder über Banken in Dubai flie-
ßen. Aber auch das Iran-Geschäft Dubais
soll zuletzt stark zurückgegangen sein.

Ü


ber die Türkei und andere
Nachbarstaaten Irans wie
Usbekistan und Aserbai-
dschan gelangen dringend
benötigte Arzneimittel in
das Land. Geliefert werden sie von Toch-
tergesellschaften großer pharmazeuti-
scher Unternehmen, bezahlt werden sie
vom iranischen Gesundheitsministeri-
um. Ahmad Ghavidel, der Direktor des
privaten Zentrums für Hämophilie in Te-
heran, schlägt jedoch Alarm. Er wirft der
amerikanischen Regierung Heuchelei
vor. Arzneimittel seien zwar von den
Sanktionen ausgenommen. Solange Iran
aber vom internationalen Finanzsystem
abgekoppelt sei, könne es die Medika-

mente nicht mit einer einfachen Überwei-
sung bezahlen, sondern müsse kostspieli-
ge Umwege in Kauf nehmen. Zudem hät-
ten große Pharmakonzerne die amerika-
nische Sanktionsbehörde OFAC um eine
schriftliche Erklärung gebeten, was sie
nach Iran liefern dürften, und nie eine
Antwort erhalten.
So werden Medikamente, die legal nur
schwierig zu beschaffen und damit
knapp sind, oft geschmuggelt. Astrono-
misch gestiegen sind Preise für Krebsme-
dikamente, Antibiotika und Plasmafrak-
tionen, die gerade Ghavidels Zentrum be-
nötigt–für die Behandlung der Bluter-
krankheit. Sein privates Zentrum ist in ei-
nem Land, in dem das Gesundheitswe-
sen zu einem großen Teil staatlich organi-
siert ist, eine Besonderheit. Finanziert
wird es vor allem durch Spenden. Den
Großteil der Behandlungskosten über-
nimmt gleichwohl Irans Gesundheitsmi-
nisterium. Stolz ist Ghavidel vor allem
darauf, dass das Zentrum vom deutschen
Paul-Ehrlich-Institut zertifiziert wurde.
Damit gehört es dem Weltverband für Hä-
mophilie an.
Die Vorräte gehen jedoch zur Neige,
und mitunter ist deswegen das Leben von
Patienten in Gefahr. So etwa im Falle ei-
ner Frau, die auf neue Präparate für eine
spezielle Form der Bluterkrankheit war-
tet. Sie werde sonst zu Tode bluten, warnt
Fereydoun Ala, der das Zentrum gegrün-
det hat und medizinischer Leiter ist. Auch
bei der Behandlung von Krebskranken
spitze sich die Lage zu. In den vergange-
nen drei Monaten sei es immer schwieri-
ger geworden, Medikamente ins Land zu
bekommen, sagt Ghavidel.

Es sei eine Frage der Zeit, wann das Lei-
den beginne, sagt der 1931 geborene Ala.
Er zählt zu den bekanntesten Ärzten
Irans und arbeitet auch mit 88 Jahren
noch fast jeden Tag im Zentrum. „Die ein-
fachen Menschen leiden unter den Sank-
tionen, nicht die Repräsentanten des Staa-
tes.“ Auch Ghavidel beschreibt die Sank-
tionen als „stillen Krieg“ gegen die Zivil-
bevölkerung. „Das Völkerrecht sieht Re-
geln und Beschränkungen für die Füh-
rung eines konventionellen Kriegs vor“,
sagt er. Es gebe jedoch keine humanitä-
ren Regeln zu Sanktionen. Dabei müssten
solche Regeln, so Ghavidel, gerade die
schwächsten Bevölkerungsgruppen schüt-
zen, die unter den Sanktionen leiden. An
die Europäer gerichtet sagt er: „Es reicht
nicht, Bedauern zu zeigen. Wir wollen,
dass Europa handelt.“ Die Vereinigten
Staaten seien für humanitäre Argumente
nicht mehr empfänglich.
Im Basar liest der Teppichhändler im-
mer noch auf seinem Smartphone. Er
glaubt nicht daran, dass sich die Situati-
on bald verbessert. Sie sei schlechter als
jemals zuvor. In den Jahren des Krieges
gegen den Irak von 1980 bis 1988 hätten
viele Menschen noch reichlich Ersparnis-
se gehabt, so dass sie über die Runden ge-
kommen seien.Das ist heute nicht mehr
der Fall. Der Staat gibt seine knappen Res-
sourcen in Syrien, dem Irak, im Libanon
und im Jemen aus. „Dabei brauchen wir
das Geld doch hier“, sagt der Händler em-
pört. Zwar fänden die Iraner immer Wege,
um die Sanktionen zu umgehen. „Solange
sie aber auf dem Land lasten, wird nichts
besser.“

