Der Spiegel - 09.11.2019

(Jacob Rumans) #1
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Handel


Mangelndes Interesse


an Real-Filialen


 Der Handelskonzern Metro droht auf
mehr Filialen seiner Supermarktkette
Real sitzen zu bleiben als erwartet. Der
Immobilieninvestor Redos hatte
ursprünglich mit Metro vereinbart, die
insgesamt 277 Filialen zu übernehmen
und zum größten Teil an Einzelhandels-
ketten weiterzuverkaufen. Etwa 60 Filia-
len wollte Redos zunächst gemeinsam
mit Metro weiterbetreiben. Mangels aus-
reichender Kaufangebote aber arbeiten
Redos und Metro nun an einem Alterna-
tivplan. Danach würden sie vorerst
100 Real-Läden behalten. Metro bliebe
daran mindestens drei Jahre lang mit
24,9 Prozent beteiligt. Metro hatte die


Angebotsfrist mehrfach gestreckt, zuletzt
hatten Interessenten bis zum 24. Oktober
Zeit. Kaufland, ursprünglich an rund hun-
dert Real-Filialen interessiert, gab jedoch
kein Angebot ab. Der Handelskonzern
Edeka hat beim Kartellamt für 87 Filialen
eine Kaufgenehmigung beantragt. An
Globus und Rewe könnte ein Dutzend
Läden gehen. Rund 40 Standorte gelten
als nicht rettbar und sollen geschlossen
werden. Ebenfalls 40 Filialen sollen bei
regionalen Händlern wie Bünting oder
Tegut untergebracht werden. Metro teilte
mit, das Konzept habe von Beginn an
vor gesehen, die Läden erst nach Eingang
der Angebote aufzuteilen. Nur wenn eine
Lösung für alle Real-Läden steht, kann
Metro den Verkaufsvertrag mit Redos
unterzeichnen. Vermutlich pokere Kauf-
land danach noch um Filialen, glauben
Insider. KIG

Elektroautos


Ein Drittel nutzt


gewöhnliche Steckdosen


 Die Fahrer von Elektroautos nutzen
erstaunlich oft Haushaltssteckdosen, um
ihr Fahrzeug mit Strom zu versorgen. Ein
Drittel kommt mit der gewöhnlichen
Steckverbindung von höchstens 3,7 Kilo-
watt aus. Die meisten sind damit auch
zufrieden, obwohl es deutlich leistungs-


stärkere Systeme gibt, so das Ergebnis
einer Studie des Karlsruher Fraunhofer-
Instituts für System- und Innovations -
forschung (ISI). Die Wissenschaftler
haben 432 E-Auto-Besitzer danach
befragt, wie sie ihre Autos laden. Fast
80 Prozent von ihnen verfügen über
einen festen Parkplatz auf dem eigenen
Wohngrundstück, ihnen steht deshalb
regelmäßig eine Lademöglichkeit zur Ver-
fügung. Ent sprechend laden mehr als die
Hälfte der Befragten das Auto zu Hause,
ein Viertel tut dies am Arbeitsplatz.
21-mal im Monat hängen sie ihre Fahr-
zeuge an die Dose, also alle ein bis zwei
Tage. Kaum genutzt werden bislang
öffentliche Säulen, sie nehmen laut der
Studie »einen geringeren Stellenwert
ein«. Deshalb sollte die Politik die
Voraussetzungen schaffen, dass in Miets-
häusern oder Eigentümergemeinschaften
die Installa tion von Ladeeinrichtungen
auf einfache Weise möglich sei, fordern
die Fraun hofer-Forscher. AJU

NURPHOTO / GETTY IMAGES

Flugverspätungen

Axa stellt


Versicherung ein


 Der französische Versicherungskon-
zern Axa will seine Flugverspätungsver-
sicherung Fizzy einstellen. Das Beson-
dere an dem Produkt war, dass es auf
Blockchain-Technologie basierte. War
ein versicherter Flug um mehr als zwei
Stunden verspätet oder wurde er ganz
gestrichen, wurde der Kunde automa-
tisch und ohne Antrag entschädigt. Die
Versicherungsdaten waren unveränder-
bar hinterlegt, der Abschluss erfolgte
rein digital. Die Axa sagt, Fizzy habe
»seine kommerziellen Ziele nicht
erreicht«, der Markt sei für das Produkt
noch nicht reif. Zudem habe man nicht
die richtigen Vertriebskanäle gefunden.
Grundsätzlich glaube man aber an Ver-
sicherungsangebote, bei denen anhand
von Daten und Algorithmen darüber
entschieden wird, ob, und wenn ja, zu
welchen Konditionen ein Risiko ver -
sicherbar ist. Seit Kurzem hat auch die
Hanse-Merkur-Tochter Berlin Direkt
Versicherung mit GetNeo ein Produkt
für die Absicherung von Flugverspätun-
gen im Sortiment. Auch dabei erfolgt
die Kompensation automatisch, jedoch
bereits ab einer Verspätung von
60 Minuten. Nach EU-Recht stehen
Pas sagieren ab drei Stunden Verspä-
tung Entschädigungen zu, doch häufig
sträuben sich die Fluglinien, das Geld
zu bezahlen. MUM

Volkswagen


Aufsichtsrat will neuen


Chef bei Audi einsetzen


 Der Volkswagen-Konzern will in den
nächsten Wochen einen neuen Chef für
die Premiumtochter Audi küren. Das
Thema solle bei der nächsten Aufsichts-
ratssitzung am 15. November behandelt
werden, heißt es aus Konzernkreisen. Für
den Posten ist der frühere BMW-Vorstand
Markus Duesmann, 50, seit Längerem vor -
gesehen. Er wird nach derzeitigem Stand
am 1. April 2020 an die Audi-Spitze
rücken. Duesmann soll bei der schwä-


chelnden Premiummarke
tief greifende Reformen
umsetzen. Der Ingenieur ist
der Wunschkandidat des
VW-Chefs Herbert Diess.
Auch die Eigentümerfami -
lien Porsche und Piëch for-
dern intern schon lange,
Audi müsse wirtschaftlicher
aufgestellt werden. Das
Unternehmen achte zu
stark auf die Auslastung seiner Werke in
Deutschland, statt die tatsächliche Nach-
frage in den Blick zu nehmen. Die Über-
produktion von Audi-Modellen habe zur
Folge, dass Händler oft Preisnachlässe

gewähren müssten. Aktuell
verhandeln Be triebsrat und
Audi-Führung darüber, die
Kapazitäten der Werke in
Ingolstadt und Neckarsulm
zu reduzieren. Eine Eini-
gung könnte be reits in der
kommenden Woche erzielt
werden. Ob die Personalie
nächsten Freitag schon offi-
ziell beschlossen wird, hängt
auch davon ab, ob der Konzern bis dahin
mit dem bisherigen Amtsinhaber Bram
Schot einig wird. Die Optionen reichen
von einem Verbleib im Vorstand bis hin
zum Ausscheiden aus dem Konzern.SH

ROLAND KRIVEC / DEFODI.DE
Duesmann

MARTIN BÄUML / IMAGO IMAGES
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