Penninn
Eymundsson
Hallgrímskirkja
Freyja Guesthouse
and Suites
Kaffifélagið
Snaps
Hotel Borg
Austurvöllur
Harpa
The Coocoo’s Nest
REYKJAVIK
500 m
Übernachten
Freyja Guesthouse
and Suites: Wer sich
hier einquartiert,
wohnt in sehr schönen
Räumen nahe der
Hallgrímskirkja. DZ ab
ca. 120 Euro, Freyju-
gata 39, Tel. +354/
615 95 55, http://www.
freyjaguesthouse.com
Icelandair Hotel Reyk-
javik Marina: Dieser
lange Bau liegt direkt
am Hafen und hat 147
attraktive Zimmer. DZ
ab ca. 150 Euro, Mý-
rargata 2, Tel. +354/
444 40 00, http://www.
icelandairhotels.com
Hotel Borg: Das Art-
déco-Haus gehört
zu den luxuriösesten
Unterkünften der
Stadt. DZ ab ca. 160
Euro, Pósthússtræti
11, Tel. +354/551 14 40,
http://www.keahotels.is
Essen und trinken
Snaps: Chefkoch Ste-
fan Melsted und sein
Team bereiten skan-
dinavisch inspirierte
Gerichte zu. Þórsgata
1, Tel. +354/511 66 77,
http://www.snaps.is
Kaffifélagið: In
dem kleinen Lokal
wird exzellenter
Kaffee serviert.
Skólavörðustígur 10,
Tel. +354/520 84 20,
http://www.kaffifelagid.is
The Coocoo’s Nest:
Das Bistro am Hafen
hat sich mit interna-
tionaler Küche einen
Namen gemacht.
Grandagarður 23,
Tel. +354/552 54 54,
http://www.coocoosnest.is
Aleppo: Zwei Syrer
ha ben das Café im Au-
gust eröffnet. Beson-
ders lecker: Baklava
und Kardamomkaffee.
Tryggvagata 13
Erleben
Penninn Eymundsson:
Diese Filiale der Buch-
handlung ist Helga-
sons Favorit. Große
Auswahl isländischer
Literatur. Austurstræ-
ti 18, http://www.penninn.is
Harpa: Das Programm
in Reykjaviks größtem
Konzerthaus, 2011
eröffnet, umfasst auch
Oper, Ballett und Co-
medy. Ingólfsgarður,
http://www.en.harpa.is
Tveir Hrafnar Listhús:
Viermal bereits hat
die Kunstgalerie Aus-
stellungen mit Helga-
sons Gemälden ge-
macht. Baldursgötu 12,
http://www.tveirhrafnar.is
Hallgrímur Helgason:
Infos zu Büchern,
Lesungen, Ausstellun-
gen unter http://www.hall
grimurhelgason.com
Tipps
Hotels, Lokale
und mehr in Reykjavik
Wir gehen die Laugavegur entlang. Die
Läden in der langen Einkaufsstraße haben
ihr Sortiment der Nachfrage der Touristen
angepasst, in den Schaufenstern liegen Sou-
venirs, Outdoorkleidung, isländische Strick-
mode. An einer der nächsten Querstraßen
steht der Amtssitz von Premierministerin
Katrín Jakobsdóttir, ein kleines unbewach-
tes Gebäude. Helgason ist mit Jakobsdóttir
befreundet, er schätzt sie sehr, ihre Koali-
tionspartner hingegen hält er für korrupt.
„Ich hoffe, dass sie sich durchsetzen kann.“
Licht nach der Dunkelheit
In der Austurstræti besucht Helgason den
Buchladen Penninn Eymundsson. Der
Schriftsteller schaut oft vorbei, um in Neu-
erscheinungen zu stöbern, auch seine Bü-
cher stehen hier. Vor dem markanten Bau
mit Glasfassade trifft er Bragi Ólafsson.
Früher spielte er Bass bei den Sugarcubes,
Björks ehemaliger Band. Heute ist er Dich-
ter. Die beiden tauschen Neuigkeiten aus.