Mitch McConnell hatte bisher niemand
ins Spiel gebracht. Dann tat es Donald
Trump selbst. Gestützt auf die Ergebnisse
aus Kentucky, schrieb er am Mittwoch-
morgen auf Twitter, werde der Mehrheits-
führer im Senat im kommenden Jahr ei-
nen großen Sieg erringen. Der amerikani-
sche Präsident war am späten Dienstag-
abend mit ziemlich schlechten Nachrich-
ten ins Bett gegangen. In der Gouver-
neurswahl in dem Bundesstaat im Mittle-
ren Westen lag der Kandidat der Demo-
kraten knapp vorn. Zwar gestand der re-
publikanische Amtsinhaber die Niederla-
ge noch nicht ein. Klar war aber: Das Si-
gnal, das der angeschlagene Präsident
sich ein Jahr vor seiner eigenen Wahl er-
hofft hatte, war ausgeblieben.
Und McConnell? Der Senator aus Ken-
tucky steht nächstes Jahr ebenfalls zur
Wiederwahl. Wie viele andere Republika-
ner mit einer wechselvollen Beziehung zu
Trump muss ihn das Wahlergebnis ins
Grübeln bringen. Das ist in einer Zeit, in
der der Präsident sich angesichts des
Amtsenthebungsverfahrens, das derzeit
im Repräsentantenhaus vorbereitet wird,
auf den Senat verlassen muss, höchst un-
erfreulich. Zumal McConnell als Mehr-

heitsführer in der zweiten Kammer nach
einer Amtsanklage eine maßgebliche Rol-
le zukommt. Hält das Zweckbündnis zwi-
schen den Konservativen und ihrem un-
konventionellen Präsidenten, wenn
Trump keine Wahlsiege mehr liefert?
Die Schlussfolgerungen aus dem Wahl-
tag sind vielschichtig: Trump war am
Montagabend noch nach Lexington ge-
reist, um auf einer Kundgebung für Matt
Bevin zu werben. Der hatte vor Wochen
in Umfragen deutlich hinter seinem demo-
kratischen Herausforderer Andy Beshear
gelegen, befand sich aber auf einer Auf-
holjagd. Für Trump war dies ein Test: Er
selbst sorgte für eine Verquickung mit
den Impeachment-Ermittlungen: Die
Wähler in Kentucky dürften nicht zulas-
sen, dass „Linksradikale“ gegen den Präsi-
denten putschten, der für sie kämpfe.
Die „Hexenjagd“ habe eine „wütende
Mehrheit“ entstehen lassen, welche die
Demokraten nun aus den Parlamenten
wähle, hatte er in Anspielung auf Richard
Nixons „schweigende Mehrheit“ gesagt.
Und er hatte warnend hinzugefügt: Soll-
ten die Republikaner in Kentucky verlie-
ren, würde das heißen, er habe eine bitte-
re Niederlage erlitten. „Das dürft ihr

nicht zulassen“, rief Trump. Der Präsi-
dent hatte also alles in die Waagschale
geworfen.
Am Mittwoch verwies er dann darauf,
dass er aus einer Wahl, die bereits gelau-
fen gewesen sei, noch ein Kopf-an-Kopf-
Rennen gemacht habe. Unter dem Strich
bleibt aber stehen: Den Demokraten war
es gelungen, einen Bundesstaat, den
Trump 2016 mit 30 Prozentpunkten Vor-
sprung vor Hillary Clinton gewonnen hat-
te, zu drehen. Noch am Dienstag erklär-
ten sie sich zum Wahlsieger, obwohl es zu
einer Neuauszählung kommen könnte. Re-
gionale Faktoren haben gewiss eine Rolle
gespielt: Die Unbeliebtheit Bevins etwa
und der Umstand, dass Beshear, der Sohn
eines früheren Gouverneurs, über einen
hohen Bekanntheitsgrad verfügt.
Die Demokraten feierten nun das Re-
sultat von Kentucky und Siege an ande-
ren Orten so, als sei Trump-Land bereits
abgebrannt. In Virginia war es ihnen erst-
mals seit 25 Jahren gelungen, die Mehr-
heit in beiden Parlamentskammern zu er-
ringen. Der Präsident hatte vor Wochen
noch prophezeit, er werde den Bundes-
staat, der sich traditionell in einen von
den Demokraten dominierten Norden

und einen republikanischen Süden teilt,
2020 erobern. In Mississippi verteidigten
die Republikaner zwar das Gouverneurs-
amt. Doch lag der Kandidat der Demokra-
ten nur sechs Prozentpunkte hinter dem
künftigen Regierungschef Tate Reeves,
was die Partei als kleinen Erfolg betrach-
tet. Den Südstaat hatte Trump 2016 näm-
lich mit 18 Prozentpunkten Vorsprung
vor Hillary Clinton gewonnen. Insgesamt
wurde am Dienstag ein Trend erkennbar:
Die Demokraten erobern die Vorstädte
zurück. Das ist die gute Nachricht für die
Partei. Die schlechte lautet: Viele ihrer
Kandidaten gingen demonstrativ auf Di-
stanz zu den Debatten ihrer Präsident-
schaftsbewerber, in denen die Linken den
Ton angeben. Auch mieden die regiona-
len Bewerber im Wahlkampf weitgehend
das Thema Impeachment.
Doch auch für die Republikaner dürfte
der Umgang mit der Ukraine-Affäre im
Lichte der Wahlergebnisse Diskussionen
hervorrufen. Dabei vergrößert sich das
Problem einer nicht kohärenten Verteidi-
gungsstrategie noch vergrößern. Am
Dienstag wurde nämlich bekannt, dass
ein namhafter Zeuge seine Aussage geän-
dert hatte. In einem Schreiben an die er-

mittelnden Ausschüsse des Repräsentan-
tenhauses korrigierte sich Gordon Sond-
land, der amerikanische Botschafter bei
der EU, in einem entscheidenden Punkt:
Er gestand nun ein direktes „quid pro
quo“ ein.
Sondland teilte mit, dass er entgegen
seiner bisherigen Aussage im Gespräch
mit einem ukrainischen Regierungsvertre-
ter am 1. September den Zusammenhang
zwischen der amerikanischen Militärhilfe
für Kiew und den von Trump gewünsch-
ten Ermittlungen hergestellt habe. Er
habe gesagt, dass eine Wiederaufnahme
der Zahlungen wohl nicht erfolgen wer-
de, wenn Kiew sich nicht verbindlich zur
Korruptionsbekämpfung verpflichte,
über die beide Seiten seit Wochen gespro-
chen hätten. Gemeint war ein öffentli-
ches Statement, in dem der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj Ermitt-
lungen gegen Joe Biden und dessen Sohn
Hunter ankündigt.
In seiner Aussage Mitte Oktober hatte
Sondland noch gesagt, er wisse nicht, ob
ein solcher Zusammenhang bestanden
habe. Der Botschafter reagierte mit der
Korrektur offenkundig auf den Vorwurf,
er habe den Kongress getäuscht. Trump

hat bisher Zeugen vorgeworfen, die vor
dem Kongress nahegelegt hatten, Trump
habe die Ukraine mit der Militärhilfe er-
presst, sie seien Parteigänger der Demo-
kraten. Im Falle Sondlands ist das schwie-
rig. Der Hotel-Unternehmer ist ein ausge-
wiesener Trump-Unterstützer und Groß-
spender. Seinen Botschafterposten hatte
er seiner Wahlkampfhilfe zu verdanken.
Mit der Aussage bricht endgültig die bis-
herige Verteidigungsstrategie des Präsi-
denten zusammen.
X-mal haben Trump und seine Unter-
stützer hervorgehoben, es habe kein „quid
pro quo“ gegeben. Auch wurde behauptet,
die Ukraine habe gar nicht gewusst, dass
die Militärhilfe zurückgehalten werde. Ein-
mal schien Mick Mulvaney, der Stabschef
des Weißen Hauses, einen Strategiewech-
sel auszuprobieren: In der Diplomatie
gebe es ständig ein Geben und Nehmen,
Außenpolitik sei immer auch Parteipoli-
tik. Kurz darauf wurde er von Trumps An-
wälten zurückgepfiffen. Während einige
Republikaner nun insistieren, Sondlands
Kehrtwende beweise nicht, dass Trump in-
volviert gewesen sei, wollen andere zu
Mulvaneys Lesart zurückkehren: So what?
Na und? (Kommentar Seite 10.)

Alle leiden: Auf dem Basar in Teheran können sich die meisten Besucher kaum noch etwas leisten, die Händler klagen über sinkende Verkaufszahlen. Und auch das private Zentrum für Hämophilie gerät in Schwierigkeiten,
weil Medikamente immer schwieriger zu beschaffen sind. Fotos Helmut Fricke

Brandgefahr in Trump-Land


Amerikas Präsident scheitert mit seinem Anti-Impeachment-Wahlkampf in Kentucky / Von Majid Sattar, Washington


Mit jedem Tag wird es schlimmer


Die amerikanischen


Sanktionen gegen


Iran bringen vor


allem die einfachen


Leute in Not. Im


Alltag mangelt es an


vielem – auch wenn


es Wege gibt, die


Maßnahmen zu


umgehen.


Von Rainer Hermann,


Teheran


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Politik DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019·NR. 259·SEITE 3

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