Vor Kurzem, erzählt Helgason, hat er in
Umbrien am neuen Roman geschrieben,
unterstützt von der Civitella Ranieri Foun-
dation. Die Fortsetzung von „Sixty Kilos of
Sunshine“ ist Teil seiner nationalen Saga,
die Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt.
„Damals war Island das ärmste, kälteste,
dunkelste Land Europas. Wir wohnten in
Torfhütten und kämpften ums Überleben.“
Dann kam der Goldrausch durch den Fisch-
fang, „das Licht nach tausend Jahren Dun-
kelheit“. Es sei ein Roman über Menschen,
die Geld mehr lieben als alles andere. Und
über Geschichte, die sich wiederholt.
Helgason ist auf dem Platz Austurvöllur
vor dem Parlament angekommen. Während
der Finanzkrise 2008 haben die Bürger hier
gegen die Regierung protestiert. Vor dem
Denkmal des Politikers Jón Sigurðsson, der
für Islands Unabhängigkeit von Dänemark
kämpfte, studieren Touristen den Stadt-
plan. Wie war das, als der Crash kam? „Du
konntest fühlen, wie sich etwas verändert,
aber du konntest es kaum sehen“, sagt
Helgason. Dieselben teuren Autos fuhren
durch die Straßen wie zuvor. Auch die Häu-
ser standen noch, nur einige Neubauten
am Hafen blieben unvollendet.
„Ich glaube, wir haben etwas daraus ge-
lernt“, sagt Helgason. „Wir sind vorsichti-
ger geworden.“ Dabei kann man sie wieder
sehen, die vielen Baukräne, die einst die
Krise ankündigten. Islands Wirtschaft sei
stets Achterbahn gefahren, auf Armut folg-
te Reichtum, nach dem Crash kamen die
Touristen. „Das macht uns flexibel“, sagt
Helgason. „Wir denken wie Fischer: Wenn
Fisch da ist, fahren wir raus und fangen ihn.
Wenn nicht, machen wir etwas anderes.“ 2
Auch eigene Schicksalsschläge werden
Literatur. Im ersten autobiografischen
Roman „Seekrank in München“ schildert
Helgason, wie er als junger Mann in Flo-
renz vergewaltigt wurde. So hart es gewe-
sen sei, darüber zu schreiben – heute fühle
er sich freier. „Ich male anders, schreibe
anders“, sagt er. „Ich verstecke nichts mehr.“
Hallgrímur Helgason steuert das Kaffifé-
lagið an, sein Lieblingscafé. In den Regalen
stapeln sich Kaffeebohnen und Bücher. Hier
trifft er die Autorin Sigurbjörg Þrastardót-
tir, zufällig, er bestellt einen Cappuccino,
unterhält sich mit ihr. Das Café ist bei
Kulturschaffenden beliebt, Schauspieler,
Regisseure, Musiker gehen ein und aus.
Vor der Tür schlafwandeln Touristen die
Straße hinab, das Smartphone in der Hand.
Mit etwas Glück laufen sie Stars wie Björk
über den Weg oder Jón Þór Birgisson, Sän-
ger der Band Sigur Rós. Aufheben macht
niemand um sie. Weder die Einheimischen,
weil sie die Privatsphäre achten. Noch die
Touristen, weil kaum jemand sie erkennt.
Es ist erstaunlich: Rund 360 000 Men-
schen leben in Island, dennoch hat die
Insel berühmte Künstler hervorgebracht,
sogar einen Literaturnobelpreisträger:
Halldór Laxness, Helgasons Vorbild. Woher
dieses Übermaß an Talent? „Vielleicht liegt
es daran, dass wir so klein sind“, vermutet
Helgason. „Weil niemand uns etwas zu-
getraut hat, wollen wir es allen zeigen.“
Auch die Fußballnationalmannschaft kön-
ne an guten Tagen jedes Team schlagen.
Die Skulptur Sólfar, ein beliebtes Fotomotiv,
symbolisiert ein Wikingerschiff (o.). Im Kaffifélagið
trifft Helgason die Autorin Sigurbjörg Þrastardóttir
118 24.10.2019
REISE